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Das Schweigen verlassen, Wort für Wort

in Eure Geschichte 19.04.2023 14:19
von Edna • 1 Beitrag | 1 Punkte

Hallo! Ich bin Edna!
Ich möchte meine Geschichte als fiktive Fortsetzungs-Geschichte schreiben. Ich nutze das fiktive kreative Schreiben seit vielen Jahren, um schmerzvolle Erfahrungen für mich in verdaubare Settings zu bergen. Und auch, um andere nicht mit meinem Schmerz zu überfordern. Ich hoffe, anderen Trost und Inspirationen schenken zu können.

"Das wird eine weitere Zeitreise.", stellte meine Begleiterin fest.
Ich nickte. Damit war ich vertraut. Das gute an Zeitreisen ist, dass ich nur so lange bleiben brauche, wie ich es aushalte. Sobald es zu viel wird, kann ich zurückkehren ins sichere Heute.

"Bitte erzähl' mir, was du möchtest. Wo möchtest du beginnen?"

Bildersequenzen mischen sich wie eine Filmcollage. Die Klink in Bonn. Die Aufnahme in der Nacht. Meine scharfe, bittere, wilde Wut auf den Mann, neben mir. Schuld, Scham, Angst, Panik.

"Ich fühlte, wie mein Herz angesichts der Erinnerung schneller zu schlagen beginnt. Die Angst meine Wut könnte alles überschwemmen... Normalerweise steige ich hier schon aus, entscheide, nein, es geht nicht. Immer noch nicht."

Doch heute, dieses Jahr 2023 ist etwas anders. Mein neues 'alles-verwandel-Wort' heißt: Selbstregulation. Und meine authentische Anwendung ist eine Atemübung mit dem Namen 'Cooks Hook'. Statt abzubrechen, atme ich zwei Minuten.

Danach fühle ich ein Gefühl von Sprudeln an meinen Handgelenken und meine Lungen wollen weiterhin so tief einatmen.

Ich kehre zu meiner Erinnerung zurück und denke, was ich immer denke, wenn ich daran denke: 'Das ist einfach nicht wahr! Das kann nicht wahr sein!'

"Erzähle heute nur eine Sequenz. Ein Stück nach dem anderen. Es braucht nicht chronisch zu sein.", schlägt meine Begleiterin vor.

"Das Schlimmste für mich war nicht die Fehlgeburt. Es war auch nicht, dass mir 800 Menschen dabei 'zuschauten'. Das Schlimmste war, dass ich den Mann gebeten hatte, noch zu warten, bis wir die Schwangerschaft anderen erzählten. Er hatte mich gebeten, über unsere Verlobung nicht zu sprechen und ich hatte es getan, ein Jahr lang. Und er ignorierte meine Bitte. Das erhöhte den Stress so massiv.

Das Zweitschlimmste war, dass ich gesagt hatte, ich muss sofort aufhören zu arbeiten. Doch als er statt meiner entschied, ich sollte weiterarbeiten, tat ich das. Ich möchte mir das vergeben und es ist so schwer."

Noch immer fühle ich meinen Herzschlag, intensiv, schneller. "Das ist alles für heute." entscheide ich.

Sie nickt. "Nochmals eine Atemübung?"
"Ja." Dieses Mal wähle ich Kreisatmen in meinen Nacken. Ich zähle mit, zehn Male. Je öfter ich es wiederhole, desto tiefer holt sich mein Körper die Luft herein.

"Danke."
Sie nickt. "Gern geschehen."

(Fortsetzung folgt)

Quelle für die Atemübungen: 'Vom Schmerz befreit', Dr. Peter Levine, Dr Maggie Phillips

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