#1

Meine drei Fehlgeburten in Folge

in Eure Geschichte 28.12.2022 14:38
von Mauve • 80 Beiträge | 80 Punkte

Hallo liebes Forum,

hier ist meine Geschichte, sie ist leider etwas lang geworden. Vielleicht habt ihr ein wenig Zuspruch für mich.

Mein Freund und ich haben uns lange gesucht und leider erst spät kennengelernt, daher war ich schon 40, als wir im letzten Jahr zum ersten Mal versuchten, Eltern zu werden. Es klappte gleich beim ersten Versuch. Glücklich war ich nicht. Ab dem Moment, an dem ich das schwache Plus sehen konnte, hatte ich nur den verzweifelten Gedanken daran, dass ich es wieder verlieren könnte.

Meine besten Freundinnen brachen in Tränen aus vor lauter Freude, ich lächelte verkrampft. Mein Gefühl, von Glück getragen zu sein hatte mich verlassen. Die meisten Tage war ich dauerhaft voller Ängste. Erleichtert war ich nur wenig, wenn mir gerade sehr übel war und meine Brüste schmerzten. Ich zählte die Tage bis zum ersten richtigen Ultraschall und dem Ende der ersten 12 Wochen.

Beim ersten Ultraschall in der 7ten Woche war alles gut: Mini Embryo mit Herzschlag. Am Ende der achten Woche wurde ich mit einem fürchterlichen Gefühl wach. Mir war zum Heulen zumute, und später weinte ich auch bei meinem täglichen Spaziergang. Ich schob es auf Stimmungsschwankungen - auch wenn vorher und nachher keine auftraten. In der neunten Woche waren meine Symptome dann schwächer als vorher. Ich hoffte darauf, dass es normale Schwankungen wären oder ich mich an die Hormone gewöhnt hätte. Mein Freund versuchte mich zu beruhigen, so gut es ging.

Mitte der zehnten Woche - zwei Tage vor dem ersehnten Termin - schließlich begann nachts eine leichte Blutung. Erst so leicht, dass ich noch hoffen oder beten konnte, dass es sich um eine harmlose Blutung handelt. Ich war sehr ruhig, als ich es meinem Freund sagte und bis er mich zur Frauenärztin fuhr. Ich war auch ruhig, nachdem ich dort sehen konnte, dass mein Gewicht ein kg zurück gegangen war. Ich musste eine Stunde im Wartezimmer warten, ich schätze, weil die Arzthelferinnen nicht ernst nahmen, dass es ein Abgang sein könnte. Wegen Corona saß ich allein im Wartezimmer und mein Freund alleine im Auto. Als ich endlich ins Untersuchungszimmer einer unbekannten Ärztin durfte, war ich so verzweifelt geworden, dass ich rundheraus sagte:' Ich habe gerade eine Fehlgeburt'. Sie wollte widersprechen, entschied sich dann dafür, erstmal nachzusehen und bestätige schnell, dass mein Körpergefühl richtig war. Das kleine Wesen im Ultraschall war wunderschön. Es war zwei Zentimeter groß und zauberhaft und völlig ruhig, kein Herzschlag zu sehen. Es sei Ende der achten Woche stehen geblieben, sagte die Ärztin. Und dass es häufig vorkomme. Und einfach daran liegen könne, dass mein Körper das fremde Erbgut nicht akzeptiert und das beim nächsten Versuch dann besser wäre. Und dass ich in die Klinik solle, wenn es zu viel blute.
Ich kam in Tränen zurück zu meinem Freund, der mich nach Hause brachte.
Am selben Tag begannen die Krämpfe. Abends vor dem Zubettgehen merkte ich starken Schwindel und Übelkeit. Gegen viertel vor drei hielt ich die Schmerzen nicht mehr aus und ging ins Bad und von da aus wechselnd ins Bad, auf die Couch, um den Tisch, auf die Toilette. Ich hatte Durchfall, übergab mich, konnte vor Schmerzen nicht sitzen und vor Übelkeit nicht stehen. Mein Freund war wach geworden und saß bei mir, bis es besser wurde. Nach etwa einer Stunde konnte ich es in seinen Schoß gekrümmt etwas aushalten und schlug vor, wieder ins Bett zu gehen.
Auf dem Weg ins Bad und dann Bett merkte ich noch einen Schwall Blut, der mein Bein hinunterlief. Ich muss gleich eingeschlafen sein, und als ich aufwachte, waren alle Schmerzen weg. Ich ging ins Bad und dort glitt ein handtellergroßes Gewebestück in die Toilette. Mein kleines Böhnchen war nicht mehr in mir.

