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Medikamentöser Abbruch in der 8.SSW

in Eure Geschichte 29.03.2021 20:31
von Michaela • 1 Beitrag | 1 Punkte

Hallo ihr da draußen,

bevor ich jemals schwanger war, dachte ich immer, es wäre bestimmt gar nicht so schmerzhaft - körperlich wie seelisch - ein Kind "in den ersten Wochen" der Schwangerschaft zu verlieren. Im Februar wurde ich eines besseren belehrt.
Aber erst kurz zu den Hintergründen: Im Januar hielt ich zum ersten Mal in meinem Leben einen hauchzart positiven Frühtest in der Hand - ich war überrascht, habe mich gefreut und konnte vor Nervosität gar nicht mehr schlafen. Ich habe damit gerechnet, dass "es" länger dauert, da ich eine Hormonstörung habe. Für mich war allein dieser zweite Strich nach einem knappen halben Jahr ein riesiges Wunder. Dann kam der erste Termin beim Frauenarzt, man sah nichts aber es hieß noch, das sei normal, weil ich schon so früh zum Arzt gegangen bin. Die Arzthelferin hatte sogar Schwierigkeiten, den zweiten Strich auf dem Test zu erkennen und hielt ihn erst für negativ. Ich ging mit einem ganz miesen Gefühl nach Hause und wartete - dennoch guter Dinger - auf den nächsten Termin. Dort wurde ich wieder untersucht und alles, was zu sehen war, war ein winziger schwarzer Fleck. Meine Ärztin klärte mich dann noch während der Untersuchung darüber auf, dass dies oft ein Zeichen dafür sei, dass die Schwangerschaft nicht intakt sei, man müsse jetzt abwarten und vielleicht ginge es ja von allein noch ab. In diesem Moment hatte ich das Gefühl, sie spricht mit jemand anderem. Als ich nach der Untersuchung mit ihr besprochen habe, wie es weiter geht, ist mir klar geworden, dass es um mich geht und dass mit meiner Schwangerschaft etwas nicht stimmt. Die folgenden Tage waren eine Mischung aus riesiger Wut auf diese Schwangerschaft, Traurigkeit aber auch Hoffnung, dass es doch noch weiter geht. Beim nächsten Termin ein paar Tage später war nur die Fruchthöhle gewachsen - deren Bewohner durften wir nie sehen. Eine Woche später, die Fruchthöhle war erneut weiter gewachsen aber immer noch menschenleer, wurde ich vor die Wahl gestellt weiter zu warten oder eine Ausschabung zu machen und entschied mich für keines von beidem, sondern äußerte den Wunsch, medikamentös abzubrechen. Am 18. Februar hat die "Prozedur" dann begonnen, ich habe in einer wirklich sehr schmerzhaften Fehlgeburt über 8 Tage den Großteil der Schwangerschaft verloren. Die Schmerzen waren unerwarteter Weise so stark, dass für so etwas wie Traurigkeit gar kein Platz war - im Gegenteil, ich war nicht mal in der Lage, längere Zeit zu stehen geschweige denn zu gehen. Daher war ich der dankbarste Mensch auf Erden, als die Schmerzen auf einmal wie weggeblasen waren, als nach den besagten acht Tagen auf einmal "der Rest der Schwangerschaft" abging. Allerdings dauerte es dann nicht mehr lange, bis ich mich wahnsinnig leer gefühlt habe. Es klingt so dämlich wenn ich darüber nachdenke, was da in mir gewachsen ist, aber es hat sich kurzzeitig so angefühlt, als hätte man mir ein Organ entnommen. Irgendwie hat etwas gefehlt, das davor noch da gewesen ist. Hat das von euch auch jemand so empfunden? Es war ja nur eine leere Fruchthöhle, rational betrachtet. Aber was es aus rationaler Sicht war und was es gefühlsmäßig für einen selbst war, das sind zwei paar Schuhe...

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#2

RE: Medikamentöser Abbruch in der 8.SSW

in Eure Geschichte 29.03.2021 21:39
von Susanne • 4.599 Beiträge | 4617 Punkte

Liebe Michaela, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für Deinen Verlust. Ja, das stimmt, rational und emotional sind auf jeden Fall 2 ganz unterschiedliche Paar Schuhe. Rational gesehen ist eine Fehlgeburt "nur ein Zellhaufen" in einer frühen Wochen, jedoch sieht das geistige Auge schon ganz früh das Kind, was da kommen soll, und mit ihm sind ganz früh viele Pläne, Wünsche, Träume verknüpft. Dieses Stück Zukunft geht mit dem Abgang. Zurück bleibt Leere, körperlich und seelisch, und gaanz viel Trauer, Wut, Ohnmacht und Verzweiflung.
Fühl Dich gedrückt, Susanne

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