#1

Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 19.10.2023 13:01
von meivo • 4 Beiträge | 4 Punkte

Hallo.
Wir haben vor gut 2 Jahren nach einer komplizierten Schwangerschaft unseren tollen Sohn bekommen. Uns war von Anfang an klar,dass er nicht allein bleiben solle. Da wir beide nun auch schon 37 sind,wollten wir mit Nr. 2 nicht zu lange warten.
Leider meinte es das Schicksal nicht gut mit uns. Ich wurde zwar direkt schwanger,als wir es wieder wollten. Einen Tag vor dem Ersttrimesterscreening (13.SSW) war dann leider kein Herzschlag mehr zu sehen- bei der Untersuchung zuvor zappelten noch Arme und Beine. Mir zog es den Boden unter den Füßen weg, und mir wurde übel. Ich bekam Bauchschmerzen, die ich vorher nicht hatte.
Letztendlich hatte ich 2 Tage später die Ausschabung. Der Eingriff war okay, so okay es denn sein kann.
Ich war danach noch insgesamt 6 Wochen krank geschrieben, wollte Zeit für mich haben. Aber wie es dann immer so ist,unser Sohn war mehrfach krank, ich musste ihn zu Hause betreuen. Mein Mann musste beruflich weg,sodass wir auch kaum Zeit hatten gemeinsam als Paar mit dem Verlust umzugehen. Zusätzlich mussten wir auch noch eine neue Wohnung finden, da unser neuer Vermieter uns aus der Wohnung haben wollte um sie teurer vermieten zu können...

Ich habe dann nach den 6 Wochen wieder angefangen zu arbeiten- Teilzeit als Assistenzärztin in der Psychiatrie- hatte den Eindruck,dass mir die Arbeit trotz der allgemeinen äußeren Umstände gut tat.
In unserem Sommerurlaub (2 Wochen Italien), 4 Monate nach der Fehlgeburt, entschieden wir dann, es wieder zu versuchen - und ich wurde wieder direkt schwanger. Und eine neue Wohnung fanden wir auch.
Mit der Angst vor einer erneuten Fehlgeburt immer im Kopf,konnte mich auch noch nicht richtig freuen. Bin leider nicht so optimistisch. Zur Stressreduktion wurde ich wieder direkt krank geschrieben. Und wir freuten uns,leise.
Abends bei SSW 6+3 bekam ich wieder Blutungen. Ich fühlte mich schrecklich, verloren,nutzlos. Ich ging nach telefonischer Absprache in die gyn. Notfallsprechstunde. Leider konnte im Ultraschall keine intakte SS mehr festgestellt werden. Das 2. Mal schon.
Furchtbar. Ich weiß,dass es alles noch sehr früh war, aber man konnte im Ultraschall zuvor eine Fruchthöhle sehen,und dann nicht mehr.

Nun ist auch die 2. Fehlgeburt knapp 6 Wochen her, ich arbeite schon seit letzter Woche wieder.Wir sind umgezogen.Mein Mann musste 3 Wochen ins Ausland,ist jetzt aber wieder da.
Ich fühle mich ausgelaugt,wahnsinnig traurig, nach Erklärungen suchend.
Leider können mein Mann und ich nicht so gut darüber sprechen. Er spricht nicht gern über seine Gefühle.

Ich hatte das Gefühl,die erste Fehlgeburt akzeptiert zu haben, daher die 2. SS. Aber nun nach der 2. FG fühle ich mich ständig traurig, den Tränen nahe, zweifelnd ob es nochmal funktioniert, allein, müde, lustlos- alles ist anstrengend. Ich möchte auch allein sein, Zeit für mich haben. Schwangere meide ich tatsächlich auch.

Für die eigenen Gefühle bringt mir leider mein gesamtes Studium und die gewählte Fachrichtung gar nichts.

Ich habe einfach so wahnsinnig große Angst davor,dass ich das nochmal erleben muss, wir vielleicht doch kein 2. ( oder 3. Kind wie mal früher gedacht) haben werden,kann den Wunsch aber noch nicht ablegen.
Ich habe mich glaube ich in meinem ganzen Leben noch nie so schlecht wie die vergangenen Tage gefühlt. Muss für unseren Sohn und für die Arbeit funktionieren. Muss ich das wirklich? Vielleicht muss ich was verändern. Muss,muss,muss.
Ich weiß es nicht.

