#1

Innerliche Leere...

in Eure Geschichte 23.08.2021 20:02
von ApplePie • 1 Beitrag | 1 Punkte

Tja wie soll man anfangen...
Ich weiss es eigentlich selbst nicht. Ich schreibe hier rein wärend ich immernoch weine.
Obwohl es jetzt schon oder nur vier Wochen her ist, nach dem ich auf der liege im Aufwachraum mein Bewusstsein erlangte, denke ich immer noch an diesen Tag nach. Mir wurde dort nach der Narkose langsam und betäubend klar was ich verlor ... Was ich nicht mehr habe. Ich fühlte mich wie in der Hölle und war ganz alleine. Die Schwestern die mir sagten ,,Hey das ist kein Welt untergang'' oder ,,Dann Versucht man es eben nocheinmal'' Ich weinte einfach nur und meine Stimme war wie eingeschnürt das ich kein wort rauskriegte. Ich wollte schreien ,,ES WAR MEIN BABY! UND JETZT IST ES NICHT MEHR DA!'' Doch das war nur in meinem Kopf die ganze Zeit. Immer und immer wieder halte dieser Satz in meinem Kopf nach wie ein Mantra.Und diese Leere und Schmerz der innerlich da war und immernoch stark präsent hülte mich ein.
Es ist zwei monate alt geworden.
Uns war es nicht mal Klar das wir schwanger waren. Wir hatten schon ein Jahr nicht mehr verhütet und der Wunsch war da aber jedesmal wenn wir den Verdacht hatten zeigte der Schwangerschaftstest nur einen Strich oder ein trauriges Smiley an.Also verlor ich irgendwann den Gedanken daran. Anfang Juni hatte ich wieder Probleme mit meinem Magen was häufiger vorkam also ging ich zum Arzt. Der mich nach einigen Prozeduren ins Krankenhaus überwies. Dort wurde mir die Galenblase entfernt. Mit inklusivem Gallenstein wurde ich nach fünf tagen mit schmerzen nachhause entlassen. Vier Wochen war ich nach der OP zuhause. Ich ging erneut zum Arzt weil ich im unteren bereich weiter schmerzen hatte. Ich dachte vielleicht wäre das ja immernoch von der OP, da mir drei Löscher in meinen Körper gestochen wurde und eines davon war mein Bauchnabel.
Mein Hausarzt schien überfragt und dachte wohl ich simuliere. Er fragte mich ob ich schwanger sein könnte. ,,Ich gehe nicht davon aus, wenn es so ist fresse ich einen Besen.''Sagte ich lachend zu ihm.Er machte einen Ultraschall worauf er nur sagte das meine Gebärmutter vergrößert sei und er gerne noch ein Bluttest machen würde. Ich habe mein Blut abgegeben und dabei einen Schwangerschaftstest gemacht und zugelassen.
Und ein Tag später an einem Freitag das Ergebniss = ,,Sie sind Schwanger Fr. H''.
Damit fing es eigentlich an. Mein Freund fing sofort an verrückt zu spielen. Auf die süße art und weise. Er äußerte sachen wie ,,Ich liebe euch'' und fing schon an meinen Bauch zu küssen und zu streicheln. Mir wurde das erst Stunden später klar und auch ich war nun auf Babywolke Einhundert angelangt. Ich war so unglaublich glücklich weil ich schon glaubte nicht schwanger werden zu können. Ich träumte schon von einem Kleinen Jungen den ich auf meinen Armen wiege und mich mit seinen hellen blaugrauen augen angrinste. Bei meinem Freund war es ein Mädchen. Deswegen zogen wir uns auch etwas auf, da wir entgegen gesetzte Wünsche hatten.Doch eigentlich wollten wir nur das es gesund war.
Am gleichen Tag riefen wir meine Arbeit an und wir waren total Euphorisch als wir unsere Chefs anriefen. Die sich für uns freuten aber nicht begeistert waren das ich nun neun Monate fehlen sollte. Meine Freundin hat mein Freund paar stunden später informiert da ich immer müde war. Ich konnte nur noch schlafen.
Aber für meine Familie haben wir uns was besonderes Überlegt.Ich bestellte zwei T-shirt's mit aufschriften ''So sieht eine richtig coole Oma aus'' und ''So sieht ein richtig cooler Opa aus'' dazu haben wir jeweils ein Schnuller und eine Babyflasche gekauft, jeweils deren lieblings- süßigkeiten für meine Mutter und meinem Vater und außerdem zwei Rubbellose bestellt die auch verkündeten das meine Eltern, Oma und Opa werden sollten.
Wir planten und waren so in dem Babyrausch das wir nur davon ausgingen das alles gut wird. Ich war immer positiv und nie negativ eingestellt und offen.Es war für mich aufregend da es was neues war was ich nicht kannte.Ich riechte plötzlich anders. Teilweise meine Parfüme konnte ich nicht ertragen und mochte ich nicht mehr. Ich war gereizt und emotional so instabil das ich meinen Mann für kleinigkeiten anmachte.Was mir sehr leidtat. Und Pinkeln musste ich oft. Ich meine schwanger wird man ja nicht jeden Tag. Also räumte mein Freund meinen Computer sowie auch meinen Schreibtisch aus dem Gästezimmer und brachte alles ins Wohnzimmer. Wir gingen sofort mit dem gedanken daran das, dass unser Kinderzimmer wird.Wir Telefonierten mit meinen Eltern an dem Wochenende und machten aus das wir am kommenden Dienstag abends mal vorbei kommen.
