Hallo zusammen, vielen lieben Dank für eure teilhabenden Worte.

Schwer wird es mit/für meine/n Eltern. Sie sind bis Mittwoch Abend im Urlaub und wir, mein Bruder und ich, haben entschieden es ihnen nicht zu sagen, um ihnen nicht den Urlaub zu verderben. So holt sie meine Schwägerin am Mittwoch am Flughafen ab und erzählt ihnen was passiert ist. Ich traue mir das nicht zu mit dem Auto an den Flughafen zu fahren und wie ein Häufchen elend ohne Babybauch dort zu stehen. Es fiel mir so schon schwer bei den Kurznachrichten so zu tun als wäre alles okay. Dann wollte mein Vater am Sonntag noch Videochat machen. Ich habe ihn aber vertröstet das ich unterwegs wäre…

Ja, heute war der Termin mit der Bestatterin. Sympathisch war sie mir nicht, aber sie soll ihren Job tun. Ich habe auf der Webseite Hopes Angel einen kleines Schiffchen aus Holz für ihn ausgesucht, indem er seine Reise antreten kann. Die Bestatterin bringt ihn mir am Donnerstag Nachmittag vorbei und ich werde ihn in sein Schiffchen betten und noch einmal Abschied nehmen. Ich freue mich darauf ihn wieder bei mir zu haben. Auch wenn es dann wirklich der letzte Abschied wird. Meine beste Freundin kommt dann noch dazu und hoffentlich meine Eltern. Dann fahren wir zu meiner Schwägerin auf Grundstück, wo er seine letzte Ruhe unter einem Baum finden soll.

Ich versuche mich abzulenken. Wenn ich etwas zu tun habe geht es halbwegs. Ich will dann noch einen Stein für ihn fertig anmalen. Einen Brief möchte ich ihm auch noch schreiben. Letzte Nacht war nicht schön. Habe geweint. Geschrien. Gehauen. Es war als würde jemand mein Herz in Hand nehmen und zerdrücken.

Ich komme aus Sachsen. Laut Bestattungsgesetzt gibt es halt für Sternchen unter 500 g meine Bestattungspflicht. Ich hätte ihn also im Krankenhaus als Sondermüll entsorgen können, die Sammelbeisetzung über Sternenkind e.V. oder halt selber kümmern. Man darf das Baby nur nicht selber mitnehmen, sondern dazu muss ein Bestatter beauftragt werden. Aber die holen ihn letztendlich „nur“ ab und bringen ihn mir nebst Schiffchen. Sie hatte zwar auch noch eine Trauerrede angeboten, aber ich möchte das klein im engsten Familienkreis. Ich habe Samen für eine Schmetterlingswiese gekauft. Dann bekommt er dann hoffentlich täglich fliegenden Besuch.

Gestern habe ich dann auch noch mal mit der Sternenkindfotographin geschrieben. Die Bilder von ihm sind fertig und die Abzüge in der Entwicklung. Sie hätte sie mir digital schon zugesendet, aber ich habe darum gebeten bis Donnerstag zu warten. Ein Schritt nach dem Anderen. Ich freue mich aber auf die Bilder. Sie werden in meiner Wohnung aufgestellt.

Da Annarose in ihrem Beitrag geschrieben hat, das sie Podcasts zum Thema hört, habe ich das heute Vormittag auch gemacht. Danke für den Tipp Annarose auch wenn ich beim Hören weinen musste.

Heute vor einer Woche warst Du noch in meinem Bauch und hast Blubberblasen an meine Bachdecke geschickt. Im Sinne des Selfcare habe ich mir gestern Abend eine Bauchmassage gegeben. Heute morgen die Hand aufgelegt, aber außer meinem Puls war nichts zu spüren. Heute ist es emotional auch wieder nicht so toll. War vorhin ein paar Erledigungen machen. Natürlich laufen einen Eltern mit ihren Kleinkindern über den Weg. Kann man ihnen schließlich nicht verbieten. Aber mir treibt es die Tränen in die Augen. Ich hätte das auch gerne mit Fritz erlebt. Meinen Kleinen quengelnd auf meinem Arm.

Ich habe so eine furchtbare Angst kein Kind mehr an die Hand zu bekommen. Ich werde immerhin schon 40 und der Weg zum positiven Test war so lang und steinig. Die Schwangerschaft mit Fritz war so perfekt verlaufen. Keine Probleme gehabt und sein errechneter Entbindungstermin genau an meinem Geburtstag. Das wäre das wunderschönste Geschenk geworden. Ich weiß gar nicht wie ich feiern soll wenn doch einer fehlt.

Der Oberarzt hat mich eben angerufen. Die Plazenta wurde eingeschickt. Das Labor dauert ungefähr 4 Wochen und er rechnet nicht damit, dass etwas rauskommt. Der Arztbrief dauert daher noch etwa so lange. Der Abstrich der Gebärmutter war auch unauffällig. Es lag keine Infektion vor. Damit bleibt der Befund unklar und vermutet einen schwachen Muttermund.
Wenn ich noch einmal schwanger bin soll ich mich frühzeitig melden (bereits im 1. Trimester). Er übernimmt gerne eine engmaschige Betreuung und empfiehlt eine prophylaktische Cerclage (etwa 14.-15. SSW). Ob er auch die FTMV anbietet kann man ja klären wenn es so weit ist. Schwanger werden ist nicht so einfach für mich.

An alle tapferen Frauen da draußen die mehrmals mit diesem Schicksalsschlag konfrontiert sind. Ich weiß nicht wie ihr das macht. Ihr seid so stark!