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#2

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 19.10.2023 13:38
von Susanne • 4.601 Beiträge | 4619 Punkte

Liebe Meivo, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für Deine Verluste. Es liest sich so als hätte Dich das "Leben" während der eigentlichen Trauerphase einfach weitergerissen ohne dass Du verweilen und trauern konntest. Konntest Du Deine Kinder verabschieden? Hast Du Dir die Zeit irgendwann in dem ganzen Sog nehmen können zu Trauern und innezuhalten? Mit Deinem Mann kannst Du leider nicht sprechen, aber gibt es jemand anderes im Familien oder Freundeskreis, mit dem Du reden wollen würdest? Oder wäre eine Selbsthilfegruppe etwas für Dich für Momente, die Du ganz der intensiven Auseinandersetzung mit deinem Inneren mit Impulsen für die Trauerarbeit widmest? Die Gefühle scheinen sich, auch wenn nun einige Wochen zwischen den Verlusten und Deiner aktuellen emotionalen Schieflage, gerade den Weg nach oben zu bahnen. Vielleicht solltest Du sie einmal näher anschauen und Dir erlauben ihnen Zeit zu widmen? Gibt es etwas was Dir emotional dabei helfen würde? Gibt es etwas wobei Du am besten Deine Gefühle kanalisieren kannst (künstlerisch, in der Natur, spirituell, in der Kirche, beim Schreiben,..)?

Fühl Dich gedrückt, Susanne


zuletzt bearbeitet 19.10.2023 13:41 | nach oben springen

#3

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 19.10.2023 19:31
von Nelke • 2.179 Beiträge | 2189 Punkte

Liebe meivo,
Deine Verluste tun mir sehr leid. Egal wie früh eine Schwangerschaft endet, wir Frauen sind ab dem positiven Test Mamas. Es tut verdammt weh und braucht Zeit.
Ich lese aus deinen Zeilen, dass du Zeit für dich und die Trauer brauchen könntest. Der Alltag an sich und dein Sohn lassen sich nicht einfach reduzieren, aber eine Pause von der Arbeit sollte drin sein. Möchtest du dich nicht vielleicht ein paar Tage krank schreiben lassen und dir bewusst zeit für dich nehmen?
Mir persönlich hat die Arbeit viel Halt gegeben. Abends bin ich gerne in die Badewanne und habe alle Tränen laufen lassen. Mit der Zeit wurden sie weniger und es war dann auch OK wieder verschiedene Dinge zu unternehmen.
Gibt es jemanden, mit dem du reden kannst?
Mache deinem Mann keinen Vorwurf. So wie du gerne reden möchtest, will oder kann er nicht über doe Verluste reden. Da sind sich die Männer oft sehr ähnlich.
Hier im Forum findest du auf jeden Fall Austausch.
Vielleicht möchtest du erst einmal im hier und jetzt zur ruhe kommen und die Zukunftsfragen bis zu einem gewissen Datum aufschieben? So hättest du gedanklich einen Punkt nach hinten geschoben.
Ich wünsche dir viel Kraft für die kommenden Wochen. Es wird irgendwann besser 🌸
Liebe Grüße, Lena

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#4

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 20.10.2023 09:26
von meivo • 4 Beiträge | 4 Punkte

Hallo ihr Lieben!

