Hallo ihr Lieben,

die Nachricht, die mich abermals von den Füßen gerissen hat, habe ich erst gestern bekommen. Ich fühle mich momentan wie ein Roboter, der einfach nur funktionieren muss. Ich hoffe, dass es mir ein bisschen hilft, meine Gedanken zu ordnen, wenn ich euch hier meine Geschichte erzähle.

Nachdem wir uns vor zwei Jahren verlobt haben, stand für uns fest: wir wünschen uns nichts mehr, als ein Kind zu bekommen. Nach neun Monaten hat es endlich geklappt! Als der Schwangerschaftstest endlich 2 Striche angezeigt hat, waren wir vollkommen überwältigt. Der erste Termin beim Arzt war jedoch gleich ernüchternd: es waren leichte Einblutungen in der Gebärmutter zu sehen und der Arzt empfahl uns, dass wir uns auf eine Fehlgeburt einstellen sollten und schrieb mich für 2 Wochen krank. Nach diesen bangen Wochen dann jedoch die Entwarnung: alles hatte sich bestens entwickelt und wir sahen zum ersten Mal den Herzschlag unseres Kindes. In vier Wochen sollte der nächste Termin sein, dann wäre das kritische erste Trimester auch überstanden.
Doch in der 11. SSW bekam ich leichte Blutungen, aber ohne dabei Schmerzen zu haben. Trotzdem beschloss ich zur Sicherheit beim Arzt vorbei zu schauen, bei der ersten Schwangerschaft verzeiht man sicherlich so eine übervorsichtige Mama. Also fuhr ich zur Vertretungsärztin und mein ungutes Gefühl verstärkte sich, als sie stirnrunzelnd fragte, ob man den Herzschlag denn schon hätte sehen können.
Für mich brach in dem Moment die Welt zusammen. Die Ärztin überhäufte mich mit Informationen zu Ausschabungen und dergleichen, ich konnte aber an nichts anderes denken, als an den Verlust des kleinen Lebens und den kräftigen Herzschlag, den ich doch so genau gesehen hatte.
Zwei Wochen lang konnte ich gar nicht fassen, was geschehen war, ich arbeitete, traf meine Freunde, ging zum Sport, alles wie auf Autopilot. Blutungen setzten aber nicht ein und das Gefühl, mein totes Kind im Bauch zu haben, wurde immer unerträglicher.
Wir entschieden uns daher dafür, dass ich eine Ausschabung machen lasse. Den Termin im Krankenhaus bekam ich sehr schnell und der Eingriff verlief zum Glück komplikationslos. Ich sprach viel mit meinen Freundinnen über das Thema, die alle selbst Mütter sind und solche Erfahrungen Gott sei Dank niemals machen mussten. Aber auch nach Monaten ging es mir nicht besser. Ich kündigte meinen Job und suchte mir eine neue Stelle, in der Hoffnung, dass mir ein Neuanfang gut tun würde.
Und siehe da: zwei Monate später hielten wir wieder einen positiven Schwangerschaftstest in Händen! Wir freuten uns ungemein! Mit der Freude kam diesmal leider auch gleich die Angst. Ich trug jeden Tag Slipeinlagen, um auch die kleinste Blutung erkennen zu können. Auch diesmal konnte ich beim zweiten Ultraschall das Herz mit so viel Kraft und Lebensmut schlagen sehen und der Arzt versicherte mir, alles sehe sehr gut aus. Und beim zweiten Mal werde es schon gut gehen. Wir stellten uns vor wie unser Leben zu dritt aussehen wird und wie wir allen die wunderbaren Nachricht erzählen würden! Nur eine Woche später, in der 9 SSW, entdeckte ich morgens wieder eine leichte Blutung. Auch diesmal wollte ich mich beim Arzt absichern, weil ich wieder ein ganz schlechtes Gefühl hatte. Aber das schob ich auf meine Ängstlichkeit.
Leider war es kein unbegründetes Gefühl.
Als ich meine Sachen nach der Untersuchung wieder anzog, hatte ich das Gefühl, dass meine Beine gleich unter mir nachgeben würden.
Der Arzt sagte mir natürlich, es sei nicht meine Schuld und dass ich nichts hätte tun können.
Aber die quälenden Fragen sind da. Was ist falsch an mir? Habe ich doch irgendetwas falsch gemacht? Und wie soll es jetzt weitergehen? Einen solchen Rückschlag kann ich definitiv nicht noch einmal verkraften. Gerade habe ich das Gefühl, dass ich mich nie mehr freuen kann. Mein zukünftiger Mann versucht mich zu trösten, aber ich will ihm auch nicht zu viel aufbürden. Schließlich hat er ja auch einen ebenso großen Verlust erlitten wie ich.
Ich hoffe, dass diese scheinbar unendliche Verzweiflung mit der Zeit besser wird.

