#1

Die Angst, die nicht vergeht...

in Eure Geschichte 24.10.2023 06:14
von Ranini • 14 Beiträge | 14 Punkte

Hallo,
ich habe mich schon ein wenig hier umgeschaut und bin froh dieses Forum entdeckt zu haben. Ich bin 35 Jahre alt und hatte vor knapp 6 Wochen eine Fehlgeburt. Mein Freund und ich haben den Kinderwunsch seit anderthalb Jahren. Am Anfang war alles gut, wir wollten es langsam angehen lassen, doch je mehr Monate ins Land gingen, desto schwerer wurde jeder Monat, weil es einfach nicht klappte. Wir entschieden uns dann dieses Jahr eine Kinderwunschklinik aufzusuchen. Da bei mir als Kind ein Prolaktinom festgestellt wurde, wollte ich das Alles abklären lassen. Wir wurden beide untersucht, bei meinem Freund sah alles soweit ganz gut aus, nicht 100% perfekt, aber auch nicht schlecht. Bei mir war der Prolaktinwert immer wieder erhöht, nicht so hoch, um Medikamente zu geben, es sollte beobachtet werden und mir wurde ein MRT empfohlen. Es wurde auch im Juni eine Eileiterdurchlässigkeitsprüfung durchgeführt und im übernächsten Zyklus wurde ich plötzlich schwanger. Wir konnten unser Glück kaum fassen. Endlich hatte es geklappt. Es war so wunderschön. Da meine Frauenärztin Urlaub hatte, rief ich beim Kinderwunschzentrum an und konnte auch ein paar Tage später gleich kommen. Alles sah gut aus, sie sah eine Fruchthöhle mit Dottersack. Es wurde Blut abgenommen, ich sollte am nächsten Tag anrufen. Da meinte die Schwester, dass der hcg noch nicht ganz so hoch sei, meine Schwangerschaft doch aber auch noch sehr frisch sei. Meine Gedanken kreisten ab diesem Zeitpunkt. Meine Symptome, die von Anfang an sehr stark waren, wurden plötzlich weniger, ich hatte kein gutes Gefühl. 1 Woche später sollte ich wieder hinkommen, sie machte einen Ultraschall und war ruhig... Sie sah eine Fruchthöhle, aber ganz klein und davor etwas Sichelförmiges, sie war sich nicht sicher, ob das ein Hämatom sein könnte und wollte sich nicht festlegen, ob die Schwangerschaft intakt sei. Wieder Blut abnehmen, Termin für 2 Tage später. Ich rief am nächsten Tag wegen der Blutwerte an und es hieß, der hcg sei zwar gestiegen, jedoch nicht so, wie er soll. Für mich brach eine Welt zusammen. Nach all der Zeit und dann das. Es ging noch weiter so, bis ich nicht mehr konnte. Von der Ärztin im Kiwu habe ich nie die eindeutige Aussage bekommen, dass es eine MA ist, ich sollte anrufen, es hieß sie ruft zurück, was sie nicht tat. Ich rief wieder an, sie brabbelte etwas von einer eventuellen Eileiterschwangerschaft. Ich war am Ende so fertig mit der Welt. Meine Frauenärztin war dann wieder da und ich konnte auch sofort zu ihr kommen. Sie erklärte mir alles in Ruhe, besprach auch mit mir das weitere Vorgehen und schrieb mich krank. Ich bin Grundschullehrerin und eine Kollegin ist momentan auch schwanger. Ich brach zusammen, konnte nicht mehr. Ich sah nichts mehr, wofür es sich zu kämpfen lohnte, denn ich hatte gerade mein Kind verloren. Die Zeit zu Hause tat mir gut, ich konnte mich endlich wieder nur auf mich konzentrieren. Für meinen Partner und mich stand fest, dass wir es gleich weiter probieren wollten. Ich hatte einen komplikationslosen Abgang und fand so das Vertrauen in meinen Körper wieder. Jetzt fast 6 Wochen später schreibe ich diese Zeilen und bin wieder schwanger. Ich habe am Donnerstag meinen ersten richtigen Termin, da man letzte Woche noch nicht viel sehen konnte. Und ich habe Angst. So unendliche Angst, dass uns das Ganze noch einmal passiert. Ich höre von allen Seiten immer nur gut gemeinte Ratschläge, du musst dich entspannen, du musst runter kommen, du darfst nicht grübeln, du machst dich viel zu fertig, du setzt dich viel zu sehr unter Druck....aber keiner sagt mir, wie ich das schaffen kann. Ich habe vor Donnerstag unendliche Angst, obwohl ich doch eigentlich so glücklich sein sollte. Und ich weiß nicht, wie ich aus dieser Spirale herauskommen soll...

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#2

RE: Die Angst, die nicht vergeht...

in Eure Geschichte 24.10.2023 07:52
von Susanne • 4.599 Beiträge | 4617 Punkte

Hallo liebe Ranini, herzlich Willkommen und herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft!! Ich denke, jede hier kann Deine Angst nach so einem Erlebnis nachvollziehen. Die Unbekümmertheit ist weg und man weiss nun leider, was unter Umständen passieren kann. Vielleicht magst Du Dich hier Schwanger im ersten Trimester mit anderen, die in der ähnlichen Situation stecken austauschen?

