#1

Katharinas Geschichte

in Eure Geschichte 24.01.2020 20:22
von Katharina • 21 Beiträge | 21 Punkte

Hallo,

Ich heiße Katharina und bin 27 Jahre alt. Am 22.12.2019 haben wir unser kleines Baby in der 8. Ssw verloren. Noch heute, fast 5 Wochen danach habe ich das Gefühl damit nicht klar zu kommen...
Aber erstmal von Anfang an:
Mein Mann und ich haben im letzten Sommer geheiratet. Dann ging es auch direkt los mit dem üben. Irgendwie dachte ich, dass ich direkt nach einem Monat schwanger werde. War natürlich nicht so und deshalb dauerte es auch bis zum 02.12. bis ich einen positiven Test in meinen Händen hielt.
Ich war überglücklich, hab einen Termin beim Frauenarzt gemacht (habe erst 2,5 Wochen später einen bekommen, wie sollte ich das nur aushalten?!) und habe meinem Mann den Test in den Adventskalender gemacht. Es war perfekt. Ein Augustbaby, wir wollten unserer Familie an Weihnachten davon erzählen... aber irgendwie war da diese Vorahnung. Es war meine erste Schwangerschaft und keine Ahnung ob normal oder nicht, aber ich hatte Angst. Angst, dass etwas nicht stimmt. Habe also von Anfang an gegoogelt was man beachten sollte,, wann man sofort zum Arzt sollte, welches Anzeichen normal ist und und und. Ich hatte tatsächlich recht wenige. Ich musste oft aufs Klo, war sehr müde, leichtes Ziehen in den Brüsten und ab und an ein flaues Gefühl. Aber wirklich schlecht war mir nie, meine Brüste sind nicht gewachsen... aber natürlich überwiegt das positive Gefühl schwanger zu sein! Auch wenn die Bedenken vor dem ersten Termin beim FA da waren, ich war unheimlich glücklich. Donnerstags hat der Frauenarzt uns dann auch gratuliert, einen Herzschlag festgestellt, uns zwar etwas zurückdatiert (was aber nix heißen muss, hab ich natürlich gegoogelt!). Also Weihnachten konnte kommen. Unser Ultraschallfoto wurde dann noch in unser Fotobuch geklebt um es an Weihnachten zu verschenken. Wir waren also vorbereitet.
Bis dann 2 Tage später, also samstags ich schon ein anderes Gefühl hatte. Ich lag morgens auf der Couch, hätte heulen können. Mir war tagsüber plötzlich schwindelig, etwas schlecht. Yeah, endlich mehr Anzeichen die mir zeigen das Kind ist da! Hatte morgens einen ganz kleinen bräunlichen Streifen festgestellt, dachte aber es kommt von der Untersuchung.
Am nächsten Sonntag hatte ich dann mittags plötzlich viel stärkere Blutungen festgestellt. Zwar nicht andauernd, aber da war Blut! Wir sind ins Krankenhaus gefahren und dort kam dann die Diagnose: Kein Herzschlag mehr feststellbar.
Unsere Welt ist zusammengebrochen. Auch wenn die Ärzte uns noch Hoffnung machten, dass die Frauenärztin sich 3 Tagr vorher vielleicht versehen hatte und noch kein Herzschlag da war, wussten wir, dass das das Ende ist.
Sie haben uns nach Hause geschickt. Wir sollten auf die Blutung warten und wenn nicht freitags (also nach Weihnachten) nochmal kommen. Sie haben noch irgendetwas von Rhesusfaktor gesagt, aber nicht zu uns sondern nur untereinander. In dem Moment hat es uns aber auch nicht sonderlich interessiert. Was interessiert einen da überhaupt noch?! Weihnachten schonmal nicht!
Die Blutungen kamen, die Feiertage auch, mit Abstand die schlimmste Zeit in unserem Leben...
Freitags dann wieder beim Arzt sah alles „gut“ aus. Es ist fast alles abgegangen, der Wert noch bei 240 (den müsse man noch beobachten) aber im nächsten Monat kann’s wieder losgehen.
Wäre da nicht die Sache mit dem Rhesusfaktor... denn beim Blut abnehmen kam raus, dass ich Rhesus negativ bin, also eine Prophylaxe Spritze brauche, die bitte innerhalb 72 Stunden nach den Blutungen zu verabreichen ist. war freitags damit also fast zu spät, aber naja, habe sie trotzdem noch bekomme und hoffe einfach drauf, dass es gereicht hat...
Nach Silvester habe ich mir dann psychologische Hilfe geholt, bin zu einer Ärztin die jahrelang in der Kinderwunschklinik gearbeitet hat und sich jetzt auf die psychologische Seite spezialisiert hat. Sie hat mir wirklich geholfen und ich habe große Fortschritte gemacht. Hab das Haus wieder verlassen, hab nochmal nach vorne schauen können (ich will so schnell wie möglich nochmal schwanger werden und es bitte auch bleiben) und es ging bergauf. War zweimal dort, ist leider recht teuer weshalb es nichts auf Dauer ist.

Jetzt, fast 5 Wochen später habe ich meine Periode noch nicht bekommen, also können wir noch nicht wieder anfangen. Mein hcg lag letzte Woche noch bei 1,5, die Ergebnisse von heute kriege ich am Montag.
Und auch wenn ich meinen Alltag irgendwie meistere gibt es einfach so viele Situationen in denen ich an meine Grenzen stoße. Den ersten Tag als ich nochmal in der Schule war fragte mich eine Schülerin was ich denn hatte. ich antwortete einen „hartnäckigen Virus“. Sie sagte: „schade, wir haben gehofft, dass sie schwanger sind“. Es tat weh meinen Stern als Virus zu bezeichnen, war aber der einfachste Weg um jeglichen Fragen auszuweichen. Und auch wenn ich weiß, dass sie es nicht böse meinte, es hat einfach nur weh getan!
Egal ob im Gespräch mit meinem Mann, meiner Freundin oder meiner Familie. Ich habe das Gefühl, dass keiner nachvollziehen kann warum ich immer noch traurig bin.

