#1

Erste Schwangerschaft, MA mit Mono-Mono Zwillingen

in Eure Geschichte 08.02.2024 13:42
von Tolaco • 3 Beiträge | 3 Punkte

Hallo Ihr Lieben,

eine schlimme Zeit liegt hinter mir und ich bin nun bereit darüber zu schreiben..

Am 19.11.2023 hielt ich meinen ersten positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Es hatte direkt im ersten Monat mit Zyklustracking geklappt. Ich war unfassbar glücklich, da ich mehrere Jahre gewartet hatte, bis mein Mann bereit war für Kinder. Umso schöner, dass es so schnell geklappt hat.

Am 29.11.2023 hatten wir unseren ersten Termin bei meiner Frauenärztin. Rechnerisch war ich gerade in der 6. Woche. Die Frauenärztin war sehr euphorisch, als sie den Herzschlag des Kindes bestätigen konnte, das wäre „ein sehr, sehr gutes Zeichen“.

Mein Mann und ich waren nach dem Termin total happy. Wir fingen an uns Babysachen in Läden anzuschauen und freuten uns sehr auf die nächste Zeit. Ich habe mich an alle Verbote gehalten, habe mich gesund und ausgewogen ernährt, habe mich viel bewegt usw.

Am 22.12.2023 hatten wir den nächsten Termin bei meiner Frauenärztin. Beim Ultraschall blieb ihr Gesicht starr und ich wusste direkt, dass etwas nicht stimmte. „Es tut mir leid, ich kann aktuell keinen Herzschlag bestätigen“. Mein Mann sagte dann noch wie ferngesteuert „aber es war doch schon ein Herzschlag zu hören“. Ja genau. War.

Diagnose missed abortion in der 10. SSW. Muttermund ist noch fest verschlossen. Ich hatte vorher keine Blutungen, gar nichts. Ich stand so unter Schock, dass ich nicht mal geweint habe. Mit der Überweisung an eine Klinik in der Hand habe ich den Mitarbeitern und der Ärztin noch schöne Feiertage gewünscht.

An Heiligabend wollten wir eigentlich die Schwangerschaft bei unseren Familien verkünden.
2 Tage früher dann die Diagnose. Mein Mann telefonierte am 22.12. noch sämtliche Kliniken ab, ich war dazu nicht in der Lage. Der Gedanke, dass ich mein totes Baby in mir herumtrage, war unerträglich. Am selben Tag fuhren wir dann noch zu einer Klinik.

Die Diagnose musste natürlich noch bestätigt werden. Also wurde ich erneut geschallt. Die Ärztin schaute auf den Monitor und wurde stutzig und rief die Oberärztin hinzu. Es waren Zwillinge. Mein Mann und ich waren total geschockt.

Die Ärztin schallte weiter. Es waren eineiige Zwillinge, in einer Fruchthöhle, ohne Trennwand.
Der eine Zwilling wuchs bis zur 6. Woche, der andere bis zur 7. Woche. Es waren sogenannte Mono-Mono Zwillinge. Die Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft mit dieser Art von Zwillingen ist sehr gering. Wir hatten also nicht nur ein Kind verloren, sondern zwei. Und das bei meiner ersten Schwangerschaft. Ein unerträglicher Gedanke.

Wir klärten dann das weitere Vorgehen. Ich habe mich für die Tabletten (Cytotec) entschieden. Ich hatte so Angst vor einer OP. Am 23.12.2023 nahm ich also die Tabletten. Einige Stunden später fingen die Blutungen an. Ich blutete meine Kinder aus.

Am 27.12.2023 hatte ich den Kontrolltermin in der Klinik. Auf dem Ultraschall habe ich direkt erkannt, dass da noch etwas war. Die Frauenärztin bestätigte dann, dass noch zu viel Schwangerschaftsgewebe in meiner Gebärmutter ist (Fruchthöhle usw.) Ich entschied mich dann für eine Ausschabung. Diese wurde am 29.12.2023 durchgeführt.

Niemand aus unseren Familien wusste über die Schwangerschaft Bescheid und niemand weiß, dass ich eine Fehlgeburt hatte. Die Angst vor verletzenden Kommentaren ist zu groß. Auch unseren Kinderwunsch möchten wir so nicht offenbaren.

