#1

3 Fehlgeburten

in Eure Geschichte 15.05.2020 15:46
von Kim • 3 Beiträge | 3 Punkte

Hallo zusammen,

ich bin Kim, 32 Jahre und seit 2012 verheiratet. 2015 haben wir nach 7 ÜZ (was ich ungeduldige Person da schon ziemlich lang fand) unsere gesunde wunderbare Tochter bekommen. Eigentlich hätte ich gern schon relativ schnell danach das zweite bekommen, aber durch meine berufliche Situation mussten wir etwas warten. Der Wunsch war aber schon stark in mir und ich konnte es kaum erwarten, wieder schwanger zu werden. Anfang 2018 konnten wir dann starten mit dem Üben für Kind Nr. 2. Wie beim ersten Kind auch wurde ich im 7. ÜZ schwanger. Wir waren so glücklich, weil wir es uns schon so lange gewünscht haben. Bei 5+4 kamen dann erst Schmierblutungen und dann die richtige Blutung. Beim FA wurde nur noch ein sehr geringer HCG Wert gemessen. Das war für mich schon ein ziemlicher Schock. Ich habe einfach nicht damit gerechnet, auch wenn ich 2 FG meiner Schwester miterlebt habe und mir die Gefahr natürlich bewusst war. Mein Zyklus war aber direkt wieder normal und ich wurde sofort wieder schwanger. Die Freude war schon etwas getrübter, weil wir so verunsichert waren. Ich hatte auch irgendwie kein gutes Gefühl, was beim Arzt dadurch bestätigt wurde, dass er nichts auf dem Ultraschall sah. Ich habe schon fast auch mit dieser Schwangerschaft abgeschlossen, aber der Arzt meinte, es könnte noch was werden. Ich sollte Famenita nehmen und in 2 Wochen wiederkommen. Leider konnte man auch zu diesem Zeitpunkt nur eine leere Fruchthöhle sehen. Die nächsten Wochen waren die reinste Geduldsprobe, weil das HCG weiter stieg und der Arzt eine ELSS befürchtete. Lange Rede kurzer Sinn, es war zum Glück keine und ist dann in der 11. SSW natürlich abgegangen.
Meine Trauer war bei der zweiten Fehlgeburt nicht so stark wie bei der ersten, da ich von Anfang an skeptisch war. Wir haben direkt weiter versucht, aber es klappte lange (10 Monate) nicht. In dieser Zeit wurde ich immer trauriger bzw. deprimierter, weil alle um mich herum sofort schwanger wurden und ich einfach nicht mehr glaubte, dass es auch bei uns nochmal klappt. Außerdem setzte bzw setzt es mich immer noch unter Druck, dass ich eigentlich nicht so einen großen Altersunterschied zwischen den Kindern haben wollte. Dann wurde ich aber doch wieder schwanger und beim ersten Arzttermin in der 7. SSW sah man endlich das Herzchen schlagen. Wir waren so glücklich und hatten durch den Herzschlag und die zeitgerechte Entwicklung (ich durfte wegen der Vorgeschichte jede Woche zum Ultraschall kommen) wieder Hoffnung. Ich dachte, die schwierige Zeit ist endlich vorbei… Dann der Schock in der 11. SSW: der Arzt konnte keinen Herzschlag mehr finden. Ich war noch nie in meinem Leben so traurig und obwohl es über ein halbes Jahr her ist, könnte ich immer noch dauernd weinen (normalerweise war ich nie ein besonders emotionaler Mensch). Besonders schlimm ist es im Moment, weil vor Kurzem der errechnete Geburtstermin war und ich mir immer vorstelle, dass der kleine Mann jetzt bei uns wäre.
Ich kann mein Leben irgendwie gar nicht mehr richtig genießen, weil ich immer nur an „unser Problem“ denke. Ich sehe andere Mütter mit ihren zwei/drei Kindern und finde es so unglaublich unfair… Ich habe schon gar keine Lust mehr, mich mit meinen Freundinnen zu treffen. Und es nervt mich selbst, dass ich mir dadurch die tolle Zeit mit meiner Tochter (für die ich wirklich unglaublich dankbar bin) versaue. Für mich werden die Jahre 2018, 2019 und wahrscheinlich ja auch 2020 immer negative Gefühle hervorrufen (obwohl es sonst in meinem Leben super läuft). Gestern wurde mir bewusst, dass es so nicht weitergehen kann und deshalb habe ich mich hier angemeldet. Ich rede mit so gut wie niemandem mehr über das Thema (ab und zu mit meinem Mann, aber er ist einfach viel geduldiger als ich und für ihn ist „doch gerade alles gut“). Nach den ersten zwei FG habe ich noch mit vielen Freundinnen darüber geredet und sie haben mitgehibbelt, aber mittlerweile setzt mich jedes „Gibt’s was Neues?“ nur unter Druck und macht mich teilweise schon eher wütend, sodass ich mich von einigen ziemlich distanziere.
Habt ihr Tipps, wie man den Kinderwunsch zurückstellen und das Leben wieder genießen kann?
Medizinisch wurde ich übrigens komplett durchgecheckt und es ist alles bestens. Mein Kopf scheint also das Problem zu sein, dass es seit der letzten FG wieder nicht klappen will.

