Hallo meine Lieben,

ich möchte heute mal ein Thema ansprechen, welches für viele von uns hier nicht leicht ist.
Thema: Einladung zur Babyparty

Kurz zu meiner Geschichte: Ich hatte im letzten Jahr 4 Fehlgeburten, daher sind wir seit September in der KIWU Klinik "in Behandlung."
Wir warten momentan auf die Befunde der Gebärmutterspiegelung + Biopsie und dann sehen wir wie die Reise weitergeht.
Es gibt Tage, da ist mein Nervenkostüm so dünn, dass ich bei Themen rund um glückliche Schwangerschaften und Babies den Raum verlassen muss bzw. weghören muss (so geht es eben geht). Es macht mich dann so traurig, dass mein ganzer Körper von da an runterfährt und ich den Rest des Tages in meiner Blase lebe und irgendwie nicht mehr ganz klar denken kann. Das ist nicht immer so, bitte versteht mich nicht falsch. Aber hin und wieder muss man echt viel ertragen.

So wie heute. 2 meiner besten Freundinnen sind momentan schwanger. Und ich freue mich wirklich für die beiden! Dennoch fällt es mir schwer mit ihnen über die Schwangerschaften zu sprechen oder Fragen darüber zu stellen.
Ich kann mich dann selbst nicht leiden und ich wollte auch NIE so sein. Ich gebe zu, dass ich wahrscheinlich ich ihrer Situation denken würde: "Was ist denn mit ihr los, vergönnt sie es uns nicht?". Ich stehe mir ein bisschen selbst im Weg, aber es schwirren einfach zu viele Gedanken in meinem Kopf herum, der schlimmste davon ist: Ich werde es vielleicht nie selbst erleben dürfen/können.

Heute ist die Einladung zur 1. Babyparte eingetrudelt. Mit Kaffee, Tee, Kuchen & Spielen. Natürlich rund um die Schwangerschaft & rund ums Baby. Auch wenn ich damit gerechnet habe, war es wieder ein richtiger Dämpfer und ich könnte momentan nur mehr weinen. Warum bin ich so? Warum kann ich mich nicht einfach freuen?
Ich habe richtig richtig Angst vor dieser Party und weiß auch noch nicht ob ich mir das antun kann. Es ist sehr egoistisch, ich weiß.

Wie geht ihr damit um? Wart ihr schon in so einer Situation?

Danke für eure Nachrichten.

Liebe Grüße,
Katharina

Liebe Katharina,
du sprichst mir so arg aus der Seele. Ich glaube deine ganzen worte habe ich erst meiner freundin heute gesagt. Ich denke wie, ich fühle wie du.

Gestern war meine beste freundin da und sie haben ab diesem zyklus mit kiwu gestartet.
Und sie erzählt mir einfach immer davon. Auch wenn ich sage, ich habe dafür keine Kraft momentan. Natürlich würde ich es ihr gönnen, aber gleichzeitig erinnert sie mich immer daran dass es bei uns nicht geklappt hat! Nur kurz zu mir: wir haben seit nun mehr als 2 jahren kinderwunsch und ich hatte 3 fehlgeburten, keine kinder. Und da denke ich genau wie du: was wenn ich es nie erleben darf? Zudem bin ich in der familie und Freundeskreis die 1. Die schwanger geworden ist und den wunsch hatte. Umso schwerer, weil ich das gefühl nicht kenne wenn meine Freundinnen schwanger werden.

Ich versuche mich sooo sehr abzulenken, gerade weil ich am wochenende echt geknickt war weils mit dem schwanger werden in dem zyklus nicht geklappt hat. Und sie lässt mich nicht auf andere gedanken kommen, indem sie immer davon anfängt..

Mir geht es sehr sehr ähnlich und auch ich würde mich um rat der anderen freuen 😔

Fühl dich gedrückt, du bist nicht allein ❤🍀

Liebe Katharina,

ich kann so gut nachvollziehen, was du schreibst. Babyparties sind mir bislang zum Glück erspart geblieben; das macht bei uns im Bekannten- und Freundeskreis irgendwie niemand. Aber ich kenne diese Gefühle nur zu gut.
Ich kann es mal besser, mal weniger gut ertragen, Schwangere um mich zu haben. Und versuche da inzwischen vor allem, auf mich zu achten und habe auch schon Events oder Treffen, zu denen ich eingeladen war, abgesagt, wenn ich das Gefühl hatte, dass ich es nicht ertragen kann. Ich würde es einfach offen kommunizieren und sagen, dass es dir schwer fällt - und ganz fest davon ausgehen, dass deine Freundinnen Verständnis dafür haben. Vielleicht kannst du kurzfristig entscheiden, ob du hingehen magst oder nicht, je nachdem wie du dich fühlst? Es hat ja nichts damit zu tun, dass du es ihnen nicht gönnst. Aber der eigene Schmerz ist oft so wahnsinnig groß - und diese über alles schwebende Frage, ob man das jemals auch erleben darf.