Vielen Dank für eure Beiträge. Wir haben leider irgendwie keinen Anlaufpunkt, ich glaube das fehlt mir. Sowas wie eine Beerdigung wurde uns gar nicht angeboten.Erst wars okay,aber ich glaube langsam merke ich,dass mir da etwas fehlt. Vielleicht habe ich nicht so gewirkt,als ob ich sowas bräuchte.
Meine FÄ meinte,dass ich die Ultraschallbilder quasi in zweiter Reihe aufstellen könnte,weil sie dazu gehören.Aber das fand ich für uns nicht passend. Und akut war mir das auch viel zu viel. Ich hab die Bilder bisher noch nicht wieder angesehen. Vielleicht sollte ich das mal tun.
Zum Reden habe ich einige wenige Freundinnen, die aber auch viel beschäftigt sind. Eine hat mir empfohlen,sich nach Foren umzusehen, weil sie dadurch bei anderer Problematik Unterstützung fand.
Unsere Familien wissen von unseren Schicksalsschlägen nichts.
Ich komme aus einer sehr kinderreichen Familie,habe da kein Verständnis erwartet, sondern eher noch mehr Fragen nach dem warum. Ich wollte einfach gar nicht erst in die Position kommen mich für irgendwas rechtfertigen zu müssen. Bisher hat niemand aus meiner Familie je von einer Fehlgeburt berichtet.Ich weiß aber nicht, ob es je welche gab. ( bei meiner ersten Schwangerschaft musste ich mich ständig rechtfertigen für notwendige Interventionen, das wollte ich einfach nicht noch einmal).
Die Familie meines Mannes ist leider kaum an uns interessiert, hat unseren Sohn erst 3x gesehen obwohl er schon über 2 Jahre alt ist. Sie zeigen null Interesse an uns, was mich nicht nachvollziehbar ist und auch sehr traurig macht. Es gab keinen Streit oder ähnliches. Aber so ist es eben.
Ich hatte eigentlich guten Kontakt zu einigen Muttis aus dem Geburtsvorbereitungskurs. Habe mich aber zurück gezogen,weil die meisten mittlerweile ein 2. Kind problemlos bekommen haben oder noch schwanger sind. Konnte ich einfach nicht ertragen. Aber sie wissen immerhin von der 1. FG und haben Verständnis.
Zusätzlich rückt der ET (27.) für die 1. FG näher. Ich merke,wie das immer präsenter wird, mich sehr traurig macht. Eine Mutti war genau 2 Wochen weiter,hat nun ein gesundes 2. Kind bekommen. Das ist schwer zu ertragen,obwohl ich mich natürlich sehr für sie freue.

Ich war eigentlich immer eine sehr selbstständige, fröhliche dabei in sich ruhende Person,war kreativ.
Habe viel Musik gemacht,gemalt oder in unserem Schrebergarten mit Freude Unkraut gerupft.

So fühle ich mich nicht mehr.Das bedaure ich auch. Ich wünsche mir sehr,dass das wieder kommt, denn so kenne ich oder auch andere mich gar nicht.

Ich habe meinem Mann schon gesagt,dass ich mehr Zeit für mich brauche (Mental load ist auch ein großes Thema). Bin gerade dabei einen Wochenplan zu erstellen, anders geht es glaub ich nicht.

Die Probleme bei der Arbeit (Unterbesetzung,Covid, Kostendruck) nerven zwar bei der Arbeit,aber sie belasten mich irgendwie nicht so sehr. Dort funktioniere ich, glaube ich zumindest.
Gleichzeitig überlege ich aber auch den Arbeitgeber zu wechseln, scheinbar schätze ich die Arbeitsbelastung ja falsch ein, stresst mich unterbewusst vielleicht doch mehr als ich wahrnehme.
Ich frage mich,ob ich meine Bedürfnisse nicht genug wahrnehme , es deshalb zu den FG kam. Diese Frage verunsichert mich total. Anscheinend merke ich ja nicht,wenn etwas nicht stimmt, kann mir selbst nicht richtig trauen.
Meine Stimmung schwankt sehr, weine schnell.Das nervt mich. So bin ich eigentlich nicht.
Ich habe hier im Forum ein wenig gelesen und erkenne ähnliche Gedanken im Umgang mit den FG. Das tut schon gut, aber macht natürlich auch traurig.

Ich hoffe es ist in Odrnung und nicht zu wirr geschrieben. Habe einfach mal einige Gedanken die mir durch den Kopf geistern aufgeschrieben.

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#5

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 20.10.2023 10:46
von Alexandra K • 76 Beiträge | 76 Punkte

Liebe Meivo, deine Verluste tun mir leid.
Ich denke für einen „Anlaufpunkt“ ist es nie zu spät.
Ich hab mir selbst Blumen gekauft und hege und pflege sie seither besonders. Sie erinnert mich an meine FG und ich habe etwas, worum ich mich kümmern kann. Vielleicht wäre das auch eine Idee für dich, da du meintest du machst gerne was im Garten.
Ich hab mir auch einen Ring gekauft, der mich daran Erinnert.