Als meine Eltern die Geschenke aufmachten, waren sie auch sehr glücklich und freuten sich sogar so sehr das meine Mutter Tränen in den Augen hatte.Das mein Vater sich auch so unglaublich freuen würde, hätte ich nicht gedacht weil er eigentlich mit Babys nichts anfangen kann. Das hat mich noch glücklicher gemacht.Ich sagte meinen Eltern das ich mich fühlte wie ich mich fühlte.Das ich gefühlsschwankend war, ich zugenommen hatte und vorallem heisshunger hatte. Meine Mutter sagte es sei normal und erzählte mir wie es bei ihr war.
Ich fühlte mich einfach so unendlich glücklich das ich mir wünschte das dieses gefühl nicht verloren geht und das alle immer so glücklich sein könnten.
Am nächsten tag fühlte ich mich schon komisch und war nervös aber ich hatte trotzdem den Positiven gedanken ,,Hey du wirst Mutter du kriegst endlich dein Baby'' als mein Freund mich zu meiner Gynokologin fuhr. Er fragte mich ob er warten sollte aber ich bat ihn zu fahren da ich nicht wusste wie lange ich warten musste. ,,Ich bin schwanger und nicht krank Schatz.'' sagte ich ihm und ließ ihn fahren. Aber das bereute ich einige Stunden auch schon wieder.
In der Praxis musste ich meinen Urin abgeben und warten. Ich fand es schlimm das aufgrund von Corona keine Partner rein durften. Also lenkte ich mich zwischen anderen wartenden Frauen mit Schwangerschaftslektüren ab und blickte zwischendurch freudend zu den anderen Schwangeren die schon richtig Bowling-Kugel mäßig dick waren und freute mich schon darauf wann es bei mir so sein werden würde.
Dann kam ich endlich mal nach ungefähr einer Stunde dran.
Die Arzthelferin sagte mir ich könnte mich ,,unten rum schon frei machen''. Was ich tat und saß mich schon vertraut auf den gynäkologischen Stuhl den ich seit einem Jahr nicht mehr sah. Die Ärztin begrüßte mich und nahm schon den Ultraschallstab in die Hand und führte diesen in mich nach dem sie mich warnte das es kalt sein könnte.
Ich sah mir das Ultraschallbild auch an und merkte das es nicht so aussah wie ich es mir vorstellte.Ich sah meine Gebärmutter, aber noch kein Baby. Meine Angst stieg an....
,,Fr. H ich muss sie anscheinend enttäuschen.'' Ich hielte die tränen zurück. ,, Bei ihnen scheint das Embryo nicht zu wachsen'' und zeigte auf einen kleinen Punkt in der Gebärmutter die sie mir nun vergrößert zeigte. Ich tat so als würde ich verstehen was sie von sich gab.Ich zog mich an und ging in ihr Büro. Ich fühlte mich erschlagen. Dennoch versuchte ich meine Stimme zusammen zu reissen. ,,Was kann ich denn tun?Damit es noch ne chance hat.'' Fragte ich sie verzeifelnd und die ersten tränen schlichen sich aus meinen Augen. Sie zeigte keinerlei Emotion. ,, Sowas ist sehr selten. Es sieht leider danach aus als würde ihr körper anfangen es auszustoßen da die fruchthöhle micht mehr ganz rund ist.'' Ich blickte nach unten und verlor meine Hoffnung. ''Ich nehme noch einmal ihr Blutwerte ab und wenn die Hormone Niedrieger als lezte woche sind kann ich das mit sicherheit sagen.'' ,,Ok'' gab ich fast flüsternd zurück. Als ich mein Blut abgab rante ich beinahe aus der Praxis.Luft,ich wollte nur nach luft schnappen die mir wegblieb. Jetzt konnte ich weinen. Ich satzte mich auf eine Steinernde Treppe die zu einer Kirche führte und versuchte nicht zu laut zu schluchtzen.Ich war wüntend,verzweifelt,traurig und hilflos. Ich konnte so nicht Bahnfahren und rief meinen Freund an. Ich erzählte ihm alles.
Zuhause verkroch ich mich nur ins Bett und weinte, weinte solange bis ich nicht mehr weinen konnte und einschlief.Diesen Schmerz kannte ich nicht.
Am Nächsten morgen rief die Gynokologin an und bestätigte das was sie einen Tag vorher schon äußerte und sagte es sei eine Überweisung für eine Abschabung und eine AU fertig gemacht worden. Also hatte mein Freund die sachen aus der Praxis geholt wärend ich wie ein häufchen elend im Auto saß. Ich bemerkte das ich immer mehr Schwangere sah oder Frauen die ein Kleinkind bei sich hatten. Was sich wie Salz in der Großen Wunde anfühlte und anfühlt.Die mich immernoch zum weinen bringen.