Ich erholte mich recht schnell und wollte es nur einfach wieder versuchen. Es klappte auch schnell wieder. Acht Wochen nach dem Abgang hielt ich wieder einen positiven Test in der Hand. Diesmal war ich zuversichtlicher. Ich wusste, dass Fehlgeburten passieren würden, aber es nur wenig wahrscheinlich war, dass ich zwei Fehlgeburten hintereinander haben würde. Die Angst war wieder stark, so dass ich anfing, jeden Tag meine Symptome zu notieren und die Wahrscheinlichkeit, ab jetzt noch eine Fehlgeburt zu haben. Die Müdigkeit und Übelkeit waren kaum mal weg, trotzdem war es schlimm für mich, wenn sie nicht stark genug waren, mich komplett lahmzulegen.
Ende der siebten Woche beim Ultraschall war wieder alles gut: ein Mini Embryo (etwas zu klein) und Herzschlag. In den nächsten zwei Wochen plagten mich stärkere Ängste, aber ich hatte auch viele Momente, in denen ich mich freuen konnte auf mein Februar Baby: Ich suchte Namen und Kinderwägen, plante die Elternzeit. Aber beim nächsten Ultraschall Ende der neunten Woche hörte ich wieder die Worte: "Nein. Es tut mir leid". Es gab keinen Herzschlag mehr, der kleine Krümel war fast nicht mehr zu sehen.

Sobald der erste Schock vorbei war, begann ich, Bücher zu wälzen, mich durch Forenbeiträge zu lesen, alle Ursachen von Fehlgeburten zu recherchieren. Ich bestellte DHEA, Q10, Omega3, Vitamin D und Antioxidantien, trank nur noch eine Tasse Kaffee am Tag, ließ Schilddrüse, Glutenverträglichkeit, Eisenspeicher und Gerinnung testen (alles gut).

Nach ca einer Woche warten setzten die Blutungen ein und wenige Tage danach begann der zweite Abgang. Diesmal dauerten die Krämpfe und Blutungen die ganze Nacht. Die Blutung war so stark, dass ich mehr als zwei große Binden pro Stunde brauchte, aber ich wollte nicht ins Krankenhaus fahren, also blieb ich Zuhause und zählte die Zeiträume, um wenigstens sicherzugehen, dass die Blutung weniger wurde. Ich verlor einige große Koagel bis in die frühen Morgenstunden, wo dann mit Durchfall und Erbrechen die letzten abgingen.
Vier Monate später war ich wieder schwanger. Diesmal half mir keine Zuversicht, keine Statistiken, kein gutes Zureden. Wieder war Ende der siebten Woche alles gut und die zwei Wochen danach bis zum dritten "Es tut mir leid" auf dem Untersuchungsstuhl (wieder Ende der neunten Woche) waren der blanke Horror. Meine Ängste ließen sich durch nichts bändigen, ich versuchte ein Coaching; die Frau sagte mir, die Embryoen hätten sich fürs Jenseits entschieden und ich müsste die Angst loswerden, um diese Schwangerschaft nicht zu gefährden. Ich redete mit meiner Freundin und sie sagte mir, Gott würde Babies geben und nehmen und meine Angst könnte eine weitere Fehlgeburt auslösen. Ich besorgte mir verzweifelt einen Angelsound. Wenn ich in der Öffentlichkeit war und nicht an meinen Brüsten kneten konnte, um wenigstens den Schmerz zu spüren, bekam ich Panikattacken. Das schlimme war die Erwartung des Ultraschall- Termins, so als würde der Ultraschall den Embryo töten.
Diesesmal ließ ich eine Ausschabung machen, weil ich zu große Angst vor der Blutung hatte und eine genetische Untersuchung wollte und es war viel weniger schlimm war, als ich befürchtet hatte. Das Krankenhaus war freundlich, ich war schnell wieder Zuhause und hatte kaum Schmerzen.

