Hallo Zusammen,

ich bin ein neues Mitglied, leider.

Ich merke, dass ich alleine nicht weiter komme. Ich habe zwar genug Menschen um mich, mit denen ich reden kann. Aber Reden ist etwas anderes als verstanden zu werden.
Ich muss morgen nach meiner Ausschabung (ein wirklich schreckliches Wort) letzte Woche nun wieder arbeiten gehen. Ich war in der 11 SSW, bin nur zum Arzt gegangen weil ich irgendwie sehen wollte wie sich das kleine Entwickelt hat. Und was war, es hatte sich entwickelt, ist gut gewachsen, aber kein Herzschlag mehr, es muss also erst 1 oder 2 Tage tod sein meinte der Arzt.
Mir hat es den Boden unter den Füßen weg gerissen.
Mittlerweile komme ich körperlich und auch so, wenn ich nicht nachdenke, gut klar. Aber es gibt die Sekunden, Momente und auch ganze Tage an denen ich nur da stehe und mir die Tränen in die Augen schießen. Ich Versuche es nicht zu zeigen, Versuche stark zu sein. Mein ganzes Leben Versuche ich schon stark zu sein, keine Gefühle zu zeigen. Heute ist aber so ein Tag, wo meine Gedanken nur meinem verlorenen Schatz gehören.

Es ist ja auch noch nicht lange her, jetzt 2 Wochen, aber ich weiß nicht wie die Zukunft weiter geht. Wenn ich daran denke wie meine Kollegen mich morgen fragen wie es mir geht, dann Frage ich mich wie ich reagieren soll? Ich habe mich ja nur krank gemeldet, als hätte ich eine Grippe gehabt. Wie gerne hätte ich eine Grippe gehabt.
Wenn ich jetzt daran denke weiß ich, dass ich eh morgen in Tränen ausbrechen werde. Ist es ok?

Ich weiß nicht wie ich weiter machen soll. Das Leben um mich herum geht weiter. Alles geht weiter nur ich gehe nicht weiter.

Es ist meine zweite Fehlgeburt innerhalb von 6 Monaten.
Nachdem meine Tochter vor 2 Jahren geboren wurde wollte ich lange kein zweites Kind. Bzw wollte ich es schon immer aber nicht direkt. Ich habe ein gutes Leben geführt, bis der Kinderwunsch wieder auf kam. Seitdem renne ich gefühlt von einem Monat zum nächsten. Von einem Eisprung zum nächsten. Von einer Enttäuschung zur nächsten. Von einer Fehlgeburt zur nächsten? Ich habe so Angst es alles noch ein drittes Mal erleben zu müssen.
Die erste Fehlgeburt habe ich gut weggesteckt. Diese jetzt nicht. Wie sollte es dann bei einer 3. Sein.
Aber soll ich deswegen aufhören? Soll ich meinen Kinderwunsch weg werfen? Ich wollte nie ein Einzelkind haben und doch ist meine Tochter im Moment das Einzige was mich am Leben hält.

Ich bin einfach unendlich traurig. Traurig davor, dass ich das Leben was mein Mann und ich uns als Familie zu 4 vorgestellt haben, was wir geplant haben und uns erträumt haben, niemals eintreffen wird.

Wie habt ihr weiter gemacht? Was hat euch geholfen? Wie habt ihr die Angst überwunden?

Erstmal Danke für deine Nachricht :)

Ich glaube, wenn ich nicht arbeiten gehe wird es nicht besser. Ein bisschen Alltag wird mir gut tun, so hoffe ich es zumindest. Und vor allem habe ich keine Lust vor der Reaktion wenn ich morgen wieder bei meinem Hausarzt auftauchen würde. Also ja, ich gehe arbeiten. Es wäre ja nur aufgeschoben.

Die OP war ok, meine Vorstellung davon war schlimmer. Die Schwestern in der Frauenklinik waren sehr lieb und haben mir bei dem Weg geholfen.
Ich habe mich von meinem Sternchen vor der OP verabschiedet, so wie ich glaube es für mich zu können. Und danach am nächsten Morgen haben meine Tochter und ich Seifenblasen in den Himmel geschickt.
Aber dann war im Krankenhaus der Moment, als ich gefragt wurde ob ich bei der Sammelbestattung dabei sein wollte. Ich habe intuitiv mit nein geantwortet. Aber ich glaube ich werde den Ort einmal besuchen und mich auch real zu verabschieden. Wann ich das kann weiß ich nicht.

Hallo,

Dein Verlust, Dein Schmerz und Deine Ängste/Zweifel tun mir sehr leid. Ich kann sie alle gut nachempfinden.

Wie ist denn die Situation bei Dir auf Arbeit? Hättest Du rein theoretisch die Möglichkeit, Dich auch mal für ein paar Min zurückzuziehen, sollten Dir die Tränen in die Augen schießen?

Ich selbst hatte immer wieder solche Momente, konnte sie aber ganz gut verstecken und einmal, als es nicht ging, habe ich einer Kollegin einfach „gestanden“, dass ich einfach einen schlechten Tag habe. Zumindest Frauen können so was ja nachvollziehen bzw. Frau kann auch mal Schwäche zeigen ohne direkt zu offenbaren warum oder sich damit zu schaden, falls Du verstehst was ich meine.