Wir fuhren mit der überweisung sofort zum Krankenhaus.Ich war so froh das er dabei sein durfte da ich das alleine nicht konnte. Nach dem wir bei der Gynokologie im Krankenhaus ankamen warteten wir bestimmt drei Stunden bis wir bei einer untersuchung waren die das wiederholte was meine Frauenärztin sagte. Und wieder ein Stechen in der Brust. ''Es gibt keine Chance mehr''dachte ich. Die ärztin zeigte wirklich emphatie und war sehr nett wärend sie mich aufklärte was bei der Narkose passierte und wie die abschabung von statten gehen würde. Ich hatte das gefühl das ich rannte weil alles so schnell ging. Schon war ich auch schon bei der Chirurgie angemeldet da sie mich nicht auf die Gynokologie mit den Schwangeren zusammen tun wollten. Wofür ich sehr dankbar war. Nachdem ich auf der Chirurgie war und in dem zugeteilten Zimmer war bekam ich auch schon meine sachen. Ein Op hemd und ein Netzhösschen. Mein Freund half mir wärend ich schluchzend im Badezimmer stand. Nach dem er ging fühlte ich mich einfach alleine. Es dauerte auch nicht lange bis ich zum Op Bereich gefahren wurde. Als ich dort ankam wurde mir kalt. Es war im Keller. Die Op schwestern zogen mir schon eine Blutdruckmanschette an und legten mir einen zugang. Ich lag da ungefähr eine halbe stunde da meine Covid ergebnisse fehlten. Und ohne diese konnten sie nicht anfangen. Ich wusste nicht wohin mit meinen gefühlen da diese traurigkeit nicht aufhörte. Sie schoben mit nach der halben Stunde endlich in den Op Sahl. Die Ärzte und Schwestern lachten und redeten über eine feier die geplant ist und den Urlaub den einer von ihnen gehabt hatte.Ich fing an wütend zu werden weil ich die jenige bin die etwas verliert. Die kratzen doch mein Baby raus wie können die da so lachen und fröhlich sein? Fragte ich mich. Ich verkrampfte mich, ballte meine Hände zu Fäusste bis der Anästhesist endlich kam und mich in einen tiefen schlaf versetzte, in die Narkose.
So und nun kommen wir zum anfang meiner Geschichte.
Als Ich wieder auf die Chirurgie kam konnte ich es kaum abwarten mich anzuziehen und nachhause zu kommen um mich in diese Negativen gedanken und gefühle zu suhlen und es rauszulassen. Kaum das die Narkose raus war zog ich mich an ohne das mir der Pfleger das erlaubte. Ich wartete auf die Gynokologen Schwester die mir die Resusprophylaxe gab und mich offiziel nachhause entlassen hatte.Nachdem ich meinem Freund schrieb er könne langsam losfahren um mich abzuholen wartete ich nicht lange und verließ das Krankenhaus.
Ich ging raus obwohl ich immernoch das Narkosemittel im Körper spürte, aber das war egal hauptsache nachhause. Kaum war ich draußen kam mir mein Freund mit dem Auto entgegen.
Als ich zuhause war wollte ich einfach nur schlafen. Dank dem Narkosemittel konnte ich das auch ohne Probleme.
Ich weinte zwei wochen und verließ die wohnung nicht, ich meldete mich auch bei niemanden. Telefonate übernahm mein Freund da ich das nicht schaffte. Ich konnte kaum schlafen und wenn hatte ich oft albträume. Ich habe angst raus zugehen, Schwangere und Kinder zu betrachten.Es fühlt sich jedes mal an als würde jemand meine Lunge zu drücken. Ich habe seit Wochen nicht mehr gelacht oder war unbeschwänglich. Ich habe das Gefühl ich habe mich seit dem selber verloren und diese offene und beherzte freudige positive Person ist auch gestorben. Ich habe seit dem große Probleme mit der Intimität zwischen meinem Partner und mir. Jegliche Vaginale Berührung führt zu Angst und unangenehmen Gefühlen was ich von mir nicht kenne,da ich noch nie Angst vor meinem Partner hatte geschweige probleme mit Sex hatte da ich dort wirklich offen war. Ich bin unzufrieden mit mir selber weil ich nicht so kann wie ich will. Mir geht es nicht gut obwohl ich funktionieren sollte. Für die Schlafprobleme habe ich Schlaftabletten bekommen.Und am Donnerstag habe ich mein erstes gespräch mit einer Psychologin.Ich will aus dieser Dunkelheit raus und wieder lachen können oder mich ohne Angst bei anderen wieder Melden.Doch am schlimmsten ist die innerliche Leere die ich empfinde da ich nicht weiss wohin mit mir selber.
Ich schreibe hier rein da mir die Ärzte sagten es würde mir vielleicht helfen. Aber es reisst die wunde eigentlich nur wieder auf und bringt mich zum weinen da ich die ganzen Bilder wieder vor meinen Augen habe.
Ich empfinde natürlich nicht, das ich am schlimmsten betroffen bin da jeder eine Geschichte hat.
Ich wollte meine nur Mitteilen.

