#1

Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 04.05.2020 03:31
von Mica (gelöscht)
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Hallo,
ich liege auf meiner Couch und stöhne die Wehen weg....ja,...Wehen...Schmerzen,die mich an die Geburt meines ersten Kindes erinnern. Vor 17 Jahren...
Ich habe mich für den natürlichen Abgang entschieden...dank Corona war es nicht möglich so kurzfristig eine Hebamme zu bekommen.
Ich habe mich eingelesen...ja mich vorbereitet...mich für diesen Weg entschieden. Und dennoch nicht mit diesen Schmerzen gerechnet. Es dürfte nicht mehr lange dauern, das sagt mir mein Gefühl. Ich bin froh diesen Weg gewählt zu haben und hoffe, dass Mutter Natur ihren Weg geht. Ich habe tierische Angst vor einer Ausschabung.

Meine Geschichte....
Mit meinem Exmann habe ich einen 17-jährigen Sohn. Dieser zog mit 16 zu seinem Vater. Das Verhältnis zu meinem Sohn ist super. Ich dachte immer Liebe ist das Wichtigste auf der Welt. Aber es war nicht ausreichend. Bei seinem Vater gibt es kaum Regeln, er kann machen, was er will und bekommt alles, was er will. Ich bin meinem Sohn nicht böse, dass er den für sich einfacheren und bequemeren Weg gewählt hat. Aber es tat schrecklich weh, als er mir vor einem Jahr seinen Wunsch verkündete zu seinem Vater zu ziehen.
Kurze Zeit später lernte ich meinen jetzigen Partner kennen. Er hatte noch keine Kinder und ich wollte keine mehr. Es war mir wichtig dies von Anfang an klarzustellen. Das war okay für ihn.
Dann passierte es im November, dass wir genau an meinem Eisprungtag Sex hatten und das Kondom kaputt ging. Wir besorgten die Pille danach und erfuhren, dass diese nur wirken kann, wenn sie vor dem Eisprung genommen wird. In der Hoffnung, dass sich mein Eisprung etwas verspätet hatte, nahm ich die Pille danach. Allerdings mussten wir uns jetzt mit dem Gedanken auseinandersetzen, dass es eventuell zu einer Schwangerschaft gekommen war. Auch wenn ich eigentlich keine Kinder mehr wollte, war mir klar, dass ich mit einer Abtreibung nicht leben könnte. Zwei Wochen später als normal kamen meine Tage. Aber wisst ihr, was das seltsame war? Anstatt mich zu freuen, bin ich in Tränen ausgebrochen. Warum? Tja, der Grund war, dass ich mir eingestand mich in den zwei Wochen, die meine Tage überfällig waren, nicht nur eine Schwangerschaft akzeptiert hatte, sondern mich darauf gefreut hatte.
Mein Partner war auch traurig. Wir sprachen viel darüber. Ich hatte Mitte April einen Termin beim Frauenarzt zum Einlegen einer Kupferkette. Da wir beide schon 43 Jahre alt sind, beschlossen wir folgendes. Wir würden die drei Monate bis zu Kupferkette ohne Verhütung miteinander schlafen. Sollte es zu einer Schwangerschaft kommen, dann wäre das wie ein Wunder, ein Zeichen. Wir glaubten beide nicht daran, dass es klappen könnte. Aber wir wünschten es uns....