Auch hier kannst Du einmal schauen https://www.fehlgeburt.info/die-folgeschwangerschaft/
Liebe Grüße
Susanne

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#3

RE: Die Angst, die nicht vergeht...

in Eure Geschichte 24.10.2023 13:55
von Epiphanie • 705 Beiträge | 707 Punkte

Liebe Ranini, herzliche Willkommen in diesem Forum und herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft. Die Tage/Stunden/Minuten zum nächsten Ultraschall sind unerträglich und jede von uns kennt diese unheimliche Qual. Bist du momentan noch krank geschrieben? Ich bin auch Lehrerin und meine Frauenärztin, die mich auch durch die Fehlgeburten begleitet hat, hat mich immer selbstverständlich krank geschrieben, wenn ich das brauchte. Auch und gerade im ersten Trimester, wenn die Unsicherheit noch so groß ist.
Ich kann dir leider auch keinen Rat geben, wie du die Stunden bis Donnerstag überstehst, vielleicht legst du dir ein Mantra zurecht, so etwas wie: "Ich bin schwanger, bis mir jemand etwas anderes sagt". Red auch mit dem Krümel in deinem Bauch, erzähl ihm vielleicht von deinen Sorgen. Dieses Forum hier war für mich auch immer eine große Unterstützung (Susanne hat dir ja schon den Link zur Schwangeren-Gruppe geteilt).
Ich wünsche dir alles Gute und ganz viel Kraft!!
Epi

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#4

RE: Die Angst, die nicht vergeht...

in Eure Geschichte 24.10.2023 19:13
von Nelke • 2.178 Beiträge | 2188 Punkte

Liebebranini,
Herzlichen Glückwunsch zur Schwangerschaft. Wahrscheinlich kannst du die Glückwünsche noch gar nicht richtig annehmen vor lauter Angst.
Mit dieser Vorerfahrung ist die Unbeschwertheit leider weg.
Mir hat nur Ablenkung geholfen. Und irgendwie habe ich durch die Ablenkung die Schwangerschaft ausblenden können. Nachts, wenn die Albträume kamen, habe ich mir Reportagen angemacht. Damit der Kopf anderweitig abgelenkt wurde. Ansonsten lass die Tränen laufen, melde dich krank, wenn es dir gut tut und hör auf dein Bauchgefühl. Alles was dir gut tut, hat momentan oberste Priorität.
Diese Ratschläge kennen hier viele. Vielleicht kannst du genau den Menschen etwas aus dem Weg gehen? Ehrlichkeit wird in der Regel nicht verstanden...
Wie sieht dein Mann die Situation?
Liebe Grüße Lena

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#5

RE: Die Angst, die nicht vergeht...

in Eure Geschichte 25.10.2023 06:18
von Ranini • 14 Beiträge | 14 Punkte

Vielen lieben Dank für die lieben Nachrichten.
Das hilft so ungemein. Ich fühle mich verstanden. Etwas, das mir momentan nicht so oft passiert.
Ich war nachdem die Fehlgeburt festgestellt wurde und in der Zeit danach krank geschrieben. Gleich im Anschluss kamen noch 2 Wochen Herbstferien hinzu. Diese Zeit hat mir unglaublich gut getan. Am Samstag bevor die Schule wieder los ging, hielten wir den positiven Test in den Händen. Ich bin daraufhin erst einmal wieder in Schule gegangen. Jedoch haben sich nun die Ereignisse überschlagen. Ich habe eine Kollegin, die schwanger ist und sie wurde am Montag nach Hause geschickt, da an unserer Schule wieder Corona ausgebrochen ist. Ich sagte meinem Schulleiter daraufhin, dass ich auch schwanger bin und rief sofort bei meiner Frauenärztin an. Da mein Immunsystem sowieso angeschlagen ist und ich seit letzten Donnerstag eine schöne Herpeslippe habe, wollte ich kein Risiko eingehen. Und ich bin so dankbar für meine Frauenärztin. Sie hat mich selbstverständlich erst einmal 2 Wochen krank geschrieben. Das bringt mich momentan wieder etwas runter.

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#6

RE: Die Angst, die nicht vergeht...

in Eure Geschichte 25.10.2023 06:25
von Ranini • 14 Beiträge | 14 Punkte

Ich versuche eure Tipps zu beherzigen und lenke mich so gut es geht ab. Morgen bin ich hoffentlich schlauer. Ich habe tatsächlich mit dem kleinen Würmchen noch nicht gesprochen, da ich mich nicht getraut habe. Bei unserem Krümel habe ich es getan. Aber dieses Mal war bisher meine Angst zu groß.

Mein Mann ist sehr verständnisvoll. Er versucht mich zu unterstützen, so gut er es kann. Aber natürlich kann er mir meine Angst nicht nehmen. Er hat auch Angst. Aber er hat schon einen 5 Jährigen Sohn aus einer früheren Beziehung. Er sagte schon vor längerer Zeit zu mir, als es mit dem Schwangerwerden nicht klappte, dass es auch nicht so schlimm wäre, wenn wir kein Kind bekommen würden. Ich weiß, er wollte mir damit nur die Angst nehmen, aber das war für mich keine Option. Vielleicht bin ich momentan zu verbissen. Er hat mir aber auch geraten, mich aus dem Stress der Schule heraus zu nehmen.

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#7

RE: Die Angst, die nicht vergeht...

in Eure Geschichte 07.11.2023 08:20
von Tschulii • 11 Beiträge | 11 Punkte

Hallo Ranini,

Ich bin eben auf deine Geschichte gestoßen und ich hoffe sehr, dass du einen positiven Termin hattest!?
Ich konnte mich gut in deiner Geschichte wiederfinden, dieses Gefühl sich eigentlich freuen zu können aber einfach nur Angst und bedenken hat. Wahrscheinlich auch einfach ein Selbstschutz. Und ja die tollen ( wahrscheinlich lieb gemeinten) Ratschläge der Anderen… die haben mich irgendwann so genervt, dass ich mich total zurückgezogen habe und letztendlich auch hier gelandet bin, um mich hier etwas auszutauschen und auch mal frei reden ( bzw schreiben ) zu können.
Ich drücke dir die Daumen , dass du gerade eine tolle Zeit hast 🍀

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