Mir geht es oft verhältnismäßig okay, weil ich weiß, dass ich nicht schuld bin und die Schwangerschaft nicht intakt war (aus welchem Grund auch immer, in dem Diagnosebericht steht Anlagestörung). Trotzdem überkommt mich manchmal die Trauer und ich verstehe einfach nicht, wieso uns sowas passiert ist. So viele in meinem Umfeld verkünden aktuell ihre intakte Schwangerschaft und gehen bald in den Mutterschutz. Das sind so Momente, die mich fertig machen.

Ich habe so Angst vor einer erneuten Schwangerschaft. Aktuell haben wir die Kinderplanung nach hinten verschoben, wir möchten das alles erstmal verarbeiten.

zuletzt bearbeitet 08.02.2024 14:02 | nach oben springen

#2

RE: Erste Schwangerschaft, MA mit Mono-Mono Zwillingen

in Eure Geschichte 08.02.2024 16:07
von Susanne • 4.599 Beiträge | 4617 Punkte

Liebe Tolaco, herzlich willkommen und mein Mitgefühl für Deine Verluste. Ich kann gut verstehen, wenn Du es für Dich behalten magst, jedoch macht es die trauerarbeit auch schwerer, weil die Kommunikation und Entlastung fehlt. Wie geht Dein Mann mit den Verlusten um? Wie ist die emotionale lage, welche Gefühle treiben dich so um? Fühl Dich gedrückt

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#3

RE: Erste Schwangerschaft, MA mit Mono-Mono Zwillingen

in Eure Geschichte 09.02.2024 09:28
von Fanny • 237 Beiträge | 237 Punkte

Liebe Tolaco!

Ich habe damals auch Zwillinge verloren, es waren zweieiige und sie sind in der 12. Woche abgegangen (gestorben relativ zeitgleich in der 9.)
Für mich war der Gedanke jedenfalls immer sehr tröstlich, dass sie gemeinsam auf die Reise gingen, sie waren nie allein 🥰
Eine Seele ist nun schon seit 9 Monaten bei uns, ich hoffe, dass ich die 2. auch irgendwann in unserer Familie begrüßen darf…(auch wenn aktuell kein Kinderwunsch besteht).

Mich hat außerdem beruhigt, dass eine Zwillingsschwangerschaft immer mehr Risiko mit sich bringt und überhaupt nicht auf andere SS übertragbar ist. Also war es einfach Zufall/Pech/wie auch immer… aber kein Fehler unsererseits.

Alles Liebe für dich ❤️

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#4

RE: Erste Schwangerschaft, MA mit Mono-Mono Zwillingen

in Eure Geschichte 09.02.2024 09:53
von Tolaco • 3 Beiträge | 3 Punkte

Hallo liebe Susanne,

danke für deine lieben Worte.

Mein Mann hat ähnliche Ansichten, allerdings habe ich das Gefühl, dass er damit besser klarkommt und gar nicht mehr drüber sprechen möchte. Ich habe das Gefühl versagt zu haben bzw. mein Körper. Ich habe Angst, niemals ein gesundes Baby in den Händen halten zu können. Mein Mann steht zu 100% hinter mir, auch wenn so negative Gedanken kommen, stärkt er mir immer den Rücken und gibt mir zu verstehen, dass ich keine Schuld trage. An den meisten Tagen komme ich gut mit dem Verlust klar, an einigen bricht wieder alles über mich zusammen und dann hätte ich gerne jemanden zum reden. Ich wünsche ich hätte diese Erfahrung niemals machen müssen. Ich werde mit dieser Erfahrung nun bis zu meinem Lebensende leben müssen.. und dieser Gedanke ist nur schwer zu ertragen.

