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Verhaltene FG in 12. SSW - ich vermisse mein Baby

in Eure Geschichte 21.10.2021 20:31
von Reb • 332 Beiträge | 334 Punkte

Hallo,
auf der Suche nach Antworten und Gleichgesinnten bin ich gestern auf dieses wunderbare Forum gestoßen und habe schon etwas gestöbert. Es tut gut, zu wissen, mit der Trauer nicht allein zu sein. Ich hatte letzte Woche eine Ausschabung in der 12. SSW, direkt nachdem ich erfahren hatte, dass mein Baby wohl schon in der 7. SSW gestorben ist.

Meine Geschichte:
Mein Mann und ich wollten schon länger Kinder, aber wegen Arbeit etc. "mussten" wir noch etwas warten. Mein Kinderwunsch wurde immer größer und direkt nach unserer Hochzeit im Juli 21 machten wir einen ersten Anlauf. Ich habe sofort gespürt, dass ich schwanger bin, und hielt Ende August überglücklich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Ich las viel zum Thema Schwangerschaft, auch über das FG-Risiko, Ausschabungen usw., aber nichts über verhaltene Fehlgeburten.

Die ersten beiden Termine bei der FÄ in der 5. und 6. SSW verliefen super, inklusive Ultraschall mit Herzschlag und sehr guten Blutwerten. Vielleicht seien es sogar Zwillinge, das müsse man dann beim nächsten Ultraschall prüfen, aber es sähe sonst alles prima aus. Wir waren super happy und ich selbst einfach nur guter Dinge. Wir leben in Frankreich und meine FÄ macht eigentlich keine SW-Betreuung, deshalb haben wir uns dann an eine sehr nette Hebamme gewandt. Die war auch sehr zuversichtlich und hat mir einen Termin für das Erstsemesterscreening in der 12. SSW gegeben. Wir könnten auch schon vorher einen Zwischen-US machen, das sei aber nicht verpflichtend. Haben wir also nicht in Anspruch genommen, lief ja alles prima.

