Hallo zusammen in diesem Forum. Ich möchte meine Geschichte teilen und hoffe Menschen zu "treffen" die meine Gefühle nachvollziehen können und sich austauschen. Ich bin 40 Jahre alt und mein kinderloser Partner (ich habe 2 Töchter aus erster Ehe) und ich, versuchen seit knapp 2 Jahren schwanger zu werden. Vor fast 2 Jahren war ich im 1. ÜZ schwanger geworden und hatte eine Fehlgeburt in der 11.ssw! Seitdem klappte es nicht. Ich hatte eine diagnostische op. Anschließend haben wir mit Hormonen usw. nachgeholfen. Und dann ganz plötzlich und unerwartet hat es nach langer, anstrengender Zeit endlich geklappt. Mir geht der Morgen an dem ich den Test gemacht habe nicht mehr aus dem Kopf. Am Montag bei 10+1 habe ich erfahren, dass ich eine Fehlgeburt habe. Es wären Zwillinge geworden. Wegen Komplikationen musste ich direkt gestern zur Ausschabung. Das ging jetzt alles wahnsinnig schnell! Ich glaube die Traurigkeit kommt in Wellen. Ich kann die ganze Zeit nur an eine Sache denken. Daran, dass meine Schwester auch schwanger ist. Sie ist jetzt in der 9.Woche. Wir hatten schon Pläne gemacht für die Zukunft, wir als Schwangere und nächstes Jahr mit unseren Babys. Ihr ET ist nur kurz vor meinem. Ich schäme mich so für meine Gedanken. Und wenn ich hier nicht darüber reden kann, weiß ich nicht wo ich das loswerden soll. Ich freue mich natürlich für sie. Aber ich weiß nicht, eigentlich sage ich das so daher, aber ich spüre keine Freude. Ich habe so eine riesen Angst, vor ihrer Schwangerschaft und der Zeit wo sie ihr Kind bekommen wird. Sie hat mir gestern am Tag der OP nicht mal geschrieben oder gefragt wie es mir geht, wann die OP ist und ob ich es hinter mir habe. Heute hat sie sich auch gar nicht nach mir erkundigt. Ich habe sie dann angeschrieben und offen gesagt, dass ich glaube es ist komisch zwischen uns. Was sie mir auch bestätigte. Sie wusste nicht wie sie mit mir umgehen sollte. Ich hab das aufgelöst und einige Liebe Worte geschrieben für die sie sich bedankt hat, auch für meine Offenheit. Aber ich fühle das einfach nicht. Eigentlich war ich echt enttäuscht, dass ICH SIE "auffangen" muss und sie sich gar nicht gemeldet hat. Ich habe doch den Verlust und muss damit umgehen. Ich habe so Angst, dass ich nicht mehr in ihrer Nähe sein kann und ihre Schwangerschaft nicht ertragen kann. Und ich kann mich gar nicht richtig auf meine Trauerarbeit konzentrieren. Mein Partner redet auch nicht richtig mit mir. Er kann das zumindest nach außen hin, irgendwie anders verarbeiten. Für ihn tut es mir aber auch so leid. Und ich glaube jedesmal wenn wir auf meine schwangere Schwester treffen werden, fühle ich mich ihm gegenüber schlecht. Das war selbst in der Vergangenheit schon so, wenn er von entfernten Bekannten erzählte, dass irgendwer wieder Schwanger ist oder Entbunden hat! Wie soll das bloß werden in Zukunft? Ich bin einfach so traurig und es fühlt sich so unfair an. Kann irgendwer mich ein wenig verstehen und mir vielleicht mit ein paar Tipps helfen? Wie seit ihr mit anderen Schwangeren im nahen Umfeld umgegangen. Wie soll man überhaupt mit der Trauerarbeit anfangen wenn man sich so alleine fühlt. LG und Danke fürs Lesen

