Hallo ihr Lieben,

nachdem ich einige Beiträge überflogen habe bin ich mir nicht mehr sicher, ob ich hier richtig bin. Alles was ich gelesen habe ist weitaus schlimmer als meine Geschichte. Dennoch tobt ein Gefühlschaos in mir - Trauer, Schuld, Angst - mit dem ich nur schwer klarkomme und ich hoffe, hier vielleicht etwas Linderung und Austausch zu finden.

Ich habe vor zwei Tagen mein Würmchen verloren. Dabei wusste ich zu dem Zeitpunkt nicht mal eindeutig, dass ich schwanger war.

Achtung, die Geschichte ist etwas länger! Mein Partner und ich haben schon seit längerem einen Kinderwunsch, aufgrund eines Jobwechsels meinerseits (ich wollte gerne eine gewisse Zeit im neuen Job sein) haben wir aber noch bis Ende Januar diesen Jahres verhütet. Ich hätte nie gedacht, dass es so schnell funktionieren könnte, und habe mir daher nichts dabei gedacht, als meine kommenden zwei Perioden etwas schwächer und kürzer ausfielen als gewohnt (ich hielt dies für normal, nachdem ich nun keine Hormone mehr zuführte). Ich war in der letzten Zeit sehr abgeschlagen und müde, konnte plötzlich keinen Fisch mehr riechen und meine Brüste waren über einen ungewohnt langen Zeitraum sehr berührungsempfindlich, sodass ich ab und zu ganz heimlich gedacht habe: OK, vielleicht ist da doch schon etwas? Die Worte meiner Freundinnen im Ohr, "So schnell klappt das eh nicht" und den normalen Vorsorgetermin im April im Blick, habe ich aber keinen Test gemacht (auch ein wenig aus Angst, die kleine Pflanze Hoffnung durch ein negatives Ergebnis zu zerstören). Tja. Am Mittwoch hatte ich plötzlich starke Unterleibsschmerzen und eine mittlere bis starke Blutung - dies erklärte ich mir aber mit der Hormonumstellung nach der Absetzung des Ginorings, den ich vorher genommen hatte -, Donnerstag gegen frühen Nachmittag dann auf einmal ein Sturzbach aus (geronnenem) Blut. Ich verbrachte 2,5 Stunden auf der Toilette, aufgrund der Dauerblutung nicht unfähig aufzustehen und langsam doch etwas panisch - ich hatte früher nie starke Blutungen gehabt und wusste einfach nicht, was mit mir los ist. Daher rief ich meinen Frauenarzt an - "leider keine Kapazitäten, tut uns leid". Meine Panik wurde größer, der Gedanke "War da vielleicht doch ein kleines Würmchen in mir dass ich gerade verliere" so langsam auch in meinem Bewusstsein angekommen. Als mein Partner von der Arbeit kam, fuhren wir direkt ins Krankenhaus und bekamen die Bestätigung. Ich hatte das Würmchen in der 5. oder 6. Woche verloren. Fehlgeburt. Ein Wort dass bis dahin so weit weg von meinem Leben war und plötzlich so nah. Da der Abgang schon begonnen hatte, entschieden wir uns gegen eine OP, ich bekam Tabletten und hoffe jetzt, dass alles auf natürlichem Weg meinen Körper verlässt. Nächste Woche Donnerstag darf ich zu meinem Gynäkologen zur Kontrolle. Mein Unterleib krampft immernoch sehr stark, ich bin schwach, die Blutungen sind bis heute morgen stark zurückgegangen, nehmen jetzt aber wieder leicht zu - und ich fühle mich einfach leer. Es tut mir gut, über alles zu sprechen. Meine Freunde sagen: Nur gut, dass du es vorher nicht gewusst hast. Aber verdammt, es tut trotzdem weh. Mein Würmchen ist trotzdem nicht mehr da, und nur weil ich nicht zu 100% von der Schwangerschaft gewusst habe, bin ich trotzdem unendlich traurig. Gleichzeitig fühle ich mich so schuldig und als ob ich versagt hätte, habe Angst weil die Blutungen wieder stärker geworden sind, fühle mich aber auch wie eine Art Heuchler, denn, wie eingangs erwähnt, es gibt so viele Geschichten, die einfach viel, viel schlimmer sind.

Vielleicht gibt es hier ja jemanden, der eine ähnliche Erfahrung gemacht hat und mir davon berichten / sich austauschen mag? Auch interessiert es mich sehr, wie andere mit dem Gefühl der Schuld und des Versagens umgehen. Ich würde mich freuen, von euch zu lesen!