In der 11. SSW hatte ich dann ganz leichte braune Schmierblutungen, ich war gerade eine Woche auf Geschäftsreise. Ich hatte große Angst, obwohl ich vorher super zuversichtlicht war, und rief nach 5 Tagen, von denen ich nur jeden 2. Tag etwas Blut bemerkte, meine Hebamme an. Sie könne nichts machen, wir sollten den geplanten US in 5 Tagen abwarten und ich solle in die Notaufnahme gehen, falls es schlimmer würde. Wurde es nicht, in die Notaufnahme sind mein Mann und ich trotzdem. Ich war jetzt in der 12. SSW. Ich habe so sehr gehofft, dass es nichts Schlimmes ist, schließlich kannte ich nur Geschichten, bei den sich eine FG mit sofortigem starken Blutverlust bemerkbar machte. Vielleicht nur "Scheinregeln"? Aber ich konnte nicht länger warten, brauchte Gewissheit.
Im Krankenhaus schaute sich der Arzt während der Untersuchung immer wieder das Bild aus der 6. SSW an und sagte, er würde erstmal den US fertig machen und mir dann alles erklären. Ich selbst sah den Bildschirm nicht, mein Mann war im Nebenraum. Dann teilte er mit, dass das Baby etwa in der 7. SSW verstorben sei, kurz nach dem letzten Ultraschall. Ich brach regelrecht zusammen, mein Mann musste mich stützen und mein Glück zerbrach in Tausend Tränen. Die begleitende Hebamme und der Arzt selbst waren glücklicherweise sehr führsorglich und versuchten, mich zu besänftigen und versicherten mir, dass es nicht meine Schuld sei. Das wusste ich, aber das linderte nicht meinen Schmerz. Hatte ich nicht gestern noch den Ansatz eines Babybauchs gesehen??
Ohne Erkärung warum, bekam ich ein Medikament zur "Ausscheidung" für den nächsten Tag, falls es Schwierigkeiten gäbe sollten wir wiederkommen. So sind wir in Tränen nach Hause. Nach einer schlaflosen Nacht nahm ich am nächsten Tag mit großem Widerwillen und unter schluchzenden Tränen die Tabletten, ich hatte das Gefühl, mein Baby abzustoßen. Es war 4 oder 5 Wochen in tot in meinem Bauch geblieben, und jetzt sollte ich es einfach mit einer Tablette vertreiben? Es fühlte sich furchtbar an.
Zunächst tat sich nichts, aber einige Stunden später - mein Mann war zunächst bei seinem Arzt - rannte ich 6 Stunden lang im 15- bis 30-Minuten-Takt auf die Toilette und verlor unter Tränen sehr, sehr viel Blut. Beim ersten "Plopp" kam nur sehr helles, flüssiges Blut, es fühlte sich an, als sei die Fruchtblase geplatzt. Dann wurde es zwischendurch auch seh dunkel und es kamen viele große Stücke. Und ich hatte ein einzelnes winziges helles Pünktchen auf dem Klopapier. War das mein Baby? Ich wusste es nicht, heulte nur, und statt es aufzuheben, bettete ich es in die Kloschüssel und verabschiedete das Etwas unter Geschluchze. Mittlerweile bereue ich es, denn vielleicht war es tatsächlich mein Baby.
Abends bin ich dann in den Armen meines Mannes zweimal auf der Toilette ohnmächtig geworden, da ich mittlerweile sehr viel Blut verloren hatte, es hörte einfach nicht auf. Und gegessen hatte ich auch nichts. Zurück in die Notaufnahme. Dort machten sie einen weiteren US, es hatte sich wohl nichts getan, und sie behielten mich erstmal zur Beobachtung da. Die Butungen wurden weniger, aber als auch nach unendlich schmerzhaften Wehen nichts passierte (erneuter US), wurde eine Ausschabung für den nächsten Morgen angeordnet. Ich war so k.o., mein Mann aus Sorge um mich total fertig.
Als ich am nächste Morgen nach der OP aufwachte, fühlte ich mich einfach nur leer, verlassen und unglaublich traurig. Ich wusste eigentlich nicht mal, warum genau die Ausschabung gemacht wurde. Waren es "nur" Reste, die durch das Medikament alleine nicht rauskamen, oder auch die Fruchtblase mit meinem Baby? Die Frage kam mir erst, als ich wieder zu Hause war. Eine Antwort habe ich nicht.I
Ich aß die ganze letzte Woche kaum etwas (eigentlich bis heute) und heulte täglich. Nach einer Woche ging es etwas besser, in der Hoffnung, dass wir bald einen neuen Versuch starten könnten. Der Arzt in der Klinik hatte nur von einer Schwimmbad- un Sexpause von zwei Wochen gesprochen, nichts weiter. In dem Moment kam mir auch gar nicht die Frage, wann wir eine neuen Versuch starten "dürfen".
In der gleichen Woche bekam ich das Ergebnis meines Abstrichs aus der 5. SSW (d. h. 7 Wochen später ...): Es wurde das HP-Virus nachgewiesen. 8 Tage nach der Ausschabung hatte ich einen Termin bei einer neuen FÄ zur Nachuntersuchung (den hatte ich noch am Morgen vor Einnahme des Medikaments zur Nachuntersuchung des medikamentösen Abgangs gemacht), die hat mir gleich einen Termin für eine Kolposkopie nach meiner nächsten Regelblutung zur Untersuchung der Viren gegeben und sprach schon von einer eventuellen Konisation. Wir sollten die Ergebnisse abwarten, aber auf jeden Fall mindestens 3 Monate bis zu einer nächsten Schwangerschaft warten. Vor dem Kolposkopie-Termin habe ich auch noch eine offizielle Nachuntersuchung in der Klinik, die die Ausschabung durchgeführt hat.
Jetzt bin ich einfach nur erschöpft und verzweifelt wegen des ganzen Wartens auf alle möglichen Untersuchungen und fühle mich bei keinem Arzt richtig aufgehoben. Es gibt so viel widersprüchliche Meinungen. Der Chirurg sagte, ich solle "ganz normal" weiterleben, nur etwas aufpassen in den ersten zwei Wochen. Die FÄ spricht von ganz viel Ruhe und Zeit, ist aber generell sehr emotionslos. Mir wurde zu keinem Zeitpunkt erklärt, welche Möglichkeiten es gibt, um das Baby gehen zu lassen, oder warum es wichtig sei, nach 5 Wochen mein kleines Baby sofort zu "evakuieren", sondern einfach Tabletten mitgegeben, die ich nehme sollte. Auch die Ausschabung wurde mir sozusagen vorgeschrieben.
Ich möchte einfach nur schwanger sein und in ein paar Monaten mein kleines Baby in den Armen halten. In der Woche nach der Ausschabung konnte ich mir eine erneute SW erst nicht vorstellen, mittlerweile (fast 10 Tage später ...) habe ich das Bedürfnis, so schnell wie möglich einen neuen Versuch zu starten, mit mehr Wissen und einer engmaschigeren Betreuung. Die Termine ziehen sich noch bis Ende November und ich habe das Gefühl, dass das eine Ewigkeit dauert und ich bis dahin an nichts anderes denken kann. Ich möchte nicht bis Ende November warten müssen, bis ich Gewissheit zum HP-Virus habe. Und ich bedaure nicht mal zu wissen, ob mein Baby jetzt über das Abwasser oder den Krankenhausabfall entsorgt wurde.Bitte verzeih mir, kleines Sternchen.