Am 1.April machte ich einen positiven Schwangerschaftstest. Eineinhalb Wochen vor dem Termin für die Kupferkette. Somit wurde der Termin zur ersten Untersuchung meiner Schwangerschaft umgeplant. Wir könnten es nicht glauben, wir freuten uns so sehr. Am ersten Termin wurde festgestellt, dass ich in der 6.SSW war und alles in Ordnung war. Da ich mit meinem Alter von 43 den Risikoschwangerschaften gezählt wurde, dürfte ich eine Woche später gleich noch einmal zur Untersuchung. 7SSW und der Hammer. ...Nachdem der Herzschlag meines Würmchens festgestellt wurde, fand er ein Zweites. Ich war tatsächlich mit Zwillingen schwanger. Wow. Gott sei Dank lag ich schon.
Alles war in Ordnung, ich fuhr wie in Trance nach Hause und erzählte meinem Schatz von unserem doppelten Glück. Der freute sich so sehr.
8.SSW ...morgens war Blut im Slip, ich hatte SB, braun, aber nicht viel. Aber es reichte, um mir Angst zu machen. Ich ging zum Arzt und wurde untersucht. Es war alles in Ordnung. Nur hätte ich ein Hämatom, das ungeschickt saß. Ich bekam Bettruhe und Utrogest verordnet.
Die Blutungen hörten nicht auf. 9.SSW nächste Untersuchung. Ein Baby hatte keinen Herzschlag mehr und das Hämatom behindert das andere Würmle am Wachsen...
Meine FÄ war sehr emphatisch und machte mir klar, dass es das andere wahrscheinlich auch nicht schaffen würde. Sie schickte mich nach Hause. Aber sie hatte mir meine Optionen erklärt. Drei Tage später ging ich zu einem anderen FA. da schlug das Herzchen nicht mehr.
Absolute Lähmung.
Vor drei Tagen habe ich stärkere Blutungen bekommen. Vorgestern kamen die Schmerzen und erste Wehen hinzu.
Bis jetzt ging noch nichts ab, das ich als die Würmlen identifizieren könnte. Ich habe starke Schmerzen, aber sie helfen mir meine seelischen Schmerzen zu verarbeiten.
Wir sind so traurig. Ich hoffe, dass alles auf natürlichem Weg passiert. Wir möchten unbedingt ein Kind. Und eine Ausschabung könnte uns das erschweren.
Ich weiß noch nicht, wie ich den Verlust dieses Wunders ertragen soll.
In meiner Recherche im Netz über die kleine Geburt binich auf diese Seite gestoßen. Ich bin erschüttert, traurig und froh zugleich, dass es andere Menschen gibt, die das durchgemacht haben. Ich habe mich trotz wundervollem Partner einfach nur alleine gefühlt. Hier konnte ich lesen, dass dem nicht so ist. Danke für diese Seite, Danke für alle, die ihre Geschichte hier niederschrieben. Die den gleichen Schmerz fühlen, wie ich....
Ich wünsche allen viel Kraft und Glück für die zukünftige SS
Danke

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#2

RE: Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 04.05.2020 06:37
von Susanne • 4.687 Beiträge | 4705 Punkte

Liebe Mica, danke dir für das Teilen Deiner ergreifenden Geschichte, fühl Dich gedrückt. Hier erging es schon ein paar Frauen wie Dir, dass sich eine ungeplante Schwangerschaft in einen Kinderwunsch wandelte. Ich wünsche Euch, dass Ihr das Wunder noch einmal erleben dürft.
Vielleicht hast Du es nun schon hinter Dir und konntest etwas Kraft beim Schlafen tanken?

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#3

RE: Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 04.05.2020 10:47
von Lotta • 252 Beiträge | 252 Punkte

Von mir auch viel Kraft!!!!

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#4

RE: Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 04.05.2020 22:42
von Mica (gelöscht)
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Danke für die Antwort und die Anteilnahme.
Ich verlor in der letzten Nacht sehr viel Blut und hatte starke Wehen. Morgens war ich völlig erschöpft und merkte aber, dass noch etwas drinnen steckte. Ich tippte, dass es im Gebärmutterhals steckt, da ich Schmerzen hatte beim Sitzen. Eigentlich wollte ich gleich morgens zum FA um nachsehen zu lassen. Aber vor lauter Erschöpfung bin ich eingeschlafen. Mein Schatz hat versucht mich zu wecken, aber ich bin erst gegen Mittag wach geworden. Da ich immer noch diesen enormen Druck verspürte und die Schmerzen im Unterleib stärker wurden bekam ich Angst und fuhr ins Krankenhaus. Die wollten mich doch tatsächlich nur aufgrund meiner Schilderung und ohne Untersuchung gleich stationär aufnehmen. Denn, wie der Standart sagt, wird ja eh eine Ausschabung nötig sein. Und da die Krankenhäuser jetzt ja wieder andere OPs durchführen können, war klar dass ich noch heute eine Ausschabung bekommen sollte. Ich war total perplex, unterschrieb die Aufnahme und kam auf ein Zimmer. Dort wurde mir bewusst, dass ich mich zu nichts zwingen lasse und ärgerte mich über die empathielose Überrumpelung einer Frau in einem Ausnahmezustand.