Mein Herz zerfällt in Stücke. Dieser Alptraum in dem ich mich befinde. Heute vor einer Woche bin ich mit Baby im Bauch ins Bett gegangen und habe mit geplatzter Fruchtblase und dem damit besiegelten Schicksal für Fritz und mich das Bett verlassen. Ich vermisse Dich so mein kleiner Schatz.

Am Donnerstag war die Beerdigung. Ich habe ihn der Erde übergeben meinen kleinen unschuldigen Schatz.

Ich weiß nicht wie es weiter gehen soll. Es ist alles so sinnlos. Kein Licht am Ende des Tunnels. Ich kann schlecht schlafen und wache nachts immer wieder auf. Mit jedem Aufwachen wird mir schmerzlich bewußt das Fritz tot ist. Mein Herz zerspringt. Wenn ich Glück habe greift dann nicht die Angst nach mir. Wenn sie es tut klammert sich eine eiserne Hand um mein zerspringendes Herz und ich bekomme es schlecht Luft. Angst nie ein Geschwisterchen für meinen Sohn zu bekommen. Der Weg zu Fritz war so lang und steinig.

Ich war am Freitag zum zweiten Termin der Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik und hatte ein einstündiges Gespräch mit der Ärztin. Ich finde sie stellt mir zu viele Frage auf die ich auch keine Antworten weiß. Ich kam mir fast schlecht vor, weil sie mich fragt wieso ich in meinem Beruf zu engagiert bin.

Im Moment bin ich in Gedankenkreisel gefangen mit immer wieder den gleichen Fragen. Warum ich? Wieso musste mir das passieren? Wieso ist mein Baby tot? Wieso soll ich das durchstehen? Wie soll ich glücklich werden? Wird es für mich auch noch eine Erdenkind geben? Kann ich mir ein Leben ohne Kind vorstellen? Nein.

Die Klinik für Psychotherapie und Psychosomatik macht sowie nur Akku-Behandlung. Ich habe noch ein Gespräch nächste Woche. Wenn ich danach noch Betreuung brauche, soll ich mir jemanden suchen. Ich weiß gar nicht wie das machen soll. Ich weiß doch das einen Psychologen zu finden der freie Kapazitäten hat, wie ein Sechser im Lotto ist. Ich habe nicht den Elan x Leute anzurufen und zu fragen ob jemand Zeit für mich hat.

Hallo, hm. Wie geht es mir? Ich habe das Gefühl nur ein Zuschauer in meinem Leben zu sein. Nicht mehr zu leben. Nur noch zu existieren. Zu Funktionieren. Kein Lachen mehr da. Jeden Morgen wache ich in meinem Alptraum auf. Er ist nicht mehr da und alles was bleibt sind die wenigen Fotos und diese unendlich schmerzende Liebe. Ich wusste nicht das Schmerz so weh tun kann. Ich wünschte ich wüsste es immer noch nicht.

Ab morgen gehe ich wieder offiziell arbeiten. Ich habe mich letzte Woche schon immer mal stundenweise an den Laptop gesetzt. Arbeit hat abgelenkt und doch erscheinen mir die Probleme und Herausforderungen auf Arbeit so klein und sinnlos. Den Kollegen mit denen ich oft zusammen arbeite habe ich eine E-Mail gesendet. Kurz erläutert was passiert ist und dass sie bitte ganz normal mit mir umgehen sollen. Ich habe bei verschiedenen Ausbildungsinstituten für Psychologie Kontakt aufgenommen, weil mir eine Freundin mal erzählt hatte, dass man dort schneller reinkommt. Aber alle haben mich vertröstet. Geschlossene Wartelisten. Erstgespräche wenn dann erst im Sommer möglich und selbst dann kann eine Therapie erst in etwa einem halben Jahr beginnen. Ich brauche doch jetzt Hilfe und nicht Weihnachten… Wir haben auf Arbeit ein Programm für EAP (Employee Assistance Program), ein unabhängiges und ganzheitliches Unterstützungsprogramm für Unternehmen und ihre Beschäftigten. Dort habe ich mich hingewendet und morgen ein Gespräch mit jemanden vermittelt bekommen. Sie bieten aber auch maximal fünf Gespräche an. Mal schauen… Einen Rückbildungskurs habe ich keinen. Der „leere Wiege“-Kurs kommt erst zu Stand, wenn genug Betroffene zusammenkommen. Ich wünsche doch aber niemanden eine Betroffene zu werden damit der Kurs zu Stande kommt. Es gibt einen zweiten Kurs für Betroffene in Verbindung mit therapeutischen Malen. Der kostet extra und die Krankenkasse muss erst für meinen Einzelfall prüfen ob sie das bezahlen wollen und auf für diesen Kurs gibt es keine Termine. Ich kümmere mich um die Dinge, aber in einem funktionieren Modus.
In zehn Tagen habe ich Urlaub gebucht. Eine Woche Mallorca. Es sollte der letzte Urlaub „alleine“ werden, aber mit Fritz im Bauch. Alle meinten ich soll den Urlaub machen um mal raus zu kommen. Also fahre ich. Ohne Fritz. Meine beste Freundin hat gestern spontan entschieden mitzukommen und hat auch gebucht. Sie kümmert sich so lieb um mich und ich bin ein Häufchen Elend, das nicht versteht wo die ganzen Tränen herkommen.

Ich würde mir ein Bein oder Arm oder was auch immer abschneiden um mein Kind zurück zu bekommen. Aber das geht nicht. Ich habe ein Leben vor mir in dem er immer fehlen wird. Von dem ich nicht weiß ob ich jemals wieder leben kann und ob ich ein Geschwisterchen an die Hand bekomme.