Ich habe mich in einem allgemeinen Forum für alle Themen, über ein mögliches Tattoo ausgetauscht, die Frage war, ob es meine lebenden Kinder auch miteinbeziehen sollte oder eins nur für mein Sternenkind unfair den anderen Kindern gegenüber wäre. Nur das war die eigentliche Frage, nicht ob meine Trauer gerechtfertigt ist oder ob es ein Kind war oder nicht.
Die Reaktion waren teilweise grausam. Mir wurde geschrieben, dass der Wunsch gestört wäre, dass das überzogen wäre, dass es nur ein Zellhaufen gewesen wäre, dass ich eine "Verlustpsychose" hätte, dass es kein Kind war, sogar dass es vor der 24.Woche kein Sternenkind sei.
All das, weil ich erwähnte, dass es um mein Sternenkind geht, welches in der 10.Schwangerschaftwoche in meinem Bauch starb und es aus der Sicht dieser Personen in so einer frühen Schwangerschaftswoche komplett ungerechtfertigt sei.

Andere schrieben auch, man sollte einen Schrein, den man für das verlorene Kind hat, abbauen nach einer gewissen Zeit, besser kein Tattoo haben, dass man einfach loslassen sollte.
Denn all das stehe der Heilung im Weg.

Und nun frage ich mich wieder, ob ich komplett unnormal bin, dass ich diese Dinge noch immer habe bzw. will, dass ich noch immer viel über dieses Kind nachdenke und ob das meine Heilung tatsächlich verhindert.
Ich muss sagen, ich denke jeden Tag an dieses Kind, ob ich etwas habe, das mich daran erinnert oder nicht, das kann ich nicht abstellen, auch nach über 4 Jahren, die es her ist.
Wie seht ihr das?
Wie ist euer Umgang mit Verlusten, die schon länger zurückliegen?

Liebe Jani,

es tut mir sehr Leid, dass du so unschöne Reaktionen auf deine Frage erhalten hast.

Natürlich bist du nicht unnormal! Jeder geht mit Trauer anders um und dabei ist es ganz gleich, aus welchem Grund man trauert.

Ich hatte im Mai 2019 eine Fehlgeburt, festgestellt in der 14. SSW, Entwicklungsstand 9. SSW und auch ich denke noch hin und wieder daran.
Ich habe mir damals ein Sternenbärchen anfertigen lassen, das mich auch heute noch an die FG erinnert. Den Verlust habe ich allerdings relativ schnell und gut verarbeitet, was wohl auch daran lag, dass ich wenige Monate danach wieder schwanger wurde und mittlerweile zwei wundervolle Jungs habe. Und trotzdem frage ich mich manchmal, wie wohl alles verlaufen wäre, wenn das Baby das Licht der Welt erblickt hätte und ob es auch ein Junge war oder vielleicht ein Mädchen.

Ich denke, die Gedanken lassen einen nie ganz los und ich finde es eigentlich ganz schön, wenn man eine (dauerhafte) Erinnerung schafft, denn so ein Erlebnis ist ja doch recht prägend und begleitet uns ein Leben lang.

Die Idee mit dem Tattoo finde ich übrigens sehr schön. Ich hatte auch anfangs den Plan, mein Sternchen und seine Brüder in einem Tattoo zu verewigen. Bisher habe ich mich aber noch nicht getraut. Ich habe diesen Wunsch noch nie meinem Mann ggü geäußert und ich könnte mir vorstellen, dass er, gerade die Idee mit dem Sternchen, etwas belächelt, denn er „verschwendet“ absolut gar keinen Gedanken mehr daran.

Ob du aber nun nur dein Sternchen verewigst oder auch die Geschwister, diese Entscheidung kann dir niemand abnehmen. Ich denke aber nicht, dass es den lebenden Geschwistern ggü unfair wäre, wenn du dir nur ein Tattoo fürs Sternchen stechen lässt.

Die Kinder hast du ja tagtäglich um dich herum, das Sternchen ist aber nicht „greifbar“. Außerdem könntest du das Tattoo ja auch später noch erweitern und die Geschwister nachträglich hinzufügen.

Hast du denn schon eine Idee für ein Tattoo?

Liebe Grüße
Denise

Danke für eure Antworten!

Ja, ich bin auch dankbar für das Forum hier.
Man sieht ja, wie Trauer über so einen Verlust in der Gesellschaft behandelt wird und warum Aufklärungsarbeit und Vernetzung von Betroffenen so wichtig ist...

