#1

Florians Geschichte

in Eure Geschichte 20.08.2022 17:00
von Juliane P • 8 Beiträge | 8 Punkte

Ich hatte diesen Montag Schmerzen im Bauch und bin mit dem Krankenwagen in die Uniklinik. CTG und Ultraschall waren unauffällig. Man vermutete, dass ich mich in den Tagen davor überanstrengt hatte oder so. Als ich wieder zuhause war, wurden die Schmerzen aber immer schlimmer und irgendwann gegen Mitternacht kam auch Blut. Mit dem RTW ging's wieder in die Uniklinik. Dort konnte beim Ultraschall aber nur noch der Tod unseres kleinen Florian in der 31. SSW festgestellt werden. Er musste dann sehr schnell per Notkaiserschnitt geholt werden, da meine alte Kaiserschnittnarbe aufgerissen war und an ihr hing blöderweise auch seine Plazenta. Er hatte also nicht den Hauch einer Chance, selbst wenn ich zum Zeitpunkt des Risses in der Klinik gewesen wäre.
Wir haben einen dreijährigen Sohn, es kommt bei mir halt erschwerend hinzu, dass unklar ist, ob ich überhaupt noch einmal Kinder werde bekommen können, da alles so früh (ohne Wehen) von statten ging. Man hatte mir nach der ersten Geburt (KS mit T-Schnitt) gesagt, dass es beim zweiten Mal wohl ein geplanter KS würde. Aber so früh und mit diesem Ende...
Neben der 💩 Situation generell, treibt mich zudem (auch wenn es Zukunftsmusik) ist, die Frage um, ob ich überhaupt noch einmal Mama werden kann. Da sind die Meinungen der Ärzte geteilt. Die Chefärztin sieht das Ganze noch recht positiv, wenn natürlich auch mit hohem Risiko behaftet. Der operierende Arzt hat ganz klar in den Arztbrief geschrieben, dass es keine weitere Schwangerschaft geben soll. Aber ich hätte ja auch schon ein Kind😞

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#2

RE: Florians Geschichte

in Eure Geschichte 20.08.2022 17:17
von Sabine • 31 Beiträge | 31 Punkte

Scheisse das ist unfassbar! Es tut mir so Leid für dich! Wenn du meine Geschichte unter deiner gelesen hast, komme ich mir fast „ blöd“ vor, ich bewundere dich, dass du das „ ertragen“ kannst. Vlt. Meinte der Arzt in dem
Brief nur es wäre besser, wenn nicht… aber ich denke mit einer guten und extrem engmaschige. Begleitung einer nächsten Ssw. Gib die Hoffnung nicht auf! Es heißt nach drei ks wäre es schwieriger, aber nach zwei kriegen die das schon wieder hin. Ich liege auf dem Sofa und versuche klar zu kommen, liam ist zweieinhalb, es tut mir so leid für ihn, Mama
Traurig zu sehen. Ich drücke dich

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#3

RE: Florians Geschichte

in Eure Geschichte 20.08.2022 17:50
von Juliane P • 8 Beiträge | 8 Punkte

Hey liebe Sabine,
ich glaube, da ist es schwierig bis müßig, wen es schlimmer getroffen hat 😉.
Deine Situation Stelle ich mir durch die lange/längere Zeit auch als krasse Belastung vor.
Ertragen können ist so eine Sache. Wir werden ja nicht gefragt, wir müssen. Natürlich Frage ich mich mitunter, womit ich/wir das verdient haben, wann ich aus dem Albtraum aufwache und mir jemand sagt, dass alles nur ein ganz mieser Scherz war.
Nee, der Arzt hat es schon wirklich so gesagt und auch im Brief formuliert, dass keine weitere Schwangerschaft mehr angestrebt werden soll. Ist halt ein etwas älterer Arzt, und empathisch vielleicht nicht so ganz gut dabei.
Die Chefärztin sagte, dass es natürlich erstmal eine MRT-kontrolle geben muss und dann im Fall der Fälle müsste es schon ab der 25. Woche etwa eine sehr engmaschige Kontrolle bzw Aufenthalt in der Klinik geben und möglicherweise müsste das Kind auch schon zu einer Zeit geholt werden, in der Florian jetzt gestorben ist. Der Oberarzt, der mich operiert hat, der ist der Ansicht, dass die Chefärztin mich mit diesem Hoffnungsschimmer nur beruhigen wollte. Was ich schon irgendwie krass finde, denn was wäre denn daran schlimm, wenn ich mich momentan an einem Strohhalm festgreife, auch wenn er noch so porös ist?!
Keine Frage, ich bin die Oberarzt extrem dankbar, der in der Nacht Dienst hatte. Er hat extrem schnell reagiert und gesehen, dass ich über 2 Liter Blut schon im Bauch hatte und mir damit vermutlich das Leben gerettet.
Da bei mir noch alles wirklich sehr frisch ist, muss ich einfach schauen, wie sich das in der nächsten Zeit alles entwickelt. Selbst wenn ich grünes Licht bekäme, will ich die ganzen Strapazen und die Ungewissheit wirklich auf mich nehmen?
Ich glaube, dass ich bisher im Grunde genommen alles noch nicht so wirklich realisiert habe. Dafür ist es aber auch einfach zu krass.

