#1

Zwischen hoffen, bangen und träumen

in Eure Geschichte 21.06.2025 08:17
von Katrin7 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Guten Morgen!

Da ich sowieso nicht mehr schlafen kann dachte ich, kann ich die Zeit auch nutzen. Ich habe hier die letzten Tage mal durchs Forum gescrollt und wollte jetzt selbst meine Geschichte der letzten Wochen erzählen. Ich hoffe sehr, dass es vielleicht auch ein bisschen weiterhelfen kann den Schmerz noch ein wenig zu lindern und die Erlebnisse zu Verarbeiten.

Anfang des Jahres haben wir beschlossen, es ab Ostern einfach mal zu versuchen. Wie das so ist haben Kopf und Bauch auch ein wenig gebraucht bis rational dem Kinderwunsch nachgegeben werden konnte.

Als dann doch recht zügig der Test positiv war, war es erstmal eine Mischung aus Freude und leichter Überforderung (weil man so schnell garnicht damit gerechnet hätte). Ich hab mich aber sehr schnell in der Träumerei von unserem "neuem Leben" im nächsten Jahr verloren.

Die Schwangerschaft war auch zunächst recht beschwerdefrei und bis zur ersten Kontrolle war ich guter Dinge. Beim ersten Ultraschall gefiel der Frauenärztin dann die Größe des Embryos nicht so wirklich (war wohl etwas klein für die Woche), aber es war sonst alles angelegt was wohl da sein sollte. Ich sollte zur Kontrolle eine Woche später wieder kommen. Wie man sich vorstellen kann war die folgende Woche geprägt von Angst und der Hoffnung das doch alles gut ist und es einfach noch jünger war, als gedacht.
Bei der nächsten Kontrolle in der 7. SSW sah dann soweit alles recht gut aus und man sah auch das Herz schlagen.
Dementsprechend war ich an dem Montag guter Dinge und habe mich einfach nur gefreut das endlich Termine zur weiteren Vorsorge vereinbart wurden und die Blutwerte auch für den Mutterpass bestimmt werden sollten. Jetzt hatte ich endlich wieder das Gefühl, das alles gut werden würde.

Tja was soll ich sagen. So kann man sich irren. Am Montag Abend vor fast 3 Wochen fing es mit leichten Blutungen an (nur ein paar Stunden nach dem positiv verlaufenem Ultraschall). Es waren nur ein paar Tropfen also hab ich mir zwar Gedanken gemacht, aber bin noch nicht völlig in Panik verfallen. In der Nacht fing es dann aber an mit leichten Krämpfen und stärkerer Blutung. Ab da stellte sich eher eine Hoffnungslosigkeit ein. Am nächsten Morgen bin ich nurnoch unter Tränen zum Frauenarzt und es wurde das festgestellt, was ich schon befürchtet hatte. Es sah stark nach einer beginnenden Fehlgeburt aus, ich wurde krank geschrieben und sollte Bettruhe einhalten.

Damit begann die schlimmste Woche meines bisherigen Lebens. Die nächsten Tage waren geprägt von starken Krämpfen, gegen die keine Schmerzmittel wirklich halfen und die mich die nächsten drei Tage nachts kaum schlafen ließen. Die nächste Kontrolle hatte ich erst Donnerstag. Zu dem Zeitpunkt war schon fast alles abgegangen und es waren nurnoch im Gebärmutterhals ein paar Reste zu sehen.
Ich war froh das mein Mann es geschafft hat zu Hause zu bleiben, mir wäre in der Woche alleine völlig die Decke auf den Kopf gefallen. Die Tage habe ich mich eigentlich nur verkrochen, geweint und wir haben viel geredet.

Mittlerweile ist es etwas besser geworden, aber auch 2 1/2 Wochen später weiß ich in vielen Situationen noch nichts mit mir anzufangen. Ich war jetzt die letzten zwei Wochen wieder arbeiten und die Ablenkung tut mir gut. Aber ich habe nicht ansatzweise das Gefühl das ich es schon so gut verarbeitet habe, wie mein Mann. Der Kinderwunsch ist jetzt deutlich stärker und ich habe noch Angst vor allen Terminen, die in der nächsten Zeit angestanden hätten und eigentlich Grund zur Freude sein sollten (Familienfeiern auf denen die Schwangerschaft verkündet werden sollte etc). Ich weiß auch nicht wie gut ich mich an diesen Tagen im Griff haben werde und möchte nicht immer wieder mit allen darüber sprechen, weil ich auch Angst habe vor sehr verletzenden Reaktionen von Personen die die Gefühle nicht nachvollziehen können und Tränen die sich dann wieder nicht aufhalten lassen. Ich erwische mich noch häufig beim Nachdenken über den geplatzen Traum von unserem Januarbaby und dem darauf folgenden Schmerz, das es dieses so nie geben wird und der Ungewissheit woran es gelegen hat.