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#2

RE: Innerliche Leere...

in Eure Geschichte 23.08.2021 20:53
von Susanne • 4.593 Beiträge | 4611 Punkte

Hallo applepie, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für Deinen Verlust. Ich denke, Du bist bei uns genau richtig gelandet, denn so wie Du sind gerade einige Frauen gerade in einer sehr ähnlichen Situation. Du bist also nicht alleine, sondern wirst auf Verständnis und Verstehen treffen. Vielleicht magst Du Dir gerade die letzten Geschichten der letzten Tage durchlesen. Oder diese hier-ihr gehts ähnlich wie Dir Weiblichkeit, Selbstbewusstsein und Sexualität nach Fehlgeburt

ich hoffe sehr, dass Dir der Austausch hilft und beim Verarbeiten hilft. Wir sind da, wenn Du magst. Liebe Grüße, Susanne

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#3

RE: Innerliche Leere...

in Eure Geschichte 23.08.2021 21:10
von Nelke • 2.171 Beiträge | 2181 Punkte

Liebe applepie,
Fühl dich erst einmal lange umarmt. Dein Verlust tut mir sehr leid.
Du meintest, dass beim Schreiben alles wieder hoch kommt und die Tränen fließen... Stell dir vor, jeder hat einen Eimer, ein Fass voll Tränen. Vorher weiß keiner, wieviel im eigenen drin ist. Irgendwann ist das Fass leer und alle Tränen sind geweint. Das ist wichtig, damit du mit dem Verlust in der Zukunft umgehen kannst. Lass sie raus und nimm dir all die Zeit, die du brauchst.
Was uns allen passiert ist, ist einfach nur schlimm. Hier wirst du aber auch viele Zeilen finden, in denen du lesen kannst, dass das Leben wieder zurück kommen wird. Irgendwann, jeder in seinem eigenen Tempo, aber es kommt zurück. Alles Schritt für Schritt. Manchmal muss man in seinem Prozess auch nochmals zurück blicken. Es ist ok.
Du bist nicht alleine 🌺

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