Hallo ihr Lieben,

ich nehme euch im Moment sehr in Anspruch, aber ich fühle mich hier so aufgefangen, dass ich trotzdem schreibe.
Dass ich in ein paar Stunden nicht mehr schwanger sein werde ist inzwischen bei mir angekommen. Mein Mann und ich haben vorhin gemeinsam auf der Couch gesessen und uns aneinander gekuschelt als ich die Tablette nehmen musste, mit der ich unseren kleinen Piloten auf seiner Reise zu den Sternen unterstütze.
Was mir große Angst macht ist eine baldige Rückkehr zur Arbeit. Ich war bis jetzt Lehrerin mit Leib und Seele. Meine Kids wissen zwar, dass ich der Boss bin und auch mal richtig böse werden kann, aber sie hängen unglaublich an mir und ich mag sie auch sehr. Sie verlassen sich auf ihre lustige, lebensfrohe Mrs. D., der sie alles anvertrauen können und immer für sie da ist. Im Moment fühlt es sich allerdings an als werde ich nie wieder diese Person sein.
Der Gedanke in ein paar Wochen wieder die normale Routine durchzuführen mit 5:00 Uhr Bus, Brötchen am Bahnhof, 5:40 Uhr Zug, 6:45 Uhr Treffen auf der Schultreppe mit meinen Kollegen, 7:50 Uhr Start usw. als ob es mein Tweety nie gegeben hätte ist unerträglich und macht mir unendlich Angst. Wie soll ich denn mit dieser unglaublichen Leere und Sehnsucht nach meinem Kind diesen fremden Kindern wieder alles geben, wieder funktionieren? Die Kinder denken, dass ich im Moment eine schwere Erkältung habe und schreiben zwischendurch Mails mit Fragen. Ich möchte nur schreien:“Lasst mich doch in Ruhe!“
Über die vier schwangeren Kolleginnen möchte ich gar nicht nachdenken, weil ich jedes Mal denke:“Ich bin doch auch kein besserer oder schlechterer Mensch als ihr. Warum darf ich nicht auch so glücklich sein wie ihr?“
Es kann sein, dass bald alles besser wird, aber im Moment weiß ich wirklich nicht wie das gehen soll.

Hi, ich verstehe gut was du meinst. War bei mir ähnlich. Im Kinderhaus waren einige Mütter schwanger und eine Kollegin. Da ich 1 bis 3 jährige habe sind die entsprechend anhänglich. Komischerweise ging es. Weiß nicht warum. Aber es könnte ab, also die Kinder. Den Eltern hab ich versucht aus dem Weg zu gehen. Dicke Bäuche waren zuviel.

Muß aber sagen daß paar Tage Pause vor dem Start besser gewesen wären. Krankmeldung bekam ich keine. Aber hatte zum Glück Urlaub.
Man ist anders, eher so wie eine Maschine. Aber zumindest war es ablenken. Also mit den Kindern. Die haben ja 8dt feine Antennen und merken wenn es einem nicht so geht.

Kollegen ist natürlich fies.

Die Person von früher. Ich glaube ganz kommt die nie mehr zurück. Tut sie weder nach Geburt noch Fehlgeburt.man ist danach einfach und anders.

Dieses Gefühl kenne ich nur zu gut. Nach meiner AS vor 2 Wochen war ich bis jetzt krankgeschrieben und alles lief wie in einem Film bei mir ab. Ich konnte mich auf nichts richtig konzentrieren und wollte mich nur verkriechen. Heute ist mein erster Arbeitstag wieder und ich habe richtig Angst. Irgendwie muss alles weitergehen und die Zeit kann nicht einfach mal für eine Weile stehen bleiben, oder gar Dinge ungeschehen machen. Aber ich möchte auch nicht, einfach weitermachen, als wäre nichts gewesen. Klar tut Ablenkung bestimmt ganz gut, aber der Gedanke daran, einfach weiterzumachen als wäre nie etwas geschehen macht mich verrückt.

Liebe Liz,
es ist traurig zu lesen, wie schlecht es dir geht. Wenn ich das lese, denke ich an mich selbst zurück.
Ich habe im letzten Jahr 3 fehlgeburten erlitten (12. Ssw, 6. Ssw, 10. Ssw mit abgang in der 12. Ssw). Ich möchte dir mut machen, indem ich dir sage, dass du zurück zu deinem alltag findest wirst. Für mich war das anfangs auch eine horrorvorstellung, wieder arbeiten zu gehen und meinen alltag zu leben. Ich sitze ganz oft mit dem Gedanken auf der arbeit, dass ich ja eigentlich gar nicht hier sein dürfte, wäre alles gut gegangen.
Dennoch kann ich sagen, dass es mir auf der arbeit besser geht. Es hilft mir nach vorne zu schauen und ich bin abgelenkt. Ich gehe offen damit um, was mir passiert ist. So wissen meine kollegen bescheid, meiden das Thema, sprechen mich nicht an - hören mir aber zu, wenn ich reden möchte.
Dunkle Stunden wird es aber leider immer geben. Schwangere zu sehen ist einfach sehr sehr schwer.

Ich wünsche mir vom ganzen herzen für dich, dass auch du wieder zu deinem alltag mit arbeiten zurück findest. Bevor das geschieht, nimm dir deine zeit, die du brauchst. Es ist wichtig, trauern zu dürfen.
Und ich bin mir sicher, dass deine schüler sich freuen werden, wenn ihr euch wieder seht und dein herz dabei aufgeht, auch wenn das alles gerade unvorstellbar ist ❤

Ihr Lieben,

danke euch für eure Worte, die mir ein wenig Zuversicht geben. Ich möchte ja auch gerne irgendwann wieder ich selbst sein - mein Kindchen würde bestimmt nicht wollen, dass ich im Dauertief bin. Ich hoffe einfach wirklich, so wie ihr es mir hier so eindrucksvoll zeigt, dass die Zeit mir helfen wird mich wiederzufinden.

Danke für eure Unterstützung. Fühlt euch fest umarmt.