Hallo zusammen,
Eure Beiträge haben mir letzte Woche sehr geholfen. Obwohl ich in der Schweiz wohne, dachte ich, dass ich meine Geschichte hier teile.
Ich arbeite schon länger als Pflegefachfrau in der Wochenbettabteilung und auf der Neonatologie. Ich sehe täglich Frauen bei der Arbeit, die teilweise bereits mehrere Aborte hatten und nun ein Kind bekommen haben. Dennoch war ich nicht darauf vorbereitet, selbst eine Fehlgeburt zu erleben. Im Nachhinein fühlte ich mich so naiv und ahnungslos. Wie konnte ich das nicht erwarten oder spüren?
Am 10. März habe ich überglücklich einen positiven Schwangerschaftstest gemacht. Mein Mann und ich haben immer mehr wunderschöne Zukunftspläne geschmiedet und uns sehr gefreut. Meine Brüste wurden deutlich größer, und ich hatte mäßige Übelkeit, was bedeutete, dass ich mich wirklich schwanger fühlte und bereits eine Verbindung zu unserem Baby spürte.
Meine erste Arztkontrolle war nach Ostern am 2.4. geplant. Zu diesem Zeitpunkt war ich in der 7+3 SSW und wir gingen voller Hoffnung zu diesem Termin. Ich zumindest war bereit, einen kleinen Herzschlag zu sehen. Ich kenne meine Gynäkologin auch beruflich und sie hat uns zuerst sehr herzlich gratuliert. Ich bemerkte sofort am Ultraschallmonitor und an ihrer Reaktion, dass etwas nicht stimmte. Es war nur eine Fruchthöhle zu sehen und ein kleiner Schatten, der möglicherweise der Dottersack sein könnte. Sie gab uns eine 50/50-Chance: Entweder war die Schwangerschaft einfach jünger als gedacht, gemäss Ultraschall so Anfangs 5.SSW, oder der Fötus entwickelte sich nicht richtig. Ich war so schockiert, dass ich nicht viel mehr sagen konnte. Sie nahm nochmal Beta-HCG ab, und wir bekamen einen Termin in einer Woche, um den Verlauf zu überprüfen.
Außerhalb der Praxis habe ich nur geweint, zum Glück war mein Mann da. Ich war mir eigentlich sofort sicher, dass die Schwangerschaft nicht intakt ist. Ich hatte in diesem Zyklus erfolgreich Ovulationstests gemacht und wir hatten nur an diesen Tagen Geschlechtsverkehr, so dass ihre Theorie von einer späteren Schwangerschaftsentstehung nicht wirklich zutreffen konnte.
Am nächsten Tag hatte ich erstmal Schmierblutung. Obwohl ich irgendwie darauf vorbereitet war, geriet ich in Panik. Zum Glück konnte ich kurz bei der Ärztin vorbeigehen. Alles sah immer noch genau gleich aus, und das Beta-HCG war auch nicht zu niedrig. Ich versuchte ruhig zu bleiben. Am nächsten Tag wurde die Blutung immer stärker. Die Blutung war nicht ganz kontinuierlich, aber mässig stark.
Ich war noch jeweils am Freitag und am nächsten Montag bei ihr zur Kontrolle. Die Blutung wurde immer stärker, aber die Fruchthöhle wuchs, und das Beta-HCG stieg, wenn auch eher langsam. Unser Baby versuchte immer noch, irgendwie weiterzukämpfen. Wir vereinbarten, einfach abzuwarten, obwohl es für mich mental sehr schwierig war. Die Ärztin sagte, dass es sich höchstwahrscheinlich um einen Abort handelt, aber sie hatte auch schon "fast wie Wunder" gesehen. Geburtshilfe sei unberechenbar, und wir sollten abwarten. Ich glaube, mein Mann hatte noch etwas Hoffnung, aber ich hatte innerlich bereits begonnen, den Verlust zu verarbeiten.
Am Dienstag 9. April hatte ich schon eine Woche geblutet (so wie der erste Tag der Menstruation) und ich war erschöpft. Nicht genau zu wissen, wie es weitergeht, aber trotzdem bereits zu trauen, war langsam zu viel für mich. Ich hatte bereits eine Hebamme ausgesucht und telefoniert am Vormittag mit ihr. Ich erinnere mich noch genau, wie sie mir sagte: "Du bist immer noch schwanger. Versuche nochmals Kontakt zu dem Baby aufzunehmen. Dein Körper und du wissen, was zu tun ist." Ich hatte bereits mit dem Arzt besprochen, dass ich, egal was passiert, eine Curettage vermeiden möchte. Meine Hebamme bestärkte mich in dieser Entscheidung. Nach dem Telefonat sagte ich mehrmals bewusst zu meinem Baby: "Du kannst gehen, wenn es dir nicht gut geht. Ich werde okay sein."
Am Diesen Tag Nachmittags begannen wehenartige Schmerzen. Sie waren über mehrere Stunden ziemlich stark und regelmäßig. Mithilfe Bewegung und Atmung konnte ich jedoch gut damit umgehen. Ich war oft auf der Toilette, spürte oft Harndrang und Stuhldrang. Ich konnte keinen klaren Abgang erkennen, nur mini Koageln und eine leicht stärkere Blutung. Innerlich wusste ich, dass etwas passiert war.
Die nächste Kontrolle zwei Tage später bestätigte dies, die Fruchthöhle war nicht mehr intakt. Die Gebärmutter enthielt noch relativ viele Reste, aber ich war dennoch sehr erleichtert. Eigentlich sogar so zufrieden und stolz, dass mein Körper wusste, was zu tun war. Die letzte Woche und die Unsicherheit waren so anstrengend gewesen, und nun konnte ich damit beginnen, alles zu verarbeiten und richtig zu trauern. Sie sagte, dass «offizielle Diagnose» Missed Abort heissen wird und Fetus hochwahrscheinlich eine Chromosom Störung hatte. Unser Baby hat sich nach 5.SSW nicht mehr entwickelt. Meine grösste Frage dabei war: Warum habe ich dies nicht gespürt? Ich bekam 800 mg Cytotec und führte es sofort nach der Kontrolle vaginal ein. Ich bemerkte jedoch kaum Symptome danach.
Über das Wochenende hatte ich bessere und schlechtere Momente. Die Blutung war mal weniger, mal mehr, etwas fadenziehend, aber ich sah immer noch keinen "richtigen" Abgang.
Die letzte Kontrolle nach der Einnahme von Cytotec war heute am 15.April. Das obere Cavum ist leer, aber oberhalb der Zervix gibt es immer noch etwa 15 mm "Restmasse". Ich bin langsam sehr erschöpft, aber möchte eine Ausschabung vermeiden, wenn möglich. Ich habe erneut Cytotec bekommen, und nun heißt es wieder abwarten.