Das mit der Arbeit verstehe ich, dass das Stress für dich bedeutet. Ich denke auch, dass es sein kann dass man vielleicht nach so einen Schicksalsschlag einfach eine Veränderung wünscht.
Und die Frage nach der Schuld, ob du Zuviel Stress hattest, ich glaube Susanne hat mal gesagt eine intakte SS bleibt auch intakt.

Ich kenne das Gefühl auch, dass alle in meiner Umgebung problemlos schwanger werden und es auch bleiben. Da stell ich mir auch oft die Frage ob ich etwas falsch mache.

Ich wünsche dir sehr dass du deine Lebensfreude wieder zurück bekommst. 🩷

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#6

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 20.10.2023 10:59
von Leen91 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Liebe Meivo,

deine Verluste tun mir unglaublich leid und ich fühle mit dir.
Der Betreff deines Kommentars hat mich sehr angesprochen. Ich arbeite als Psychologin in einer psychosomatischen Klinik und "eigentlich" ist man mit der Materie Trauma / Trauer / Angst/ Depression vertraut. Selbst solch einen Schicksalsschlag zu erleben ist halt nochmal eine andere Sache.
Bei mir ist die FG in der 11. Ssw nun genau eine Woche her und ich komme eben von meiner Gynäkologin mit der Aussage "Laune der Natur" und "kann noch häufiger passieren".
Rationalität hin oder her. Muttergefühle sind Muttergefühle, Verlust ist Verlust. Und der braucht Zeit.

Ich versuche genau dies, was ich mit meinen Patienten auch immer wieder in der Trauer erarbeite: mehr Selbstliebe und Selbstfürsorge (sich was gönnen, Blumen kaufen, Massage, Positive Glaubenssätze)... Und auf der anderen Seite Dinge, die Glückshormone ausschütten: Natur und sobald es geht wieder Sport. Habe mir sogar versucht süße Tiervideos oder was Lustiges anzuschauen, um meinem Körper Mal wieder beizubringen, dass er lächeln darf und auch lachen - wenn auch träge.
Mit anderen sprechen... Ehrliche Kommunikation über die Gefühle und den Vagusnerv aktivieren...?

Mache die gleiche Erfahrung. Männer haben da ein anderes Gefühl zu. Mein Partner flüchtet sich in die rationale Ebene. Er hat aber auch nicht das Kind unterm Herzen getragen. Er kümmert sich - aber mich macht es richtig wütend, dass er teilweise schon wieder gute Laune hat. Dabei weiß ich, dass auch das okay ist. Jeder geht anders damit um. Auch meine Wut ist legitim.

Ich bin gerade auch am Ausprobieren was guttun könnte...
Hatte mir auch schon überlegt, ob es vllt besser wäre sich mit Menschen zu unterhalten, die dies schon erlebt haben. Hier übers Forum jaa.... Ich sehne mich gerade sehr nach festen Bezugspersonen. Selbst wenn's Schreiben wäre.

Jeder braucht seine Zeit und die ist auch nicht an Wochen oder Tagen zu messen.

Ich drücke dich aus der Ferne ganz fest und schenke dir viele Ressourcen für diese wirklich schreckliche Zeit!

Danke an alle für die wundervollen Tipps. Der Ring hat mich irgendwie inspiriert.


zuletzt bearbeitet 20.10.2023 13:03 | nach oben springen

#7

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 20.10.2023 12:48
von Nelke • 2.179 Beiträge | 2189 Punkte

