#1

Wenn sich plötzlich alles ändert...

in Eure Geschichte 08.01.2023 19:35
von Schischi • 1 Beitrag | 1 Punkte

Hallo ihr Lieben,

gefühlt habe ich inzwischen hier jeden Beitrag gelesen und vorab möchte ich ein ganz großes DANKE an alle aussprechen, die hier ihre Geschichte geteilt haben, denn das war so ziemlich das Einzige, was mir in dieser Zeit überhaupt Kraft gegeben hat... zu wissen, dass man nicht alleine ist!
Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll... aber da mir in den letzten Tagen die Energie verloren gegangen ist zu sprechen, habe ich mir fest vorgenommen hier wenigstens zu schreiben.

Es fing Silvester an... während alle feierten und sich auf das neue Jahr freuten, verbrachte ich damit keine Panik zu bekommen, weil da plötzlich Blut war.
Wie oft hatte man gelesen, dass das in der Frühschwangerschaft normal sein kann und auch wieder aufhören würde... doch irgendwie verließ mich das ungute Gefühl nicht.
Gute Miene zum bösen Spiel... Mitternacht und man stoßt auf das neue Jahr an, auf das was kommt, steckt voller Vorfreude und zugleich voller Angst.

Als die Blutungen morgens immer noch da waren, entschied ich mich ins Krankenhaus zu fahren. Allein, weil mein Partner 24 Stunden arbeiten musste. Und ab hier beginnt mein Filmriss... es sind einzelne dunkle Momente da... aber ein Großteil ist einfach weg... ich sehe mich in der Notaufnahme sitzen, ewig warten, während die Blutungen immer schlimmer werden... nach dem fünften Gang auf Toilette rief mich die Ärztin endlich auf. Und obwohl die Blutungen inzwischen noch stärker wurden, war ich noch so voller Hoffnung beim Ultraschall was zu sehen. Aber nichts... außer eine empathielose Ärztin, die mir sagte, dass alles GUT sei, es keine ES sei und keine freie Flüssigkeit zu sehen sei...Nebensatz: "Das Baby werden sie jetzt verlieren... gehen sie nach Hause und wenn es zu schlimm wird, kommen sie wieder, dann machen wir alles weg!".
Ich weiß nicht wie viele wirklich tausende Male mir dieser Satz schon durch den Kopf gegangen ist... immer und immer wieder, so verdammt fest eingebrannt.

Ich fuhr also allein mit dem Auto nach Hause und dann fehlt wieder so viel. Die Schmerzen wurden immer schlimmer und ich immer hilfloser.
Wie man ein Baby verliert, dass man Wehenschmerzen bekommt, dass es so sehr blutet und was da alles raus kommt... dessen war ich mir absolut nicht bewusst! Aber wer beschäftigt sich freiwillig mit dem Thema?! Ich verbrachte also Stunden, keine Ahnung wie viele, in meinem Lieblingssessel... immer mit dem Blick auf das ganze Konfetti was noch vom Abend zuvor überall lag...

Irgendwann kam ich in dieser Zeit zufällig zu diesem Forum hier und nachdem ich eine private Nachricht verfasste, völlig verzweifelt, erhielt ich eine Antwort. Plötzlich war da in der ganzen Dunkelheit wer, der wusste was auf mich zukam und mich begleitete.
Wie oft sagt man, dass man die richtigen Menschen zur richtigen Zeit trifft... Ich wartete also darauf mein Baby zu verlieren und schrieb mit einer mir völlig Fremden.
Und wenn man mich jetzt, ein paar Tage später, fragt was mir geholfen hat, dann sind es diese privaten Nachrichten!
Den Schmerz, die Angst und die Trauer kann in meinen Augen kein Mensch verstehen, der das nicht selbst durchgemacht hat und deswegen bin ich so unendlich dankbar über dieses Forum hier!

Nachdem ich wusste, wie die nächsten Stunden weiter gehen würden, kam irgendwann mein Partner, das Zeitgefühl fehlt, aber ich erinnere mich, dass ich, als er da war auf Toilette ging und so ziemlich alles kam, was wohl dagewesen ist. Ja, ich hatte mir vorgestellt nochmal eine Geburt zu erleben, aber nicht so...

Was danach die Tage passierte, weiß ich immer noch nicht... nur, dass ich jetzt hier sitze und versuche klare Gedanken zu fassen. Manchmal versuche ich mich an Alltag, manchmal versuche ich nicht durchzudrehen und dann gibt es diese Momente voller Traurigkeit oder voller Leere... den richtigen Weg für die Zeit "danach" suche ich noch, aber jede Zeile, die ich hier von anderen lese, macht mir ein bisschen mehr Mut, dass es irgendwann besser wird...

Und aus genau diesem Grund soll das jetzt hier nur der erste Teil meiner Geschichte sein, den zweiten werde ich schreiben, wenn es mir emotional wieder besser geht und das Versprechen möchte ich mir selbst geben... sobald diese Traurigkeit endlich verblasst! Eine Traurigkeit, weil da wer fehlt, auf den ich mich so sehr gefreut hatte... oder besser gesagt unbeschreiblich gefreut habe... eine Traurigkeit, weil das Schicksal es so mies gemeint hat und es doch so anderes geplant war, eine Traurigkeit, weil ich weiß, dass es sicher seine Gründe hatte und einfach noch nicht sein sollte, ich aber genau das gerade nicht mehr hören möchte!

Teil 1 meiner Geschichte werde ich hier also jetzt beenden, voller Hoffnung, dass Teil 2 ganz bald kommt und auch mit Mut, den mir die Geschichten von anderen Frauen gemacht haben. Und wenn das hier vielleicht jemand genauso liest, wie ich vor ein paar Tagen, als ich nicht mehr wusste ob die Welt sich überhaupt noch dreht... man ist niemals allein! Und auch wenn ich es nicht glauben wollte, weil das Wort so falsch klingt, aber inzwischen kommt die Erkenntnis, dass all das etwas ist, auf das man stolz zurück blicken kann, wenn man es durchgestanden hat... man ist so viel stärker als man glaubt... nachher...

Ganz lieben Gruß

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#2

RE: Wenn sich plötzlich alles ändert...

in Eure Geschichte 08.01.2023 20:22
von Nelke • 2.171 Beiträge | 2181 Punkte

Hallo schischi,
mein aufrichtiges Mitgefühl für deinen Verlust.
Die Trauer ist zu Anfang so verdammt tief. Gib dir Zeit, viel Zeit. Irgendwann kommt das kleine Licht am Horizont. Es wird immer ein kleines Stückchen mehr und irgendwann scheint auch wieder die Sonne für dich. Dein unbeschreibliches Wunder wird dir für immer im Herzen bleiben.
Diese Worte deiner Ärztin sind nicht zu verzeihen. Sie kann sich nicht im Ansatz vorstellen, wie verletztend sie wirken. Ähnliches hatte ich von meiner Schwiegermutter gehört. Irgendwann werden die Sätze leiser.
Nimm dir Zeit zum trauern. Du hast jedes Recht dazu. Vielleicht helfen dir Spaziergänge? Vielleicht eine Tasse Tee bei einer Freundin? Vielleicht eine Umarmung von jemanden aus deiner Familie?
Meine eigene Therapie war ein großes Puzzle.
Ich wünsche dir liebe Menschen in deiner Umgebung und viel Kraft für die kommende Zeit.
Liebe Grüße, 🌺

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