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Unser kleiner Regenbogen

in Mutmach-Posts von Müttern mit Regenbogenbabys 15.07.2021 09:48
von Anna90 • 374 Beiträge | 375 Punkte

Ich möchte euch Mut machen, alles durchzustehen was euch abverlangt wird, ihr schafft das.
Nun zu meiner Geschichte:

Nachdem mein Mann und ich im Mai 2018 geheiratet haben, beschlossen wir Weihnachten 2018 das Üben anzufangen. Die Pille hatte ich mit der Hochzeit abgesetzt, da ich sie körperlich nicht mehr so toll vertrug. Also dachte ich: das wird schnell klappen. Nach für mich unzähligen Frühtests durfte ich im September endlich positiv testen. Ich hatte mich viel zu sehr reingesteigert und wahnsinnige Angst, dass es gar nicht klappen könnte....
Aber endlich: ein positiver Test. 3 Wochen später sollte es nach Ägypten in den Urlaub gehen. Ich machte einen Termin bei meiner FA. Sie machte einen Ultraschall, sah eine hoch aufgebaute Schleimwand (also alles zeitgerecht). Zwecks meiner Bedenken wegen des Urlaubs meinte sie, ich solle fahren, ändern/beeinflussen könnte man sowieso nichts.
Also sind wir gefahren. Es war alles gut. Wir machten aber einen Ausflug, der sehr anstrengend war wegen der Hitze, sodass ich unglaublich starke Kopfschmerzen bekam und am Abend und auch am nächsten Tag mich öfters übergeben musste.
Wir fuhren nach Hause, am Sonntag bekam ich Schmierblutungen. Nur leicht und braun. Am nächsten Tag hatte ich sowieso einen FA-Termin. Es wurde US gemacht. Das Herz schlug, zeitgerecht gewachsen, Blutungen könnten mal vorkommen....
Ich war beruhigt und überglücklich.
In der 11. Woche sollte ich wieder zur Kontrolle kommen. Am Tag vor dem Termin bekam ich starke Blutungen. Ich fuhr ins Krankenhaus, da wurde nach langem warten kein Herzschlag mehr festgestellt und mein Baby war wohl kurz nach dem letzte FA Termin gegangen. ich bekam am gleichen Tag noch eine Ausschabung.
Über Alternativen wurde ich nicht aufgeklärt, ich kann aber im Nachgang sagen, dass eine Ausschabung für mich richtig war, ich hätte es schnell hinter mich bringen wollen...
Nun begann die Zeit des Trauerns, der Selbstvorwürfe, des Ärgerns, der Angst und des Neides.
Aber der Reihe nach:

1. Die Zeit des Trauerns: ich wurde 2 Wochen krankgeschrieben(hätte auch verlängern können, wollte es aber auf der Arbeit hinter mich bringen). Ich heulte die ganze Zeit... mein Mann ging am Tag nach der Ausschabung wieder auf Arbeit. Aber wir redeten viel und ich habe verstanden, dass für ihn das Baby noch sehr weit weg war (klar er merkte ja auch keine körperlichen Veränderungen) außerdem verdrängt er gerne...

2. Die Zeit der Sebstvorwürfe: ich vermute das kennt jeder, hätte ich was nicht tun sollen, hätte ich mehr tun sollen? Bei mir hingen diese Fragen am Urlaub. Hätte ich nicht fahren sollen, hätte ich den Ausflug nicht machen sollen? Habe ich evtl. Im Hotel was gegessen das nicht gut für unseren Krümel war? ( ich habe schon sehr darauf geachtet aber am hotelbuffet weiß man ja nicht immer so genau was man da gerade isst��). Inzwischen weiß ich, eine gesunde Schwangerschaft hält ziemlich viel aus und ich bin nicht schuld an der Fehlgeburt.

3. die Zeit des Ärgerns:
Hier gibt es vor allem 3 Geschichten die mir ins Hirn gebrannt wurden und über die ich mich heute noch ärgere!

1. wir haben meinen Schwiegereltern von der FG erzählt, damit sie nicht immer fragen wann wir denn mal Kinder bekommen. Wir haben aber dazu gesagt, dass sie es nicht weitersagen sollen... natürlich hat sie es meiner Schwägerin und meinem Schwager erzählt. Das hat mich wahnsinnig vor Wut gemacht.
2. in meinem Job habe ich meinem Chef relativ früh sagen müssen, dass ich schwanger bin. Als ich das erste Mal wieder auf Arbeit war, wusste er schon Bescheid. Er wollte aber trotzdem ein Gespräch mit mir führen, und ich hatte das Gefühl ich müsste ihn trösten, weil er so schlecht mit der Situation umgehen konnte.
3. ein Kollege hatte mich während der Schwangerschaft gefragt ob ich schwanger bin und ich habe ja gesagt weil ich nicht lügen wollte. Er wusste also auch von der FG. Irgendwann aus heiterem Himmel fragte er mich, ob ich denn nicht schon wieder schwanger bin, weil das müsste er bei einem beruflichen Projekt dann berücksichtigen. Ich bin aus allen Wolken gefallen, wollte nur noch weinen und bin dann erst mal gegangen.

4. die Zeit der Angst:
Klappt es niemals mit einem Kind, wie lange muss ich warten,...
Ich glaube dazu muss ich nichts schreiben

5.die Zeit des Neids:
Ich habe zwei Schwestern, wovon meine ältere einen Monat weiter war wie ich mit meinem Krümel. Ich war also unglaublich neidisch auf meine große Schwester, obwohl ich ihr die Schwangerschaft wahnsinnig gönnte, da sie selbst schon Zwillinge ziemlich spät verloren hatte. Gleichzeitig wollte ich sie einfach nicht mehr sehen, da sie mich einfach mit ihrem Bauch so sehr an meinen Verlust erinnerte. Und es kam wie es kommen musste, meine andere Schwester wurde auch noch schwanger... ich war am Boden zerstört und so neidisch. Gleichzeitig verachtetet ich mich für diese Gefühle...
Mit dieser Schwester vereinbarte ich, dass ich nicht mit ihr über die Schwangerschaft reden kann... so musste ich den Kontakt nicht abwürgen.
Die Zeit war so schwierig, noch dazu da meine Schwestern meine besten Freundinnen sind und ich so niemanden zum reden hatte...

Aber nun kommt endlich der freudige Teil der Geschichte. ich wurde im 4. Zyklus wieder schwanger, hatte eine unkomplizierte Schwangerschaft (auch wenn ich unglaubliche Ängste hatte) und nun schläft mein Wunder mit inzwischen schon 8 Monaten auf mir.

Ich hoffe ich kann euch Mut machen und mit dem Einblick in meine Gefühlswelt das Leben etwas erleichtern. Bleibt stark und fühlt euch umarmt

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