Ich drück‘ Dir die Daumen, dass Du gut durch den ersten Tag kommst, er nicht schlimm wird und Dir die erhoffte Ablenkung bringt.

Was alles weitere angeht: ich weiß, die Zweifel und Angst sind nach dem Erlebten so groß. Aber wie Susanne schon schrieb: Es müssen jetzt keine Entscheidungen getroffen werden. Nimm Dir erst mal die Zeit um zu „heilen“ und irgendwann wirst Du wissen, ob und wie es für Dich weitergehen soll.

Fühl Dich gedrückt

Auch dir Danke für deine Nachricht :)

Ich arbeite heute erstmal aus dem Homeoffice, das erschien mir das Beste. Die Ablenkung tut mir wirklich gut, auch wenn ich nervös bin morgen die Kollegen persönlich zu sehen. Aber ja, ich habe ein Einzelbüro und kann die Tür notfalls einfach zu machen :)
Diese Momente, die du beschreibst werde ich auch glaube ich noch länger haben.

Ich habe heute den Befund bekommen, dass mit dem Baby alles in Ordnung war. Der Arzt meinte es könnte eine Störung der Einnistung gewesen sein, dass es nicht richtig versorgt wurde. Man wird es aber wohl nie wissen. Er sagt, wenn ich bereit dazu bin, kann ich es wieder versuchen.
Ich hatte irgendwie die Hoffnung, man findet einen Grund warum es jetzt schon zweimal nacheinander schief gelaufen ist.

Bei mir steht jetzt noch das Ergebnis der Schilddrüsenuntersuchung aus und heute hat der FA Blut abgenommen um eine Gerinnungsstörung auszuschließen. Und ich habe eine Überweisung zur Humangenetik erhalten er meinte aber, da wir eine gesunde Tochter haben wird da wohl nichts bei raus kommen.
Was habt ihr denn alles untersuchen lassen? Bzw. Was sollte man noch untersuchen? Übertreibe ich? Sollte ich es einfach erneut drauf ankommen lassen und es als PECH akzeptieren?

Hallo,
eben habe ich deinen Verlauf durchgelesen...
deine Verluste tun mir sehr leid.
Mir hatte es damals geholfen mich durch die Diagnostik zu boxen. Eine Kinderwunschpraxis hatte kurzfristig einen Termin frei und nach zwei nachgewiesenen Fehlgeburten veranlasste die Ärztin dort die Abklärung.
Susanne hat bereits viel geschrieben. Im allgemeinen wäre eine Abklärung in der Immunologie sinnvoll.
Gibt es bei dir in der Nähe eine Abortsprechstunde oder eine Kinderwunschpraxis?
Der normale Frauenarzt darf einiges, aber die Kinderwunschpraxis hat dann doch nochmal ein anderes budget.
Wenn deine Kollegen fragen, wie es dir geht, dann kannst du auch offen sagen, dass du einen Verlust in der Familie hattest und dies eben Zeit braucht und du aber nicht weiter darüber reden möchtest. Da fragt kein Mensch mehr nach und Trotzdem haben sie ein gewisses Verständnis, wenn du traurig bist.
Liebe Grüße, viel Kraft und alles Gute 🌸

Hey,

Wie war denn der erste Arbeitstag heute?

Wie es weitergehen soll, ist natürlich eine sehr persönliche Geschichte.

Unsere gleichen sich insofern, als ich auch schon eine gesunde Tochter und 2 Sternenkinder habe.

Ich erzähl‘ Dir jetzt einfach mal, wie es bei mir war:

Schon nach dem ersten Abgang hatte ich wegen meines Alters große Zweifel, ob wir es überhaupt weiter versuchen sollten. Wusste auch, dass mich in der Arbeit viel Stress erwartete … war alles schwierig.

Na ja, nach Abklärung dass keine endokrinologischen Probleme vorliegen, haben wir es einfach weiter probiert und als ich schon gar nicht mehr daran geglaubt habe, hatte sich nach/trotz einer Corona Infektion etwas eingenistet. Am Anfang sah HCG Entwicklung sehr gut aus, aber dann war es eine Plazenta mit Dottersack, aber ohne Embryo, also Missed Abort.

Ich weiß nicht: eine FG steckt man irgendwie weg, weil man überall liest, es kann vorkommen, auch unabhängig vom Alter. Die zweite fühlt sich schon ganz anders an, weil man eine gewisse Regelmäßigkeit, einen Malus bei sich selbst vermutet. Es ist schon niederschmetternd und ich kann Deine Zweifel sehr gut verstehen, weil ich sie auch hatte.

Wie habe ich weitergemacht? Ursachen abklären/ausschließen so weit das überhaupt möglich ist. Viel Weinen, Trauer und Schmerz zulassen, denn sie kommen sowieso wieder - im Zweifel im ungünstigsten Augenblick.

