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Kinderwunsch Ü35 kann ein steiniger Weg sein

in Mutmach-Posts von Müttern mit Regenbogenbabys 08.01.2024 12:47
von sternchen_37 • 286 Beiträge | 287 Punkte

Nachdem unsere Tochter mittlerweile anderthalb Jahre alt ist, möchte ich die Zeit nutzen, meine Geschichte als Mutmacher mit euch zu teilen.
Mein Mann und ich haben uns lange Zeit gelassen mit der Entscheidung für Nachwuchs. Wir waren glücklich mit unserem Leben zu zweit. Mit dieser Einstellung sind wir dann auch in die Hibbelzeit gestartet: wenn es klappt, super. Wenn es nicht klappen sollte, dann ist das für uns auch ok und ein Zeichen, dass wir zu zweit ein erfülltes Leben führen dürfen.

Direkt beim ersten Versuch wurde ich schwanger – mit 37. Was für ein Glück. Dann klappt es also auch bei mir direkt beim ersten Mal mit dem Wunschkind, wie bei einigen Freundinnen. Wir waren super glücklich und zuversichtlich. Ein paar Tage nach dem Test hatte ich erste Schmierblutungen. Beim darauffolgenden FA-Besuch wurde eine kleine Fruchthöhle entdeckt (5+5), erstmal alles zeitgerecht. Abwarten, Progesteron nehmen und HCG bestimmen. Vier Tage später wieder zum Arzt. Fruchthöhle gewachsen, HCG normgerecht entwickelt, Schmierblutung nach wie vor da. Und wieder Abwarten bis zur zehnten Woche. Da hatte ich den nächsten Termin. Die Blutungen waren die gesamte Zeit da, mal richtig stark, mal weniger. Hauptsächlich Altblut. Damit war ich grundsätzlich nicht sonderlich zuversichtlich und trotzdem irgendwie mit einem Funken Resthoffnung für den FA-Termin bei 9+1. Auf dem Stuhl dann die harte Realität: „es sieht leider nicht gut aus“. Zu sehen war eine große Fruchthöhle, keinerlei Embryonalanlage. Diagnose Missed Abortion.
Meine Ärztin stellte mir eine Überweisung zur Abrasio aus und meinte, dass das in meinem Alter eben passieren kann. Wir sollten es bald wieder versuchen, wenn wir bereit dazu sind.

Ich ging wie betäubt nach Hause. Mein Mann erwartete mich, dann brach ich endlich in Tränen aus. Nach einem Gespräch mit meinem Mann ging ich die nächsten Schritte an. Ich wollte die Schwangerschaft nun schnell beenden um wieder neu zu starten. So ging ich bei 9+6 zur Ausschabung. Der Eingriff war schnell und ambulant. Mit mir im Aufwachraum noch zwei weitere Frauen mit Abrasio und eine mit einer Endometriose-OP. Da fühlte ich mich nicht mehr so allein. Komisch, oder? Wie sich die eigene Trauer durch das Leid anderer relativiert.

Da es mir schnell wieder gut ging – geistig und körperlich – probierten wir es direkt wieder. Mein Zyklus war sofort wieder regelmäßig da. Schon ein Wunderwerk, diese Natur. Zwei Monate nach der Ausschabung war ich wieder schwanger. Jippie. Diesmal geht alles gut. Ich hatte alle klassischen Schwangerschaftssymptome. Machte mir direkt einen Termin für die zehnte Woche aus, denn dann hat man gleich Klarheit. Das wusste ich ja bereits. Am Tag vor dem Termin war ich super nervös und aufgeregt. Hatte einen flauen Magen. Dann bei der Ärztin (9+4) direkt auf den Stuhl. „Es sieht leider nicht gut aus.“ Was? Ich war platt. Die Ärztin zeigte mir das identische Bild zur letzten Schwangerschaft – große Fruchthöhle, kein Embryo. Missed Abortion 2.0. Wie kann das sein? Zweimal hintereinander? Mein Welt stürzte zusammen. Ich bin weinend nach Hause, wieder mit Überweisung zur Ausschabung in der Tasche und meinem Mutterpass, den ich an diesem Tag bekommen habe. Wenigstens eine Erinnerung an diese Schwangerschaft.
Wieder erhielt ist eine Ausschabung, kannte ja das ganze Prozedere schon. Ich wollte es einfach schnell beenden. Ich wusste dank diesem Forum, dass es verschiedene Möglichkeiten gibt. Für mich war die ambulante OP das Beste. Und mittlerweile war ich 38. Das wurde mir auch bei meiner Ärztin und im Krankenhaus verdeutlicht – in meinem Alter ist es eher unwahrscheinlich, eine gesunde Schwangerschaft zu erleben. Bäm.

