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Hallo zusammen, ich war letztes Jahr mit unserem absoluten Wunschkind schwanger. Schon zu Beginn hatte ich mit Übelkeit zu kämpfen, die wurde dann ab der 8. Woche so stark, dass ich krankgeschrieben wurde. Ende der 10. Woche war ich zum ersten richtigen Ultraschall, Gott sei Dank hatte ich meinen Mann dabei. Der Frauenarzt hat uns erst den Herzschlag gezeigt und dann das Kind gemessen und da meinte er plötzlich, dass das es viel zu klein sei und weg müsste. In diesem Moment ist für mich eine Welt zusammengebrochen. Irgendwo war mir natürlich bewusst, dass bei einer Schwangerschaft noch was schief gehen könnte. Aber ich hatte mich so gefreut schwanger zu sein und das nicht für mich möglich gehalten. Außerdem dachte ich immer, dass wenn was mit dem Kind wäre ich Blutungen bekommen würde. Dass der Arzt das "einfach so" feststellen kann, war mir überhaupt nicht bewusst. Leider war der Arzt einfach nur schrecklich und hat auf keine meiner Fragen geantwortet. Er hat mich einfach so mit dieser Nachricht heim geschickt und ich wusste nicht mal, was noch auf mich zukommen soll geschweige denn das hier warum passiert. Der nächste Tag war der Horror, gegen Nachmittag hatte ich mich dann getraut und mal im Internet recherchiert um zu wissen, was da überhaupt auf mich zukommen wird. Am übernächsten Tag habe ich meine Hebamme angerufen und sie hat mir sehr zugeredet, dass ich mir einen anderen Frauenarzt suche. Habe dann auch einen anderen gefunden wo ich am nächsten Tag hinkommen konnte. Sie hat mir zumindest ein bisschen einfühlsamer erklärt, was passiert ist und was auf mich zukommt. Da hat das Herz von meinem Sternchen auch schon nicht mehr geschlagen. Fünf Tage nach der schrecklichen Nachricht wurde ich dann ausgeschabt. Danach hatte ich kaum Blutungen und Schmerzen. Nach vier Tagen kamen aber leichte Schmerzen, die schnell immer schlimmer wurden. Ich bin dann nochmal zur Frauenärztin und sie hat festgestellt, dass bei der ersten Ausschabung nicht alles erwischt wurde. Sie gab mir Antibiotikum und die Anweisung, dass ich nach zwei Tagen ins Krankenhaus muss, wenn es dann noch nicht besser ist. Es war leider wirklich nicht besser und so musste ich im Krankenhaus nochmal die ganzen Untersuchungen über mich ergehen lassen und bekam zwei Tage später einen OP-Termin. An dem Tag sollte ich 7 Uhr in der Klinik sein und habe dann ganz alleine ohne jede Betreuung in einem Raum warten müssen. Gegen Mittag wurde ich immer nervöser und habe mal nachgefragt, die Schwester konnte mir aber auch nicht sagen wann ich dran bin. Im Nachbarraum wartetend zwei ältere und bereits operierte Frauen auf ihre Entlassung und ich wurde immer nervöser und beunruhigter und bin fast verrückt geworden vor Trauer, Angst und Hilflosigkeit. Halb drei wurde ich dann endlich zur Operation abgeholt. Danach hatte ich Blutungen und auch noch lange Schmerzen.
Das Ganze war schon Anfang bzw. Mitte Dezember und ich habe immer noch sehr damit zu kämpfen. Unsere Familie weiß Bescheid. Allerdings bekomme ich oft gesagt, "dass wir ja noch so jung sind und es einfach nochmal probieren sollen". Das kann ich mir im Moment aber überhaupt nicht vorstellen und ich fühle mich unter Druck gesetzt und traue mich gar nicht, meine Trauer zu zeigen. Mein Mann ist Gott sei Dank sehr verständnisvoll und einfühlsam. Aber ansonsten habe ich niemanden zum Reden. Dazu kommt, dass meine beste Freundin fünf Wochen vor mir schwanger war. Und ich freue mich zwar sehr für sie. Aber ich kann es zur Zeit einfach nicht ertragen sie zu sehen und möchte ihre Schwangerschaft auch nicht mit meiner Trauer so belasten.
RE: Annas Geschichte
in Eure Geschichte 01.03.2020 20:50von Susanne • 4.940 Beiträge | 4960 Punkte
Liebe Anna, willkommen und mein Mitgefühl für Deinen Verlust 🕯️Es hört sich so an als wäre das Geschehene recht traumatisierend für Dich gewesen, es klingt nach Schmerz und unverarbeiteter Trauer, weil Du diese versuchst zu verbergen. Liege ich da richtig? Dass mit Deiner Freundin ist bitter, bitte schäme Dich nicht für Gefühle wie Neid. Das ist völlig normal, es heißt nicht, dass sie es nicht sein darf und sie ist dadurch auch nicht weniger schwanger. Für Dich fehlt dadurch leider nur vielleicht ein Ansprechpartner?
