#1

2 Fehlgeburten, am 30.11. stille Geburt

in Eure Geschichte 05.12.2023 00:15
von TinaR89 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Hallo. Mein Name ist Tina. Ich bin 33 Jahre alt und versuche seit 6 Jahren mit meinem Mann schwanger zu werden. In den 6 Jahren bin ich nur drei mal schwanger geworden. Wir waren auch in der Kinderwunschklinik und hatten 3 erfolglose IUI‘s. Als wir die Hoffnung aufgegeben hatten wurde ich im Juni diesen Jahres schwanger. Es war eine wunderschöne Schwangerschaft. Dennoch begleitet mit Angst. Die erste Fehlgeburt hatte ich 2021, erfahren beim Ersttrimester Screening. Die zweite 2022 nach einer IUI in der 5. Ssw. Doch jetzt lief alles gut. Dachte ich zumindest bist zur Feindiagnostik am 1.11. Die Diagnose unsere Tochter liegt 4 Wochen in der Entwicklung zurück. Man gab uns 1-2 Wochen. Dann würde das Herz aufhören (am Ende kämpfte sie bis zur stillen Geburt weiter). Es startete ein Marathon von Arzt zu Arzt. Doch jeder sagte uns das gleiche. Ich wurde auf Infektionen untersucht, doch leider ohne Erfolg. Sogar das Fruchtwasser habe ich untersuchen lassen. Keine Anhaltspunkte. In der 15ssw wurde bei mir eine Gerinnungsstörung Faktor II Mutation festgestellt. Doch angeblich hat diese keine Auswirkungen auf die Schwangerschaft und es wurde nichts unternommen. Es wurde später eine Mangelversorgung bei der kleinen festgestellt. Meine Plazenta war hochgradig auffällig und die rechte Arterie verstopft. Hinzu kam eine Schwangerschaftsvergiftung. Es war ein Wettlauf mit der Zeit. Da das Risiko für mich zu groß wurde mussten wir am 29.11. die Geburt einleiten. Unsere Tochter kam am 30.11. um 4:48 mit 23 cm und 249g zur Welt (Ssw 24+4). Sie war wunderschön. Einfach perfekt. Nun befinde ich mich in einem tiefen Loch. Ich habe mehrere Heulkrämpfe und Zusammenbrüche am Tag. Die Sehnsucht ist so groß und ich versteh das immer alles noch nicht. Wir sind in therapeutischer Behandlung, aber ich weiß nicht ob ich jemals ein Kind an der Hand haben werde nach so einem traumatischen Erlebnis und ob ich überhaupt über ihren Verlust hinwegkomme. Ich versuche hier bei euch ein wenig Mut und neue Hoffnung zu suchen.

Liebe Grüße Tina und Emma im Herzen

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#2

RE: 2 Fehlgeburten, am 30.11. stille Geburt

in Eure Geschichte 05.12.2023 06:12
von Susanne • 4.599 Beiträge | 4617 Punkte

Liebe Tina, herzlich Willkommen und mein tiefstes Mitgefühl für Deine Verluste sowie den sehr steinigen Kinderwunschweg. Vor 6 Tagen musstest Du unvorstellbares erleben und Du trauerst. Du stehst nun am Anfang eines Trauerprozesses, der Dich immer wieder vor verschiedene Herausforderungen stellen wird. Das Ertragen der unfassbaren Schmerzen von Gefühlen wie Sehnsucht, Wut, Verzweiflung, Ohnmacht ist neben dem "begreifen" müssen, was Dir passiert ist, eine dieser Aufgaben, vor denen Du aktuell stehst.
Wie sieht es mit dem "funktionieren" aus? Schaffst Du es Dich um Dich zu kümmern und Dich mit allem nötigen zu versorgen? Oder hast Du jemanden, der das für dich übernimmt? Habt Ihr/Du ein verständnisvolles Umfeld, was Euch auffängt? Tut Euch die therapeutische Behandlung gut? Wäre vielleicht eine Trauergruppe für Sternenkinder/spezieller Rückbildungskurs mit Austausch etwas für Dich? Hast Du eine empathische Hebamme?

Ich weiss, viele Fragen, aber ich würde mich freuen, wenn Du noch ein wenig erzählen würdest. Fühl Dich gedrückt, Susanne


zuletzt bearbeitet 05.12.2023 06:14 | nach oben springen

#3

RE: 2 Fehlgeburten, am 30.11. stille Geburt

in Eure Geschichte 05.12.2023 08:15
von TinaR89 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Liebe Susanne, danke für deine Antwort. Ich schaffe es im Moment nur sehr schwer. Mein Mann ist aber die ganze Zeit bei mir zu Hause und kümmert sich sehr gut um mich. Er fängt mich in den schlimmen Situationen sehr gut auf und wir trauern zusammen. Er geht erst nächstes Jahr erst wieder arbeiten. Unser Umfeld ist da ein wenig gespalten. Einige Freunde können mit der Situation nur sehr schwer umgehen und das ist auch okay so. Andere hingegen sind sehr verständnisvoll und versuchen uns zu helfen wo es nur geht. Ich bin bei einem speziellen Rückbildungskurs angemeldet, wo am Ende noch eine Stunde Austausch stattfindet. Dieser startet im Januar. Bisher fällt es mir sehr schwer darüber zu reden , da ich jedes Mal bitterlich weinen muss. Meine Hebamme ist auch sehr liebevoll und kommt jetzt am Anfang zweimal die Woche.

