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PCO-Syndrom und Übergewicht besiegen

in Tut Ihr etwas für die Unterstützung des Kinderwunsches? 03.02.2021 02:33
von Fjara • 41 Beiträge | 41 Punkte

Liebe Community,

ich danke euch allen für die liebevollen Worte und die Unterstützung in dieser schweren Zeit. Nun möchte ich versuchen euch zu helfen!

Eine Ernährungsumstellung macht man in erster Linie für sich selbst. Bei PCOS mit KiWu oder Adipositas macht man sie aber auch für sein Kind. Verliert man Gewicht und lebt man gesünder, verringert sich auch das Risiko für eine Fehlgeburt. Es gibt Wege PCOS und Übergewicht zu bekämpfen, man muss sie nur gehen!

Ich hoffe, dass euch mein Erfahrungsbericht und meine Tipps aus dem Teufelskreis des PCOS befreien können. Gerne beantworte ich eure Fragen oder gebe Hilfestellung bei der Ernährungsumstellung. Ich bin Pflegekraft und keine Ärztin, daher sprecht vor Beginn der "Diät" mit einem Arzt darüber. Besonders vorsichtig müssen z.B. Diabetiker sein! Ich übernehme keine Haftung für eventuelle gesundheitliche Schäden!



Allgemeines

Was ist das PCO-Syndrom?

Das Polyzystische Ovarialsyndrom ist eine Krankheit, die vor allem junge Frauen im gebärfähigen Alter betrifft. Dabei handelt sich um eine Störung im hormonellen Regelkreis. Besonders die männlichen Hormone werden überproduziert, weshalb typische Symptome wie z.B. eine männliche Körperbehaarung auftreten können. An den Eierstöcken der betroffenen Frauen finden sich viele kleine, mit Flüssigkeit gefüllte Hohlräume, sogenannte Zysten. Warum das PCO-Syndrom entsteht, ist bislang noch unklar. Man vermutet jedoch, dass es erblich bedingt sein kann. Etwa 50 bis 70 Prozent der Patientinnen mit PCO-Syndrom sind übergewichtig. Häufig findet sich auch eine sogenannte Insulinresistenz. Das bedeutet, dass die Rezeptoren für das Hormon „Insulin“, das sich um die Aufnahme von Zucker in die Zellen kümmert, nicht mehr voll funktionsfähig sind. Etwa drei bis vier Prozent der Frauen weltweit sind vom PCO-Syndrom betroffen. Die Krankheit beginnt meist während der Pubertät, Symptome treten jedoch häufig erst zwischen dem zwanzigsten und dreißigsten Lebensjahr auf.


Symptome

Das PCOS kann viele verschiedene Symptome verursachen, die bei jeder Betroffenen unterschiedlich stark ausgeprägt sind. Häufige Beschwerden sind:

- Zyklusstörungen (z.B. Ausbleiben der Regelblutung)
- Hirsutismus (Ausbildung eines männlichen Behaarungstyps) und Virilismus (die Köperstatur wird männlich)
- Ausfall der Kopfbehaarung
- Hautunreinheiten
- Unfruchtbarkeit
- psychische Probleme

Quelle: netdoktor




Mein Leben und Erfahrungen mit PCOS

Diagnose PCO-Syndrom: Erst der kam Schock, dann die Kampfansage!

Wie viele andere Frauen mit PCOS bin auch ich übergewichtig. Ich war bis dato eine echte Naschkatze mit einer Vorliebe für Pizza, Pasta und Co. Kurzum: Ich habe mir die Kilos selbst angefuttert! Meine Schilddrüsenunterfunktion hat dann auch noch ihren Teil dazu beigetragen, so dass ich ein beachtliches Gewicht von weit über 100kg erreichte.

"Sie müssen abnehmen!" - Jede übergewichtige Frau kennt diesen Satz. Egal zu welchem Arzt man geht- das Gewicht ist immer irgendwie Thema. Jahrelang hat man meine Zyklusstörungen und die Kinderlosigkeit allein auf mein Gewicht geschoben. Klar, Übergewicht ist grundsätzlich ungesund und ist nicht besonders förderlich wenn man ein Kind bekommen möchte. Viele Zyklusstörungen beruhen ja auch tatsächlich auf Übergewicht, doch bei PCOS liegt ja das Problem oft noch ganz woanders. Mit Tipps wie "Mach doch einfach FDH!" ist den Betroffenen nicht geholfen.

Nach vielen Jahren ohne eine einzige Schwangerschaft suchten mein Mann und ich Hilfe bei einer Kinderwunschklinik. Die Behandlung in der ersten Klinik ist nicht mal erwähnenswert- der Arzt hat mein ganz offensichtliches PCOS einfach mal nicht diagnostiziert oder ignoriert. Dazu schreibe ich noch einen Erfahrungsbericht. Enttäuscht von falschen Versprechungen wandten wir uns an das Kinderwunschzentrum unserer Uniklinik. Dort wurden wir beide wirklich gründlich untersucht. Keine Minute hat der Ultraschall gedauert bis der Arzt sagte "Sie haben das PCO-Syndrom, ganz eindeutig!"