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#5

RE: Erste Schwangerschaft, MA mit Mono-Mono Zwillingen

in Eure Geschichte 09.02.2024 11:09
von Susanne • 4.599 Beiträge | 4617 Punkte

Du hast recht, aber die Zeit und gute Pflege von dir und von aussen werden dich das Schicksal irgendwann besser ertragen lassen. Dazu gehört vorallem auch , dass du die Gefühle, die so kommen, alle siehst und da sein lässt. Eindruck braucht Ausdruck, wie ist individuell . Wenn du keinen Gesprächspartner hast, könntest du Schreiben, entweder hier oder für dich. Oder du könntest einen Brief an deine Kinder schreiben und ihnen sagen, dass du dich schuldig fühlst und dass du hofft, dass sie dir verzeihen. Diesen könntest du an ihrer Stelle beerdigen oder verbrennen, so dass der Rauch die Worte zu ihnen trägt. Auch ein Ort der Erinnerung ist wichtig, um den Kindern einen Platz zu geben und mit ihnen in Kontakt zu gehen, wenn man das will. Und ja, das Erlebnis wird dich und vielleicht manches um dich herum verändern, auch das ist einen Begleiterscheinung von Verlust. Trauer ist eine Reaktion auf etwas, was du verloren hast. Das ist okay und möchte von dir liebevoll gesehen werden. Irgendwann wird sich das Gefühl verändern, schwächer werden und als Erinnerung bleiben.


zuletzt bearbeitet 09.02.2024 11:13 | nach oben springen

#6

RE: Erste Schwangerschaft, MA mit Mono-Mono Zwillingen

in Eure Geschichte 13.02.2024 22:31
von Monali • 4 Beiträge | 4 Punkte

Liebe Tolaco,
es tut mir so sehr leid, dass die diese tieftraurige Erfahrung machen musstest! Ich hatte zwar keine Zwillinge, aber es ging uns ähnlich wie euch in der Woche vor Weihnachten: normaler Kontroll-US, plötzlich kein Herzschlag mehr... und alle Hoffnungen, alle Pläne, es anderen um die Feiertage herum zu erzählen schlagartig geplatzt.

Sehr dankbar bin ich, dass ich von ein paar (näheren und auch bis dato noch weniger nahen) Freundinnen wusste, dass sie schon ähnliches durchgemacht haben, und ich sie direkt zum Reden hatte.. auch das Schreiben hier hat mir beim Verarbeiten geholfen. Ich wünsche dir sehr, dass du auch noch jemanden findest, dem du dich damit persönlich anvertrauen kannst. Es ist so ein schwerer Schicksalsschlag und keiner sollte sich darin allein fühlen müssen!

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#7

RE: Erste Schwangerschaft, MA mit Mono-Mono Zwillingen

in Eure Geschichte 15.02.2024 21:22
von Madeline_191223 • 8 Beiträge | 8 Punkte

Liebe Tolaco,
es tut mir leid, dass dir das auch passiert ist!
Tatsächlich ist es mir gerade beim Lesen kalt den Rücken heruntergelaufen, weil es bei mir sehr ähnlich war, sowohl die SSW, die Diagnose als auch die Zeit, kurz vor Weihnachten 2023. Ich hatte das "Glück", dass es eine Woche vor Weihnachten passierte und meine Ausschabung dann am 21.12. schon stattfand. Für mich war es dann aber das schlimmste Weihnachten, das ich je erlebt habe.
Wenn ich für etwas Mut machen darf: Ich merke schon, dass es gaaanz langsam besser wird, auch wenn die Narbe für immer da sein wird.
Vor zwei Monaten dachte ich noch, dass ich das wohl niemals Verarbeiten kann, weil es einfach so unvorstellbar ist, dass mein eigenes Kind, das ich ja sofort liebte, in mir starb. (Es ist immer noch richtig, richtig schlimm.)
Aber jeder sollte das in seinem Tempo machen und trauern finde ich persönlich megawichtig. Also nimm dir die Zeit, die du brauchst. Fühl dich gedrückt!

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#8

RE: Erste Schwangerschaft, MA mit Mono-Mono Zwillingen

in Eure Geschichte 19.02.2024 08:48
von Tolaco • 3 Beiträge | 3 Punkte

Hallo Madeline,

danke für deine lieben Worte. Mein Beileid geht auch an dich. Es ist einfach schrecklich, was wir durchmachen mussten.. Hast du auch so eine Angst vor einer erneuten Fehlgeburt? Meine Oma und meine Mutter hatten jeweils mehrere Fehlgeburten, ich habe jetzt schon kein gutes Gefühl für die nächste Schwangerschaft. Ich habe das Gefühl, dass selbst wenn ich die „kritischen“ ersten Wochen überstanden habe, die Schwangerschaft in einer Totgeburt endet. Ich habe das Gefühl, dass ich durch meine negativen Gedanken so etwas schreckliches wie eine Fehlgeburt oder Totgeburt hervorrufen kann.

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