Falls ihr meine viel zu lange Geschichte bis hierher gelesen habt, danke ich euch sehr ❤️‍🩹

Liebe Susanne,

danke für deine Anteilnahme!
Und auch dir mein Mitgefühl für deine Verluste. Ich hoffe, dass es bei dir letztendlich geklappt hat!

Ich werde auf jeden Fall mal einige Tests machen lassen, danke für die Tipps. Aber im Allgemeinen bin ich zum Glück bei bester Gesundheit und hatte auch noch nie irgendwelche Beschwerden.

Ehrlich gesagt habe ich mich noch nicht entschieden. Ich würde ungern nochmals eine OP machen lassen, aber dieses Gefühl, die ganze Zeit auf den natürlichen Abgang zu warten, das hat mich beim letzten Mal vollkommen zermürbt.
Kommt also darauf an, wie lange ich es so durchhalte.
Liebe Grüße, Laura

Liebe Laura,

es tut mir sehr leid, dass du nun schon zum zweiten Mal diese schreckliche Erfahrung machen musst, von der man sich wünscht, sie niemals machen zu müssen.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit, viele verständnisvolle Menschen um dich herum und dass du dir selbst die Zeit geben kannst, zu trauern und Abschied zu nehmen. Mir hat es in den ersten Wochen sehr geholfen, Dinge zu tun, die mich in Verbindung mit meinem Kind bringen... Es weiter sichtbar in meinen Leben zu haben, den durch die Schreckensnachricht wird einem ja alles so plötzlich entrissen,all die Vorstellungen von einem gemeinsamen Leben. Ein schönes Licht habe ich gekauft und jeden Tag angezündet, und Pflanze für unseren Garten ausgesucht (da haben wir es dann beim Einpflanzen begraben), Steine bemalt, geschrieben. Vielleicht gibt es ja etwas, dass du mal probieren möchtest.
Wahrscheinlich steht jetzt aber auch erstmal noch das Körperliche im Raum. Hast du dazu schon eine Entscheidung getroffen?
Wir sind für dich da, wenn du Fragen hast oder einfach reden möchtest!
Alles Liebe für dich!

Hab gerade gesehen, dass du und Susanne zwischenzeitlich geantwortet habt. Das mit den Etappenzielen kann ich absolut unterschreiben. Ich habe fast 3 Wochen gewartet und hätte am Anfang nicht gedacht, dass ich so lange durchhalten würde. Ich bin aber sehr froh, dass ich es so gemacht habe. Die Wartezeit hat mir geholfen zu begreifen, was passiert ist.
Wenn du schon eine leichte Blutung hast, kann das ein Zeichen sein, dass dein Körper schon gemerkt hat, dass da was nicht stimmt. Vielleicht dauert es dann gar nicht so lange. Du könntest auch versuchen, es etwas anzustoßen, z. B. mit Senfmehlfußbädern oder Hirtentäscheltee.

Man kann sich anfangs wirklich nicht vorstellen, dass oder wie die Verzweiflung besser werden soll und man je wieder fröhlich lachen wird. Aber es wird besser werden. Schritt für Schritt, Tag für Tag!

So werde ich es auch machen, Tag für Tag schauen, wie es mir mit der Situation geht und dann entscheiden.
Ich habe dieses Forum erst heute gefunden, daher habe ich mich noch nicht in alles eingelesen, aber ich werde die nächsten Tage sicherlich noch einiges durchlesen.
Danke euch beiden noch mal sehr, für die lieben Worte. Auch wenn es schlimm ist, dass so viele Frauen dasselbe erlebt haben, ist es irgendwie auch tröstlich, dass man nicht alleine damit ist.

Übrigens habe ich in vielen Beiträgen gelesen, dass viele krank geschrieben wurden. Mein Arzt hat das mit keiner Silbe erwähnt. Er hat gesagt, dass ich einfach weiter machen soll. Nach der OP letztes Jahr war ich drei Tage zu Hause, aber ansonsten war ich immer arbeiten.