...nicht mit mir!!!
Ich wurde untersucht und es kam dabei heraus, dass meine Gebärmutter schon komplett leer war. Nur im Gebärmutterhals steckt noch die Schwangerschaftsanlage.
Es brach mir fast das Herz als ich die leere Gebärmutter auf dem Ultraschall sah. Klar, ich dachte es mir, aber es zu sehen, das war noch einmal etwas ganz anderes. Wieso fühlt man sich so minderwertig dabei?
Die Ärztin sagte, dass da eine Ausschabung notwendig sei. Die ganze alte Leier von wegen Entzündung, gefährlich etc.
Auf meine Äußerung, dass ich die bezüglich Ängste hab, ging sie überhaupt nicht ein.
Da kam mein Kampfgeist zurück. Als sie tatsächlich zu mir sagte, dass es ein ganz kleiner ungefährlicher Eingriff sei, ...Da nannte ich ihr alle möglichen Komplikationen einer Ausschabung. Dies wehrte sie mit einer abfälligen Bemerkung ab. Da sagte ich zu ihr, dass ich zu einer Ausschabung bereit bin, wenn sie mir schriftlich mit ihrer Unterschrift bestätigt, dass dies ein ganz ungefährlicher Eingriff sei. Die Dame war so perplex und entrüstet, dass sie erstmal nichts sagen konnte. Wie konnte ich mir so etwas nur erlauben. Dann ging sie und holte tatsächlich noch einen Kollegen hinzu um mich von der unfehlbaren Göttlichkeit in weiß überzeugen zu lassen. Über soviel Ignoranz und Überheblichkeit amüsierte ich mich dann.
Nach der Ansage des zweiten Arztes stellte ich meine Fragen. Fragen, von denen ich die Antworten wusste und die Ärzten nichts anderes übrig blieb, als sie zu beantworten. Mit dieser Beantwortung gaben sie meine Gegenargumente zur Ausschabung.
Und sie gaben mir tatsächlich recht. Vielleicht waren sie überrascht, dass ich die Fragen mit den medizinischen Fachbegriffen stellte. Ich hatte bis zu dem Zeitpunkt nicht preisgegeben, dass ich selber Krankenschwester bin.
Also gaben sie mir schließlich recht, dass ich nach Hause gehen und noch etwas warten kann, ob Mutter Natur nicht alles regelt.
Mein Körper hatte bis jetzt alles richtig gemacht. Ich war sicher, dass er den Rest auch noch regelt.
....und ich hatte Recht....
Ich war keine halbe Stunde zu Hause, da bekam ich noch drei sehr starke Wehen. Ich ging zur Toilette und brachte meine Würmlen zur Welt. Alles komplett. Ich wusch es ab und nahm Abschied. Mein Körper hatte alles richtig gemacht. Ganz alleine. Er hat es mir ermöglicht Abschied zu nehmen.
Ich blutete nur noch schwach, die Druckschmerzen komplett weg, kleine Nachwehen und eine Art Muskelkater sind noch geblieben.
Aber die physischen Schmerzen halfen/helfen mir die seelischen zu verarbeiten, das Ganze zu realisieren, zu akzeptieren, es anzunehmen und loszulassen.
Jetzt kann ich heilen.
Und hoffen, dass ich noch einmal so ein Wunder erleben darf.
Danke, dass ich hier in diesem Forum diese Gedanken niederschreiben darf.

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#5

RE: Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 05.05.2020 06:21
von Susanne • 4.687 Beiträge | 4705 Punkte

Ich bin wirklich total stolz auf dich, Mica! Ich habe richtig Gänsehaut beim Leben lesen... aber unfassbar, dass es überhaupt nötig ist, dass man in dieser Situation noch so eine Gegenwehr leisten muss??! Dazu fehlen mir mal wieder die Worte... Was ist da nur los..
Ich freue mich sehr, dass dein Körper die Leistung vollbracht hat, und du damit 100% im Reinen bist! Ich würde mich freuen wieder von Dir zu hören. Susanne

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#6

RE: Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 05.05.2020 06:36
von Lotta • 252 Beiträge | 252 Punkte

Wow du bist eine richtige Löwin!!!! Toll. Ich drück dich

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#7

RE: Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 05.05.2020 11:42
von Katie • 24 Beiträge | 24 Punkte

Boah, du hast meinen vollen Respekt, dass du in dieser Ausnahmesituation so toll auf dich hören und für dich eintreten konntest. Das ist nicht selbstverständlich.

Über die Ärzte kann ich nur den Kopf schütteln. Unglaublich.

Erhol dich gut, gib dir die Zeit, die Körper und Seele brauchen. Ich wünsche euch alles Gute für das Folgewunder.

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#8

RE: Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 05.05.2020 12:19
von Saranda • 313 Beiträge | 313 Punkte

Liebe Mica,
danke für das Teilen deiner Geschichte. Es tut mir sehr leid.
Erhole dich gut nach diesen aufregenden Tagen, die dich sicher viel Kraft gekostet haben.
Ich drück dich und wünsch dir alles Gute!


Sternchen 12 SSW am 15.03.20
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#9

RE: Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 05.05.2020 13:06
von Lisalein • 101 Beiträge | 103 Punkte

Liebe Mica,
danke fürs teilhaben lassen. Das ist wirklich eine ein riesen Auf und Ab von Gefühlen, das du da durchlebt hast. Ich habe Gänsehaut bekommen. Erhole dich gut!

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#10

RE: Eben noch ein Wunder...

in Eure Geschichte 05.05.2020 21:39
von Steffi-3009 • 676 Beiträge | 685 Punkte

Liebe Mica,
es tut mir so so leid für dich. Aber wie die anderen schon schrieben: du bist wirklich eine Kämpferin!
Ich finde schön, dass du deinen Weg gehen konntest/kannst und zwar so, wie es für dich richtig war.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die nächste Zeit 🍀

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