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Der Trauerprozess

in Ich bin einfach sehr traurig und möchte reden 19.05.2020 09:02
von Susanne • 4.598 Beiträge | 4616 Punkte

Es zieht ein gewaltiger Sturm auf, der Himmel wird schwarz, der Wind fängt an zu tosen und peitscht die See auf. Die Wellen schlagen einem über dem Kopf zusammen und man droht unter zu gehen. Man kann kaum den Kopf über Wasser halten, man ist in Panik, verzweifelt, außer sich vor Angst, weiß nicht, ob man das übersteht. Die Wellen kommen aus allen Richtungen, völlig unkontrolliert, sind meterhoch und drücken einen immer wieder unter Wasser.
Irgendwann lässt der Sturm etwas nach, die See beruhigt sich. Man kommt wieder zu Atem, kann etwas ausruhen, die Orientierung gewinnen. Es kommen immer noch Wellen, aber diese sind absehbar und nicht mehr so unkontrolliert von allen Seiten.

Irgendwann werden die Abstände der Wellenberge größer, die Wellenkämme kleiner. Die See wird ruhiger. Es kann immer mal wieder ein Sturm aufziehen, aber man ist vorgewarnt.
Die Trauer oder mindestens Schatten davon werden einen das ganze Leben lang begleiten. An diesen Begleiter, der mal mehr, mal weniger leise ist, wird man sich leider gewöhnen müssen und ihn als gegeben und zum jetzigen Leben gehörend annehmen.

Und es wird immer mal wieder Phasen geben wie etwa der Entbindungstermin, Weihnachten oder der Todestag an denen man wieder mehr traurig ist. Aber die Phasen, in denen es nicht mehr so tief innen schmerzt, werden weniger und besser auszuhalten. Die Sehnsucht wird ewig anhalten und auch wird man nicht vergessen. Das heißt es als permanente Narbe zu akzeptieren. Die Trauer wird aber irgendwann nicht mehr das Leben bestimmen und so viel Raum einnehmen.

Die See wird ruhiger- irgendwann…

Ich hoffe, das Forum kann Euch in dieser Zeit der Rettungsring sein bis Ihr wieder selber schwimmen könnt.


zuletzt bearbeitet 19.05.2020 09:17 | nach oben springen


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