Liebe Grüße
Kim

Sorry, dass es so lang geworden ist :-/

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#2

RE: 3 Fehlgeburten

in Eure Geschichte 15.05.2020 16:40
von Susanne • 4.689 Beiträge | 4707 Punkte

Liebe Kim, danke für das Teilen Deiner Geschichte, ich bin mir sicher, dass sich sehr viele Frauen darin wiederfinden werden! Und ich denke diese Frage, die du stellst, wie man den Kopf abschalten kann, ist die Frage für die derjenige, der sie beantwortet, einen Nobelpreis kriegen würde😊 Denn ich würde sagen, das ist genau das, was sich jede Frau mit Kinderwunsch fragt. Ich persönlich würde jedoch sagen, dass das typbedingt ist und jemand, der ungeduldig ist und sehr fokussiert- so wie ich auch--das nur bedingt und kurzfristig schaffen wird. Ich finde es jedoch sehr gut und richtig, dass du dich zum Austausch hier angemeldet hast, denn es ist wichtig, wenn es Dich ohnehin beschäftigt, darüber reden zu können. Und das Umfeld kann es irgendwann nicht mehr hören, beziehungsweise es setzt einen selber unter Druck, wenn sie einen quasi immer unter die Bettdecke schauen. 3 Fehlgeburten in Folge sind schon hart, zumal du ja jung bist und gesundheitlich alles in Ordnung ist, wie du sagst. Ich hoffe, du fühlst dich wohl hier und der Austausch hilft den Druck unter Mithibblerinnen mit gleichem Background raus zu lassen. Liebe Grüße Susanne


zuletzt bearbeitet 15.05.2020 16:40 | nach oben springen

#3

RE: 3 Fehlgeburten

in Eure Geschichte 15.05.2020 16:56
von Steffi-3009 • 676 Beiträge | 685 Punkte

Liebe Kim,
mir tut sehr leid, was du erleben musstest. 3 Fehlgeburten sind wirklich hart 😔
Vor allem als dein hcg immer weiter anstieg und der Arzt meinte, erstmal nicht aufzugeben. Da macht man sich ja schon doch Hoffnungen und muss wirklich viel Geduld mitbringen.
Ich kann verstehen, dass es dich unter Druck setzt, wenn immer alle fragen, wie es nun aussieht. Da grübelt man ja noch mehr. Es ist leicht gesagt, aber ich habe mir vorgenommen, sollte ich in diese Situation kommen, den Leuten zu sagen dass sie nicht immer fragen sollen. Auch Wenn's nicht böse gemeint ist.
Es ist schwierig den Kopf abzuschalten. Mir geht es in dem Bezug an einigen Tagen besser und mal schlechter. Wenn es mir schlechter geht, schreibe ich meine Gedanken und Gefühle auf, was mir sehr hilft. Mache die Dinge, die mir gut tun. Vllt gibt es ja auch etwas, was du für dich tun kannst um mal abzuschalten?
Halte dir immer vor Augen: du bist gesund und es konnte nichts gefunden werden. Das ist viel wert. Irgendwann wird es klappen, ganz bestimmt! 🍀

Wie Susanne schon schrieb: es ist wirklich sehr hilfreich sich hier auszutauschen. Wir sind füreinander da, auch wenn wir uns nicht kennen, aber wir sind nicht alleine und können einander verstehen. Ich denke, dass auch dir das hilft.
Fühl dich gedrückt ❤

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#4

RE: 3 Fehlgeburten

in Eure Geschichte 15.05.2020 20:35
von Cinou81 • 357 Beiträge | 359 Punkte

Liebe Kim

Deine Geschichte hat mich sehr berührt und ich finde mich darin wieder, denn meine Geschichte ist deiner fast gleich. Deine Verluste tun mir sehr leid, ich fühle mit dir. Entschuldige dich nicht für den langen Text, schreib dir von der Seele was du für dich als gut befindest, nur darum geht es hier in diesem Forum. Schreiben hier und das auseinandersetzen mit verschiedenen Dingen ist auch etwas Trauerarbeit, man fühlt sich danach etwas besser, etwas leichter, auch wenn die Situation noch ausweglos erscheint und ja an sich nicht geändert hat.

Ich habe ebenfalls bereits ein Kind (Sohn, Januar 2018) eine FG war vor ihm (Februar 2017), und drei seit der Zeit als wir am Geschwisterchen basteln (August 2019 in der 8 SSW., Dezember 2019 in der 15. SSW und April 2020 in der 8. SSW). Körperlich bin ich auch gesund, es wurde viel Diagnostik betrieben, ohne eine Ursache zu finden. Also wie bei dir, einzig dass bei mir zwischen den SS bzw. FG weniger Zeit liegt. Bei mir scheint die Ursache im psychischen zu liegen. Ich habe grosse Angst vor einer erneuten FG, so dass ich bei der letzten SS nicht wirklich positiv gestimmt war. Meine Freude über den positiven Test war bei mir und bei meinem Mann mehr als verhalten, ich dachte nur, mal gucken ob ich es zum 1. US schaffe. Da fühlt sich ein kleines Wesen, eine kleine Seele, ja schon gar nicht willkommen. Den Druck den man von aussen noch hat (mit mir waren 5 im nahen Umfeld fast zeitgleich schwanger, und es werden immer mehr :-(, so gemein) macht die Sache auch nicht leichter. Andere kriegen ihr drittes oder viertes Kind ohne Problem, uns wird nicht mal ein zweites geschenkt. Ich war nah dran aufzugeben.... habe mir professionelle Hilfe besorgt und kann nun etwas positiver in die Zukunft gucken. Wir sind sogar wieder am hibbeln.