Ich vermisse dich kleiner Stern.

Ich weiß es ist lange geworden, aber danke fürs zuhören!
Katharina

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#2

RE: Katharinas Geschichte

in Eure Geschichte 24.01.2020 20:52
von Umut • 2.688 Beiträge | 2690 Punkte

Hi,

Tut mir Leid für dich.

Wegen dem rhesus Faktor hab ich erst vor paar Tagen gelesen das da die Wahrscheinlichkeit das was passiert sehr gering sei.

Das man dee einzige ist der trauert, bzw lange trauert kenne ich zu gut. Für aussen stehende ist es einfach nicht so real. Hier schreiben hilft weil es allen gleich geht.

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#3

RE: Katharinas Geschichte

in Eure Geschichte 24.01.2020 21:48
von Jenny • 350 Beiträge | 350 Punkte

Tut mir sehr leid Katharina,
Leider ist es mit dem Umfeld tatsächlich schwierig, ich glaube das haben hier viele ähnlich erlebt. Bei mir hat es auch ziemlich lange gedauert, bis meine Periode wieder normal kam. Ich glaube 35 oder 37 Tage waren es, das hat mich ziemlich gestresst.

Dass du schnell wieder schwanger werden möchtest, ist verständlich. Ich drücke dir die Daumen, dass es bald klappt. Bei den meisten hier hat es das 😊

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#4

RE: Katharinas Geschichte

in Eure Geschichte 24.01.2020 23:07
von Susanne • 4.688 Beiträge | 4706 Punkte

Liebe Katharina, mein Mitgefühl für Deinen Verlust, ich kann verstehen, dass Du noch immer in Deiner Traurigkeit gefangen bist. Es braucht leider Zeit sich aus dem Loch wieder raus zu kämpfen. Ein hcg von unter 5 ist normal und Du wirst sicher bald wieder einen normalen Zyklus haben. Wenn Du magst, kannst Du gerne im Hibbelthread mitschreiben, so fällt das Warten etwas leichter.

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#5

RE: Katharinas Geschichte

in Eure Geschichte 25.01.2020 11:15
von Marie (gelöscht)
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Hi Katharina,
diese tiefe Loch kennen vermutlich alle hier von uns und wer es nicht selbst erlebt hat, kann das nicht nachvollziehen. Ganz ehrlich, ich glaube bevor ich selbst die Erfahrung gemacht habe haette ich das auch nicht. Zu Weihnachten ist natürlich besonders bitter mit dem Kontrast das alles glücklich sind, wenn man grad die vielleicht schlimmste Zeit durchlebt. Bei mir ist es schon etwas länger her und trotzdem ist mir Weihnachten sehr sehr schwer gefallen.
Ich drück dir jedenfalls ganz dolle die Daumen, dass du bald wieder hibbeln kannst und bald eine problemlose Schwangerschaft durchlaufen kannst! Was du dir überlegen könntest, ob du vielleicht TSH und Gerinnung mal anschauen lassen willst. Bei einer FG ist es zwar sehr wahrscheinlich, dass du danach problemlos ein Kind bekommst, aber zumindest ich haette es damals gern gewusst und angenommen, dass man ein paar häufige Störfaktoren anschaut. LG Marie 😘

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#6

RE: Katharinas Geschichte

in Eure Geschichte 25.01.2020 19:07
von Katharina • 21 Beiträge | 21 Punkte

Vielen Dank für eure Antworten!
Es hilft wirklich sehr mal Bestätigung für seine Gefühle zu bekommen und nicht immer nur das Gefühl zu haben, dass man nicht normal ist.

Ich versuche wirklich viel um aus dem Loch rauszukommen. Klappt mal besser mal schlechter. Aber die Tatsache, dass mein Körper noch nicht normal arbeitet macht es mir zurzeit einfach ein bisschen schwerer.

Aber naja, was ist schon normal, die Natur macht eben was sie will, alles was wir tun können ist es, das ganze zu akzeptieren.

Vielen Dank euch 😘

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#7

RE: Katharinas Geschichte

in Eure Geschichte 25.01.2020 21:12
von Cinou81 • 357 Beiträge | 359 Punkte

Liebe Katharina

Dein Verlust tut mir sehr leid... aber schön hast du den Weg in dieses Forum gefunden, da kannst du dich jederzeit austauschen :-) Mir hat das bisher sehr geholfen.

Die Reaktionen aus dem Umfeld sind leider für uns nicht immer nachvollziehbar, es ist unerklärlich dass uns teilweise wenig bis kein Verständnis entgegen gebracht wird. Es ist ein Verlust, der uns sehr schmerzt und wir uns auch die Zeit nehmen dürfen zu trauern, es uns halt schlecht geht und wir dies auch zeigen dürfen. Wir müssen nicht einfach weiter funktionieren, auch wenn es teilweise so erwartet wird. Hatte teilweise auch solche Reaktionen, z.B. nach 2 Wochen wurde ich gefragt ob nun alles wieder gut sei. Wohl kaum, oder?! Auch unsere Partner stecken das etwas einfach weg, habe ich den Eindruck. Ihnen fehlt wahrscheinlich die emotionale Bindung, die wir halt haben.

Nimm dir die Zeit die du dafür brauchst, auch wenn dein Umfeld oder Partner das nicht so ganz nachvollziehen kann. Es soll für dich das richtige sein.

Ich wünsche dir viel Kraft, liebe Grüsse

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