Danach war ich einfach unglücklich. Ich hatte für ein paar Wochen das Gefühl, nie wieder glücklich sein zu können. Die ganze Planung, die wir gemacht hatten für das kommende Jahr und die Zukunft hatte komplett auf unserem Nachwuchs basiert. Unsere Gewissheit „ein Leben zu zweit ist auch ok“ war mir abhanden gekommen.
Und so beschloss ich, mir einen Neustart zu gönnen. Nach zwei Schwangerschaften mit abruptem Ende, Hormonachterbahnen, zwei Vollnarkosen und der Gewissheit, dass meine biologische Uhr Unterstützung braucht, brauchte es Veränderung. Und so machte ich eine Stoffwechselkur (Verzicht auf Kohlenhydrate, dafür viel Eiweiß und Ballaststoffe / viel Sport) und begann mit Pimp my eggs. Außerdem hatte mich meine FÄ zur Gerinnungsdiagnostik geschickt als Reaktion auf meine zweite FG. Das fand ich super, dass proaktiv was abgeklärt wurde und ich vielleicht Antworten auf das Warum erhalte.

Weitere drei Monate nach der Ausschabung habe ich wieder positiv getestet. Schwanger werden kann ich schnell. Vorfreude gab es überhaupt nicht, nur Zweifel. Ich nahm weiterhin die Pimp my eggs Supplemente, zusätzlich ASS 100 und Progesteron (rein prophylaktisch ohne Indikation – denn es wurde nichts gefunden bei der Gerinnungsanalyse). Wieder hatte ich meinen ersten FA-Termin spät - Ende der neunten Woche, wieder bewusst so spät gelegt. Ich war allerding bei 6+2 abends im Krankenhaus bei der Gynäkologie aufgrund leichter Schmierblutungen und starkem Ziehen im Unterleib. Wollte das Abklären (Eileiterschwangerschaft) und bekam einen kleinen, zeitgerechten Embryo mit Herzschlag. Welch ein Meilenstein. Das erste Mal ein kleines Herz zu sehen.
Ich hatte ordentlich Übelkeit, ständiges Ziehen im Unterleib und war einfach schlapp. Beim Termin an 8+6 war ich wieder super nervös und habe einfach mit allen Ausgängen gerechnet. Hoffnungsvoll ist man bei zwei Fehlgeburten hintereinander einfach nicht mehr.
Diesmal war es einfach schön: „es sieht sehr gut aus“. Ein zappelndes Gummibärchen mit starkem Herzschlag, ein neuer Mutterpass. Mega. Ich war schwanger – diesmal richtig.

Die Sorgen, die mangelnde Zuversicht hielten die gesamte Schwangerschaft an. Alle Termine der Vorsorge waren super, Baby immer zeitgerecht und fidel. Und trotzdem war ich jedes Mal einfach nervös. Jedes Mal dachte ich, es kommt ein „es sieht nicht gut aus“. Ich wurde zwar im zweiten Trimester etwas entspannter seit dich die Bewegungen spüren konnte. Aber ich wusste ja auch durch eben dieses Forum, dass bis zum Schluss nichts sicher ist. Tatsächlich habe ich bis zur Geburt gedacht, dass ich kein lebendes Baby haben werde. Verrückt, oder? Der Gedanke war nicht mehr omnipräsent, aber immer mal wieder da.

Nun ja. Unser Regenbogenmädchen wurde gesund und munter in einer wundervollen Spontangeburt nach meinem 39. Geburtstag geboren. Wir genießen seit dem viele Augenblicke mit unserem Sonnenschein bewusst und freuen uns über unser Leben als kleine Familie zu dritt.
Die Frage nach einem Geschwisterkind haben wir uns in den letzten Tagen auch beantwortet: wir werden unser Glück nicht noch einmal herausfordern. Die Risiken sind uns einfach zu groß. Wir sind genauso glücklich wie es ist und werden das Ganze nicht mit einem weiteren Kinderwunschweg belasten.

Was kann ich abschließend sagen:
Auch Ende der 30er kann man sich den Kinderwunsch erfüllen. Der Weg kann aber länger, trauriger und steiniger sein. Mir haben ganz sicher die Supplemente für Pimp my eggs geholfen. Zudem mein Mindset und meine Grundpfeiler: ein Leben ohne Kinder ist wunderbar; wir gehen nicht in eine Kinderwunsch-Klinik; die Deadline ist mein 40er Geburtstag. Und ganz wichtig: der Austausch hier im Forum war immer eine große Stütze, Aufmunterung, Wissensvermittlung und einfach ein Teil meiner täglichen Routine. DANKE an euch alle, die ihr hier eure Geschichten und euer Wissen teilt und so sehr teilhabt. DANKE an Susanne für den Raum, der uns allen so sehr hilft.

Ich wünsche euch, die ihr noch im Kinderwunsch steckt, für euren Weg Kraft, Zuversicht, liebevolle Menschen um euch und die Möglichkeit, auch in kleinen Dingen das positive zu sehen.

Liebe Grüße


zuletzt bearbeitet 08.01.2024 12:48 | nach oben springen


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