Meine Geschichte - FG in der 11./12. Woche
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Meine Geschichte - FG in der 11./12. Woche
in Eure Geschichte 03.05.2020 10:24von Katie • 24 Beiträge | 24 Punkte
Leider gibt es auch bei mir einen traurigen Anlass mich hier anzumelden. Davon möchte ich euch erzählen. Achtung, es wird lang.
Ich hatte nie wirklich einen Kinderwunsch und aus unterschiedlichen Gründen habe ich die Auseinandersetzung mit dem Thema immer weiter nach hinten verschoben. Ich bin mittlerweile fast 40 und bin "angekommen" wie man so schön sagt. Meine Altlasten sind aufgeräumt, ich habe den besten Partner den ich mir wünschen kann, die besten Rahmenbedingungen mich doch noch für ein Kind zu entscheiden...
Im Zuge von Unterleibs-OPs vor zwei Jahren haben mir mehrere Ärzte deutlich gemacht, dass sie heutzutage nur noch eine Schwangerschaft bis 40 empfehlen. Das war für meinen Partner und mich also die Deadline, bis zu der wir uns dafür oder dagegen entscheiden wollten.
Mitte Januar kamen wir auf das Thema und beschlossen spontan es darauf anzulegen. Ich mache zwar NFP, aber in unserem Alter war für mich ungewiss, ob es klappen oder wie lange es dauern würde.
Es ging sehr viel schneller als gedacht. Mitte März ahnte ich, dass ich schwanger sein könnte. NFP und Test bestätigten dies. Damit tat sich eine komplett andere Welt auf: was sollte ich als Schwangere beachten, was sollte ich lassen, welche Untersuchungen sind sinnvoll etc pp. Vor allem aber durchlebte ich das typische Wechselbad der Gefühle. Da ich von Anfang an mit Schmierblutungen zu tun hatte, besonders. Aber zwei Arzttermine in der 6. und 7. Woche zeigten: alles so wie es sein soll. Bei der "richtigen" Untersuchung in der 9. Woche sollte es den Mutterpass geben. Sollte, denn mein Arzt fand einen viel zu kleinen Embryo vor und war sich nicht sicher, ob da ein Herzschlag sei. 10 Tage Krankschreibung mit Bettruhe, schwanken zwischen größter Sorge, Angst, Hoffnungslosigkeit und Hoffen auf ein Wunder folgten. Viele Gespräche mit meinem Partner und Freunden ebenso.
Nach 10 Tagen dann der Termin, der Gewissheit bringen sollte. Doch auch hier: Fehlanzeige. Embryo zu klein, weiterhin ein möglicher Herzschlag - es könnte aber auch meiner sein. Empfehlung zur Ausschabung meines Arztes mit Betonung auf Empfehlung, er hat da keinen Druck ausgeübt. In einer Woche soll ich zur Kontrolle kommen. Das ist morgen. Er wird aber nur noch kontrollieren müssen, ob alles abgegangen ist.
Montag fing eine leichte Blutung an, die sich die Tage darauf steigerte. Mi-Fr hatte ich immer mal wieder schlimme Wehen - ab nachmittags, nie am Morgen - denen Koageln und Schleimklumpen folgten. Mir taten der Rücken und Unterleib so dermaßen weh, mein Kreislauf war am Limit. Aber nach jeweils ca einer Stunde war der Spuk wieder vorbei, vllt auch dank der Ibuprofen. Es half mir mich hinzulegen, um meinen Kreislauf zu stabilisieren. Binden für die Nacht bzw. zwei normale hintereinander und ein Handtuch auf dem Laken gaben mir Sicherheit. Partner war immer da bzw in "Rufbereitschaft", meine engste Freundin ebenso.
Ich hatte auch schon sehr früh eine Hebamme kontaktiert, die mich eng per Mail begleitet hat und mich darin bestärkt hat, den natürlichen Weg zu gehen. Ohne hätte ich eine Ausschabung vornehmen lassen.
Ich bin sehr stolz auf meinen Körper und insb auf meine Gebärmutter und versuche, mich auf das Positive zu konzentrieren: Ich bin so schnell schwanger geworden. Ich kann schwanger werden. Er hat von selbst gemerkt, dass im Bauplan was nicht stimmt und hat alles in die Wege geleitet und hat es alleine gehen lassen können.