Liebe Laura,
deine Verluste tun mir sehr leid. Deine Zeilen erinnern mich gut an mein zweites Sternchen. Es war eine ähnliche Geschichte.
Ich kann dir nur wärmstens empfehlen die Kinderwunschpraxen in deiner Nähe ab zu telefonieren. Vielleicht nimmt die ein oder andere Praxis dich ernst und setzt alle Hebel in Bewegung um ein paar Tests laufen zu lassen.
Die Krankschreibung kannst du bei deinem Frauenarzt oder Hausarzt anfragen. Sei aber bitte nicht überrascht, wenn der Frauenarzt dir keine ausstellen will. Meist sind sie so abgestumpft und wissen alles besser.
Nimm dir Zeit für dich und hör auf dein Herz.
Könnt ihr als paar über den Verlust reden? Hast du sonst noch jemanden, Familie, Freunde, mit denen du über die Erlebnisse sprechen kannst?
Liebe Grüße und fühl dich gedrückt,
Lena

Hallo Laura,
Schade, dass nicht alle Ärzte zumindest fragen, ob man eine Krankmeldung möchte. Klar gibt es Frauen, denen es nach dem Verlust gut tut, arbeiten zu gehen, aber ich denke sehr viele brauchen auch einfach Zeit. Für sich, ihren Körper, den Abschied. Ich kann dich nur ermutigen, beim Arzt um eine Krankmeldung zu bitten, wenn du das Gefühl hast, dir würde das gut tun. Wenn nicht beim FA, dann beim Hausarzt. Ich hätte nicht arbeiten gehen können und war froh, dass mir Menschen gesagt haben, dass es vollkommen okay ist, zuhause zu bleiben,auch wenn ich rein körperlich vielleicht hätte zur Arbeit gehen können.

Liebe Laura,

Ich kann dich so gut verstehen.
Ich mache gerade das selbe durch. Mittwoch erfahren dass ich eine zweite Fehlgeburt vor mir habe. Habe gleich ab Mittwoch versucht den natürlichen Abgang zu Unterstützungen und gemeinsam mit meiner Frauenärztin die medikamentöse Lösung zu versuchen. Tablette habe ich gestern im Spital bekommen. Morgen dann die anderen so dass hoffentlich der Abgang beginnt. Fühle mich im Moment bisschen in Trance, ich funktioniere einfach und mache was verlangt wird aber wirklich realisieren kann ich das alles nicht und kann nicht mal an die Zukunft denken ohne zu weinen. Ich fühle mich überzeugt davon nie eine Familie zu haben oder ein Kind an der Hand. Einfach allen rund um mich herum zusehen wie sie Kinder bekommen und großziehen . Die schlimmsten Aussagen sind dann , einfach nochmal probieren. Das ist das allerletzte was ich machen werde ohne Untersuchungen. Ich bezweifle schon das ich das hier überstehe wie könnte ich daran denken das ein drittes Mal zu überleben. Und wütend, ich bin so wütend. Alle meinten auch ja das war jetzt einmal das ist Pech wirst sehen beim nächsten mal geht alles gut 100%. Und? Wo ist alles gutgegangen. Im Gegenteil, ich weis alle meinen es gut und hätten es sich so für uns gewunschen aber im Nachhinein lässt mich das noch mehr verzweifeln wenn in 99% beim zweiten Mal alles gut geht und wir zu den 1% zählen die die A*** Karte ziehen. .. da wir offenbar leider genau in der selben Situation gerade sind können wir uns auch gerne privat wenn das hier geht (habe mich auch gerade erst angemeldet weil ich das diesmal nicht allein durchstehen möchte) unterhalten. Und vielleicht gegenseitig versuchen das bestmöglich durchzustehen.
Fühl dich gedrückt, du bist nicht alleine ..

Liebe Laura,

es tut mir sehr leid für deinen Verlust und die Gefühle die du damit durchleben musst. Ich setze mich auch gerade nach meiner ersten Schwangerschaft und gleichzeitig ersten Fehlgeburt auseinander. In mir kommen ähnliche Fragen auf wie bei dir. Warum nur ? Ich bin auch gesund, jung, ernähre mich gut. Warum trifft es da nur uns? Keiner wird darauf auch jeh eine Antwort geben können, die Heilsam oder plausibel klingen wird. Denn die gibt es nicht. Keiner kann uns diese Gedanken wirklich abnehmen... aber ich hoffe, dass dir das Wissen das es noch so viele von uns gibt die das gleiche denken und die das gleiche fühlen wie du, dir helfen kann. Fühl dich gedrückt und ich wünsche dir nur das Beste für die kommende Zeit.