Guten Abend.

Seit dem Wochenende habe ich immer wieder heimlich, still und leise in dieses Forum geschaut, nachdem ich via Google eine Plattform für "Menschen wie mich" suchte. Wie bin ich denn, wenn ich irgendwo Anschluss finden möchte bzw. ein Plätzchen, an welchem man mal gehört wird? Ich bin Nadine, 35 Jahre jungalt, dreifache Mama von wirklich bezaubernden Kindern, die mich unfassbar glücklich machen. Und dennoch ist da dieser eine Platz, der (bisher) unbesetzt bleibt. Aber dazu möchte ich gleich kommen, muss nur etwas weiter ausholen.

Meine Sternchengeschichte begann noch vor unserem ersten gemeinsamen Kind. Ende 2008 beschlossen mein Mann und ich, dass wir die leerer werdende Pillenpackung nicht weiter aufstocken und stattdessen lieber den Dingen ihren Lauf lassen wollten. Im Mai 2009 bemerkte ich dann erstmals körperliche und charakterliche Veränderungen, die meinen Mann schon scherzen ließen "Bist du schwanger?" Daran dachte ich mit keiner Silbe, denn zu diesem Zeitpunkt waren wir mitten in einem Umzug. Da sich aber einiges komisch anfühlte und sich auch meine innere Stimme meldete, ging ich doch zum Frauenarzt. Unregelmäßigkeiten im Zyklus waren durch die jahrelange Pilleneinnahme normal, das hatte er mir direkt gesagt. Beim Ultraschall sah man dann aber eine Fruchthöhle, noch ohne Inhalt. Also nahm er mir Blut ab und ich sollte wenige Tage später erneut in die Praxis kommen. Gesagt. Getan. Er schaute wieder via Ultraschall, sah aber nichts und erklärte mir dann, dass der hCG-Wert nicht (mehr) auf eine Schwangerschaft hinweisen würde. Ich ging nach Hause und erst Monate später wurde mir bewusst, was genau damals eigentlich war. 2010 und 2012 kamen dann unsere beiden Großen zur Welt, bei denen es auch ein paar Schwierigkeiten gab. Aber es ging alles gut und sie bereichern seitdem unser Leben. 2015 hatte ich zwei Wochen nach meiner besten Freundin positiv getestet und leider nur wenige Tage später eine Not-OP wegen einer geplatzten Zyste, bei der eine gleichzeitige Ausschabung notwendig war. Also nahm erneut eine Schwangerschaft ein frühes Ende. 2016 testete ich dann wieder positiv, hatte aber direkt ein komisches Gefühl, welches sich nahezu unmittelbar nach dem positiven Test bestätigte. Aber einen Monat später überraschte die Natur uns und wird durften 2017 unser drittes Kind in die Arme schließen. Seit 2018 war dann wieder ein immer stärker werdender Kinderwunsch da, den ich erstmal für mich behielt. Ich wollte sehen, ob es ein kurzes Aufflammen war, welches sich aus dem zu schnellen Großwerden unserer Kleinsten entwickelte. Oder ob es tatsächlich noch genug Liebe für ein weiteres Familienmitglied war. Der Wunsch ließ nicht nach, wurde immer stärker. Im Juli 2019 testete ich wieder positiv, weihte meinen Mann aber noch nicht ein, da meine liebste Oma im Sterben lag und ich emotional voll abgelenkt war. Wieder kam es so, dass wenige Tage später Blutungen einsetzten und sich alles von allein "erledigte". Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich immer den Gedanken, dass nichts ohne Grund geschieht, denn meine Oma schloss im August 2019 für immer die Augen und ich war der festen Überzeugung, dass sie mich nicht schwanger auf ihrer Beisetzung gewollt hätte.

Meine Ansicht änderte sich im vergangenen Jahr. Insgesamt 4mal testete ich positiv, machte direkt einen Termin bei meiner Gyn, schaffte es aber nie zu ihr. 3-4 Tage bis maximal eine Woche nach dem ersten positiven Test kamen Blutungen. Sämtliche Anzeichen einer Schwangerschaft hatte mir mein Körper geschickt, ich merkte immer sofort, dass sich da etwas entwickelte. Dass in meinem Körper etwas vor sich ging. Dieses Gefühl hatte ich schon immer, mein Körper und ich waren ziemlich dicke. Immer wieder reagierte mein Körper nach diesen frühen Abgängen auf die Hormonumstellung. Auch das kannte ich bereits, hatte ich es sonst nach den drei Geburten. Meine Ärztin stellte eine riesige Zyste fest, die glücklicherweise von allein verschwand. Blutuntersuchungen zeigten wohl keine Auffälligkeiten.

Das letzte Jahr gab mir den Rest. Daher hatte ich im Dezember den Entschluss gefasst, auf tiefgreifendere Untersuchungen zu bestehen. Kam bisher nur wieder etwas anders, aber das ist bei uns nicht neu. Um mich rum hagelt es Schwangere, die meisten einfach so. Ups, nicht geplant. Und ich hatte nie Probleme damit, komme aber seit letztem Jahr zunehmend schlechter damit zurecht. So bin ich eigentlich gar nicht.

