Ich hatte diese Woche nach einem stillen Abort in der 10. SSW die Absaugung aufgrund von Schmerzen und dem Gefühl, etwas Totes in mir zu haben. Ich hatte vorher machmal schon mit ihm/ihr gesprochen, aber seitdem ich es wusste, fühlte sich das nicht mehr richtig an. Mein Partner ist deutlich älter und hat selbst schon Kinder im Teenager Alter. Am Tag vor der Operation hatte er Streit mit seiner Großfamilie, weil seine Tochter krank ist. Ich saß weinend im Wohnzimmer und er tröstete mich nicht, im Bett später suchte er aber die Nähe. Nach der OP war er ganz süß, aber abends schon war er nur noch mit seiner eigenen Familie beschäftigt und am nächsten Tag , bis auf eine kurzes Essen, auch. Seine Tochter hat morgen Konfirmation. Ich hatte heute überlegt hinzugehen, weil er bei seiner Familie ausschließt und ich gerade in der Trauer den Kontakt zu Gott suche. Er hat es abgelehnt und ich werde es auch nicht tun, möchte nicht ungewollt sein. Ich habe mir die letzten Tage und die letzten zwei Wochen einen Partner, der mich in den Arm nimmt und das mehr als nur einen Tag danach. Er hat sich immer mehr um die Kinder gekümmert, mehr auch als sonst und kann sonst auch schwer Nähe zulassen, außer wenn sie von ihm kommt. Anfangs hat er sich auch über das Kind gefreut , aber das hat sich nach zwei Wochen geändert. Ich habe ihm gegenüber mittlerweile sehr gemischte Gefühle. Ich liebe ihn, aber ich fühle mich alleine. Als zählen nur seine Kinder und ich müsste halt die Situation "aushalten", wie er es nennt. Ich ertrage den Gedanken morgen nur sehr schwer, dass er lachen wird, dass er eine Rede halten wird, wie sehr er seine Tochter liebt , während er unser Kind nicht wollte. Über gemeinsame Erinnerungen mit seiner Exfrau spricht, die ich nie mit ihm haben werde. Ich weiß momentan nicht, ob ich noch Kinder möchte, für den Gedanken ist es zu früh, aber ich weiß nicht mehr, ob die Beziehung Sinn macht, wenn er nicht mal an den dunkelsten Tagen für mich da sein kann

Guten Morgen!
Es tut mir sehr leid, dass du dein Kleines gehen lassen musstest.
Für deinen Partner war das Kind noch nicht real, für dich hingegen mit den ganzen Hormonen und körperlichen Veränderungen schon. Männer trauern anders und wollen für uns stark sein. Ich glaube, genau das trifft auf deinen Partner auch zu. Und dein Partner ist derzeit zusätzlich abgelenkt/ belastet/ gestresst von seiner Großfamilie, seinen Kindern.
Ich hatte mittlerweile drei Fehlgeburten und bei meinem Partner und mir ist das genauso. Ich trauere offensichtlicher, er macht das mit sich aus, ist jedesmal wieder super schnell in den Alltag zurückgekehrt. Er möchte nicht über Kinder oder Kinderwunsch sprechen, er möchte zwar Kinder, aber wenn es nicht klappt, ist das auch okay. Mit Tränen kann mein Partner nicht umgehen und ich hätte oft eine Umarmung gebraucht, die ich wenn aber einfordern musste, von ihm aus würde da nichts kommen.
Du siehst, du bist nicht alleine. Fühl dich gedrückt.
Vielleicht könntest du dir morgen eine Gemeinde suchen, die morgen keinen Konfirmationsgottesdienst feiert? Mache auf jeden Fall was, was dir gut tut und was dich ablenkt.
Mir haben übrigens die Gespräche mit einer Heilpraktikerin sehr geholfen und ich bin auch in einer Selbsthilfegruppe. Vielleicht wäre das auch was für dich?

Danke für deine geteilte Erfahrung und für einen anderen Blick darauf. Und es tut mir auch leid , dass du einen Verluste hinnehmen musstest.
Ich bin normalerweise nicht egoistisch, aber gerade bin ich es und finde, dass es in der Situation auch angemessen ist. Ich habe ihn zuletzt am Donnerstag gesehen und sehe ihn auch am Donnerstag erst wieder, aber ich würde eigentlich trotz der Konfirmation erwarten, dass er Zeit hat oder ich zumindest zu ihm kommen kann. Für heute wurde es offengelassen und vorhin hat er geschrieben, dass er die Erfahrungen erstmal verarbeiten muss, ich denke, es geht dabei um die Konfirmation. Gestern meinte er, ich müsse die Situation gerade eben aushalten. Am liebsten würde ich schreiben, dass ich für ihn keine Priorität habe, was ja auch der Fall ist, aber ich denke nicht, dass das was bringt. Kinder und Partner sollten ab einem gewissen Alter in einem gewissen Verhältnis zueinander stehen und das Kind nicht mehr stets vorgehen. Wie reagierst du denn, wenn er sich nicht kümmert, fühlst du dich dann auch ohnmächtig ? Und danke auch für den Tipp mit der Heilpraktikern und der Selbsthilfegruppe. Ich bin bereits in Psychotherapie und habe am Dienstag wieder eine Sitzung. Meine Familie war dieses Wochenende zu Besuch und sie konnten mir auch ein wenig helfen, sehen es aber oft anders als ich
Liebe Grüße