Liebe meivo,
Du kannst selbst nichts für die Fehlgeburten. Diese Zweifel hat hier wohl auch jede Frau. Aber kein Gedanke, keine innere Einstellung oder der normale Alltag ist daran schuld, dass eure kleinen Wunder nicht bleiben durften.
Für die Trauer ist es leichter einen Schuldigen zu haben. Du bist es jedenfalls nicht. Vielleicht steckt eine Erkrankung dahinter, vielleicht das Schicksal, vielleicht nur Pech.
Es gibt hier auch einen Bereich mit schönen einträgen. Zahlreiche Frauen, die nach einem oder mehreren Verlusten ihr Regenbogenwunder im Arm halten durften. Vielleicht bringt dir das etwas Zuversicht zurück.
Nimm dir Zeit. Der Verlust ist trotzdem noch frisch.
Bei jedem läuft die Trauer etwas anders ab. Ich kann dir nur von mir erzählen, dass es nach ca einem halben jahr den letzten größeren Zusammenbruch gab. Die Zeiten, an denen ich mich gut fühlte, wurden von Mal zu Mal länger und die tiefs nicht mehr ganz so tief.
Jahrestage, bestimmte Daten reißen jetzt nach 3 Jahren immernoch Wunden auf. Unsere Sternenkinder sind eben ein Teil von uns.
Lass dir Zeit. Es darf dir schlecht gehen, es darf dunkel sein, die Tränen dürfen laufen. Du hast jedes Recht dazu. Irgendwann wird es nicht mehr so arg weh tun und irgendwann kommt selbst die Lust am Unkraut zupfen wieder hoch.
Der menschliche Körper und der Verstand schaffen mehr, als wir es uns vorstellen können.
Und solange du niemanden in deinem Umfeld zum Reden hast, sind wir für dich da.
Genauso wie für dich, leen91 🌸


zuletzt bearbeitet 20.10.2023 13:06 | nach oben springen

#8

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 20.10.2023 13:11
von Susanne • 4.601 Beiträge | 4619 Punkte

Ich kann Euch allen nur zustimmen. Wichtig ist immer seine Gefühle anzusehen und anzuerkennen, ihnen Berechtigung zu erlauben. Und dann möchte die Seele gepflegt werden, denn wie auch der Körper hat der Mensch mit einer gesunden Grundausstattung auch eine Selbstheilungskraft in Bezug auf die Seele. Und das braucht Zeit, Fürsorge und Nachsicht.

@meivo vielleicht findest Du hier noch Ideen , denn einen Abschied kann man nachholen. https://www.fehlgeburt.info/ideen-zur-trauerbewaeltigung/

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#9

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 21.10.2023 11:27
von meivo • 4 Beiträge | 4 Punkte

Vielen lieben Dank für all eure Unterstützung!

Liebe Leen91, ich fühle sehr mit dir!

Ich habe gestern ein sehr tränenreiches,aber gutes Gespräch mit meinem Mann führen können. Wir haben gar nicht so viel gesprochen, aber ich konnte ihm sagen wie es mir gerade geht. Und er auch. Wir haben uns lange im Arm gehalten. Und ich hab sehr geweint. Aber es hat gut getan.

Wenn ich das so schreibe kommen mir wieder die Tränen. Wir brauchen wohl beide ein bißchen Zeit.Und uns.

Er meinte,dass er auf jeden Fall sehr froh ist,dass wir schon einen gesunden Sohn haben. Ich auch,und er ist toll.
Vermutlich wäre ich deutlich pessimistischer wenn wir noch kein Kind hätten.
Es kann ja funktionieren.

Die Idee mit dem Ring finde ich auch sehr schön. Hatte schonmal darüber nachgedacht mir vll ein neues Ohrpiercing stechen zu lassen. Irgendwie möchte ich das Erinnerungsstück nicht immer sehen, es vll auch mal ablegen können. Bei einem Tattoo wäre es mir zu dauerhaft und irgendwie auch zu demonstrativ (ich habe ansonsten auch keine Tattoos). Einen Ring dürfte ich leider bei der Arbeit nicht tragen, das wäre mir dann wieder zu wenig,jedenfalls aktuell.

Ich glaube mir tut es gut, hier eine Möglichkeit gefunden zu haben, meine Gedanken loszuwerden und damit im Austausch mit anderen Betroffenen zu sein. Danke
Bisher habe ich meine Gedanken und unschönen Erlebnisse in eine Art Tagebuch geschrieben. Das hat schon geholfen,die Gedanken zu ordnen und vielleicht auch loszuwerden, aber ich glaube mir hat der Austausch gefehlt.
Und vielleicht muss ich auch lernen, Hilfe anzunehmen und Dinge auszuprobieren. Do it yourself Selbstfürsorge.