Alles Liebe
Tina

Liebe Tina,

für mich war es immer vollkommen egal, ob ich eine ärztliche Bestätigung hatte, nur positiv testete, nur mein Gefühl und mein Körper mir etwas signalisierten... Ich habe es immer direkt gemerkt, wenn sich da ein kleines Wunder anbahnte. Ich sollte immer Recht behalten. Und ich war immer traurig, wenn es wieder ging. Der Wunsch ist da, also ist auch die Trauer und die Enttäuschung da, wenn es anders kommt. In meinen Augen ist das völlig normal.

Fühl dich einmal umarmt.

Ich selbst empfinde dieses Gefühl des Versagens seit letztem Jahr ganz intensiv. Ok, seit Januar arbeite ich daran. Aber grad im vergangenen Jahr war es heftig. Immer wieder positive Tests und dann doch wieder Blutungen. Die Wut auf meinen Körper, dass es für die natürlichste Sache der Welt scheinbar zu blöd geworden ist. Zweifel an mir selbst, warum ich nicht mal einem befruchteten Ei Schutz bieten kann. Wut. Traurigkeit. Hass. Es waren so ziemlich alle Gefühle dabei, die man sich nur vorstellen kann.

Eins noch: Es gibt vielleicht vom Umfang her schlimmere Geschichten. Es gibt Frauen, die ihre Babys kurz nach der Geburt verloren haben, still gebären mussten, bereits einen Herzschlag im Ultraschall sahen etc. Es gibt so viele verschiedene Formen von Verlust. Schlimm sind sie aber alle (jedenfalls in meinen Augen). Und eines haben alle gemeinsam: Abschied von einem Wunsch. Manche für immer, manche nur für den Moment. Jeder empfindet anders und wenn du traurig bist, dich leer fühlst, dann ist das dein gutes Recht. Du musst dich nicht als Heuchlerin sehen, sei nicht so hart zu dir. Auch ich brauchte einen Augenblick, um mich zum Beitritt hier zu überwinden. Mit meinen sehr frühen Abgängen sehen manche Menschen meine Verluste auch nicht als so schwerwiegend an. Deswegen bin ich hier. Hier gibt es Frauen, die ähnliche Situationen erlebt haben und ich fühlte mich bisher sehr verstanden und meine Trauer akzeptiert. Ich bin beispielsweise eine absolute Vollblutmama, Glucke durch und durch, schon von der ersten Sekunde an. Wenn dieser simple Test auch nur den Hauch eines zweiten Strichs anzeigt oder ich innerlich merke, dass da was ist, dann schrillen alle Mamaglocken und es ist vorbei. Da ist sofort diese besondere Liebe. Also ist da auch Traurigkeit, wenn sich der Wunsch wieder nicht erfüllt.

Sei nicht so hart zu dir selbst. Erlaube dir diese Traurigkeit. Lass sie dir auch von niemandem ausreden oder absprechen. Vielleicht findest du ja einen Weg, damit umzugehen, für dich einen Abschied zu vollziehen.

Liebe Tina,
All diese Gefühle sind bei diesem Verlust normal. Es wird mit der Zeit besser. Hier im Forum kannst du alles schreiben, niemand wird dich verurteilen. Mit jedem Abgang, egal in welcher Woche, verlieren wir Frauen ein Stück unserer Träume, Hoffnungen, den Glauben ans Gute.
Es tut mir leid, dass dein würmchen gegangen ist.
5 Tage nach dem positiven Test verlor ich mein erstes Wunder. 2,5 Jahre mussten wir darauf warten und schon verließ es uns wieder. Die Welt brach für mich zusammen. Und niemand in meinem Umfeld verstand meine Trauer. Danach wurde ich gleich wieder schwanger. Als ich eine Blutung an einem Mittwoch Nachmittag hatte, erreichte ich meine Frauenärztin nicht. Das Krankenhaus sprach nur von ausschabung... Es war schrecklich. Schlussendlich bekam ich einen Rückruf der Hebamme. Und sie erkläre mir, dass ich nichts tun kann. Ich solle mich ins Bett legen, meinen Bauch streicheln und es auf seinem Weg begleiten, egal wohin er führt 😔 auch danach hatte ich noch Gespräche mit der Hebamme. Sie war mir eine große Hilfe, da sie mir sagte, dass ich nichts falsch gemacht habe und auch nichts am Lebensweg des minimenschleins ändern kann. Dieser Weg bestimmt jemand anderes 😔 die Schuldgefühle wurden weniger, die Trauer blieb.
Lass dir Zeit und nimm sie dir. Niemand hat das Recht, dir zu sagen, was du fühlen musst. Für wenige Tage warst du eben Mama. Und was hätte es dir denn gebracht, früher zu testen?!? Verhindert hätte es die Fehlgeburt leider auch nicht...
Ich schicke dir eine feste Umarmung 🤗 und viel Kraft!

