#1

Erste Fehlgeburt bei 6+2

in Eure Geschichte 08.08.2020 18:17
von Sternschnuppe • 10 Beiträge | 10 Punkte

Hallo zusammen,

Auf der Suche nach etwas Trost im Internet bin ich auf dieses Forum gestoßen. Nun möchte ich mich vorstellen - aber wahrscheinlich möchte ich eher meine Gefühle und meine Erfahrung kurz niederschreiben um es zu verarbeiten.

Diesen Mittwoch Morgen, 05.08. hatte ich endlich meinen ersten Frauenarzttermin, laut Rechnung 6+2. Ich sollte den ersten Ultraschall und meinen Mutterpass bekommen, ich hatte mich so sehr auf diesen Frauenarzttermin gefreut - absurd. Seit einigen Tagen konnte ich nicht schlafen und war sehr überdreht. Dienstag Abend habe ich mich noch unwohler gefühlt, es aber auf zwei sehr stressige Tage an der Arbeit und vielleicht dem Essen zugeschoben. Dann fingen die Unterleibs- und Rückenschmerzen an. Mittwoch morgen kamen dann starke Blutungen dazu. Ich bin dann etwas früher zu meinem ersten Frauenarzttermin und habe der Sprechstundenhilfe von den Schmerzen und der Blutung erzählt. Sie fragten mich mehrmals, ob ich ganz sicher einen positiven Schwangerschaftstest gemacht hatte. Selbst da konnte ich die Tränen schon nicht zurückhalten - es war sehr beängstigend. Sollte die Schwangerschaft schon vorbei sein, bevor sie offiziell bestätigt war?

Der Frauenarzt hat mich relativ schnell abgefertigt. Er hat einen Ultraschall gemacht und gesagt, da ist eine Fruchthöhle, es ist noch sehr klein. Auf meine Nachfrage hin, ob ich nun schwanger sei oder nicht, sagte er: Ja, ja. Sie sind im Moment schwanger. Wenn die Blutungen und Schmerzen stärker als bei meiner Regelblutung werden, solle ich in die Klinik fahren. Ansonsten soll ich Montag nochmal wiederkommen. Er will mir keine Hoffnungen machen, aber er gibt mir trotzdem mal den Ultraschall mit. Ich habe ihn drauf hingewiesen, dass ich, wie gesagt, bereits sehr starke Blutungen und Schmerzen habe. Achso, ja dann, wenn das am Abend noch so ist, dann soll ich Donnerstag morgen sofort in die Klinik fahren und mich ausschaben lassen..... während er mich zur Tür hinaus bugsiert hat, sagte er im Flur noch, dass ich bei Fragen auch nochmal in die Praxis kommen kann. Ich habe mich noch nie so traurig und ignoriert gefühlt wie in diesem Moment - den Tränenfluss hatte ich seit dem Ultraschall nicht mehr in den Griff bekommen. Da ich mich nicht in der Lage fühlte, habe ich mich bei der Arbeit krank gemeldet. Im Nachhinein hätte ich den Frauenarzt um eine Krankmeldung bitten sollen, aber in dem Moment habe ich da gar nicht dran gedacht.

Da der Mittwoch genauso schmerzhaft und mit Blutungen endete, wie er angefangen hatte, bin ich mit meinem Mann Donnerstag Morgen in die Frauenklinik gefahren. Dort wurden wir freundlich behandelt, und ich musste zum Glück nicht lange warten. Die Frauenärztin machte nochmals einen Ultraschall. Diese Stille während des Ultraschalls, während sie sucht und den Stab in alle Richtungen dreht.... Aber die Maus hatte sich zum Großteil schon verabschiedet. Sie klärte mich dann über meine Optionen auf und unterstrich, dass es ganz alleine unsere Entscheidung ist, wie wir fortfahren. Ausschabung, oder den Körper es alleine zu Ende bringen lassen, es ist meine Entscheidung.

Mein Mann und ich entschieden uns, nach Hause zu fahren. Wir haben viel gekuschelt, geweint, gewartet. Gestern, also Freitag Abend, hatte ich dann keine Schmerzen mehr und die Blutung hatte dann auch nachgelassen. Ich habe mich zu meinem Mann auf den Balkon gesetzt und zu ihm gesagt, dass ich glaube, dass es jetzt geschafft ist. Und genau in diesem Moment flog eine Sternschnuppe vorbei.

Ich schwanke im Moment zwischen unendlicher Traurigkeit und Schuldgefühlen - nicht weil ich glaube, dass ich Schuld daran bin, sondern weil ich denke, dass ich kein Anrecht darauf habe, so traurig zu sein. Es war doch noch so früh, es war ja "nur" ein kleiner Zellhaufen. Ich habe noch nicht mal das Herzchen schlagen sehen. Also warum sollte ich mich so aufführen. Und trotzdem bin ich so traurig.

Danke für's Zuhören.

