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Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 16.12.2022 09:00von Susanne • 4.593 Beiträge | 4611 Punkte
Hallo Ihr Lieben,
ich schreibe einen Artikel für die Hebammen Zeitung mit der Frage "Was wünschen sich Frauen bei der Begleitung durch die Hebamme von ihr?"
Was braucht es, damit man sich gut begleitet fühlt bei einer Fehlgeburt? Sei es fachlich und emotional.
Vielleicht habt Ihr die ein oder anderen Vorschläge,
Lg Susanne
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 16.12.2022 10:35von Nelke • 2.171 Beiträge | 2181 Punkte
Mir hat es sehr geholfen, dass mir eine Hebamme zugehört hat, mir fachlich gesagt hat, dass ich selbst nichts machen kann und vor allem hat sie sich Zeit genommen. Das Gespräch war erst beendet, als ich keine Fragen mehr hatte.
Außerdem finde ich für die natürliche Fehlgeburt eine Notfallnummer einer Hebamme sehr hilfreich und beruhigend.
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 16.12.2022 11:43von LunaBlum • 111 Beiträge | 111 Punkte
Mir hat sehr geholfen, dass die Hebamme die erste und einzige medizinische Fachperson war, die meinen Verlust als solchen anerkannt hat. Die nicht von einem "Zellhaufen" oder "natürlichen Ausleseprozess" gesprochen hat, sondern davon, dass ich zweimal ein Baby verloren habe. Sie war die erste und einzige, die mir nicht abgesprochen hat, dass ich meine beiden Sternenkinder bereits in der Frühschwangerschaft sehr geliebt habe und deshalb um sie trauern muss und darf. Das war emotional sehr sehr wichtig für mich und hat mir dabei geholfen, selbstbewusster zu meinen Gefühlen zu stehen und sie dadurch besser verarbeiten zu können. Dafür bin ich ihr sehr dankbar.
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 16.12.2022 12:40von Milas mom • 98 Beiträge | 98 Punkte
Ich fand die Zeit für Gespräche auch wichtig. Außerdem war es gut von einer Fachperson zu hören, dass mich keine Schuld trifft, dass Schuldgefühle total normal sind und man aber ganz klar unterscheiden muss zwischen Schuldgefühl und echter Schuld.
Auch die Anerkennung meines Verlustes und meines Schmerz hat gut getan. Die regelmäßigen Termine (meine Hebamme kam einmal die Woche) waren ein Ankerpunkt, die mir etwas Halt gegeben haben in den ersten Wochen.
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 16.12.2022 15:49von Johanna85 • 18 Beiträge | 18 Punkte
Liebe Susanne,
das ist ja toll. Da haben sie ja genau die richtige gefragt.
Ich hatte eine sehr einfühlsame Klinikärztin. Ich bin ihr auch 1,5 Jahre später noch so unglaublich dankbar dafür.
Sie war die einzige professionelle Person, die sich wirklich Zeit genommen hat und mir alle Optionen (Cytotec, Ausschabung, Abwarten, stationäre Betreuung)
aufgezeigt hat. Sie ließ mich erst nach Hause in die kleine Geburt gehen, als ich wirklich gar keine Fragen mehr hatte. Sie hat mir Medis mitgegeben und mich detailliert vorbereitet (so gut das in so einer Situation eben geht).
Meine Hebamme war leider nicht sehr hilfreich und wenig einfühlsam. Da hätte ich mir genau das Einfühlungsvermögen gewünscht, von dem die Vorrednerinnen schrieben. Sie hat mir Akupunkturnadeln gesetzt und mir währenddessen fröhlich erzählt, welche Frühblüher sie nachmittags auf ihrem Balkon pflanzen wird und was sie am Wochenende noch so schönes vorhat. Dann hat sie mir erklärt, dass Frauen früher auch irgendwie klar kommen mussten und Fehlgeburten einfach dazugehörten. Heute hat man wohl einfach mehr Zeit, sich damit zu beschäftigen.
Als ich sie fragte, ob wir uns noch einmal treffen können, meinte sie, wenn ich noch eine Akupunktur brauche, soll ich mich melden.
Wenn mir diese Enttäuschung nicht so zugesetzt hätte, hätte ich mir vielleicht eine andere Hebamme gesucht.