Hallo Lissi,

dein Verlust tut mir sehr Leid. Ich wünsche dir viel Kraft für die nächste Zeit! Ich kann deine Situation recht gut nachvollziehen. Ich hatte letztes Jahr ein MA in der 12. SSW, meine Schwester war zu dem Zeitpunkt auch schwanger, aber schon über die 25.SSW hinaus. Auch wir haben Pläne für die Zukunft gemacht, waren zusammen in Geschäften, ich habe Stoffe gekauft um Outfits für die drei zu nähen - wir haben uns einfach wahnsinnig gefreut gemeinsam schwanger zu sein. Als ich die FG hatte, konnte meine Schwester auch nicht gut damit umgehen. Sie hat sich zurückgezogenen, nicht mehr viel über die SS gesprochen und ich habe mich übergangen und sogar ausgeschlossen gefühlt, obwohl sie einfach Rücksicht nehmen wollte. Auf eine andere Weise als du habe ich mich ungerecht behandelt gefühlt. Es war für mich okay, dass sie schwanger war, vermutlich weil sie schon so viel weiter war als ich. Die Geburt meiner Nichte brachte mich aber völlig aus dem Konzept. Meine Eltern als Großeltern voller Stolz zu sehen, meinen Mann mit ihr auf dem Arm. Ich habe Freude und Stolz gespürt und gleichzeitig so eine tiefe und große Trauer. Es war schwierig, aber mit der Zeit wurde es besser und ich konnte die Zeit mit meiner Nichte dann auch zunehmend sehr genießen.
Eine Zeit lang war jede SS um mich herum eine Qual, mittlerweile ist es sehr viel besser geworden. Nun nach der letzten FG vor einer Woche habe ich wieder wahnsinnige Angst, dass einer meiner zwei engsten Freundinnen oder meine Schwester mit dem zweiten Baby schwanger werden bevor wir es sind. Es ist vielleicht egoistisch, aber ich versuche es einfach zu akzeptieren, dass es okay ist. Ich glaube jede Frau bzw. jedes Paar, die eine oder sogar mehrere FG durchgemacht haben, kennen diese Gefühle. Und es ist vollkommen normal sich so zu fühlen, das macht keine schlechten Menschen aus uns, sondern welche die mit großen Verlusten leben und diese verarbeiten müssen. Meiner Meinung nach ist es legitim und verständlich für sich selber traurig zu sein während man sich für den anderen freut. Und manchmal kann diese Freude eben nur rational und nicht emotional sein, weil mehr einfach nicht geht.

Mach dir also keinen Kopf! Ich wünsche dir, dass du einen Weg findest damit umzugehen und auch dass deine Schwester einen Weg findet mit euren Emotionen umzugehen.

Danke für deine Antwort. Das ist eben so eine Situation, der man einfach nicht aus dem Weg gehen kann. Ich habe wirklich Angst, eine Abneigung zu entwickeln. Und meinen Partner mit dem Baby im Arm zu sehen... Das kann ich mir gerade überhaupt nicht vorstellen! Ich glaube das will ich nicht erleben. Aber es wird so kommen. Ich kann ja nicht alles abbrechen. Aber ich will gerade einfach nur weg, mich verdünnisieren. Raus aus der Situation, raus aus meinem Umfeld. Weg sein. Einfach weg, nichts mehr mitbekommen. Natürlich ist gerade alles noch so frisch. Vielleicht legt sich das alles. Aber es wird hochkommen, wenn sie ihr Kind bekommt. Und ich habe Angst die Freude vorspielen zu müssen, weil ich mir jetzt gerade nicht vorstellen kann aufrichtig etwas zu empfinden. Und das ist so bitter. Immerhin werde ich Tante. Aber wie soll man das bitte schaffen, wenn man dann erinnert wird, dass man selbst jetzt gerade sein eigenes Baby hätte entbinden sollen? Auch dein Verlust tut mir leid. Ich bin so erstaunt wieviele Beträge und Foren es gibt, in denen über Fehlgeburten gesprochen wird. Ist denn das Verhältnis zu deiner Schwester wieder besser geworden? Habt ihr regelmäßig Kontakt? LG

Hallo Lissi,

Deine Verluste tun mir sehr leid!!
Auch ich verstehe dich leider zu gut. Ich hatte die gleiche Situation, meine Schwester war 5 Wochen weiter wie ich. Und obwohl meine Schwester schon Zwillinge in der 23. Woche verloren hatte und ich ihr objektiv alles Glück wünschte, war ich wahnsinnig neidisch…

Vielleicht war der Umgang meiner Schwester mit mir duch den eigenen Verlust „besser“. Wir haben ganz offen kommuniziert(1x), dass ich nicht darüber reden kann mit ihr.

Es lief dann immer so ab: meine Frage: geht’s dir gut? Ja! Nächstes Thema.

Nur einmal kam das Thema nochmal auf, als sie mich fragte ob ich Patin ihrer Maus werden möchte (das war immer der Plan). Da sagte sie auch ganz offen dass sie nicht mehr weiß was sie machen soll… letztendlich lagen wir uns heulend in den Armen.

Es kam für mich dann noch dicker: meine andere Schwester wurde auch schwanger.auch da habe ich kommuniziert, dass ich nicht drüber reden kann.

