Hallo zusammen,
erstmal möchte ich erstmal folgende Worte sagen: SCHÖN, DASS ES EUCH GIBT.
Ich bin jetzt seit ein paar Tagen hier angemeldet und war bis jetzt die stille Leserin...Ich glaube sogar, dass ich 98% der Beiträge gelesen habe:) demnach kenne ich fast all eure Schicksalsschläge/Glücks,-Trauermomente.
Ich bin 35, gefühlt sehne ich mich schon seit Ewigkeiten nach einem Baby-glück...es ließ aber auf sich warten.
Ich bin seit 2 Jahren verheiratet, seit 6 Jahren mit meinem Mann zusammen. Verhüten tue ich schon seit 4 Jahren nicht mehr.
Bis vor zwei Jahren waren wir auch beruflich dazu gezwungen Fernbeziehung zuführen...Es machte die Sache natürlich schwieriger, ich war beruflich viel unterwegs, mein Mann auch Dann mussten natürlich auch die Eisprünge um das Wochenende fallen...ACH JA und dann noch die Wahrscheinlichkeit dass man pro Zyklus 20% Chancen hat, schwanger zu werden. NA Super!
Endlich fasste ich dann den Entschluss von Hamburg nach Münsterland zu ziehen, es musste etwas passieren! Ich habe mich nicht vollkommen gefühlt, beruflich lief alles super aber was sollte es mir an Mehrwert bringen, außer vielleicht ein bisschen mehr Geld?
Die Liebe, die ich meinem Baby geben wollte, aber nicht konnte, staute sich. Die Verzweiflung auch!
Ich habe jeden Zyklus ca. 5 Schwangerschaftstests verbraucht, weil ich sogar ES+10 angefangen hatte zu testen.(Clearblue sollte mir als Dauerkundin danken und Flatrates anbieten!)
Irgendwann nach etlichen Hibbeljahren doch eine zweite schwache Linie. Ich musste an einem Sonntag morgen 6 Uhr meinen Mann aufwecken, um ihn zu fragen ob ich träume oder ob er diese zweite Linie auch sieht. Er sah es, Plötzlich hielten wir das Glück in Händen.
Ich hatte Gott sei Dank einen Tag später Routine-Untersuchung bei meinem Frauenarzt. Sie hatte eine Zyste gesehen und hat mir von Anfang an nichts positives sagen können.(Fand ich total doof von ihr mich schon so zu entmutigen, hätte ja auch eine Gelbkörperzyste sein können)
Ich sollte alle zwei Tage zum Blut abnehmen kommen, um HCG zu bestimmen. Dieser Wert wollte einfach nicht ansteigen, nicht soviel wie es sein soll.
,Das Glück dauerte nur zwei Wochen, eigentlich konnte ich mich nicht mal freuen. Es hieß immer " HCG ist nicht so angestiegen wie erwartet aber wir warten und schicken Sie jetzt nach Hause, da können Sie Tee trinken und abwarten" Ich bin zwar nicht so ganz religiös, aber gebetet habe ich die Tage mehr als der Papst in seinem Leben. Anscheinend hat es aber wenig gebracht, Die Blutungen setzten dann nach zwei Wochen ein. Mir kam es vor als hätte mein Leben plötzlich kein Sinn mehr...Alles war vorbei.
Nach einem Monat hatte ich plötzlich wieder Hoffnung, Dieser Vorfall zeigte dass ich schwanger werden konnte, dass mein Körper doch in der Lage ist etwas zauberhaftes zu erschaffen...Wir versuchten wieder.
Meine Frauenärztin schlug mir vor, meinem Körper sechs Monate Zeit zugeben und das ganze "natürlich" weiter anzugehen.
Letztendlich wollte und konnte ich nicht mehr warten und habe einen Termin im Kinderwunschklinik gemacht. Es dauerte 5 Monate bis da überhaupt neue Patienten aufgenommen wurden. Somit verstrich wieder eine lange Wartezeit.
Im Kinderwunschklinik wurde festgestellt dass mein Mann ein schlechtes Spermiogramm hat und ich habe eine Bauchspiegelung bekommen. Das volle Programm also. Ich wollte alles ausschließen was mich zu meinem Glück verhinderte.
Als nach ein paar Clomifenzyklen und Inseminationen kein Erfolg in Sicht war, haben wir uns doch für eine ICSI entschieden. Dann kam Corona. Es hieß keine neuen Behandlungszyklen mehr in der KIWU. Und ich wartete wieder lange.
Anfang Mai gab die KIWUKlinik grünes Licht für uns und ich sollte anrufen sobald ich meine Mens gekriegt habe. Die kam nicht, normalerweise kommt die Hexe tagesgenau...nur diesmal nicht. Schwangerschaftstest habe ich nicht gemacht-.Wäre eh wieder ein leeres Fenster gewesen.Ich hatte mich getäuscht, denn genau in diesem Zyklus, wo ich es am wenigsten erwartet habe, wurde ich schwanger.Ich bin jetzt in der 11 SSW und überglücklich.
Ich wollte einfach mal meine Geschichte hier verfassen, um den Frauen Mut zumachen, die den Abgrund der Hoffnungslosigkeit gesehen haben. Den Frauen Mut zumachen, die den Glauben an ihren eigenen Körper verloren haben... All diejenigen die jeden Tag in den Sternenhimmel gucken und denken: was wäre wenn...Das ist die positive Seite meiner Geschichte.
Doch sitzt mir die Angst im Nacken. Meine beste Freundin hatte dieses Jahr zwei Fehlgeburten hintereinander 12SSW (MA) und 9SSW (MA).Ich hatte alles mitverfolgt, habe ihre Trauer miterlebt und mitgelebt.
Ich glaube, freuen kann ich mich erst, wenn ich das Baby in der Hand halte. Ich weiß leider nicht, wie ich diese Ängste loswerde. Die Abstände zu den Kontrollterminen beim Arzt sind viel zu lang. Letzte Woche habe ich meine Ärztin angeschwindelt, damit Sie nochmal guckt ob alles in Ordnung ist. Ich hatte plötzlich kein gutes Gefühlt mehr.Dieses Gefühlschaos mache ich jeden Tag durch. Freude, Angst. Etwas so nahezu sein und plötzlich zu verlieren. Man hat Angst das zu verlieren, was man am meisten wertschätzt und wofür man am meisten gekämpft hat. Demnach ist die Trauer auch genauso groß, wenn man es verloren hat.
Es tut mir leid, es ist so lang geworden. Tut aber gut alles von der Seele zu schreiben und zu wissen, dass sich die eine oder andere in diesem Beitrag wiederfindet, denn ich habe mich in all euren Beiträgen wiedergefunden...Danke!