Das Baby meiner Schwägerin ist heute auf die Welt gekommen und klar ist es schön, dass bei ihr - schon zum zweiten Mal - alles so super geklappt hat. Aber es fiel mir so schwer, das erste Foto heute zu sehen und mich zu freuen. Da war soviel Schmerz und auch Neid in mir und gleichzeitig habe ich mich so dafür geschämt, dass ich das fühle und mich nicht einfach nur freuen kann. Mit Babykarten geht es mir auch oft so. Da schnürt‘s mir jedes mal die Kehle zu, wenn wir eine in der Post haben; vor allem bei denen, wo es einen zeitlichen Bezug zu unseren FG oder den ausgerechneten ETs gab.

Was ich sagen will, ist, das sind total normale und verständliche Gefühle mit solchen Vorgeschichten. Und man sollte sie zulassen dürfen. Denn sie sind ja eh da - ob man sich jetzt schlecht dafür fühlt oder sie verdrängt oder nicht. Oft tut es besser, solche Gedanken und Gefühle zu akzeptieren und sich zu sagen, dass sie einen Grund haben. Denn den haben sie.
Und ich finde es ganz wichtig, da auf sich selbst zu hören und sich auch zu schützen, wenn es geht. Ganz oft hat man es ja nicht in der Hand - wenn im Büro oder im Freundeskreis zum Beispiel die nächste und die nächste Schwangerschaftsankündigung kommt. Wenn du also die Möglichkeit hast, selbst zu entscheiden, ob du dich dem aussetzen und es aushalten kannst oder nicht, dann ist das ja erstmal gut, finde ich, und ich würde da immer versuchen auf mich hören, so gut es geht. Und wenn du das Gefühl hast, du willst dir den geballten Schmerz in Partyform nicht geben, ist das nur zu verständlich und total okay.
Vielleicht kannst du dich aber auch gut abgrenzen und die Angst davor ist im Vornherein viel größer und am Ende wird es vielleicht auch nett. Auch das hatte ich schon.

Vielleicht kannst du einfach ehrlich sein mit deinen Freundinnen. Und wenn es einmal angesprochen ist, ist es bei dir vielleicht auch nicht mehr so ein großer Kloß im Hals, weil du weißt, dass es ganz allein deine Entscheidung ist, ob du hingehst oder nicht und dass beide Entscheidungen absolut in Ordnung sind.

Eine feste Umarmung und alles Liebe ☀️

Liebe Katharina,

Das was du beschreibst, kann ich sehr gut nachvollziehen, ich kenne das auch von mir, dass der Körper "runterfährt" und man wie in einer Blase lebt und rückblickend waren das bei mir immer extreme Belastungssituationen, in denen ich ziemlich am Rande war.
Es kommt auf die Beziehung zu deinen Freundinnen an würd ich sagen. Wenn du offen und ehrlich mit ihnen sprechen kannst, ist das sicher der beste Weg. Ich denke mal, dass eine gute Freundschaft das aushalten sollte und vor allem auch genug Verständis für deine Situation da sein sollte!
Ist vielleicht ein etwas seltsamer Vergleich, aber wenn aus der engen Familie jemand sterben würde, würde doch auch kaum einer mit Unverständnis reagieren, wenn du nicht ne Woche später auf ein Geburtstagsfest gehen wolltest oder? Irgendwie scheinen FG zu oft noch als Kleinigkeit abgetan zu werden, so dass man selbst das Gefühl hat, man solle sich nicht so anstellen und einfach mal wieder normal weitermachen. Aber für mich hört es sich so an, als ob du wirklich grad sehr zu kämpfen hast und ich finde es sehr wichtig, dass du gerade jetzt deine Bedürfnisse nicht ignorierst und gut für dich sorgst. Ehrlich gesagt denke ich auch, bei den Babyparties sind meistens eh genug Mädels und Trubel, da macht es für diejenige vielleicht nicht so viel aus, wenn eine weniger dabei ist. Für dich wäre es aber wahrscheinlich ein wahnsinnig anstrengender und schlimmer Tag. Vielleicht kannst du dich statt dessen ja mit der Freundin alleine treffen, ehrlich mit ihr über die Situation sprechen und möglicherweise fällt es dir im kleineren Rahmen einfacher, auch ein bisschen mit ihr über ihre SS zu sprechen?
Keine leichte Situation, ich wünsche dir,dass du für dich einen guten Weg findest ❤️

Liebe Katharina,

Ich kann mich meinen Vorrednerinnen anschließen. Eine gute Freundschaft kann mit der Wahrheit leben und es wird Verständnis gezeigt. Bei einer eher oberflächlichen, nicht so starken Freundschaft würde ich aus gesundheitlichen Gründen absagen... Aber ich würde nicht auf eine Feier gehen, bei der ich nur sehen müsste, dass keine Tränen kommen....