Zum Teil kommt es mir vor als wäre es gar nicht mein Leben. Es würde hier irgendwas schief laufen. Ich frage mich immer warum wir sowas verdient haben. Wir haben es doch nun weiß Gott wie schwer schon gehabt. Warum wurde uns dieses Glück verwehrt? Zumal uns keiner richtig sagen kann warum das alles passiert ist und warum es der kleinen so schlecht ging. Ich kann kaum in den Spiegel schauen. Der Körper bildet sich so schnell zurück. Ich habe mich so unglaublich wohl in meinem Körper gefühlt als ich schwanger war. Gefühlt war alles von jetzt auf gleich vorbei. Obwohl wir uns ja 4 Wochen mit der Diagnose auseinandersetzen konnten. Mir fehlen ihre Tritte in meinem Bauch , mir fehlt unser abendliches Ritual nach ihren Herztönen zu hören. Es ist so schlimm alles für mich. Einfach grauenvoll.

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#4

RE: 2 Fehlgeburten, am 30.11. stille Geburt

in Eure Geschichte 05.12.2023 08:43
von Susanne • 4.599 Beiträge | 4617 Punkte

Das unvorstellbare zu begreifen, die wahnsinnig heftigen und fast schon körperlich schmerzenden Gefühle auszuhalten und im Schluss dann das Schicksal zu akzeptieren ist die größte Herausforderung. Du steckst da gerade mitten drin. Viele haben den Eindruck dann von Unwirklichkeit, das Gefühl in einem Alptraum stecken geblieben zu sein, aus dem sie nicht mehr aufwachen, weil es einfach nicht sein kann, dass einem so etwas grauenvolles passiert. Das alles braucht Zeit und das gebrochene Herz braucht viel Pflege, Zuwendung und ein stabiles Umfeld, um von innen heraus heilen zu können, eine Narbe wird bleiben. Emma wird für immer ein Teil sein und es wird auch immer wieder Momente des Schmerzes geben, aber irgendwann werden diese erträglicher. All das braucht Zeit und einen Raum für die Gefühle, die unweigerlich da sind. Hier kannst du sie auf jeden Fall lassen, wenn Dir schreiben ohnehin gerade leichter fällt. Schau auch mal hier https://www.fehlgeburt.info/die-trauer-p...chaft-und-neid/

Wie habt Ihr die Beerdigung vor zu gestalten? Konntet Ihr beim Kennenlernen Erinnerungen schaffen?


zuletzt bearbeitet 05.12.2023 08:45 | nach oben springen

#5

RE: 2 Fehlgeburten, am 30.11. stille Geburt

in Eure Geschichte 05.12.2023 09:14
von TinaR89 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Da sie vom Geburtsgewicht keine 500g erreicht hat , wird sie bei uns mit dem Schmetterlingsverein in einer Sammelbeerdigung beerdigt. Sie liegt dann auf dem Friedhof ihres Geschwisterchen. Unsere erste Fehlgeburt wurde da auch schon beerdigt. Wir haben im Vorfeld bei den Sternenkindfotografen uns gemeldet und sie haben uns eine wundervolle Fotografin geschickt. Wir warten jetzt auf die Bilder. Wir haben auch Abdrücke von den Händen und Füßen machen können. Wir konnten sie nach der Geburt mit aufs Zimmer nehmen und hatten dort noch ein wenig Zeit uns zu verabschieden, aber diese Zeit wird nie genug sein. Ich habe einen kleinen Teddy vom Krankenhaus bekommen. Diesen lege ich so gut wie nicht mehr aus der Hand. Ich möchte sie gern erreichen, aber sie ist einfach fort und so weit weg.

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#6

RE: 2 Fehlgeburten, am 30.11. stille Geburt

in Eure Geschichte 05.12.2023 12:28
von Susanne • 4.599 Beiträge | 4617 Punkte

Du hast recht, die Zeit ist immer zu kurz und die Sehnsucht übermächtig.
Wie stehst Du aktuell Dir selber gegenüber? Du sagst, Du kannst Deinen Körper nicht im Spiegel ansehen. Fühlst Du Dich schuldig oder ist es "nur" weil Emma nicht mehr in Dir ist?

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#7

RE: 2 Fehlgeburten, am 30.11. stille Geburt

in Eure Geschichte 05.12.2023 20:53
von TinaR89 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Nein schuldig fühle ich mich nicht. Ich bin nur so traurig wie schnell sich alles zurückbildet und mein Körper fühlt sich so leer an. Als wäre ich nur noch eine leere Hülle und das Glück und die Freude wurde mir einfach geraubt.

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#8

RE: 2 Fehlgeburten, am 30.11. stille Geburt

in Eure Geschichte 06.12.2023 07:16
von Susanne • 4.599 Beiträge | 4617 Punkte

Gut, dass Du keine Schuldgefühle hast, denn das würde für eine verkomplizierte Trauer sorgen und Dir noch zusätzliche Schwierigkeiten bereiten.
Ja, Du hast es recht, es ist ein absolut grauenhaftes Gefühle alleine und leer zurück zu bleiben... Die Sehnsucht frisst einen fast auf. Es braucht seine Zeit das Unfassbare zu verstehen und schlussendlich akzeptieren zu müssen. Auch wenn Du es Dir aktuell nicht vorstellen kannst, aber auch bei Euch wird irgendwann wieder das Lachen und die Zuversicht, Hoffnung und Kraft einziehen, wenn ihr euch jetzt um Eure Trauer kümmert. Die Sammelbestattung wird vermutlich noch etwas hin sein, oder? Vielleicht hättest Du jetzt schon etwas, um Dich symbolisch zu verabschieden? Was liegt Dir wo fühlst Du dich wohl- kreatives, Schreiben, Singen, Natur?
Und was auch ein schönes und wichtiges Ritual werden könnte- überleg Dir für jeden Tag etwas, was Dir gut tut. Das muss nichts großes sein, ein Spaziergang, ein leckerer Kuchen, ein schöner Film...


zuletzt bearbeitet 06.12.2023 07:19 | nach oben springen


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