Was mir geholfen hat und noch hilft - ich bin ja mittendrin - durch die Zeit des Wartens und während des Abgangs: Trauer zuzulassen; gut zu mir zu sein; das Positive zu sehen; Offenheit in meinem Umfeld (die lieben Reaktionen von Freunden, Familie, ausgewählt eingeweihten Kollegen haben uns echt berührt); mich über den Vorgang zu informieren (Dank an dieses Forum), meine Hebamme; mir ein Trauerritual zu überlegen (es wird eine kleine Jizo-Statue geben).
Jetzt muss ich erstmal körperlich und seelisch heilen und abschließen, dann hoffe ich auf ein kleines Wunder. Ich bin immer wieder traurig und wehmütig, aber es hat nicht sollen sein.
RE: Meine Geschichte - FG in der 11./12. Woche
in Eure Geschichte 03.05.2020 12:06von Steffi-3009 • 676 Beiträge | 685 Punkte
Liebe Katie,
das tut mir schrecklich leid für dich 😔
Das ist für alle betroffenen einfach ein unfassbar schlimmes Erlebnis.
Ich finde dennoch toll, wie du mit der Situation umgehst. Dass du weiterhin positiv bleibst und die guten Dinge schätzt.
Und es scheint, als würdest du offen mit der Situation umgehen (also mit deinen Mitmenschen). Das ist mir anfangs sehr schwer gefallen, dabei ist es so viel besser darüber zu reden.
Ich wünsche dir ganz viel Kraft für die kommende Zeit. Glaubt an euch! Es wird bestimmt ganz bald, wenn ihr dazu bereit seid, wieder klappen.
Fühl dich gedrückt
RE: Meine Geschichte - FG in der 11./12. Woche
in Eure Geschichte 03.05.2020 12:33von Saranda • 313 Beiträge | 313 Punkte
Hallo Katie,
vielen Dank dass du deine Geschichte hier teilst und eine Umarmung an dich! Meine Geschichte ähnelt deiner und insbesondere das durchmachen der natürlichen Geburt und das stolze Gefühl auf die Kraft des eigenen Körpers kenne ich gut.
In den folgenden Wochen gab es bei mir ein auf und ab, es ist sehr gut, dass du liebe Menschen um dich hast die dich in der nächsten Zeit auffangen können, falls es einen traurigen Tag gibt. Viel Kraft und bald viel Glück für dein Folgewunder. Lass dich nicht unterkriegen!
Sternchen 12 SSW am 15.03.20
RE: Meine Geschichte - FG in der 11./12. Woche
in Eure Geschichte 03.05.2020 12:48von Katie • 24 Beiträge | 24 Punkte
Vielen Dank euch beiden für eure lieben Worte. Es tut gut dieses Forum hier zu haben. Deine Geschichte, Saranda, habe ich zuvor gelesen und finde auch, dass es Parallelen gibt.
Ich habe mich auch gefragt, Steffi, ob ich den offenen Weg gehe oder mich zurückhalte, aus Angst zu offen zu sein und mich verletzlich zu machen. Zumal ich auch von unfassbar unempathischen Reaktionen gelesen habe. Aber jede positive Reaktion hat uns darin bestärkt offen zu sein. Und besonders der persönliche Austausch mit denen, die das auch durchhaben, hilft mir. Blöde Reaktionen hätten uns gezeigt, wer in unserem Leben keinen Platz mehr haben soll, aber das hatten wir bisher zum Glück nicht.
Ich bin auch aus einem pragmatischen Grund offen: Ausreden zu finden und Stärke zeigen zu müssen hätte mich so unendlich mehr Kraft gekostet, die ich dafür nicht aufbringen kann und möchte.
RE: Meine Geschichte - FG in der 11./12. Woche
in Eure Geschichte 03.05.2020 13:08von Steffi-3009 • 676 Beiträge | 685 Punkte
Da hast du vollkommen recht. Ich finde auch, dass diese Leute dann einfach keinen Platz im Leben haben. Im großen und ganzen haben wir sehr einfühlsame und liebe Menschen um uns herum. Doch trotzdem gab es schon ein paar Reaktionen, bei denen auch ich auch nicht genau wusste, wie ich damit umgehen soll.
Und ich kann dich auch darin verstehen, dass es einen einfach noch mehr Kraft kostet. Das habe ich dann etwas zu spät bemerkt..
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