Für mich ist mein lang ersehntes Kind gestorben, mein Umfeld hat das schon nicht so recht ernst genommen und nun auch noch die Hebamme. Das hat mich sehr in eine große Einsamkeit gestürzt.
Ich habe mein (laut Ultraschall) 2,8 cm großes Kind in der Anlage nicht gefunden und hätte es so gern gesehen. Als ich ihr beschämt ein Bild des aufgefangenen Materials zeigte (das Original wollte ich definitiv nicht mit in die Praxis nehmen) und ich sie fragte, wo denn mein Kind nun sei, kam leider keinerlei Reaktion, außer, dass man es wohl nicht immer finden könne.
Das war der Moment, in dem ich mich absolut nicht ernst genommen gefühlt habe. Dabei hätte ich mir genau das gewünscht.
Mein Wunsch wäre tatsächlich, dass die Hebamme in so einer Ausnahmesituation nach Hause kommt und ich nicht in die Praxis muss, wo andere fortgeschrittene Schwangere herumlaufen, alles live mitbekommen und mitleidig schauen und ich mit ihr im Prinzip intime Dinge auch im intimen Rahmen besprechen kann.
Mir hätte auch geholfen, wenn sie mich wirklich gefragt hätte, ob ich sie noch länger brauche bzw. eine Aufklärung darüber gehabt hätte, wie oft ich sie sehen kann.
Die Schuldfrage habe ich mir erst deutlich später gestellt. Da muss ich sagen, haben sowohl die Klinikärztin als auch später meine FÄ deutlich zu oft gesagt, dass mich keine Schuld trifft. Allein meine FÄ min. 5x in den 20 Minuten Gespräch. Da habe ich mich dann tatsächlich gefragt, ob was falsch mit mir ist, weil ich mich nicht soo schuldig fühle. Wie gesagt, das kam dann zwei Monate später. Das ist sicherlich individuell.
Schön wäre es auch, wenn Hebammen für solche Fälle Adressen und Ansprechpartner bereithalten könnten, die über die Hebammenbetreuung hinaus weiterhelfen, evtl. Osteopathie, Selbsthilfegruppen, spezialisierte Therapeuten. Manchmal sind sie ja miteinander vernetzt. Ich kann mir vorstellen, dass gerade bei Frauen, die nicht in großen Städten leben, das sehr hilfreich ist.
Was mir wirklich hilft und mich wirklich unterstützt ist hier in diesem Forum mitlesen zu können und andere Betroffene zu "treffen", die ähnliche Gefühle haben wie ich. Ich falle leider wie manch andere aus dieser Statistik, die besagt, dass die meisten Frauen 6 Monate nach einer FG wieder schwanger sind. Das ist bei mir bis heute nicht eingetreten.
Auch, wenn das jetzt eher ein Negativbericht ist, hoffe ich, dass dir das für deinen Artikel hilft und viele Hebammen zumindest theoretisch sensibilisiert werden können.
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 16.12.2022 16:18von Dany • 575 Beiträge | 575 Punkte
Ich wusste bei der ersten FG gar nicht, dass der Anspruch auf eine Hebamme besteht.
Bei der zweiten Schwangerschaft wollte ich erst nach den ersten 12 Wochen auf Hebammen-Suche gehen. Also hatte ich in der 11. Woche bei der FG erneut keine. Ich war dann auch so im Tunnel und gefangen in meinen Schmerzen und Trauer, dass es mir gar nicht in den Sinn gekommen ist, in dem Moment mich noch mit der Suche auseinanderzusetzen. Vor allem, weil ich auch weiß, dass es hier auf dem Land eh schwierig ist, eine Hebamme zu finden und ich die erste FG auch schon ohne überstanden habe. Blöd eigentlich, aber ich wollte auch keiner Frau die Hebamme „wegnehmen“, welche die Hebamme vielleicht dringender braucht als ich bei der zweiten FG (wusste ja, was auf mich zu kam).
Sollte ich jemals (hoffentlich!) nochmal schwanger werden, weiß ich gar nicht, ob ich direkt eine Hebamme suchen würde, vielleicht ja.