Auf die Ergebnisse der Untersuchung warte ich noch, aber ich bin sicher, es wird ein Chromosomenkopie-Fehler herauskommen. Mittlerweile bin ich 41 geworden und habe große Angst, dass mein Kinderwunsch für immer unerfüllt bleibt. Ich trinke nur noch koffeinfreien Kaffee, habe die Dosis und Zusammensetzung der Nahrungsergänzungsmittel erhöht, den Frauenarzt gewechselt, mache täglich Sport und ernähre mich lowcarb. Im Januar werde ich mit Akupunktur starten und morgen wird uns in der Kinderwunschklinik Blut abgenommen für ein paar Untersuchungen. Trotzdem habe ich keine andere Vision mehr als immer wieder den Satz zu hören "Es tur mir leid".

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#2

RE: Meine drei Fehlgeburten in Folge

in Eure Geschichte 28.12.2022 16:03
von Fanny • 237 Beiträge | 237 Punkte

Liebe Mauve!

Es tut mir so leid was du mitmachen musst, aber es scheint so, als würdest du schnell schwanger werden, also bist du schon einen entscheidenden Schritt weiter als viele andere, die dafür jahrelang kämpfen müssen 😔

Gib nicht auf! Wenn du es unbedingt willst, wird es auch noch klappen! 41 ist heutzutage doch kein Alter mehr, mach dir darüber nicht zu viele Gedanken 💪🏻

Ich konnte deine „Prozedur“ der Fehlgeburt mitfühlen, bei mir war es (einmal) sehr sehr ähnlich. Und ich war/bin so froh, den Weg so gewählt zu haben. Mich hat es sehr gestärkt 💪🏻

Alles Liebe und nicht aufgeben 💫💫

P.s.: ich bin nach 16 Monaten wieder schwanger geworden, jetzt in der 25. Woche

zuletzt bearbeitet 28.12.2022 16:05 | nach oben springen

#3

RE: Meine drei Fehlgeburten in Folge

in Eure Geschichte 28.12.2022 21:56
von sternchen_37 • 286 Beiträge | 287 Punkte

Liebe Mauve.
Es tut mir sehr, sehr Leid, dass deine Kinderwunsch-Geschichte so traurig und bisher erfolglos verläuft. Fühl dich an dieser Stelle fest in den Arm genommen!
Du wirst hier im Forum (leider) einige Geschichten lesen, die deiner ähneln.
Bist du bereits in einer Kinderwunsch-Praxis? Das wäre ein guter Ansatzpunkt bzgl. Diagnose, Ursachenforschung usw.
Frauen in unserem Alter (ich bin 39) müssen leider der Tatsache ins Auge schauen, dass unsere Eizellen so alt sind wie wir. Dementsprechend ist der Zellkern weniger elastisch und anfällig für Fehler. Die gute Nachricht, wir können trotzdem etwas tun um die Qualität bestmöglich zu verbessern. Susanne hat hier eine Infoseite zu pimp my eggs. Infos auch hier: Eizellqualität/Eizellreifung
Und dann gibt es eben die vielen Beispiele, die zeigen, auch nach einem langen Weg in fortgeschrittenem Alter kann man erfolgreich und glücklich schwanger werden. Hier im Forum wirst du einige finden.
Ich drücke dir von Herzen die Daumen, dass dein Wunsch erfüllt wird. Bitte verlier dich nicht auf dem Weg. ich habe einen Podcast entdeckt "Kinderwunschlosgluecklich". Vielleicht hilft er dir als Inspiration. Ich fand die Geschichten dort erstaunlich und Augen öffnend.
Ich hoffe, dir geht es körperlich bald besser und auch deine Seele kann heilen. Falls du in deinem Umfeld niemanden zum Reden hast, melde dich gern hier. Wir sind für dich da.
Sei lieb gegrüßt