Unabhängig von denErgebnissen der Untersuchung/der Entwicklung meiner Gedanken- und Gefühlswelt NEM / pimp my egg nehmen, weil es schadet ja nicht.

Ich probiere es noch, denn mein Zeitfenster schließt sich. Und wenn es in einer weiteren FG endet, dann habe ich es wenigstens versucht.

Aber ich kann auch verstehen, wenn man sagt, bis hierhin und nicht weiter. Denn es hat ja auch Auswirkungen auf die bestehende Familie. Mir fehlen jdf gefühlt 2 Monate …

Na ja, wie geschrieben: die persönliche Schmerzgrenze ist sehr individuell und Du musst jetzt noch nicht entscheiden, wo Deine liegt. Und jede Entscheidung egal in welche Richtung ist auch noch nicht in Stein gemeißelt.

Nimm Dir die Zeit, die Du brauchst und irgendwann wirst Du wissen, ob und wie Du weitermachen willst.

Und viele Frauen hier haben auch nach 2 FG und mehr noch ein Regenbogenbaby im Arm gehalten.

Jede ist individuell und 2 FG bedeuten noch nicht, dass es vorbei ist.

Für morgen wünsche ich Dir viel Kraft.

Fühl Dich gedrückt.

Hallo ihr lieben. Ich kann wirklich nur sagen, dass ich euch so dankbar bin, dass ihr da seid!
Wenn ich eure Geschichten alle lese, komme ich mir irgendwie lächerlich vor.

Jetzt sind fast 3 Arbeitstage rum und ich kann wirklich sagen, die Ablenkung tut mir gut.
Gestern der persönliche Kontakt zu den Kollegen war jedoch eine Übereinstimmung. Ich würde regelrecht auf dem Flur überfallen als eine Kollegin meine "Hi, hast du ein Baby verloren?" Das war so plump und unerwartet, weil sie es ja auch nicht gewusst hat, dass ich so überrumpelt war und direkt heulend in mein Büro verschwunden bin. Aber alle anderen Kollegen waren super. Ich glaube es haben alle irgendwie geahnt. Alle waren wirklich liebenswert auch wenn wir nicht über den Grund gesprochen haben.

Ich habe gestern Abend noch ein bisschen was im Internet gelesen. Ich habe ja die Überweisung für die Humangenetik bekommen, bin mir aber nicht sicher, ob ich dahin gehen soll. Vor allem da mein Mann Angst vor der Blutabnahme hat und er daher sagt das wäre doch Quatsch :(

Vielleicht hole ich mir erstmal eine Überweisung für einen Endokrinologen? Aber eine Freundin meinte da wartet man 6 Monate auf einen Termin?!?
Mir tut es auf jeden Fall gut irgendwas zu tun, daher habe ich mir auch schon die Vitamine für pimp my egg geholt :D

Meine Stimmung, es weiter zu versuchen und nicht aufzugeben wird von Tag zu Tag größer. Ich hoffe ich verfalle nur nicht wieder in so eine Ungeduld, die begleitet mich aber leider schon mein gesamtes Leben daher...

Ich danke euch!!! :*

Du brauchst dir auf keinen Fall lächerlich vorkommen. Uns alle hier vereint leider unsere Trauer.

Schade, dass Du so sehr unsensibel von einer Arbeitskollegin empfangen wurdest. Das ist heftig!

Wir waren nach der zweiten FG auch bei einer Genetikerin, die zu uns meinte, dass in den allermeisten Fällen nichts gefunden werde und die Untersuchung eigentlich nur dazu da sei, dass die Paare wieder Hoffnung und Zuversicht schöpfen für einen neuen Versuch. Bei uns kam wie erwartet nichts raus. Die meisten Gen-Mutationen entstehen eh spontan. Bei allen anderen Ärzten (Abort-Sprechstunde, Kinderwunsch), bei denen ich zwischenzeitlich war, wurden die Untersuchungsergebnisse der Genetik zur Kenntnis genommen und abgehakt. Und auch jetzt, nach der dritten FG, ist die Genetik-Untersuchung nichts, worum ich mich kümmern muss, ist schon erledigt, das ist gut. Ich verstehe, dass dein Mann Blutabnehmen nicht mag, ich auch nicht, ich hasse Spritzen und muss immer weg schauen. Es waren aber deutlich weniger Röhrchen als bei der Gerinnung. Außerdem lässt du ja so viele Untersuchungen, alleine beim Frauenarzt, machen, dass er da einfach durch und seinen Beitrag leisten muss, sofern ihr euch für die Untersuchung entscheidet. Gilt übrigens auch für ein Spermiogramm, falls das mal Thema sein sollte.

Für die Genetik dauert es teilweise auch ein paar Monate bis man einen Termin bekommt, glaube bei uns waren das anfangs 5 Monate. Meine FÄ hat dann den Kontakt zu einer anderen Genetikerin hergestellt, da ging es dann deutlich schneller.

Ich war übrigens wegen großem Blutbild einfach beim Hausarzt, wegen Schilddrüse und Blutzucker auch. Allerdings hat er teilweise andere Grenzwerte als die FÄ, da muss man etwas aufpassen.