Liebe Jani,

Ich finde solche Foren ganz schlimm. Bisher hab ich nur mit diesem Forum hier gute Erfahrungen gemacht (danke Susanne).

Jeder trauert anders. Der eine länger, der andere kürzer. Lass dir da kein schlechtes Gefühl machen.

Ich habe ein Armbändchen mit einem Stern. Und als meine 2 Wunder geboren wurden, hat mir mein Mann jeweils einen Anhänger in Form ihrer Spitznamen (Tiere) geschenkt.

Ich trage es jeden Tag. Manchmal überkommt es mich und ich denke über die Bedeutung nach. Manchmal freue ich mich auch nur über das schöne Armband.

Auch bei den Schnullerketten meiner Wunder war mir ein Sternchen wichtig. Sie gehören dazu und meiner Meinung nach ja auch zusammen die Geschwister.

Dein Tattoo ist deine Entscheidung, lass dir da nichts einreden. Du starrst das tattoo ja vermutlich nicht dauernd an. Du trägst es nur bei dir.

Ich denke nicht dass du deine lebenden Kinder in das tattoo mit einbeziehen musst, aber wie die Geschwister irgendwann damit umgehen weiß man leider nicht vorher.

Liebe jani,

ich kann voll und ganz verstehen das du dir ein tattoo machen möchtest, das habe ich auch vor und werde es auch machen!
Ich beziehe meine ganze Familie mit ein...mein Mann, meine beiden Töchter und nein Sternchen!
Ich werde mir einen Blumenranke stechen lassen, mit zwei großen Blumen, zwei kleinen und einer Knospe als Zeichen des Sternchen...ich freue mich darauf denn für mich ist es wichtig dies immer bei mir zu haben um besser damit umgehen zu können.
Mein Verlust war in der 11 SSW, festgestellt in der 8ssw wobei der Embryo schon resorbiert wurde.

Wir haben nur so etwas greifbares für unsere Sternchen da und so ist es ein Teil von uns.
Meine Schwiegermutter hat mir auch eine Kette geschenkt mit einem großen Herz wie drei kleine dran hängen (2 in silber und eins in Rose) war sich auch sehr toll fand und ich weinen musste vor Freude 😊

Also tue das was du für richtig hälst und denke nicht daran was die anderen von dir denken, denn es geht um dein Seelenheil!

Lass dir bitte nicht einreden, dass es weniger schlimm ist, nur weile die Fehlgeburt früh war, ein Verlust ist ein Verlust. Wir haben unser erstes Kind Anfang 2022 verloren und obwohl mittlerweile unser kleiner gesunder Schatz seit 3 Monaten hier ist, denke ich oft an das erste Baby. Das wird auch so bleiben und das ist auch ok, denn es gehört zu unserer Lebensgeschichte dazu.
Hör in dich hinein, wie du das Tattoo haben möchtest und setz es genauso um, es ist für dich und niemand anders hat darüber zu urteilen.

Schade, dass du in dem anderen Forum so wenig Verständnis bekommen hast, ich denke hier fühlen wir alle ähnlich.

Danke an alle für eure lieben Worte.
Ja, mir fällt das immer wieder auf, dass der Umgang in der Gesellschaft bei Menschen ohne Berührungspunkte mit dem Thema meist sehr rau und empathielos ist.
Was leider dazu führt, dass Betroffene sich sehr einsam und unverstanden fühlen.

Vanessa, das ist echt eine schöne Idee für dein Tattoo.

Hallo jani, dein Verlust tut mir sehr leid.
Mein erstes Sternchen ist vor knapp drei Jahren gegangen. Danach folgten noch zwei, eine lebende Tochter und eine Eileiterschwangerschaft. Jeden Tag denke ich irgendwie daran. Sie sind ein Teil unseres Lebens und machen das aus uns, was wir jetzt sind.
Von meinen Schwestern habe ich eine Kette bekommen. Es ist eine kleine Schale über der ein Lebensbaum liegt. Der Lebensbaum steht für alles Leben und dahinter sind drei kleine Perlen versteckt. Als Symbol für die Sternchen. Für die Eileiterschwangerschaft bekomme ich auch noch eine kleine Erinnerung an die Kette.
Wenn du ein tattoo möchtest, dann ist das deine freie Entscheidung. Lass dir von niemanden etwas einreden. Ob deine lebende Kinder einen Platz darin finden sollen kannst nur du herausfinden. Ich finde es nicht unfair, wenn sie nicht ein Teil werden ;)

Liebe Jani!