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#4

RE: Meine drei Fehlgeburten in Folge

in Eure Geschichte 29.12.2022 09:29
von Susanne • 4.594 Beiträge | 4612 Punkte

Liebe Mauve, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für deine Verluste, Und danke, dass Du Deine Geschichte so ausführlich mit uns teilst. Viele Frauen, die irgendwann mal zu uns kommen, werden sich sicher darin wieder finden und sich nicht mehr so alleine fühlen.
Du bist ja schon sehr gut informiert. Und ja, die Fehlgeburten werden mit ziemlicher Sicherheit wohl leider dem Alter geschuldet sein. Hier braucht es deutlich mehr Glück, dass mal eine gute Eizelle dazwischen ist. Aber auch die Spermien müssen qualitativ gut sein. Hat Dein Mann sich untersuchen lassen? Auch er sollte NEM nehmen und alles andere so machen wie Du. In Anbetracht aller Umstände würde ich aber wohl eine Kiwu in Betracht ziehen. Wäre das etwas? Unverheiratet sind die Kosten aber, glaube ich, aktuell selber zu zahlen, wenn ich da noch richtig informiert bin. Da passiert gerade so viel.
Aber dennoch kann es klappen auch später noch Mutter zu werden. Ich bin spontan mit 43 Jahren nochmal Mutter geworden. Eine Freundin ist mit 45 Jahren mit Eizellspende derzeit schwanger, auch eine Option, die man überdenken sollte.
Fühl Dich gedrückt


zuletzt bearbeitet 29.12.2022 09:30 | nach oben springen

#5

RE: Meine drei Fehlgeburten in Folge

in Eure Geschichte 29.12.2022 16:39
von Mauve • 80 Beiträge | 80 Punkte

Vielen lieben Dank für all die aufbauenden Worte und den warmen Empfang!

Wir hatten diese Woche ein Erstgespräch mit der KiWu und heute wurde Blut abgenommen, in drei Wochen ca. kann ich zur Gebärmutterspiegelung. (Das freut mich sehr, dass alles so schnell geht, so verlieren wir tatsächlich keinen Zyklus und können im nächsten Zyklus wieder hibbeln).

Was die Maßnahmen betrifft, hat uns die KiWuÄrztin erstmal geraten, es so weiterzuversuchen, zumindest hat sie von einer PID abgeraten. Ich weiß nicht, ob unsere Chancen besser wären mit IVF, meine Angst wäre gerade, dass gar nicht viele Eizellen dabei rauskommen und die Qualität unter der Stimulation noch mehr leidet. Aber es ist bestimmt schon mal gut, schon mal da gewesen zu sein, wie auch immer der Weg weitergeht.

Ach ja, mein Freund hat seit heute auch ein riesiges Pimp my Sperm Paket - bisher hat er nur ein Multivitamin aus dem Supermarkt genommen, und wir leben insgesamt ganz gesund (Viel Gemüse, Fisch, alles Bio ect).

zuletzt bearbeitet 29.12.2022 16:42 | nach oben springen

#6

RE: Meine drei Fehlgeburten in Folge

in Eure Geschichte 06.01.2023 07:57
von Susanne • 4.594 Beiträge | 4612 Punkte

Dann sind die Ausgangsvoraussetzungen ja optimiert! Nun braucht es "nur" etwas Glück, dass 2 passende bzw. gute Keimzelle aufeinander treffen. Vielleicht magst Du mit den anderen im Hibbelthread weiter machen?

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