Wir wollen es eigentlich schnellstmöglich wieder versuchen und warten jetzt nur den einen Zyklus ab, da die Frauenärztin dazu geraten hat.

Ich hoffe auf ein wenig Austausch mit gleichgesinnten und wünsche euch einen schönen Tag.
PS: Tut mir Leid für den extrem langen Text, tat aber gut einfach mal alles runter zu schreiben was mir gerade so einfiel.

zuletzt bearbeitet 21.06.2025 08:18 | nach oben springen

#2

RE: Zwischen hoffen, bangen und träumen

in Eure Geschichte 21.06.2025 08:36
von Susanne • 5.278 Beiträge | 5298 Punkte

Hallo liebe Katrin, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für deinen Verlust. Danke, dass du deine Geschichte mit uns teilst, es werden sich viele drin wieder finden. Leider kommt es in vielen Frühschwangerschaften dazu, dass sich in der Zellteilung Fehler einschleichen und die Schwangerschaft beendet wird, weil kein lebensfähiges Kind, was ein glückliches Leben hätte führen können, entstanden wäre. Darauf hattest du keinen Einfluss und trägst keine Schuld daran. Manchnmal passieren bei einem Wunderwerk Fehler, die einfach geschehen, ohne dass es Gründe eurerseits gibt, die dazu geführt haben.
Dein Körper hat es dann toll geregelt und alles in die Wege geleitet, damit das Kind geboren wird. Du hast alles selbstwirksam und unter Selbstkontrolle geschafft, darauf kannst du stolz sein.
Dass ihr einen Zyklus warten sollt, ist ein veralteter Ratschlag, nach einem natürlichen Abgang kann man direkt weiter machen, wenn ihr wollt.
Liebe Grüße Susanne


zuletzt bearbeitet 21.06.2025 08:43 | nach oben springen

#3

RE: Zwischen hoffen, bangen und träumen

in Eure Geschichte 21.06.2025 08:47
von Katrin7 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Danke Susanne für die Antwort.
Auch wenn ich eigentlich weiß das es einfach so passieren kann und mich keine Schuld trifft, fällt es trotzdem manchmal schwer nur rational die Dinge zu betrachten.
Mich hat auch verunsichert das die Frauenärztin meinte, dass ich in der nächsten Schwangerschaft besser nicht rudern sollte. Das man dabei stark den Bauch trainieren würde wäre mir nämlich neu.

Ich glaube das mit dem einen Zyklus warten tut mir aber vielleicht auch ganz gut. Ich möchte mir noch ein wenig Zeit geben zum Trauern und den neuen Zyklus habe ich dann auch Urlaub ist vielleicht auch ein besserer Zeitpunkt.

zuletzt bearbeitet 21.06.2025 09:12 | nach oben springen

#4

RE: Zwischen hoffen, bangen und träumen

in Eure Geschichte 21.06.2025 21:20
von freya • 15 Beiträge | 15 Punkte

fühl dich gedrückt…
es gibt erschreckend viele FG und trotzdem ist die eigene FG ein persönlicher Weltuntergang… bei mir nach 10+5.
aufgrund meines Alters wird das leider auch nichts mehr bei mir…für uns war das ein 6er im Lotto…mehr als ein Wunder.

falls Alter bei dir noch kein Thema ist, dann einfach weiter dranbleiben, wenn es für dich/euch stimmig ist.
es muss nicht immer diesen Ausgang haben…wie auch hier im Forum….so viele schöne Posts mit positiven kleinen Wundern 🌈

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#5

RE: Zwischen hoffen, bangen und träumen

in Eure Geschichte 22.06.2025 08:26
von Katrin7 • 4 Beiträge | 4 Punkte

Danke dir. Ja das ist es und da die Wahrscheinlichkeit eigentlich ja auch deutlich geringer ist, dass was schief geht glaubt man ja doch das alles gut wird. Das tut mir auch sehr Leid mit deinem Verlust.

Mein Alter ist glücklicherweise noch kein Problem. Ich bin "erst" 28. Ja ich bin sehr froh, um die schönen Berichte hier mit Happy end und hoffe einfach das bei uns beim nächsten Mal alles gut wird.

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