Rebecca

zuletzt bearbeitet 21.10.2021 20:36 | nach oben springen

#2

RE: Verhaltene FG in 12. SSW - ich vermisse mein Baby

in Eure Geschichte 21.10.2021 22:34
von Epiphanie • 707 Beiträge | 709 Punkte

Liebe Rebecca,

es tut mir sehr Leid, deine Geschichte zu hören. Fühle dich auf die Entfernung ganz stark gedrückt. Ich kenne deine Gefühle und dein Auf und Ab sehr gut; Ich hatte nur das Glück, bislang immer um eine Ausschabung herum zu kommen, meine Frauenärzte haben immer dazu geraten, dem natürlichen Abgang zu vertrauen, was auch immer gut geklappt hat. Daher kann ich nur versuchen nachzuempfinden, wie es ist, ohne große Erklärung die nächsten Schritte "vorgeschrieben" zu bekommen.

Was ich aber sehr gut nachfühlen kann, ist dein Schuldgefühl, dass du möglicherweise dein Baby weggespült hast. Genauso war es bei meinen ersten Fehlgeburten auch; Aber ich hatte kaum eine andere Möglichkeit. Inzwischen wohnen wir zum Glück in einem Haus mit Garten; Drei Sternchen ruhen schon unter einem Blaubeerbusch, allerdings eine tatsächliche Fruchthöhle und zweimal, symbolisch, die aufgebaute Schleimhaut.
Vielleicht findest du noch einen Weg, den Abschied nachträglich zu gestalten? Wir haben eine ganze Weile lang jeden Tag eine Kerze nach der ersten FG angezündet und der Kalender blieb auch auf diesem Tag stehen. Ich habe damals (und mache es bis heute in diesen Zeiten) viel Tagebuch geschrieben, auch das hat mir geholfen. Ich gebe auch inzwischen jedem Versuch einen Spitznamen, um jedem Sternchen seine Individualität zuzusprechen.
All das sind vielleicht Wege, um die Trauer zuzulassen und nach vorne zu blicken. Deinen Wunsch, schnellstmöglich wieder schwanger zu sein kenne ich auch soooo gut. Ich wünsche dir, dass die Untersuchungen schnell abgeschlossen sind und ihr ganz schnell wieder zuversichtlich starten könnt!

Alles Liebe
Epiphanie

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