Liebe Tina,

Mein tiefes Mitgefühl für deinen Verlust, fühl dich ganz fest umarmt!
Der Schmerz und alle anderen Gefühle die du empfindest dürfen sein und sollen auch "gelebt" werden, lass dir da nichts anderes einreden! Wer noch keine Fehlgeburt erlebt hat, kann oft nicht verstehen, was dieser Verlust für uns Frauen bedeutet oder bedeuten kann.
Meine erste Fehlgeburt war ein harter Schicksalsschlag für mich, ich habe Monate gebraucht den Verlust unseres ersten Wunders in mein Leben zu integrieren, wieder Hoffnung und Sicherheit zu verspüren. Nimm dir die Zeit und den Raum, den es für dich braucht. Reden (mit den richtigen) hilft! Gut, dass du dieses Forum gefunden hast, du bist nicht allein!

Ich habe gerade ein gutes Buch ausgeliehen bekommen, vielleicht ist das auch was für dich. Es heißt "Vertrauen nach Fehlgeburt - selbstbestimmt und kraftvoll durch eine herausfordernde Zeit" von Rosa Koppelmann und begleitet sehr schön durch den ganzen Prozess einer Fehlgeburt. Auf der Homepage der Autorin kannst du auch einen Blick ins Buch werfen.

Ich schicke dir gute Gedanken! ☀️
Marie

Ihr Lieben,
danke für eure Worte, euer Mitgefühl und die liebe Aufnahme.
Das gibt mir gerade unglaublich viel... zu wissen, dass man nicht alleine ist, dass diese Gedanken und Gefühle geteilt werden, auch der "Zuspruch" zu meiner Trauer - das tut gerade richtig gut. Vielen lieben Dank auch für den Buchtipp, ich bin sowieso eine Leseratte und werde gleich mal auf die Website schauen.

Ich hoffe euch geht es gerade soweit gut, fühlt euch gedrückt!

Liebe Tina,

Egal wie weit man ist, oder was man erlebt hat. Nichts hat hier, meiner Meinung nach, weniger Platz verdient.

Mir ging es so ähnlich wie dir. Beim ersten Mal hat es gleich geklappt. Nur dass ich es dann schon wusste, als mein kleines sich nach 10 Wochen entschied wieder zu gehen...

Was ich hier im forum gelernt hab ist, dass immer jemand ein offenes Ohr hat, einen versteht und vor allem: ich bin an dem ganzen nicht schuld! Und das möchte ich dir auch sagen: du bist nicht Schuld - auch wenn du es gewusst hättest!

Die Aussagen deiner Freunde sind für dich sicher verletzend - mich hätten sie auch verletzt!
Aber ich glaube, das tun sie, weil sie nicht wissen, wie sie mit der Situation umgehen sollen - wie sie dich trösten können.
Sag ihnen, was du dabei fühlst wenn sie das sagen.
Ich hab das so lang auch zurück gehalten aber inzwischen sage ich meinen Freunden, wenn ihre Aufmunterung nicht angemessen ist bzw sie mich verletzt.
Menschen, die keine Fehlgeburt hatten, wissen nicht, wie sie mit Frauen eines Regenbogen- oder Sternenkindes umgehen sollen.

Wegen den Blutungen: so ging es mir auch. Am Tag nach meinem Abgang waren die Blutungen wieder weniger geworden aber einen Tag später waren sie wieder stärker. Aber nach 10 Tagen waren sie bei mir weg. Mach dir also keine zu großen Sorgen und spätestens am Donnerstag bei deinem Gynäkologen wirst du erfahren, ob alles "in Ordnung" ist..

Auch, wenn sich grade nichts mehr "in Ordnung" anfühlt...

Fühl dich umarmt,
Lena 🌈

Hallo Tina,

Es tut mir leid dass du das erleben musstest!!!
Und es ist ganz egal ob jmd was „schlimmeres“ erlebt hat oder nicht, man kann Leid nicht aufwiegen!!
Es geht ja keinem besser zu denken, ach dem gehts ja schlechter!!
Ich kann das absolut nachvollziehen auch bei mir war das Wort „Fehlgeburt“ nicht im Wortschatz verankert!
Du bist nicht schuld! Keine Frau ist das, keine würde etwas tun oder lassen was unsere Kinder in Gefahr bringt!! ❤️🍀