Ich habe im Januar 2020 die Polarity Therapie angefangen, einmal Gesprächstherapie (Traumatherapie) und dann körperlich, um den Energiefluss im Körper wiederherzustellen. Das hat mir den Mut gegeben, im März wieder zu hibbeln, als ich das OK von meiner FA hatte. Die Angst konnte mir diese Therapie nicht nehmen. Nach der FG im April hat meine FA einen anderen Therapieansatz bei der Naturheilärztin empfohlen, um dieser Angst auf den Grund zu gehen. Hatte vor gut einer Woche die erste Sitzung in Psycho-Kinesiologie. Dort wird unverarbeiteten Emotionen auf den Grund gegangen, die teilweise schon lange zurückliegen (bei mir teilweise aus Ereignissen als 17-jährige) und jetzt wieder aufgedeckt werden und mich belasten, wenn auch unbewusst. Der ungeheure Druck, die Angst, liess mich fast zerbrechen. Ich räume nun mit Altlasten auf (materiell oder auch in Form von Personen) und fühle mich schon etwas leichter. Für mehr Infos darfst du mich auch gerne direkt anschreiben.

Du bist nicht alleine, versuche die kleinen Momente mit deiner Familie - so gut es geht - zu geniessen. Schliesse Frieden mit dem was passiert ist, sei offen für Dinge die in der Zukunft liegen und noch kommen können. Nicht aufgeben!

Alles Liebe

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#5

RE: 3 Fehlgeburten

in Eure Geschichte 16.05.2020 16:03
von Kim • 3 Beiträge | 3 Punkte

Vielen Dank für die liebe Aufnahme hier. Es tut tatsächlich gut, zu hören, dass viele ähnliche Erlebnisse hinter sich haben. Wenn es bei allen um einen herum so einfach klappt mit den Kindern, denkt man ja, dass man nicht normal ist. Besonders, wenn Kommentare von Freundinnen kommen wie „das kann doch nicht sein, da muss doch was nicht stimmen…“.
Mich belasten die FG natürlich, aber genauso schlimm finde ich die lange Zeit, die es immer nicht klappt (obwohl die Zeit für die Ärzte immer absolut normal und nicht besorgniserregend ist). Manche Frauen haben das Pech einer oder mehrerer Fehlgeburten, andere müssen lange auf eine Schwangerschaft warten, aber bei mir kommt beides zusammen.  Für mich ist jedes Mal, wenn die Periode einsetzt, fast so schlimm wie eine Fehlgeburt.
Über eine Therapie habe ich auch schon nachgedacht. Wahrscheinlich brauche ich das wirklich. Ich kenne mich aber überhaupt nicht aus, wie sowas abläuft. Außerdem stehe ich ein Jahr vor meiner Verbeamtung auf Lebenszeit (bin Lehrerin) und habe Angst, dass eine Therapie dazu führen würde, dass ich diese nicht bekomme. Jetzt denken wahrscheinlich viele, dass die Gesundheit vorgeht (stimmt natürlich), aber es hätte schon extreme Folgen, nicht verbeamtet zu werden. Außerdem hoffe ich ja immer, dass es bitte bald klappt und dieses Kapitel vorüber ist. Meine Stimmung schwankt auch sehr. Es gibt Zeiten, in denen es mir wirklich ganz gut geht, aber halt auch die anderen.

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#6

RE: 3 Fehlgeburten

in Eure Geschichte 16.05.2020 17:52
von Nora • 461 Beiträge | 467 Punkte

Liebe Kim,

ich kann dich gut verstehen und kenne das zu gut. Das klingt jetzt zwar total blöd, aber nachdem ich mein Leben nicht mehr auf den Kinderwunsch ausgerichtet hatte ubd mir verschiedene andere Dinge vorgenommen hatte, hat es geklappt. Die Schwangerschaft jetzt ist leider alles andere als ein Spaziergang (3 Wochen Liegen im Krankenhaus, heftige Blutungen, Physiotherapie und wird noch eine Zeit so gehen). Das Gras auf der anderen Seite ist nicht zwangsweise grüner.

Es hilft oft im Leben innerlich los zu lassen und die Dinge auf sich zu kommen zu lassen. Das was du machen kannst, machst du eh bereits und der Rest liegt nicht in deiner Hand. Versuche trotzdem dein Leben zu genießen und unabhängig vom Kinderwunsch schön zu gestalten.

Liebe Grüße, Nora

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