Danke Susanne, auch für deine Nachricht. Bist du denn der Meinung, dass man sich in solch einer Zeit der Trauer und des Verlusts auf seinen Partner verlassen können sollte, was das nun auch immer für dich bedeutet ? ich differenziere stark zwischen Freunden und Partner, weil der Partner für mich eigentlich im selben Boot sitzen sollte, da die Frauen nun leider diejenigen sind, die schwanger werden . Ich möchte von meinem Partner erwarten können, dass ich in dringenden Situationen zu ihm kommen kann und er nicht sich für Tage komplett zurückzieht. So denke ich auch bei Freunden, nur eben weniger radikal. Aber ich erfahre überall, bis auf bei meiner Familie, dass sie es nicht für mich tun würden, ich für sie hingegen schon. In der Partnerschaft wie in der Freundschaft.
Und den Gottesdienstbesuch werde ich in den nächsten Wochen auf mich nehmen oder ein Gespräch mit dem Pastor suchen. Ich bin sehr religiös aufgewachsen und es hat mir als Kind viel Halt gegeben. was hat dich denn abgelenkt ?

Ich finde schon, dass ein Partner für dich da sein sollte. Allerdings ist es manchmal auch schwer alles auf eine Schulter zu verteilen und auch sehr gut, viele Menschen mit einzuspannen.

Nur aus der Ferne gedacht, sieht es so aus, als ob du dringend in Ruhe mit ihm reden musst, dass du Nähe bräuchtest und du verstehst, dass er viel zu tun hast, aber auch einen Zeitpunkt brauchst, der für dich und deine Trauer da sein muss. Vielleicht auch mit einem Gedanken, wann das sein soll.
Und auch eine Auseinandersetzung damit, ob er noch weitere Kinder haben möchte und herausfinden was deine Konsequenz aus welcher Antwort sein wird. Es wirkt ja so, als ob du sehr gerne eine Kind (mit ihm?) hättest?
Und auch dass ein wenig Neid gegenüber den Kinder da ist. Ich zum Beispiel empfinde sehr viel Neid meinen Freundinnen die alle schwanger sind gegenüber. Das zu akzeptieren hat auch ne Weile gedauert.

Ich könnte mir schon vorstellen, dass er Ablenkung sucht, denke aber auch, dass es nicht cool ist, wenn er dich dabei vergisst. Wie gesagt, vielleicht braucht ihr wirklich Raum zum reden.

wie geht es dir gerade? Hat sich an deiner Situation etwas geändert?

Mittlerweile sind wir in einer starken Beziehungskrise. Er zieht sich zurück, was bei ihm typisch für seinen Bindungstyp . Wir waren letzte Woche bei einer Paarberatung, aber die Frau war auf seiner Seite und hat mich nicht ernstgenommen. Wir sind in Kontakt, aber das Thema Fehlgeburt ist nicht präsent in unserer Beziehung. Für mich ist das Thema Beziehungretten so präsent, dass ich die Trauer über den kleinen Engel verdränge, herunterschlucke und kaum mehr Zugang finde. Mein Vater lebt im Ausland und hat mir eine Taufkerze geschickt(er ist Pfarrer ) , bevor es passiert ist und sie gibt mir Kraft. Nach dem ersten Termin heute wieder bei der Frauenärztin zur Kontrolle habe ich wieder meiner Trauer auf das , was mir genommen wurde, verspürt und die Wut auf meinen Partner. ich fahre morgen für ein paar Tage weg und finde so hoffentlich mehr zu mir , auch durch meinen kleinen Neffen, der mich sehr an den Verlust erinnern wird. Ich habe mittlerweile die Meinung, dass mein Partner nicht mit mir trauern muss, weil er als Mann die körperlichen Veränderungen nicht erlebt, aber ich möchte , dass er mir die Trauer nicht abspricht (was er auch nicht tut) und auch vor ihm traurig sein können, womit ich allgemein bei jeglichen Menschen Probleme habe. Ich danke dir sehr für deine Nachfrage.