Weil man sich zwischenzeitlich so fühlt als würde man niemals ein gesundes Kind zur Welt bringen, hier meine Geschichte plus vorläufigem Happy End.
Nach unserer Hochzeit wurden wir im folgenden Zyklus schwanger. Wir hatten es davor schon ein paar Monate versucht. Das es direkt nach der Hochzeit klappte - das fühlte sich so richtig an. Es ging mir zwar richtig dreckig (8x am Tag erbrochen, hab eigentlich nichts drin behalten) aber dem Baby ging's gut. Ich arbeitete in einer Arztpraxis und in der 13 SSW bat mir meine Chefin an vor unserem Urlaub nach dem Kleinen zu schauen. Von Anfang an war klar,dass etwas falsch war...es war auf den ersten Blick zu klein und auch kein Herzschlag zu sehen. Mein Frauenarzt bestätige die Diagnose (missed abortion ca. 10. SSW). Zwei Tage später folgte die Ausschabung. Es war so verrückt,dass ich nicht mehr schwanger war,weil die Symptome noch ein paar Tage blieben.
Es ging mir körperlich sehr schnell wieder gut. Psychisch hatte ich aber dran zu arbeiten. Ich konnte nicht verstehen wieso es mir passiert war. Während der Schwangerschaft war mein Körpergefühl irgendwie verloren gegangen, erst ein paar Tage/Wochen vor ihrem Ende kam es langsam wieder zurück. Es hat mich so erschüttert,dass ich so gar nichts mitbekommen hatte... fühlte mich also nicht nur unfähig, weil ich ein Kind verloren hatte,sondern weil ich es nicht mal bemerkt hatte. Ich wollte häufig wissen Wieso - vor allem als es nicht sofort wieder klappte wurde ich immer unruhiger. Da ich in der 13 SSW war hatten wir es schon vielen erzählt. Rückblickend half es seinen Schmerz zu teilen.
Nach 6 Monaten, genau in dem Zyklus in dem alle Kontrolle (Temperatur messen) aufgab klappte es wieder. Ich glaube irgendwie schon,dass es meinem Körper geholfen hat,dass ich losgelassen habe. Habe mich auch aktiv damit auseinander gesetzt was wäre wenn es nie klappt usw.
Die folgenden Schwangerschaft war fast perfekt. Ich bekam in der 6 Woche Blutungen. In dem Moment hatte ich es schön abgeschrieben. War denke ich eine Schutzreaktion. Mein Mann zwang mich dazu zum Arzt zu gehen. Dort zeigte sich ein großes Hämatom, ich bekam Bettruhe, Magnesium und Progesteron oral verordnet. Mein Frauenarzt machte mir aber klar,dass es aufgrund der Größe und Lage des Hämatoms viel Glück bräuchte. Um ehrlich zu sein hab ich in seinen Augen eher gesehen, dass es nicht klappt. Aber es ging alles gut. Nach vier Wochen Ruhe war das Hämatom resorbiert und unser Kind Regelrecht gewachsen. Danach wollte mein Frauenarzt mich nur alle vier Wochen sehen. Im ersten Moment war ich sehr verunsichert,aber andererseits war das eben das Zeichen,dass alles gut war. Bis weit über die 12 Woche hinaus trauten wir uns nicht so recht uns zu freuen,haben nichts besorgt aber es dennoch Freunden und Familie erzählt. Als ich begann den Kleinen zu spüren wurde ich sicherer. So richtig entspannt wurde ich als ich wusste,dass es auch bei einer Frühgeburt gute Überlebenschancen hätte. Alles in allem eine Symptom arme Schwangerschaft. Die Geburt war dann sehr dramatisch (frühzeitiger Blasensprung bei 36+3, Fieber bei Geburt, geringes vorhergesagtes Geburtsgewicht, Wehensturm, drohender Geburtsstillstand, Saugglocke Geburt). Der Kleine musste wegen niedrigen BZ in die Kinderklinik und das Stillen klappte dadurch am Anfang nicht gut.
Nun ist er bald 4 Monate. Ich bin stolz auf meinen Sohn,meinen Mann und mich. Ich bin allen die uns in den 2 Jahren, die es von ersten Kinderwunsch bis zur Geburt gebraucht hat sehr dankbar. Ich habe tolle Freunde, Familie und medizinische Betreuung. Manchmal ist es nicht leicht mit unserem kleinen Schreihals und es ist okay sich das einzugestehen,dass mit dem ersehnten Kind nicht alles super ist. Aber ich hab ihn lieb und weiß,dass wir das zusammen meistern.
Die Kommentare waren nicht immer hilfreich (ihr kennt sie,ich muss sie nicht wiederholen) aber im Nachhinein wollten diese Menschen einem nichts schlechtes, wussten nur nicht was sie sagen sollten. Auch habe ich akzeptiert, dass man als Eltern sich wohl "immer" Sorgen macht - das beginnt bei ein paar halt schon in der Schwangerschaft.
Ich versteh nun auch, dass ich nichts falsch gemacht habe, auch nicht als ich die Fehlgeburt nicht mal gemerkt habe. Es ist okay, dass ich nicht weiß wieso es nicht hat sein sollen. Letztlich hat der Körper meines Kindes vermutlich entschieden, dass es so nicht Leben möchte oder kann.
Ich gehe offen mit meiner Fehlgeburt um, möchte aber vor allem Erstgebärenden nicht ihre unbeschwerte Schwangerschaft "wegnehmen". Ich möchte es aber wenn es passt erzählen,da ich so darunter gelitten habe,dass niemand aus meinem Umfeld eine Fehlgeburt erlitten hatte. Ich möchte,dass die nächste Frau jemanden hat an den sie sich wenden kann, wenn sie es braucht.
Abschließend wünsche ich dir, die dies gerade liest ganz viel Glück, Selbstvertrauen und Zuversicht. Du wirst deinen Weg finden so pathetisch das auch klingen mag.