zuletzt bearbeitet 20.08.2022 18:11 | nach oben springen

#4

RE: Florians Geschichte

in Eure Geschichte 21.08.2022 08:38
von Sabine • 31 Beiträge | 31 Punkte

Guten Morgen meine Liebe, du hast ein Trauma erlebt, das dauert sicher noch, bis alles realisiert und halbwegs integriert ist. Ich sage meinen Klienten, die in die Beratung kommen immer: einen Tag nach dem
Anderen überstehen, sie müssen nichts „ machen“ sondern nur atmen und einen Schritt vor den anderen setzten, einen Augenblick nach dem
Anderen erleben. Aber wenn man selbst in der Situation ist, ist es wieder ganz anders, du schreibst, du hast eine Kaiserschnitt Narbe, hast du ein Kind? Ich habe einen Sohn und bin extrem glücklich darüber, manchmal habe ich sogar ein wahbsinnig schlechtes Gewissen, dass ich trotzdem
Noch so einen sehnsüchtigen Kiwu habe
Fühl dich gedrückt
Womit ich gute Erfahrung gemacht habe ist mood Balance
Von sunday.de

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#5

RE: Florians Geschichte

in Eure Geschichte 21.08.2022 12:41
von Juliane P • 8 Beiträge | 8 Punkte

Hey, ja, wir haben einen dreijährigen Sohn. Dieses WE geht's mir zumeist "erschreckend" gut, aber vllt sind das auch nur für Erholungsphasen, die sich der Körper sinnvollerweise "gönnt" für die absoluten Tiefpunkte. Bin sehr froh unseren Großen zu haben. Wir haben im zweiten Mal wieder erzählt, dass er großer Bruder wird, aber seitdem ich aus dem Krankenhaus wieder da bin, hat er auch nicht wieder nach dem kleinen Bruder gefragt. Daher haben wir ihm noch nichts gesagt. Bin mal gespannt, wann er und ob er von sich aus auf die Idee kommt.
Der Kinderwunsch besteht nach wie vor. Klar, ich weiß natürlich nicht, wie es in ein paar Monaten aussieht. Aber daher war natürlich dieses "Sie sollten keine Schwangerschaft mehr haben" vom Oberarzt eine ziemliche Breitseite. Mal sehen.
Das mit dem "Mood Balance" ist ein guter Tipp, vielen Dank!
Das mit dem schlechten Gewissen kenne ich. Manchmal denke ich, ich müsste mich doch damit zufrieden geben können, dass unser Großer da ist. Vor allem vor dem Hintergrund, dass weitere Versuche natürlich mit nicht unerheblichen Risiken bei uns verbunden wären. Aber nun gut.

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#6

RE: Florians Geschichte

in Eure Geschichte 21.08.2022 21:27
von Sabine • 31 Beiträge | 31 Punkte

Ich glaube Trauer ist immer ein Prozess, tagsüber ist es mal besser und mal wieder schlechter, wie eine Welle, kommen und gehen. Die Zeiten, in denen wir uns relativ gut fühlen dürfen wir Kraft tanken für die nächste Welle
Beruhigend, dass der Kiwu dich auch nicjt loslässt. Es tut mir nur so leid, dass er bei euch wohl mit Risiken verbunden sein wird, vielleicht noch eine andere Meinung einholen ? Wir waren heute mit einem ost unterwegs, erste Kind drei, zweite sechs Monate alt. Ich habe es ihnen gegönnt, aber ich dachte DAS ist mein Bild von einer „ perfekten“ Familie
Ganz schlimm war es, als sie gestillt hat, das habe ich bek liam
Immer sehr genossen.
Darf ich fragen, wie alt du bist ?
Ganz liebe Grüße

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#7

RE: Florians Geschichte

in Eure Geschichte 21.08.2022 22:30
von Juliane P • 8 Beiträge | 8 Punkte

Ich bin 37. Ja, die Chefärztin sieht das Ganze bedeutend entspannter und meint, dass man in einigen Monaten ein MRT machen könne/solle, um zu sehen, wie sich die Narbe entwickelt. Das gibt Hoffnung.
Glaube ich sofort, dass das beim Ausflug nicht leicht war.

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