Meine Eierstöcke sahen auf dem Ultraschall aus wie durchlöchert. Ich war geschockt. Ich hatte mich zuvor schon einmal über PCOS informiert, habe aber nicht mit dieser niederschmetternden Diagnose gerechnet. Dazu kamen noch die Ergebnisse meines OGTT, dem Zuckerbelastungstest: Ich habe auch eine Insulinresistenz.

Zutiefst traurig fasste ich einen Entschluss: Ab jetzt wird alles anders! Das lasse ich nicht auf mir sitzen!

Mein PCOS- Es gab Symptome!

Rückwirkend betrachtet habe ich tatsächlich einige Symptome bei mir feststellen können. Ich habe auch nach meiner Pubertät immer wieder mit unreiner Haut im Gesicht zu kämpfen gehabt. Dazu kamen meine Teils extremen Zyklusstören. Einmal war ich sogar 8 Monate ohne Periode oder hatte wochenlange Blutungen! Auch ist mir aufgefallen, dass ich Herzklopfen bekommen habe wenn ich zuckerhaltige Lebensmittel zu mir genommen habe. Mein Körper ist allerdings nicht männlicher geworden, ich habe keinen Bart oder dergleichen bekommen.

Fun Fact: Um meine Ernährungsumstellung zu erleichtern habe ich mir überigens eingeredet, dass ich vielleicht wie Wolverine aussehen könnte, wenn ich nicht schnurstracks mein Leben ändere! *lach*


Insulinresistenz kann man besiegen, solange man sich an die Regeln hält!

Insulin ist ein Hormon, dass für die Blutzuckerregulation verantwortlich ist. Die Ausschüttung wird vor allem durch Glucose ("Zucker") stimuliert. Erhöht sich der Zuckerspiegel im Blut, wird vermehrt Insulin in der Bauchspeicheldrüse gebildet und ins Blut abgegeben. Bei einer Insulinresistenz ist zwar genügend Insulin vorhanden, doch die Wirkung des Insulins ist jedoch abgeschwächt. Bei Frauen mit PCOS führt die Insulinresistenz dazu, dass auch ein Überschuss an Insulin gebildet wird. Das Hormon fördert nicht nur Übergewicht, sondern steigert auch die Bildung männlicher Hormone, was die PCOS-typischen Beschwerden weiter verschlechtert. Quellen: diabetes-ratgeber, ugb

Was hilft also, wenn Glucose den Insulinspiegel nach oben treibt? Richtig! Die Glucosezufuhr reduzieren! Doch Glucose ist keinesfalls nur ein Bestandteil von Zucker, sondern auch von Stärke und anderen Kohlenhydraten. Die beste Medizin ist also eine drastische Reduzierung von Kohlenhydraten, beispielsweise durch ketogene Ernährung oder Low Carb.

Low carb, high fat: Mit ketogener Ernährung 15kg in drei Monaten abgespeckt, einen perfekten Zyklus bekommen und dann war ich plötzlich schwanger!

Wenige Tage nach der Diagnose habe ich sämtliche Kohlenhydratquellen von meinem Speiseplan gestrichen. Kein Brot, keine Kartoffeln, keine Nudeln, keine Mehlspeisen mehr! Stattdessen reichlich Fett. Denn Keto bedeutet, dass man wenig Kohlenhydrate und viel Fett ( mit ungesättigte Fettsäuren) zu sich nimmt. Nach einigen Tagen wird der Körper anfangen seinen Stoffwechsel so umzustellen, dass er seine Energie aus Fett gewinnt. Die Insulinausschüttung wird auf ein minimum runtergefahren, die PCOS Symptome werden gelindert.

Schon nach 2-3 Wochen merkte ich eine deutliche Verbesserungen. Meine Periode dauerte nicht mehr 2 Wochen, sondern nur noch 5 Tage. Ich fühlte mich fit, konnte mich besser konzentrieren und die Kilos purzelten nur so. Klar ist es hart am Sonntagmorgen kein Brötchen mehr zu essen, aber es gibt genügend Low Carb Alternativen zum Selbermachen oder im Handel.

Nur drei Monate nach Beginn der Ernährungsumstellung hielt ich einen postiven Schwangerschaftstest in der Hand! Was 7 Jahre nicht gelingen wollte, klappte nach nur zwölf Wochen ohne Kohlenhydrate! Und dabei habe ich mein Idealgewicht noch lange nicht erreicht gehabt. Wie schnell würde ich also schwanger werden, wenn ich noch mehr abnehmen würde?

