#1

2 Fehlgeburten 6. SSW und 11. SSW

in Eure Geschichte 07.01.2024 20:08
von Paulimari • 2 Beiträge | 2 Punkte

Hallo zusammen,

ich bin Pauline und 39 Jahre alt. Meine 1. Schwangerschaft und die daraus resultierte Fehlgeburt in der 6.SSW sind schon 3 Jahre her. Völlig unvorbereitet wurde ich mit 36 Jahren, das erste Mal schwanger, eine Woche nach dem ich meinen neuen Job angetreten habe. Ich hatte eine lockere Einstellung zum Kinder kriegen, wenn es passiert, dann passiert es und wenn nicht, dann ist es auch in Ordnung. Ich merkte ziemlich schnell das irgendwas anders war aber auf eine Schwangerschaft kam ich nicht. Nachdem ich 5 Tage überfällig war, dämmerte mir was los ist. Ich besorgte einen Schwangerschaftstest und war ziemlich durcheinander als dieser positiv ausfiel. Mein Partner freut sich auch. Ich malte mir schon die Zukunft aus. Leider wurde ich sehr schnell auf den Boden der Tatsachen herunter geholt. Ich bekam Sonntagabend leichte Blutungen und fuhr am nächsten Tag ins Krankenhaus. Dort konnte man keinen Herzschlag feststellen und ich wurde wieder nach Hause geschickt. Die kleine Geburt war körperlich und seelisch sehr schmerzhaft für mich. Für mich stand fest, ich möchte auf jeden Fall ein Kind mit meinem Partner. Dieser hat für mich sehr gut in dieser Situation gehandelt, in dem er sich selber über Fehlgeburten informiert hatte.
Es dauerte mehr als ein Jahr bis ich wieder schwanger wurde, wir haben es nicht drauf angelegt aber auch nicht vermieden. Anfangs habe ich es eher verdrängt, das ich schwanger bin. Ich habe auch etwas gewartet bis ich einen Test gemacht habe. Dieser war auch noch eindeutiger als bei der 1.Schwangerschaft. Als ich in der 8.Woche bei meiner Frauenärztin war und das Herz schlagen sehen konnte, war ich so glücklich. Jedoch verunsicherte mich die Aussage der Frauenärztin , das das Baby etwas zu klein für diese SSW war. Ich hatte während dieser Schwanderschaft immer wieder große Angst das Kind zu verlieren. Da ich aber typische Symptome wie Übelkeit, Müdigkeit, Brustspannen etc. hatte, war ich eigentlich recht entspannt. Da ich Erziehrin bin wurde mir aufgrund von Corona ein Beschäftigungsverbot erteilt. Einerseits war das super, da ich entspannt in den Tag starten konnte aber leider konnte ich mich nicht immer ablenken und die Angst, das Kind zu verlieren, kamen immer wieder hoch.
An dem Geburtstag meines Partners wachte ich mit einem komischen Gefühl auf, ich hatte das Gefühl irgendwas stimmt nicht. Ich versuchte mich zu beruhigen und konzentrierte mich auf die Schwangerschaftssymptome, die nach wie vor vorhanden waren. Im Laufe des Tages wurde Sitzen zu anstrengend für mich und ich konnte nur noch liegen. Leider setzten am nächsten Morgen wieder leichte Blutungen ein und wieder ging ich ins Krankenhaus. Dort war immer noch ein Herzschlag zu sehen. Mit einem Rezept für Progesteron und Magnesium wurde ich nach Hause geschickt. An dem Donnerstag in der darauffolgenden Woche hatte ich eh einen Termin bei meiner Frauenärztin, so lange wollte ich ab warten. In den Tagen bis zu dem Termin versuchte ich ruhig zu bleiben. Das fiel mir schwer, da ich merkte das sich der Ausfluss änderte. Zwar gab es keine Blutung aber es war etwas Gewebe darin entahlten. Leider bestätigte sich meine Vermutung bei dem Termin bei meiner Frauenärztin, sie fand keinen Herzschlag. Unter Schock wollte ich das tote Kind schnell los werden, so das ich einer Ausschabung im Krankenhaus zustimmte. Nach dem Termin fuhr ich heim und weinte mit gemeinsam mit meinem Partner um das Kind. Völlig verheult ging ich ins Krankenhaus um wieder untersucht zu werden und einen Termin für die Ausschabung zu machen. Das war so furchtbar für mich genauso wie die Ausschabung 4 Tage später. Ich musste morgens um 7 Uhr ins Krankenhaus kommen, ich bekam Tabletten ohne jegliche Auskunft wie diese genommen werden sollen. Auf Nachfrage sollte ich diese vaginal einführen( was ich auch tat), nach 30 Minuten kam die Schwester noch einmal rein und sagte, die Tabletten sollten doch orgal eingenommen werden. Dann lag ich über 6 Stunden in einem Zimmer mit einer Patientin, die mit Essen versorgt wurde, während ich ausgehungert und aufgelöst daneben lag. Irgendwann wurde ich für den Eingriff abgeholt. Das Personal war nicht einfühlsam und sehr kalt. Nach dem ich zurück auf dem Zimmer war, bekam ich etwas zu essen und nach einiger Zeit kam ein Arzt zu mir. Er erklärte das alles gut gelaufen ist und erzählte mir von der Möglichkeit an der Beisetzung , die 2 Mal im Jahr stattfindet teilzunehmen. Danach konnte ich nach Hause gehen.Ich fühlte mich die Tage so leer und dann wieder voller Wut und Trauer. An der Beerdigung nahm ich auch teil, es war schön und total emotional. Seitdem bin ich leider nicht mehr schwanger geworden. Der Verlust jährt sich diesen Frühling zum zweiten Mal. Ich komme gut damit klar, dachte ich bis vor kurzen, den meine Ärtzin vermutet, das ich an einer depressiven Verstimmung leide. Ich vermute, das es an den Fehlgeburten liegt, den seit der 2. Fehlgeburt habe ich das Gefühl, das etwas abgschnitten ist, etwas fehlt. Ich bereute die Ausschabung, ich denke für meine Heilung wäre eine kleine Geburt begleitet von einer Hebamme besser gewesen.
Ich vermisse in meinem Alltag kein Kind, ich vermisse die Leichtigkeit, die ich vor der 2. Fehlgeburt bzw. Schwangerschaft hatte.