Auf eine Babyparty wurde ich in meiner schlechten Phase nicht eingeladen, jedoch auf die Kommunion meines Neffen. Dort wäre aber eine schwangere Verwandte mit Babybauch gewesen... Ich hatte abgesagt, weil es mir nicht gut ging... Das kam bei meinem Bruder nicht gut an. Es gab zunächst kein Verständnis... Meine Schwester hat unserem Bruder später den Kopf gewaschen und ihm deutlich gesagt, dass es mir schlecht ginge und es nichts, rein gar nichts mit ihm oder seinem Sohn zu tun hat...und ich eben eine Familie brauche, die mir Zeit und Raum gibt, das sei die einzige Hilfe, die ich brauchen könnte und die sie mir geben könnten. Es hat gedauert, aber er hat es schlussendlich verstanden und mir meinen Freiraum gelassen. Wir verstehen uns wieder 😊 wahrscheinlich sogar besser als vorher...

Hör auf dein Bauchgefühl, es wird die richtige Entscheidung treffen. 🤗

Hallo ihr Lieben!

Erstmal vielen vielen Dank für eure ehrlichen Antworten, welche mich nach diesem grauen Tag aufgebaut haben. Es ist schön, wenn man offen über seine Gefühle schreiben kann und sich nicht verstellen muss.
Danke, dass ihr da seid und wir uns alle gegenseitig so viel Kraft geben. Danke, dass ihr eure Erfahrungen mit mir teilt.

Ich habe nicht gleich abgesagt, sondern Bescheid gegeben, dass ich noch nicht weiß ob es bei mir zeitlich klappt.
Ich denke, dass ich am Ende auf mein Bauchgefühl hören werde und meine Tagesverfassung abwarte. Es werden nämlich von 7 Mädels 3 Schwangere auf der Party sein und das wird nicht ganz einfach. Meinen ersten Schock habe ich ein bisschen verdaut und nun lenke mich ab, bis ich mir wieder den Kopf darüber zerbrechen muss.
Während unserem Hausbau ist das momentan eh nicht so schwer.

Mit meinem Freund hatte ich auch eine kleine Diskussion, weil er der Meinung ist, dass ich mich "früher oder später" der Sache stellen muss. Er sieht das oft zu nüchtern und das verletzt mich. Aber ich glaube, dass er besser damit umgehen kann, weil er nach vorne schaut und positiv bleiben möchte.

Wie gehen eure Partner damit um, wenn ihr mal down seid?

Liebe Grüße
Katharina

Ich finde, das klingt total gut, was du schreibst. Hör auf dein Bauchgefühl und schau, wie es dir an dem Tag geht.
Schade, dass dein Freund da so wenig empathisch ist. Das habe ich schon von mehreren Freundinnen gehört, dass ihre Partner da sehr sehr unterschiedlich mit umgehen und sich teils extrem schwer hineinversetzen können.
Meine Frau ist da zum Glück sehr verständnisvoll in solchen Situationen, wenn es mir nicht gut geht mit etwas. Sie kann meist besser mit solchen Situationen umgehen, obwohl es sie genauso schmerzt. Aber sie kann sich da irgendwie besser abgrenzen. Und sagt mir gleichzeitig, ich soll so machen und entscheiden, wie es mir damit am besten geht.

Hallo Katharina,

zu deiner Frage, wie die Partner damit umgehen: Mein Mann leidet auch, definitiv, aber er zieht sich dann in sich zurück und möchte nicht darüber sprechen. Ihn belastet das Sprechen sehr. Ich bin umgekehrt, ich möchte ganz viel darüber sprechen. Bei mir bricht auch, im Kontext einer Fehlgeburt, die Trauer aus mir heraus. Ich glaube, er ist dann ein wenig überfordert mit der Situation. Aber zwischendurch sagt er mir auch Dinge, die einfach Mut machen, die nach vorne schauen lassen. Er geht also nicht nüchtern damit um, aber schützt sich so gut es geht vor der Trauer.

Hallo Katharina,

Die Reaktion deines Freundes ist wahrscheinlich gar nicht so unüblich für Männer, ohne jetzt irgendein Klischee bedienen zu wollen. Aber ich glaube wirklich, dass die meisten Männer da einfach eine andere Herangehensweise haben.
Ziemlich kurz nach meiner ersten FG war ich an einem Tag relativ down und mein Mann empfand es wohl als tröstlich mir zu sagen, dass es vielleicht einfach kein zweites Kind bei uns sein soll und falls das so ist, wir uns halt damit abfinden müssen. Für diese Unsensibilität hätte ich ihn am liebsten an die Wand geklatscht aber ich konnte es ihm dann auch erklären (nach meinem Wutausbruch 😬). Er meinte das auch gar nicht blöd, eher sehr pragmatisch und ich sag mal faktenbasiert. Aber in so einer Situation geht es halt nicht nur um die Tatsachen (es ist dir ja klar, dass du dich früher oder später so einer Situation wirst stellen müssen) sondern es sind auch noch so viele Gefühle im Spiel und es braucht einfach seine Zeit, bis das alles verarbeitet ist. Das ist, glaube ich, für die Männer manchmal schwer zu verstehen.
Lange Rede, kurzer Sinn: die Aussage deines Freundes hat dich bestimmt getroffen und verletzt aber das war sicher nicht seine Absicht, sondern eher die "maskuline", etwas plumpe Art, mit der Situation umzugehen 😊
Liebe Grüße