Ihr Lieben,
mein kleines Tweety ist jetzt endgültig mit seinem winzigen Flugzeug bei seinem Uropi auf der Wolke angekommen. Gestern Morgen, bevor es in die Klinik ging, hatte ich einmal kurz das Gefühl es nicht zu schaffen. Ich wollte meinen kleinen Schatz in diesem Moment niemals hergeben. Zum Glück hat eine gute Freundin mir am Sonntag Abend kurz bevor ich die Tablette nehmen musste gesagt, dass ich jetzt ganz stark sein muss, weil mein kleiner Pilot Hilfe für den Flug zu seiner Wolke brauche. Da fiel mir sofort das Lied „Über den Wolken“ ein. Das habe ich am Montag Morgen gespielt als ich mich zuhause endgültig von Tweety verabschiedet habe. Immer wenn es gestern drohte zu kippen habe ich den Refrain vor mich hingesungen. Ich hoffe, dass mein liebes Kind jetzt grenzenlose Freiheit ohne Ängst und Sorgen hat.
Das Team in der Klinik war einfach großartig. Ich habe das Glück, dass in meiner Stadt eine der besten Frauenkliniken Deutschlands zu finden ist. Vom ersten Moment an habe ich mich gut aufgehoben gefühlt, schon bei der Voruntersuchung am Freitag. Und gestern war wirklich nur unglaublich. Dem Team gelingt es, dass man sich wie die wichtigste Patientin im Krankenhaus fühlt. Die Stationen sind hell und freundlich. Als ich in den OP gebracht wurde, war ich ganz verloren, aber dort warteten ganz wunderbare Menschen auf mich. Der Anästhesist Dr. K. war.... mir fehlen die Worte um diesen lieben, großartigen Menschen zu beschreiben. Er hat mich emotional aufgefangen, meine Hand genommen, meine Tränen abgewischt, mir Mut zugesprochen. Ich bin ihm unendlich dankbar. Auch die OP-Schwester. Sie hat meine Hand gehalten und Dr. K. hat immer mein Gesicht gestreichelt bis ich eingeschlafen bin. Ich bin so dankbar, dass mein Tweety umgeben von so lieben Menschen seine allerletzte Reise antreten durfte. Dr. K. war dann auch der Erste, den ich beim Aufwachen gesehen habe. Er ist dann auch hinterher, trotz Feierabend noch einmal zu mir ans Bett gekommen und hat sich verabschiedet. Ich habe meinen lieben Opi im Himmel gestern gebeten mir an diesem schrecklichen Tag zu helfen. Und ich glaube fest daran, dass Dr. K. die Antwort auf mein Gebet war, denn ohne ihn hätte ich es so nicht geschafft mein Tweety gehen zu lassen. Ich habe hier schon Einiges über schroffe Ärzte usw. gelesen und wünsche einfach jeder Frau, die eine Fehlgeburt erleiden muss ein solch liebevolles Ärzte- und Pflege/Schwesternteam zur Unterstützung.
Ich bin jetzt wieder zuhause. Mit dem Schlafen klappt es immer noch nicht so toll (5. Nacht, so langsam sehe ich aus wie ein Zombie). Mache mir gleich wieder meine „Golden Girls“ an und hoffe dabei einzuschlummern. Ohne Geräuschkulisse geht es noch nicht, weil ich sonst vor Sehnsucht nach meinem Tweety gar nicht schlafen kann. Heute wäre der „Fototermin“, der erste echte Kontrolltermin für meinen kleinen Schatz gewesen. Ich habe mich wie ein Schneekönig auf den 2.2. gefreut, habe mir ausgemalt, wie ich heute Abend breit grinsend eine Videokonferenz mit meinen Freundinnen mache und dabei Tweetys erstes Foto in die Kamera halte. Ich hoffe, dass ich, wenn dieser Tag auch noch rum ist endlich wieder schlafen kann... und anfangen kann zu heilen.