Liebe Grüße,
Sternschnuppe

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#2

RE: Erste Fehlgeburt bei 6+2

in Eure Geschichte 08.08.2020 21:29
von Susanne • 4.688 Beiträge | 4706 Punkte

Liebe Sternschnuppe, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für Deinen Verlust. Es tut mir leid, dass Du so leidest, fühl Dich gedrückt, es ist immer hart ein Kind to be zu verlieren, egal in welcher Woche. Das Kind, was kommen sollte, hat man mit dem Herzen schon gesehen, es tut weh es dann wieder ziehen zu lassen. Vielleicht hilft Dir die Vorstellung, dass Euer für Euch bestimmte Kind sich nur vorüber gehend erstmal wieder zurück ziehen musste, weil die bereit gestellte Hülle noch nicht gut genug war, um dort für immer zu bleiben. Beim nächsten Mal ist es dann hoffentlich der Fall ✊🏻 Schrecklich wie dich dein Arzt behandelt hat, total empathielos. Und wieso stand überhaupt eine OP im Raum, wenn du schon blutetest...? Warum kann nicht wenigstens das Drumherum gut sein, wenn man schon so einen Albtraum erleben muss? Susanne


zuletzt bearbeitet 09.08.2020 11:02 | nach oben springen

#3

RE: Erste Fehlgeburt bei 6+2

in Eure Geschichte 09.08.2020 10:28
von Sternschnuppe • 10 Beiträge | 10 Punkte

Hallo Susanne,

Vielen Dank für deine aufbauenden Worte - das ist in der Tat eine beruhigende Vorstellung, ich danke dir.

Ich weiß nicht, warum der Arzt das gesagt hat. Leider bin ich auch sehr naiv und unwissend in den Termin. Ich wollte nicht vorher allzu viel im Internet lesen, um mich nicht verrückt zu machen. Ich hatte meine Fragenliste mit zum Arzt genommen, dazu ist es ja dann leider nicht gekommen. Nach dem Termin habe ich dann gegoogelt, was er mir da eben gesagt hatte. Ich finde es sehr traurig, wie das ablief - ich hatte mir für Montag noch einen Termin geben lassen, da sollen sie dann schauen, ob alles raus ist, denke ich. Ich hoffe, dass ich dann einen anderen Arzt bekomme (ist eine Gemeinschaftspraxis und ich durfte mir aufgrund der Kurzfristigkeit nicht den Arzt aussuchen), und vielleicht habe ich dann den Mut, auch ein Feedback zu geben.

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#4

RE: Erste Fehlgeburt bei 6+2

in Eure Geschichte 09.08.2020 11:03
von Susanne • 4.688 Beiträge | 4706 Punkte

Ja, das wäre gut eine Rückmeldung zu geben! Ich hoffe, du traust dich 💪

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#5

RE: Erste Fehlgeburt bei 6+2

in Eure Geschichte 13.08.2020 19:39
von Tali • 61 Beiträge | 62 Punkte

Hallo Sternschnuppe, es tut mir sehr Leid! Zu diesem Frauenarzt würde ich nicht mehr gehen, das ist ja fürchterlich zu lesen... Gott sei Dank waren sie in der Klinik verständnisvoller.
Du hast ein absolutes Anrecht traurig zu sein, egal in welcher Woche du warst. In dem Moment, in dem man die beiden Striche sieht, stellt man sich sein Baby vor, ist die Verbindung da. Und deswegen ist es absolut richtig jetzt zu trauern. Ihr habt euer Kind verloren, egal wie alt es war.
Die Geschichte mit der Sternschnuppe ist sehr schön, vielleicht wollte es euch nochmal zeigen, dass es einfach noch nicht die Zeit gewesen ist.
Du wirst es schaffen da durch zu gehen, auch wenn es sich jetzt einfach nur furchtbar anfühlt. Aber bitte, sei traurig, wenn du dich danach fühlst! Das ist wichtig für dich und für euch
!
Fühl dich gedrückt!

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#6

RE: Erste Fehlgeburt bei 6+2

in Eure Geschichte 18.08.2020 16:13
von Sternschnuppe • 10 Beiträge | 10 Punkte

Ich danke dir Tali :) mir geht es tatsächlich auch wieder etwas besser. Ich bin froh, dass ich mir die Zeit nehmen konnte. Natürlich ist man traurig, vor allem da in meinem Umfeld sehr viele gerade schwanger sind, aber so spielt das Leben. Ich konzentriere mich jetzt auf meine (physische und psychische) Gesundheit, damit ich einen guten Start für den nächsten Versuch habe. Und ja, die Sternschnuppe ist ein schönes Bild für mich :)

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#7

RE: Erste Fehlgeburt bei 6+2

in Eure Geschichte 18.08.2020 22:16
von Bella24 • 25 Beiträge | 25 Punkte

Hallo Sternschnuppe,

Mein Beileid zu deinem Verlust. Ob Zellhaufen oder nicht. Du warst schwanger und hast dich gefreut. Da darf man traurig sein!
Dein Arzt scheint nicht sehr sensibel zu sein. Das tut mir wirklich leid zu hören. Es hätte bestimmt gut getan, besser beraten und betreut zu werden. Aber du sagtest ja schon, dass du ggf. Wechseln möchtest.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft. Die Sternschnuppe war bestimmt ein gutes Zeichen ⭐

Alles Liebe
Bella

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