Liebe Anna,
Dein verlust tut mir sehr leid
Und es ist für Betroffene schlimm, wenn ihr Umfeld nicht so reagiert, wie man es erhofft. Das kenne ich nur so gut. Mir war es wichtig, meiner Trauer Raum zu geben. Ich hatte aber leider auch nur wenig Verständnis in der engen Familie. Mir hat es geholfen, mit meinem Partner zu reden. Außerdem habe ich mich viel belesen und habe die Geschichte von unserem Sternchen auf Papier geschrieben. Ich glaube das hat sehr geholfen. Ansonsten habe ich viel mit mir selber ausgemacht. Bis man wieder positiv nach vorn blicken kann, kann es dauern. Aber die Zeit kommt, versprochen.
Auch deine Gefühle gegenüber anderen schwangeren sind ganz normal. Das wird ebenfalls vergehen.
Ich wünsche dir viel Kraft. 🍀🍀🍀
Vielen Dank für eure lieben Worte!
@Susanne: wahrscheinlich hast du Recht, irgendwie war es wirklich traumatisierend. Und auch dass mir der richtige Ansprechpartner fehlt, stimmt. Mein Mann ist zwar Gott sei Dank sehr nachsichtig und lieb, aber er ist eben ein Mann. Ich hab das Gefühl, dass er meine Trauer einfach nicht so richtig versteht. Er akzeptiert sie und versucht mich zu trösten. Aber ein Gesprächspartner fehlt mir trotzdem manchmal.
@Jenny: da ging es dir scheinbar ähnlich wie mir. Vielleicht ist es auch normal, dass das Umfeld unsere Gefühle nicht so gut nachvollziehen kann. Immerhin war unser Sternchen für uns ja auch schon viel näher und greifbarer als für außenstehende. Ich hoffe, dass mir das Lesen hier im Forum auch ein bisschen hilft.
Mir ging/geht es genauso. Meine Mama (die eigentlich sehr einfühlsam ist) hat zwei Tage nach dem KH-Termin gemeint, ich soll nach vorne schauen, wer weiß, für was es gut war Blabla und als ich ihr gesagt habe, dass das nicht sehr einfühlsam und hilfreich war, war sie todbeleidigt und hat am Telefon einfach aufgelegt ... Da habe ich gemerkt, dass sie mit der Situation einfach nicht umgehen kann ..
Mittlerweile gebe ich Leute , die solche Aussagen tätigen auch Kontra - ist aber nicht immer einfach bzw. möglich.
RE: Annas Geschichte
in Eure Geschichte 03.03.2020 08:16von Susanne • 4.940 Beiträge | 4960 Punkte
Mit diesem Unverständnis gegenüber unserer Situation haben wir, denke ich alle zu kämpfen, die wenigsten sind so sensibel, dass sie sich vorstellen wie es für uns ist und was es mit einer Frau macht. Aber dafür sind wir ja hier!
Für dich, Anna, finde es wichtig, diese Schwangerschaft zu einem "guten Ende" zu bringen, damit Du einen Schritt weiter gehen kannst. Vielleicht könntest Du Dir überlegen wie Du Dich am besten verabschieden könntest. Ideen sind da ein Brief an Dein Sternchen, den Du "beerdigst", oder Luftballons, die Du zum Himmel steigen lässt. Oder Du gehst in den Wald und weinst Dich in Mutter Natur aus, um Dich zu erden. Oder etwas künstlerisches. Etwas, was Dir da am besten liegt, um es Dich begreifen zu lassen und einen Schnitt in Form eines bewussten Abschieds setzt.
Liebe Susanne, hab vielen Dank, dass du mir zu einer Verabschiedung geraten hast!
Von Briefen etc. hatte ich vorher schon gehört, hatte auch schon einen geschrieben. Aber es hatte sich nicht wirklich richtig angefühlt. Nach deinen Worten habe ich nochmal kurz überlegt und wusste plötzlich, was ich machen will. Habe mit meinem Mann bewusst Abschied genommen und das war auch irgendwie befreiend.
Also vielen Dank, dass du das nochmal angesprochen hast!
RE: Annas Geschichte
in Eure Geschichte 05.03.2020 11:20von Steffi1983 • 1.347 Beiträge | 1356 Punkte
Ach schön, dass du einen Weg der Verabschiedung gefunden hast, Anna. Das ist so wichtig! Ich hab auch einen ganzen Nachmittag gezeichnet und den Brief geschrieben und geweint. Dann hab ich eine Box gemacht mit Zetteln und Ultraschallbildern und ein Stück weiter vom Hazs entfernt mit meinem Freund begraben. Dort pilgern ich gerne hin um mit der Erbse zu reden. Mein Freund findet das manchmal glaub ich spinnig, aber auch gut. Ich brauch das einfach. Manchmal kommt er auch mit. Leider konnte ich die Fruchthöhle damals nicht auffangen. Ich hörte so gerne der Erbse "ihren Körper" dort auch begraben. Das fehlt mir, jedesmal zu wissen, dass sie dort nicht wirklich ist sondern eher die Andenken an sie.