Ich möchte diese Geschichte mit euch teilen, weil es schwierig ist mir dem eigenen Umfeld darüber zu sprechen. Ich habe oft das Gefühl, dass ich Rücksicht auf die anderen nehmen muss und diese nicht überforden darf. Das macht mich so wütend.


zuletzt bearbeitet 08.01.2024 07:03 | nach oben springen

#2

RE: 2 Fehlgeburten 6. SSW und 11. SSW

in Eure Geschichte 08.01.2024 07:27
von Susanne • 4.599 Beiträge | 4617 Punkte

Hallo liebe Paulimari, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für Deine Verluste, bei uns kannst du alle Gefühle und Gedanken lassen.
"Ich vermisse in meinem Alltag kein Kind, ich vermisse die Leichtigkeit, die ich vor der 2. Fehlgeburt bzw. Schwangerschaft hatte."- Hier kam bei mir noch eine Frage auf, hast Du einen unerfüllten Kinderwunsch oder ist ein weiteres Leben auch ohne Kind für Dich vorstellbar und okay?

Wenn der Wunsch da ist, habt Ihr schon über eine Kinderwunschklinik nachgedacht?
Liebe Grüße
Susanne

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#3

RE: 2 Fehlgeburten 6. SSW und 11. SSW

in Eure Geschichte 08.01.2024 09:31
von Paulimari • 2 Beiträge | 2 Punkte

Hallo Susanne,

danke für deine Antwort. Ja, ich kann mir ein Leben ohne Kind vorstellen, da ich so viele Dinge in meinem Leben habe, die mich bereichern. Eine Behandlung in der Kinderwunschklinik kommt für mich nicht in Frage, da so eine Behandlung sehr viel Kraft und Geld kostet. Ich habe mehrere Freundinnen, die diese Behandlungen hinter sich haben. Bei einigen hat es geklappt, bei einigen nicht. Jede Frau und jedes Pärchen muss für sich entscheiden ob sie diesen Weg gehen möchten. Mein Weg ist es nicht.
Ich merke, das mich als Frau ohne Kind nicht als vollwertiges Mitglied der Gesellschaft fühle. Diesen Druck mach ich mir selber, der kommt nicht von aussen. Zudem weiß ich auch nicht ob ich momentan in der Lage wäre einem Kind das zu geben was es braucht.

