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Es ist so unfair.
7 Jahre haben wir darauf gewartet, ein gemeinsames Kind zu bekommen. Er ist der beste Bonuspapa, den man sich vorstellen kann, liebt meine Kids aus erster Ehe wie sein eigenes Fleisch und Blut.
Er war gerade auf Geschäftsreise, als ich bemerkte, dass meine Tage ausblieben. Ich machte einen Test, der ganz leicht positiv war. Ich rief ihn an, er wollte es nicht glauben. Nach der Diagnose „zu 99% unfruchtbar, nur ICSI“ haben wir uns damit abgefunden, dass wir auf natürlichem Wege kein Kind bekommen werden, und dann das!
Der Test am nächsten Morgen war ebenfalls positiv, der am selben Tag bei der FÄ auch.
Er kam früher von der Geschäftsreise heim, wir waren so glücklich, haben es im engsten Kreis verkündet. Nach der Krebsdiagnose mit Todesurteil meines Vaters im Mai endlich wieder ein Lichtblick.
Der Betriebsarzt sprach direkt ein Beschäftigungsverbot aus, ich konnte mich auf den Krümel in meinem Bauch konzentrieren.
In der 7. Woche bekam ich Freitagabend leichte rosa Schmierblutungen, wir fuhren direkt in die Notaufnahme. Vier Stunden warteten wir auf einen Arzt, vergebens. Zwischenzeitlich hatten die SB aufgehört, wir fuhren nach Hause und am Montag bei der Kontrolle bei der FÄ sah ich das Herz meines Krümels wie verrückt schlagen.
Da der Abstrich etwas bakteriell belastet war, bekam ich Vaginaltabletten. Nichts Wildes, wie ich meinte.
Ich rief meinen Mann an, schickte ihm das erste Ultraschallbild, es war perfekt.
Die nächsten zwei Wochen verliefen unauffällig, ich hatte keine Wehwehchen, keine Übelkeit, nix.
Letzten Sonntag bekam ich abends wieder leichte Schmierblutungen. Ich wollte mich nicht verrückt machen, beim letzten Mal war auch alles gut, also erzählte ich meinem Mann erstmal nichts. Im Bett bemerkte ich ein Ziehen im Rücken, das bis in den Po ging, sowie ein Unwohlsein, als ob man Durchfall bekommt.
Auf Klo war mir dann bewusst, dass ich eine FG habe: dunkles Blut mit Gewebe und Krämpfe.
Ich nahm eine Paracetamol, wollte ihn nicht wecken, wer sollte nachts auch mit den Kindern bleiben? Ich wusste instinktiv, dass da nichts mehr zu machen ist.
Morgens erzählte ich es meinem Mann, dann lief alles wie im Stand-by-Modus: Kinder fertig machen, duschen, anziehen, ab zur FÄ.
Auf dem US war kein Herzschlag mehr zu sehen, der Embryo ist seit 2 Wochen nicht gewachsen und war schon hinunter gerutscht.
Überweisung zur Ausschabung, ab ins Krankenhaus, wie im Film.
Auf dem Weg in den OP konnte ich die Tränen nicht zurück halten. Diese ewiglangen Flure! Vorbei an der Wöchnerinnenstation, ich fühlte mich wie im falschen Film.
Nackte OP-Wände, grelles Licht über mir, ich heulte wie ein Schlosshund und konnte das Gelaber der Ärzte nicht ertragen.
Narkose, es war vorbei.
Als ich aufwachte, war ich ruhig. Man brachte mich nach 45 Minuten wieder auf‘s Zimmer, ich war erschrocken, wie ruhig ich war.
Mein Mann holte mich abends ab, zwischenzeitlich musste er nach Hause zu den Kindern. Er wirkte so anders, gar nicht wie der große, Starke, fröhliche Mann, den ich liebte.
Ich hatte Angst, die Kinder zu sehen.
Meinen Großen hat das ganz schön mitgenommen. Der Kleine war ganz pragmatisch, dann klappt es halt beim nächsten Mal.
Wie sehr ich hoffe, dass es beim nächsten Mal klappt! Dass es noch ein nächstes Mal geben wird!
Es fühlt sich so falsch an, nicht mehr schwanger zu sein. Was habe ich falsch gemacht? War es das Antibiotikum, das ich nehmen musste, als ich noch nicht wusste, dass ich schwanger bin?
Ich vermute, dass die erste Schmierblutung bereits die FG eingeleitet hat, aber warum? Oder waren es die Vaginaltabletten?
Ich ernähre mich immer gesund, esse überwiegend bio, ich trinke nicht, habe sofort aufgehört die Elektrokippe zu dampfen. Es ist scheisse! Es ist eine riesengroße Scheisse!
Ich bin so sauer auf Gott, warum nimmt er mir mein Kind UND meinen Vater?
Auf mich selbst, habe ich nicht genug auf mich aufgepasst, bin ich mit meinen 36 Jahren zu alt für ein Baby? Warum mussten wir es schon rumerzählen?