LG und ich hoffe du kommst hier öfter mal her zum Austauschen 😊 mir hat es sehr geholfen
RE: Annas Geschichte
in Eure Geschichte 09.03.2020 16:21von Anna_90 • 164 Beiträge | 164 Punkte
Hallo Steffi, es tut wirklich gut zu wissen, dass man nicht allein ist!
Ich bedauere es auch, dass ich nichts zum Begraben hatte. Mir wurde überhaupt keine Wahl gelassen, die Ausschabung wurde vom Arzt verordnet und ich wusste nicht, dass ich Alternativen habe. Ich darf gar nicht daran denken, dass das alles in einem Müll entsorgt würde...
Insofern war meine Verabschiedung (Flaschenpost) auch gut, weil ich wenigstens irgendeine Art des Abschied nehmens hatte. Und manchmal überlege ich, wo mein Pünktchen wohl gerade unterwegs ist. Das ist irgendwie ein schöner Gedanke. 😊
RE: Annas Geschichte
in Eure Geschichte 09.06.2020 10:04von Anna_90 • 164 Beiträge | 164 Punkte
Hallo ihr Lieben,
Ich hatte mich in den letzten Wochen bisschen aus dem Forum zurückgezogen, weil mir die Verlustnachrichten der anderen so nahe gingen.
Ich bin mittlerweile 9. Woche und hatte ja in der 6. Woche erfahren, dass es Zwillinge sind. Damit wäre ein riesiger Kindheitswunsch von mir in Erfüllung gegangen. Damals war ich wegen Schmiedeblutungen beim Arzt.
Leider hat sich nur eins von beiden entwickelt, den Herzschlag habe ich heute gesehen. Die Freude darüber wird allerdings durch die Trauer um den Zwilling überschattet. Vielleicht hatte ich auch deshalb so Blutungen weil es sich ungefähr seitdem nicht mehr entwickelt hat.
Und meine Angst, dass ich jetzt doch noch beide verliere ist noch viel größer als in den letzten Wochen schon. Die Ärztin hat natürlich keine Prognose abgeben, kann sie ja auch gar nicht. Es sieht wohl auch insofern ganz gut aus, dass der "tote Zwilling" unten liegt. Heißt falls er abgeht, muss er nicht zwangsläufig den anderen "mitreißen". Es kann wohl auch sein, dass er nach und nach abgebaut wird und es gar nicht zu richtigen Blutungen kommt. Aber natürlich ist meine Angst jetzt noch viel größer, dass doch noch irgendwas passiert. Es ist auch ein sehr komisches Gefühl zu wissen, dass ich ein gesundes und ein totes Baby im Bauch hab.
Ich war die letzten Wochen schon krank geschrieben und bin jetzt sogar im Beschäftigungsverbot. Das ist mir gar nicht so richtig Recht, weil ich da ja jetzt auf Arbeit Bescheid sagen muss. Die nächsten Wochen werden bestimmt sehr anstrengend und voller Hoffen und Bangen. Ich versuche, mich über das eine Kind zu freuen, aber die Angst ist halt einfach so groß und im Moment eben auch noch die Trauer.
RE: Annas Geschichte
in Eure Geschichte 09.06.2020 10:57von . Marichen • 91 Beiträge | 91 Punkte
Hey wow deine Geschichte ist einfach nur echt traurig und ich kann mir sehr gut vorstellen dass du angst hast. Vielleicht kann ich dir deine Angst nehmen zumindest ein bisschen, meine Freundin, Mutter meiner Patenkinder, hat vor 9 Monaten ihre kleine Maus bekommen, die ganze ss über hat sie mit Übelkeit zu kämpfen gehabte und niemand wusste wieso, am tag der Geburt, wurde der grund leider tot mitgeboren.. Die kleine wäre ein Zwilling gewesen traurig aber zugleich glücklich über ihre gesunde Tochter. Es heißt nicht "nur" weil ein Zwilling es nicht schafft, dass der andere es auch schwer haben muss. Ich drücke dir die Daumen dass ein Sternchen dem anderen hilft durchzukommen 🍀
RE: Annas Geschichte
in Eure Geschichte 09.06.2020 11:56von Steffi-3009 • 676 Beiträge | 685 Punkte
Oh nein Anna, wie furchtbar. Das tut mir total leid für dich 😔
Ich wünsche euch nur das beste und dass alles gut geht. Kann total verstehen, dass du es doof findest, deine Situation auf der Arbeit zu erzählen. Aber jetzt geht ihr vor! Egal was andere sagen.
Ich wünsche dir viel Kraft, positive Energie für dich und dein kleines und drück dich aus der Ferne.
RE: Annas Geschichte
in Eure Geschichte 09.06.2020 11:59von Susanne • 4.940 Beiträge | 4960 Punkte
Oh nein, Anna , das tut mir so leid. Ich hoffe nun inständig, dass der "lebende Zwilling" weiter kräftig wächst und keinen Schaden nimmt. Das glaube ich Dir sofort, dass das ein enormer gefühlsmäßiger Zweispalt ist, in dem Du sitzt. Einerseits wieder ein totes Kind und andererseits das lebenden und nun die Angst um dieses. Schrecklich... Fühl Dich gedrückt
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