Es tut mir total leid, dass du diese Erfahrung machen musstest. Wenn ich deine Geschichte lese, dann werde ich einfach nur wütend! Menschen können so grausam sein.
Du musst überhaupt nichts machen, was ANDERE für richtig halten. Mach das, was DU für richtig hältst und was DIR gut tut.
Ich habe 5 Sternchen im Herzen und meine Hannah, die ich in der 22. SSW gehen lassen musste, wird immer bei mir sein. Ich trage mit Stolz mein Sternenkindermama-Armband und wir haben zuhause mehrere Ecken mit kleinen Erinnerungen. Das wird sich auch nie ändern, nur weil es vielleicht Jahre her ist. Der Verlust wird immer weh tun, auch wenn der Schmerz heute leichter zu ertragen ist. Wir haben unsere Situation und unser Schicksal akzeptiert und unsere Kinder gehören zu uns. Ich finde es sowieso anmaßend Menschen vorzuschreiben, was sie besser machen sollen und und und...

Ich musste leider auch so eine ähnliche Erfahrung machen. Mir hat eine Psychotherapeutin geraten, dass wir die Erinnerungsecke irgendwann verräumen oder sogar "entfernen" müssen. Da haben bei mir alle Alarmglocken geläutet und ich bin nie wieder hin gegangen.
Diese Erfahrung hat mich, auch wenn das jetzt vielleicht blöd klingt, stärker gemacht. Ich stehe zu meinen Entscheidungen was unsere Sternchen betrifft und wenn mir jemand blöd kommen würde, ich weiß nicht was ich dem/derjenigen sagen werde.

Sei stark und stehe zu deinen Gefühlen! Es muss nicht jeder um dich herum verstehen, sondern wichtig ist, was dein Herz sagt. Fühl dich gedrückt ❤️

Die Leute im Forum hatten sicher nie einen Verlust.
Ich geh ja auch zu Opa auf den Friedhof und Pflege das Grab. Wie ein Dutzend anderer Menschen. Da sagt ja auch keiner lass verwahrlosten um zu vergessen, zu verdrängen.

Wir haben für unseres auch ein Grab, plus in der Wohnung eine kleine Figur zur Erinnerung. In jedem Mutterpass den später das jeweilige Kind bekommt steht das tote Baby namentlich drin.

Es hat ja gelebt. Ne Ameise ist klein und lebt auch. Sie ist nicht minder ein Lebewesen wie ein Hund. Finde diese Differenzierung immer schlimm.

Ich finde das tote Baby hat genauso das Anrecht im tatoo zu erscheinen. Ich glaube würde alle in einem integrieren. Es ist zwar das einzig tote und dadurch benachteiligt, aber irgendwie gehören die Kinder ja zusammen, eine Einheit.

Ich habe den Thread in dem anderen Forum bisher nicht gelöscht, weil ich nicht wollte, dass ich ihn so negativ erinnere und mich auch nicht derart zum Schweigen bringen lassen wollte.
Dort ging es wirklich noch böse weiter.

Dort wurde gesagt, mein Wunsch nach einem Tattoo wäre krank, dass ich mir wünsche das nahestehende Menschen sich an meinen "Abort" erinnern (Ich sprach von Kind) wäre krank.
Mir wurde abgesprochen, es Kind nennen zu dürfen, es war nur ein "Abort".

Ich bin gerade völlig geplättet davon und merke, wie frühe Fehlgeburten tatsächlich noch ein riesiges Tabuthema zu sein scheinen und wie schrecklich dieser Verlust runter gespielt, entwürdigt wird.
Das Ganze wird dann "andere Meinung haben" genannt.

Gibt es von dem Forum einen Admin? Vielleicht kann da jemand von oben für Ordnung sorgen?
Das klingt richtig schlimm 😔 diese Menschen haben einfach keine Ahnung.
So ist das aber auch bei vielen anderen Themen die einem persönlich nahe gehen.... Im Internet ist dann die Hemmschwelle meist gar nicht vorhanden. Wer weiß, wie viele von denen im echten Leben ihren Mund aufmachen würden...wohl eher die wenigsten.

Das Forum bei Vinted ist das.
Es ist wirklich ein Haifischbecken dort, vorallem in dem Bereich, wo alle anonym sein können. :(
Es war wirklich sehr unüberlegt von mir, dort so etwas zu posten.