Hallo :-) Erst einmal tut es mir unendlich leid, was du erfahren musstest. Ich bin mittlerweile 40 und mitten im Prozess, den Wunsch nach einem eigenen Kind langsam in den Hintergrund treten zu lassen und damit geht es mir an den meisten Tagen ganz gut und immer besser. In den nächsten Tagen/Wochen werde ich die 2. Fehlgeburt haben, was natürlich schmerzvoll ist, bin aber "erst" in der 6. SSW und hab mich versucht, von Anfang an besser abzugrenzen.
Mein Mann u. ich haben uns gegen jegliche medizinische Verfahren entschieden, dafür die Eignungsprüfung für Adoptiv- oder Pflegeeltern vor 3 Monaten absolviert. Das waren 10 Monate, die uns sehr zusammengeschweißt haben. Wir geben uns jetzt 2 Jahre Zeit (mit viel Reisen und Sich-Gutes-Tun, Psychotherapie, evtl. wieder einen Hund adoptieren) und wenn bis dahin kein Adoptivkind gekommen ist, entscheiden wir, ob wir 1 bis 2 Pflegekinder aufnehmen. Als sich so langsam herauskristallisierte, dass es mit eigenen Kindern schwierig werden würde, habe ich meinen sicheren, gut bezahlten Job gekündigt und orientiere mich nun beruflich ganz neu. Mit Kind hätte ich das sicherlich nicht so einfach aufgegeben.
Ich habe gestern eine Studie gelesen, derzufolge Menschen mit Kind, nachdem das Kind etwa 5 Jahre alt ist, wieder auf dasselbe "Glückslevel" oder "Zufriedenheitslevel" zurückfallen, das sie hatten, 5 Jahre bevor das Kind geboren wurde. Kurzum: "Babyglück" ist auch nicht ewig. Wir idealisieren diese Zeit auch sehr stark, je länger der Kinderwunsch sich so hinzieht. Das klingt jetzt alles etwas rational und nüchtern, aber mir hilft es, einen klareren Blick auf die Situation zu haben. Ohne meine Psychotherapeutin hätte ich das aber wohl kaum geschafft. Ach ja, es gibt auch die Möglichkeit, eine Art Vormundschaft für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge zu übernehmen. Das ist auch noch so ein Plan. Und wir haben 1,5 Jahre eine ukrainische Geflüchtete (21 Jahre alt) aufgenommen. Sie hat nun ein Studi-Apartment gefunden u. mir am Ende einen Brief geschrieben und mich als "beste Mutter" gelobt, die sie sich hätte vorstellen können. Es gibt – trotz all der Verzweiflung und enttäuschten Hoffnung – sehr viele Arten von Generativität, die uns glücklich machen können.