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#10

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 21.10.2023 13:17
von Susanne • 4.601 Beiträge | 4619 Punkte

Das hört sich nach einem guten Gespräch zwischen euch an und schön, dass Dir auch der Austausch hier gut tut.

Habt Ihr schon Pläne für das weitere Vorgehen gemacht? Bezüglich evtl. Diagnostik oder wann ihr wieder starten möchtet?

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#11

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 21.10.2023 14:02
von meivo • 4 Beiträge | 4 Punkte

Nein. Ich habe um ein bißchen Zeit gebeten. Ist für ihn völlig okay.
Bzgl. weiterer Diagnostik haben wir noch nicht gesprochen.
Ich weiß schon,dass ich Faktor V Leiden heterozygot habe - das haben ja sehr viele.
Mehr wurde aber auch nie untersucht.
Es hieß erst ab der 3. FG, 2 seien wohl gar nicht so selten...

Ich habe mit meiner FÄ besprochen,dass ich mir bis zum nächsten regulären Termin (im Dez) überlegen kann,ob ich weitere Diagnostik möchte.

In der ersten SS hatte ich leider einige blöde zusätzliche Probleme (Hämatomblutung, Cervixinsuffizienz, V.a. Thrombose, vorzeitige Wehentätigkeit 22./23.SSW mit anschließender strikter Bettruhe und Lungenreifeinduktion, dann wurde eine Plazentainsuffizienz festgestellt,sodass schließlich ab 38+0 10 Tage lang eingeleitet wurde- und dann als der Wehentropf endlich angehängt wurde,war er in nichtmal 2h da. Puha.
So eine lange Einleitung (es hat einfach nicht funktioniert,alles war ausdosiert) würde ich nie wieder machen, dann lieber eine Sectio).
Danach war kurz alles fein,wir hatten ein schönes Familienzimmer und durften uns kennenlernen.
Leider entließen sie uns mit grenzwertig hohen Bilirubinwerten. Die stiegen natürlich weiter an,sodass wir insgesamt erst nach 6 Wochen wirklich zu Hause ankommen durften. Zum Glück trank er immer gut.
Während der Phototherapie hat er wahnsinnig geschrien, sich kaum beruhigt. Nur bei mir am Körper war er ruhig und zufrieden. Ich hab in der Zeit kaum geschlafen, fühlte mich schlecht weil ich ihn da so frisch auf der Welt allein unter der Lampe liegen lassen musste.
(Die Decken mit entsprechendem Licht zur Phototherapie gibt es hier in Norddeutschland scheinbar nicht)
Ich glaube,dass diese Erlebnisse auch ganz tief bei mir sitzen, ich mich deshalb noch nicht durchringen konnte abzustillen ( wollte eigentlich vor einem Jahr abstillen), obwohl es mich schon manchmal stört.

Mir wurde empfohlen bei erneuter Schwangerschaft Aspirin, Heparin, Magnesium, Progesteron und Mikronährstoffe zu nehmen. Zur Prophylaxe. Hab ich alles gemacht. Und trotzdem hab ich beide verloren.
Ich weiß leider irgendwie nicht,ob ich noch mehr Wissen möchte. Natürlich kann man bei einem Befund dann ggf. etwas tun,aber irgendwie habe ich auch Angst vor noch mehr Pathologischem bzw. Verkomplizierendem.
Wäre auch gern glücklich ohne Komplikationen mit einem gesunden Kind schwanger. Aber bei den Vorerfahrungen kann ich das glaube ich einfach nicht mehr sein.

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#12

RE: Manchmal wäre ich gern unwissender

in Eure Geschichte 21.10.2023 14:25
von Susanne • 4.601 Beiträge | 4619 Punkte

Ok, das verstehe ich, aber Du hast sicher recht damit, dass man nie wieder (leider) so unbeschwert und "naiv" in eine Schwangerschaft gehen kannst.
Falls Du doch einmal wegen möglicher Gründe schauen möchtest, auf der Seite gibt es eine entsprechende Seite. Wann weitere Diagnostik erfolgt, liegt immer im Ermessen des Arztes und das ein oder andere kann man auch schon selber checken wie Schilddrüse, etc.

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