Bei den FG hätte ich mir im Nachhinein eine emotionale und fachliche Begleitung gewünscht. Und jemand, der ein Netzwerk oder Kenntnis zu nachfolgenden Hilfen (Osteopatie, Heilpraktiker, Selbsthilfegruppe, Psychotherapie u.ä.) hat. Infos, die ich zwischenzeitlich selbst recherchiert habe (nicht immer so einfach, vor allem braucht man für Termine oft Empfehlungen, sonst landet man nur auf der Warteliste).
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 16.12.2022 17:46von Milas mom • 98 Beiträge | 98 Punkte
Wichtig wäre auch die Information, dass man egal in welcher Woche die Geburt war Anspruch auf einen Rückbildungskurs hat. Und wer so etwas für verwaiste Mütter anbietet. Auch wenn man rein körperlich bei einer Geburt vor der 20. Woche das nicht unbedingt braucht ist es eine Möglichkeit sich was Gutes zu tun und sich mit anderen auszutauschen.
Gibt da auch gute online Angebote. Aber man hat halt nicht die Kraft für eine Recherche und die wenigsten wissen das es das überhaupt gibt!
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 16.12.2022 18:52von Johanna85 • 18 Beiträge | 18 Punkte
Mir ist auch noch etwas eingefallen:
Die Hebamme in meiner Schwangerschaft hat mich direkt nach der Kontaktierung in der 7.SSW zuhause besucht. Das war toll.
Die Hebamme meiner zweiten Schwangerschaft hat das Erstgespräch in ihrer Praxis immer wieder verschoben. Das Kennenlernen fand dann leider erst zwei Tage nach meiner FG in der 12.SSW planmäßig statt. Mein Wunsch wäre, dass Hebammen so früh es geht, die Frauen kennenlernen und betreuen.
Ich hatte ab Woche 6 unglaubliche Ängste (die sich ja dann auch noch bestätigt haben). Da erging es mir wie meiner Vorrednerin. Ich wollte niemandem die Hebamme wegnehmen, der sie womöglich dringender braucht, sie hat sicherlich die Termine nicht leichtfertig verschoben.
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 16.12.2022 20:59von Nelke • 2.171 Beiträge | 2181 Punkte
Dazu muss ich sagen, dass eine Frau doch bitte ab positivem Test bei einer Hebamme betreut werden sollte.
In meiner vierten Schwangerschaft habe ich mich gleich in der 5ten Woche ans Telefon gesetzt und habe mir eine Hebamme gesucht (die vorherige aus dem Geburtshaus durfte mich wegen der Gerinnungsstörung nicht mehr annehmen, ich sollte mir eine andere suchen). Diese Hebamme sagte mir wörtlich "werden sie erst einmal richtig schwanger, bevor sie sich eine Hebamme suchen" "hahahahahaaa". Witzig. Sie hat mich schlussendlich doch angenommen mit den Worten "aber ich sage es ihnen gleich, ich habe noch nie eine Frau mit einer Fehlgeburt betreut". Das erste Mal habe ich sie in der 37. Woche gesehen. Mit meinen Ängsten wurde ich die ganze Schwangerschaft über alleine gelassen.
Also würde ich sagen, eine intensivere betreuung nach einer Fehlgeburt wäre auch sehr wünschenswert....
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 17.12.2022 14:04von Gänseblümlein • 603 Beiträge | 603 Punkte
Ich wurde bei der FG leider nicht von einer Hebamme betreut. Ich hatte schon früh in der SS eine Hebamme, die wollte sich aber partout nicht mit mir treffen, bevor die SS durch den Gyn bestätigt wurde. Auch als der erste Termin beim Gyn unklar war, wollte sie bis zum nächsten Gyn Termin warten. Als dann klar war, dass es eine MA ist und am Tag drauf direkt die Absaugung war, hab ich der Hebamme nur noch abgesagt. Ihre Antwort darauf war auch nicht so einfühlsam.
Was ich mir also gewünscht hätte, wäre das man den Kennenlerntermin so früh wie möglich hat, damit man wenn es zur FG kommt eine bekannte Person hat, an die man sich wenden kann. Dann hätte ich vielleicht auch über die Möglichkeiten gewusst, für meinen Gyn hab es nur den operativen Weg.
RE: Hebammen Zeitung Artikel
in Dies und Das 19.07.2023 15:30von Susanne • 4.593 Beiträge | 4611 Punkte
Endlich kam heute die Rückmeldung der Redaktion! Wird im September in der Deutschen Hebammenzeitung erscheinen
Danke Euch!!
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