Liebe Grüße

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#4

RE: 2 Fehlgeburten 6. SSW und 11. SSW

in Eure Geschichte 09.01.2024 10:44
von Dany • 583 Beiträge | 583 Punkte

Liebe Pauline, es tut mir leid, dass du zwei Fehlgeburten durchleben musstest.
Ich bin selbst 39 Jahre alt, hatte 3 FG (2021, 2022, 2023) und bin nun zum vierten Mal schwanger. Ich finde mich in vielem, was du geschrieben hast, wieder. Lange konnte ich mir nicht vorstellen, ein Kind zu bekommen, dann war ich entweder Single oder der Partner hat nicht gepasst. Erst mit meinem jetzigen Freund bin ich angekommen. Und auch wenn wir beide ein Kind möchten, war es doch lange Zeit so, dass ich mir ein Leben mit Kind nicht vorstellen konnte. Man ist so lange Jahre alleine und nur für sich selbst verantwortlich, da ist die Vorstellung, trotz Kinderwunsch, dass man plötzlich 24/7 für ein kleines Wesen verantwortlich ist, doch auch komisch und beängstigend.
Und zu dem allem tickt die biologische Uhr. Für mich war dann irgendwie klar, dass ich die verbleibende Zeit bis zu den Wechseljahren nutzen möchte/ sollte, um unseren Wunsch Wirklichkeit werden zu lassen. Ich möchte mir später nicht vorwerfen, nicht alles für unseren Wunsch unternommen zu haben. Mein Freund ist ein unverbesserlicher Optimist, für ihn war immer klar, dass es irgendwann klappen wird. Und wenn nicht, auch okay. Je länger eine FG zurück lag, um so mehr habe ich eine erneute Schwangerschaft herbeigesehnt, aber um so größer war auch die Angst, wieder schwanger zu werden.
Meine FÄ hat nach der zweiten FG und aufgrund des Alters diverse Untersuchungen angestoßen (alle ohne Befund). Man muss dazu sagen, dass bei allen FG die Herzchen in der 7. Woche aufgehört haben zu schlagen und die Abgänge immer in der 11. Woche waren. Wie ist das bei dir? Wurden schon Untersuchungen gemacht?
Nach der zweiten FG hatte ich auch einmal das Pech, zu einer normalen Kontrolle zur FÄ zu kommen, länger als üblich warten zu müssen und gleichzeitig war in der Praxis Hebammensprechstunde. Nur Schwangere und alles untermalt mit permanenten CTG-Geräuschen. Ich bin echt zusammengebrochen und saß heulend da. Meine FÄ hat mir dann eine Heilpraktikerin empfohlen, zu der ich dann auch gegangen bin. Mein Freund meinte ungefähr auch zu dem Zeitpunkt, ich sei so negativ geworden. Ich hatte auch Angst um unsere Beziehung, langfristig, und merkte für mich, dass ich alleine aus diesem Loch nicht mehr herauskomme. Die Termine bei der Heilpraktikerin waren super, erst etwa 1 Stunde Gespräch, dann noch 1 Stunde Massage. Zeitgleich bin ich auch zu einer Osteopatin, die sich auch mit Nahrungsergänzungsmitteln auskennt, gegangen. Vielleicht wäre das auch was für dich? Ohne diese beiden Frauen wüsste ich nicht, wie ich die 3. FG durchstanden hätte…In den Gesprächen mit der Heilpraktikerin ging es auch um die Beziehung, den Kinderwunsch, die FG, Gefühle… Ich hab mich auch immer irgendwie unzulänglich gefühlt als Frau, nicht mal ein Kind bekommen zu können. In den Jahren unseres Kinderwunsches haben 4 Cousinen Kinder bekommen, zwei davon noch nicht mal geplant. Hätte ich keine Termine bei der Heilpraktikerin bekommen, hätte ich wohl einen Therapeuten gesucht.
Nach der 3. FG bin ich dann tatsächlich auch in eine Kinderwunsch-Praxis, einfach weil mich dieses Forum u.a. gelehrt hat, dass KiWu-Praxen auch noch andere diagnostische Mittel und Möglichkeiten haben können. Zuvor waren für mich KiWu-Kliniken gleichbedeutend mit künstlichen Befruchtungen, die für mich (zumindest ohne notwendige/entsprechende Diagnose) auch nicht in Frage kamen. Die Praxis, bzw. Ärztin hat mich dann übrigens weggeschickt mit dem Hinweis, sie könnten nichts für mich tun, ich könnte ja schwanger werden, was sich in dem Moment angefühlt hat wie ein Schlag ins Gesicht.
Wie geht dein Partner mit den Verlusten um? Wie ist seine Einstellung zum Kinderwunsch und dem Alter?
Ich wünsche dir, dass du dich irgendwann versöhnen kannst mit der Ausschabung und es für dich, wie auch immer, weitergehen kann. Das Forum hier ist klasse. Bei Fragen oder einfach so, melde dich.

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