Letztlich hatte ich Glück, dass ich wieder schwanger war vor den ETs der beiden, sodass mich die Geburten der beiden nicht mehr so trafen. Ich konnte mich einfach mit ihnen freuen.
Nur ab und an kam ein Stich und der Gedanke, das könnte mein Krümel sein…

Ich möchte dir sagen, dass all deine Gefühle zulässig, legitim und verständlich sind.

Aber ich möchte auch deine Schwester in Schutz nehmen. Als meine Schwester die Zwillinge verloren hatte, wusste ich auch nicht was ich sagen soll und da war ich nicht schwanger.
Vielleicht hat sie Angst dass die alleine der Kontakt weh tut und hat sich deshalb nicht nach dir erkundigt?
Da hilft nur reden, oder auf Abstand gehen (nach Kommunikation)

Dankeschön für deine Worte. Es stimmt, Neid ist sehr verpönt. Und ich hab auch das Gefühl ich darf nicht neidisch sein. Aber so wie du es beschreibst, hört es sich schon etwas milder an. Natürlich wünsche ich ihr nichts schlechtes. Ich hoffe ich kann mich die nächsten Monate stärken um die Situation dann auszuhalten wenn es soweit ist. Noch, ist es unvorstellbar. Auf den nächsten Kontakt habe ich Angst. Der wird Weihnachten und Silvester sein, da wir unsere Feiern zusammen geplant haben. Am liebsten würde ich ihr absagen. Aber ich denke das bringt nichts. Der erste Kontakt wird vermutlich das Eis etwas brechen und das wird schwierig im ersten Moment, egal wann. Umso länger ich es hinaus schiebe, wird es wahrscheinlich immer schwieriger.

Hallo Anna,

Auch dir Dankeschön für die Antwort. Da hast du ja auch schon einiges hinter dir. Und dann gleich 2 schwangere Schwestern. Ich denke auch, die Kommunikation über ihre Schwangerschaft wird eher oberflächlich sein. Mehr kann ich mir nicht vorstellen. Bei mir wirds wohl dabei bleiben, dass wir es nicht weiter versuchen. Wir wollen andere Wege gehen. Meine Schwester hatte tatsächlich keine Ahnung wie sie sich mir gegenüber verhalten soll. Nur dass da gar nichts kam, hat mich getroffen. Aber nun habe ich eben den ersten Schritt gemacht. Und nun gucke ich wie ich weit ich gehen kann. Ich habe sie gebeten, dass sie und ihr Mann bitte einfach normal zu mir und meinem Partner sein sollen. Ich hoffe auch sie schaffen das. Und wenn es nicht mehr geht, dann zieh ich mich eine weile zurück. LG

Hallo Lissi,

der Kontakt zu meiner Schwester war nach kurzer Zeit wieder recht normal. Spätestens aber nach der Geburt meiner Nichte. Sie hat immer mitgefiebert und versucht mit mir nach vorne zu schauen. Aber trotzdem tut es immer wieder weh meine Nichte zu sehen, weil es mich daran erinnert, dass wir auch längst Eltern von unseren Zwillingen wären. Aber ich weiß auch, dass meine Schwester lange versucht hat schwanger zu werden und daher konnte ich es letztendlich irgendwie akzeptieren.
Aber auch sie kann nicht komplett frei mit mir reden. Bei jeder der mittlerweile 3 FG war es so, es fällt ihr schwer und mich verletzt es immer wieder. Vor allem nach der 1. FG von der viele wussten, war ich von vielen Reaktionen die unpassend waren oder eben ganz ausblieben verletzt. Da hat mir die Sicht meiner Therapeutin geholfen: manche Menschen sind überfordert und wissen nicht damit umzugehen und ziehen sich selber zurück. Wenn wir dann bestimmte Erwartungen haben, die nicht erfüllt werden, sind wir verletzt. Daher legte sie mir nahe zu versuchen keine Erwartungen an andere mehr zu haben, damit ich mich nicht davon abhängig mache und in ein Loch falle, wenn die Leute anders reagieren als ich es mir wünschen würde.
Das hat mir zumindest nach einiger Zeit geholfen viele Reaktionen auf die FG zu verarbeiten, zu akzeptieren und vor allem zu realisieren, dass es nie gegen mich war, nie böse gemeint war, sondern es auf die jeweiligen Ressourcen und Möglichkeiten der Person ankommt und manche es möglicherweise einfach nicht können/schaffen oder sich nicht trauen.
Wobei die Kommunikation genau über solche Situationen natürlich trotzdem sinnvoll und wichtig ist.

Dein Plan klingt doch erstmal gut! Du hast offen kommuniziert und falls es doch nicht geht, ist es vollkommen legitim sich für eine Zeit zurückzuziehen und zu schützen.
Ich wünsche dir, dass ihr einen guten Weg für diese schwierige Situation findet.