Ketogene Ernährung durchhalten: Meine Tipps

Das Internet ist voll mit Anleitungen und Rezepten für eine ketogene Ernährung. Trotzdem ist es vor allem in den ersten Tagen echt hart durchzuhalten. Der Körper möchte weiterhin seine Energie aus Kohlenhydraten gewinnen und verpasst einem Heißhungerattacken. Aber keine Angst, die lassen nach sobald der Körper sich tief genug in der Ketose befindet. Dann kann man stundenlang nichts essen ohne Hunger zu haben oder an Konzentartionsfähigkeit einzubüßen, denn der Körper bildet die benötigte Energie auch aus den Fettpölsterchen ;-)

Meine Keto-Tipps:

- Setzt eine Obergrenze für Kohlenhydrate! Je niedriger die Zufuhr von Kohlenhydrate, desto schneller ist man in der Ketose. Ich versuche am Tag nicht über 20-30g zu kommen. Manche Menschen erhöhen ihre Grenze nach einiger Zeit auf 50g. Informieren und ausprobieren!

- DU MUSST FETT ESSEN, um in die Ketose ("Fettstoffwechsel") zu gelangen. Achtet darauf ungesättigte Fette zu euch zu nehmen! Kokosöl oder auch das daraus gewonnende MCT-Öl (geschmacksneutral) sind wahre Booster und katapultieren einen schnurstracks in die Ketose. Einfach mal einen Schuss davon in den Kaffee oder Tee, schon hat man sich etwas Gutes getan. Auch Weidebutter, Avocados und Walnüsse kann ich mit gutem Gewissen empfehlen.

- In den meisten Fällen musst du auf nichts verzichten, sondern einfach nur ein paar Zutaten ändern. Beispielsweise mache ich meine Lasagne mit Kohlrabischeiben statt Nudelplatten.

- Käse, Fleisch, Quark und Eier haben kaum Kohlenhydrate und liefern wichtige Proteine. Achtet auf eine gute Qualität, dann bleibt man auch länger satt!

- Johannisbrotkernmehl ist ein fantasisches Bindemittel. Kohlenhydratarm und glutenfrei ;-)

- Backt Kuchen, Kekse und Waffeln mit Kokos- oder Mandelmehl und süßt mit Stevia oder Erythrit.

- Beerenobst wie Blaubeeren oder Erdbeeren haben wenig Kohlenhydrate. Aus Quark, Vanille, Stevia und (TK-) Erdbeeren zaubere ich in kurzer Zeit eine tolle Quarkspeise!

- Intervallfasten fördert den Angriff auf die Fettpölsterchen. Einfach zwischen den Mahlzeiten längere Pausen einlegen, der Körper wird einem dank der Ketose mit Heißhungerattacken verschonen!

- Wie bei jeder "Diät" hilft auch hier Bewegung, um schneller ans Ziel zu kommen.

- Apropos: Man sollte Keto nicht als Diät verstehen, sondern vielmehr als dauerhafte Ernährungsumstellung. Gutes Hintergrundwissen hilft auf eine ausgewogene Zusammenstellung der Nährstoffe zu achten!

- Um die Tiefe der Ketose zu bestimmen, eignet sich in den ersten Wochen ein Urintest. Die sind günstig und funktionieren ähnlich wie Schwangerschaftstest.

- Lust auf Nudeln? Kauft Pasta aus Konjakwurzeln! Die sehen ein bisschen aus wie Glasnudeln und sind geschmacksneutral. Ich mag sie!

- Auch aufs Naschen muss man nicht verzichten: Kauft gepuffte Schweineschwarten oder gesalzende Mandeln statt Chips. Esst Schokolade mit einem sehr hohen Kakaoanteil (über 80%)

- Sogar auf Fruchtjoghurt und Schokopudding muss man notfalls nicht verzichten: Im Handel gibt es sogenannte "Protein" Pudding mit wenig Kohlenhydraten

- Wenn schon Brot, dann "Eiweißbrot". Das hat nur einen Bruchteil der Kohlenhydrate. Das gibts überigens auch als Toastbrötchen im Handel ;-)

- Trinkt viel, damit der Stoffwechsel in Schwung kommt. Am besten eignet sich Wasser. Wenn schon Softdrinks, dann bitte die "light" Variante mit Süßstoff.

- Achtet auf Kohlenhydratfallen! Karotten sind z.B. kleine Zuckerbomben. Auch manches Kaugummi ist nicht zuckerfrei!

- Wenn man tief in der Ketose ist darf man auch gelegentlich "cheaten", also an einem Tag etwas mehr Kohlenhydrate essen.

- Stellt der Partner die Ernährung auch um fällt es leichter durchzuhalten.

Also... Los gehts! ;-)


Es gibt keinen Fuß, der zu klein ist, um auf dieser Welt keinen Abdruck zu hinterlassen.
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#2

RE: PCO-Syndrom und Übergewicht besiegen

in Tut Ihr etwas für die Unterstützung des Kinderwunsches? 03.02.2021 06:44
von Susanne • 4.595 Beiträge | 4613 Punkte

Sehr Interessant! Vielen Dank für Deine Mühe, dass alles so detailliert und genau aufzuschreiben. Ich hoffe, es hilft der ein oder anderen!

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Susanne

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