Derzeit sieht es so aus, dass ich am Freitag positiv testete, Samstag Abend setzten Blutungen ein, Sonntag sogar sehr stark. Also ging ich davon aus, dass es wieder nur ein kurzes Hoffen war. Fragt mich nicht, warum ich das tat, aber ich testete weiter und merkwürdigerweise werden die Tests stärker. Was mich verwirrt. Heute war ich beim Endokrinologen, da meine Schilddrüse kontrolliert werden sollte. Die Ergebnisse stehen noch aus. Morgen werde ich dann wohl meine Gyn anrufen (einfach vorbei ist aufgrund Corona und unterschiedlicher Bundesländer derzeit nicht so einfach).

Entschuldigt diese Menge an Text. Aber es tut gut, das mal niederzuschreiben. So, dass es für andere lesbar ist. Nicht nur in meinem Tagebuch.

Hallo, Susanne. Danke für das Willkommenheißen und die Gratulation. Ich nehme bisher nichts. Heute versuche ich zu organisieren, dass ich morgen zu meiner Gynäkologin kann. Mal sehen, wann ich da jemanden erreiche.

Da bin ich dran, Praxis macht gleich auf.

Ist das denn überhaupt möglich, trotz starker Blutung mit Gewebe (sorry) schwanger zu sein?

Guten Morgen.

Ich darf nachher zu meiner Gynäkologin. Mir geht die Pumpe wie wild, eine Mischung aus Aufregung und "Ich weiß eh, was kommt". Mir ist seit Mittwoch so unglaublich schlecht, was ja eigentlich gut ist. Und im Unterleib zieht es wie verrückt. Dennoch mischt sich immer so ein merkwürdiges Gefühl unter. Als wolle mir mein Kopf mit aller Macht sagen, dass da was nicht stimmt. Als könne er nicht mehr an ein positives Ende glauben. Furchtbar.

Ich werde mir jetzt einen Tee machen, die wenigen Minuten Ruhe am Morgen genießen und mich auf nachher freuen. in 2 1/2 Stunden weiß ich mehr.

Hallo, Susanne.

Ich kann gar nichts wirklich sagen bzw. schreiben. Bin irgendwie total leer. Mein Kopf hat es gewusst, Herz und Bauch brauchen wohl noch eine Weile. Warum auch immer diese verdammten Tests positiver wurden... Es ist mir ein Rätsel. Für mich steht fest, dass ich den Kinderwunsch ablege oder es irgendwie versuche. Ich muss die letzten zwei Jahre erstmal verarbeiten, Körper und Psyche eine Pause gönnen und vielleicht hat die Mehrheit auch Recht mit "Drei Kinder reichen doch wohl, oder? Vielleicht soll es dann einfach nicht mehr sein. Ihr habt doch genug!"

Sorry, gute Laune sucht man bei mir grad vergebens.

Das ist total lieb, danke.

Ich weiß grad nicht mal, ob ich mit meinen so frühen Abgängen in dieses Forum gehöre :( Es fühlt sich irgendwie so falsch an. Kann das gar nicht richtig beschreiben. Ich merke, dass es mich total beschäftigt, dass man mit so frühen Verlusten keinen richtigen Zuhörer findet. Dass man ja nicht als schwanger angesehen wurde. Es war halt noch kein Kind. Ist doch also halb so wild. Vergessen ist bei allen diese Euphorie, die bei jedem positiven Test einsetzt. Die Anzeichen und Signale, die der Körper sendet. Das scheint für die meisten Menschen (jedenfalls hier in unserer Gegend) hinfällig zu sein.

Liebes Wunderblümchen,
egal, wie viele Kinder du hast und was dein Umfeld dir sagt, es ist deine Trauer und dein Verlust. Es ist dein Körper, der dir deutlich sagte, hey, ich bin schwanger. Das lässt sich ja nicht ignorieren, warum auch? Ob nun zwei, drei, vier ... Kinder, jeder Verlust ist ein Abschied und das ist anstrengend und kostet Kraft.
Alles Liebe für dich,
Guni

Liebes Wunderblümchen.
Natürlich gehörst du in dieses Forum. Du hast wie viele hier schwierige Erfahrungen gemacht, teilst sie und suchst Gleichgesinnte. Egal wie kurz eine Schwangerschaft ist, wenn sie nicht mit einem gesunden Baby endet, ist das traurig...besonders für dich als Mutter.
Ich habe deine Geschichte gelesen und möchte dich einfach nur fest (virtuell) umarmen und trösten. Es macht mich traurig, dass deine Hoffnungen auf ein weiteres Kind aktuell nicht erfüllt werden.
Vielleicht hilft ja ein Check beim FA deines Vertrauens? Vielleicht steht eurem nächsten Glück ja etwas im Weg, von dem ihr noch nichts wisst...

Ich sende Kraft und Vertrauen.
Fühl dich tröstend umärmelt.