Ich bin sauer auf meinen Mann, warum kann er nicht normal zeugungsfähig sein? Warum wird es jetzt wieder ein Kraftakt, ein Kind zu zeugen? Wenn es überhaupt klappt. Natürlich weiß ich, dass er nichts dafür kann, und natürlich liebe ich ihn über alles, es ist nur einfach meine Trauer, die halt in Gedanken irrationale Wut rauslässt.
Und trotz allem weiß ich, dass es wohl nur Pech war. Dass die Natur das schon regelt, und dass die Natur eben auch ein Arschloch ist.
RE: Jonas Geschichte
in Eure Geschichte 13.12.2019 20:25von Steffi1983 • 1.347 Beiträge | 1356 Punkte
Hey Jona,
das tut mir total leid. Habe eine ähnliche Geschichte. Hab auch schon ne große Tochter und bin 36. Es hätte mein erstes Kind mit meinem jetzigen Freund werden sollen, die Erbse. Hatte auch Antibiotika genommen wegen einer Blasenentzündung, als ich noch nicht wusste, dass ich schwanger war. Mein Kleines hat mich dann im Februar verlassen. Ich war lange Zeit seht wütend und hab nicht verstanden, warum gerade mir so etwas passiert ist. Dann haben wir beschlossen wir versuchen es nochmal. Erbse 2.0 sollte es werden. Und ich muss sagen:du bist njchtbzu alt und es ist nicht zu spät! Wurde ein halbes Jahr nach dem Abgang wieder schwanger und es sieht momentan alles gut aus. Die Halbzeit ist geschafft. Sei wütend und sei zornig! Aber gib nicht auf!
Liebe Grüße
Steffi
Hi Steffi! Danke für Deine lieben Worte und ich freue mich, dass es bei Euch nochmal geklappt hat und alles positiv verläuft.
Ja, ich bin stinksauer, weil Tränen nicht helfen.
Ich könnte alles klein schlagen.
Ich habe dieses Jahr schon so viel geheult wegen meines Vaters, hatte gehofft, dass er mit der Schwangerschaftsverkündung nochmal Zeit gewinnt.
Ich hatte mich für meinen Mann so gefreut, dass er doch noch ein eigenes Kind hat, von Anfang an alles miterleben darf. Er war so enthusiastisch, so bescheuert es sich anhört, aber er hat sogar schon ein paar wenige Babysachen gekauft. Am liebsten würde ich alles verbrennen.
Ich mache fünfzehn Kreuze, wenn dieses Kackjahr endlich vorbei ist.
RE: Jonas Geschichte
in Eure Geschichte 13.12.2019 21:19von Susanne • 4.772 Beiträge | 4790 Punkte
Liebe Jona, mein Beleid zu Deinen beiden Verlusten, ich kann deine Wut total nachvollziehen, ja es ist wirklich einfach richtig scheiße und alles so verdammt ungerecht. Das hört sich vielleicht blöd an, aber geh doch einfach einmal in den Wald, wo du alleine bist und schrei und schlage und lass alles raus was sich jetzt so an Aggression in dir aufgestaut hat. Lass die Wut einmal richtig raus, oder schreibe hier, auch wir sind da definitiv die richtigen Ansprechpartner. Nur bitte gib dir nicht die Schuld, ich bin mir fast sicher, dass du das nicht bist!! Liebe Grüße Susanne
RE: Jonas Geschichte
in Eure Geschichte 13.12.2019 21:53von Steffi1983 • 1.347 Beiträge | 1356 Punkte
Es ist wirklich unglaublich unfair und man ist einfach nur hilflos. Dich hat es wirklich hart getroffen😓-fühl dich gedrückt!!! Deine Wut kann ich gut verstehen.
Bei mir ist dieses Jahr auch ein geliebter Mensch schwer krank geworden und dazu die 2 FG. Wir haben es bald geschafft und dies beschi💢💥💣 Jahr ist endlich rum! Es kann nur besser werden 🍀
Danke, Ihr beiden.
Es ist merkwürdig, jetzt nach einer Woche. Die Blutungen haben aufgehört, morgen habe ich den Kontrolltermin bei der FÄ. Ich hoffe, dass die Untersuchungsergebnisse der FG da sind und ich erfahre, woran es gelegen hat.
Ich habe mich damit abgefunden, habe am Freitag, als mein Mann seine Weihnachtsfeier hatte, einen langen Brief an das ungeborene Kind geschrieben. Hat mich erleichtert.
Was aber echt krass ist: nachdem mein Vater ja nun palliativ zu Hause behandelt wird und künstlich ernährt wurde sowie beatmet werden sollte, hat die Palliativärztin letzte Woche festgestellt, dass die Lunge, welche eigentlich komplett vom Krebs befallen und verstopft wurde, wieder Luft bekommt, was heißen muss, dass der Krebs schrumpft.
Ich weiß gar nicht, ob ich mich überhaupt freuen darf, nachdem ich schon damit gerechnet habe, dass er Weihnachten nicht überlebt.
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