Hallo zusammen,
ich habe lange überlegt ob ich einen eigenen Beitrag verfasse, habe mir aber jetzt einen Ruck gegeben.

Zu meiner / unserer Geschichte.
Im Februar waren wir unfassbar glücklich, da ich auf Anhieb schwanger geworden bin, bei unserer ersten Tochter (2 Jahre) hat es ziemlich lange gedauert.
Leider wurde unser Glück schwer getrübt, da meine Frauenärztin ziemlich schnell ein Windei diagnostizierte und mir bereits die Ausschabung nahe gelegt hatte. Nach einer Woche stellte sich heraus, dass dies eine Fehldiagnose war. Wir waren natürlich unfassbar erleichtert und überglücklich. Da mich die Sorgen aber nicht ganz los ließen, ging ich alle 2 Wochen zum Ultraschall, zunächst entwickelte sich unsere kleine Maus ganz toll, aber plötzlich hieß es, "ich erkenne eine Auffälligkeiten im Nacken". Auf drängender Nachfrage meinerseits, wurde ich mit folgenden kurzgefassten Worten meiner Frauenärztin entlassen: "Das kann alles bedeuten: Es kann alles ok sein, in 2 Wochen schlägt das Herz nicht mehr, es kann schwere Fehlbildungen entwickeln. Schauen wir beim Folgetermin weiter."

Natürlich war ich zutiefst geschockt, total hilflos und ängstlich. Um an weitere Infos zukommen, vereinbarten wir einen Termin bei einer anderen Frauenärztin und diese erklärte uns, nachdem auch sie Auffälligkeiten feststellte, dass z.b. Trisomien vorliegen könnten. Sie erläuterte uns zudem die Möglichkeiten des Bluttest zur Feststellung von Krankheiten und eine Klinik zur Feindiagnostik. Lange Rede, kurzer Sinn: Bluttests, Feindiagnostik, Biopsie bestätigten leider alle Trisomie 18. Es wurde bei unserer Kleinen leider diverse Organfehler und Fehlbildungen diagnostiziert. Bei jedem weiteren Ultraschall/ Beratungstermin / anderen Arzt wurden weitere Fehlbildungen diagnostiziert. Alle Ärzte (und das waren in Summe einige) waren sich einig, dass unsere kleine Maus nicht überlebensfähig sei.
Nun mussten wir die Entscheidung treffen, wie es weiter gehen soll. Sollte ich weiter austragen, bis die kleine voraussichtlich von alleine geht oder die Schwangerschaft abbrechen??? Für uns eine schier unmögliche Entscheidung. Wir haderten sehr mit unserem Schicksal. Mit Krankheiten, Behinderung hätten wir umgehen können, aber dieses Ergebnis war für uns der denkbar schlimmste Fall! Wir wünschten uns diese kleine Maus doch so sehr!

Unsere 2 jährige Tochter ist sehr feinfühlig und litt natürlich mittlerweile schon unter der Situation, wir haben ihr zwar nichts erzählt aber natürlich spürte sie die traurige Stimmung. Einige Ärzte erläuterten uns, dass Kinder im frühen Schwangerschaftsstadium noch keine Schmerzen spüren könnten und sich mein Körper in frühen SSW schneller erholen könnte.
Warten ob die kleine von alleine geht, machte mich schier wahnsinnig. Der Gedanke, dass sie einfach nur kämpfen und leiden müsste, je länger wir warten, brach mir das Herz.
Diese ganzen und weitere Punkte brachten uns schließlich dazu, dass für unsere Familie ein Schwangerschaftsabbruch alternativlos war.

So habe ich letztendlich unsere kleine Maus in der 14. SSW am 23.04. still geboren.

Mir / uns ist bewusst dass es uns schlimmer treffen kann. Schließlich haben wir eine zauberhafte 2 Jährige, körperlich habe ich mich gut erholt, schließlich war ich auch "erst" in der 14. SSW. Dennoch hadere ich manchmal sehr mit unserem Schicksal und vermisse die kleine sehr...

Zudem habe ich manchmal Gewissensbisse, da ich ja schließlich aktiv die Schwangerschaft beendet habe . Damit habe ich manchmal schon zu kämpfen. Obwohl ich es nicht richtig bereue, weil ich / mein Mann und ich, diese Entscheidung ja getroffen haben, zum Wohl der kleinen und zum Wohl unserer 2- jährigen, dennoch kommen manchmal Gewissensbisse.

Versteht das vielleicht jemand oder teilt vielleicht jemand ein ähnliches Schicksal??? Wie seid / wärt ihr damit umgegangen?

Viele Grüße und danke für eure Antworten!

P.S. Bitte nicht wundern, ich habe versucht eher rational zu schreiben, da ich sonst zu sehr mit mir kämpfen muss.

Hallo liebe Mama436,
was ihr durchmachen musstet ist das schlimmste was ich mir vorstelle.
Euer Verlust tut mir sehr leid. Auf der anderen Seite empfinde ich eine Erleichterung, dass ihr eure Tochter bereits in der 14. Woche gehen lassen konntet.
Die Forschung ist so weit im Bereich des Schmerzempfindens. Zu wissen, dass euer kleines noch keine schmerzen hatte, finde ich sehr beruhigend.
Ihr seid die Eltern und habt mit eurer Entscheidung das beste für euer Kind gewollt. Daran ist nichts falsch.
Kannst du mit deinem Mann über deine Gefühle sprechen?
Durch eine natürliche Fehlgeburt kommt oft die Schuldfrage auf. Leider gibt es meist keine Antwort darauf. Auch du bist nicht daran schuld, dass euer Kind gehen musste. Ihr habt lediglich den Weg dafür festgelegt.
Vielleicht kommen auch bei dir diese Fragen und Gefühle zum Thema Schuld auf. Unabhängig davon wie euer kleines Baby gehen musste. Ich hoffe, dein Umfeld kann dir eine gute Stütze sein.
Kinder sind sehr feinfühlig,das stimmt. Es gibt Bücher die eine Fehlgeburt für Kinder verständlicher machen. Vielleicht könnte euch solch eines helfen?
Fühl dich fest umarmt, Lena

Guten Morgen Susanne,
vielen Dank für deine Nachricht und deine lieben Worte!
Die ersten Wochen der Schwangerschaft hatte ich bei jedem Toilettengang Angst Blut zu entdecken, nachdem die Ergebnisse da waren, habe ich bei jedem Toilettengang gehofft Blut zu entdecken, weil ich mir gewünscht habe, dass unsere kleine "alleine" geht, ich habe mich so für die Gedanken geschämt!!! Aber ich hatte mir gewünscht nicht die Entscheidung treffen zu müssen.
Mein Mann und ich tun uns leider beide schwer mit dem Reden und verdrängen mehr, daran müssen wir unbedingt arbeiten.

Dein Verlust tut mir auch furchtbar leid! Wann ist denn dein kleiner gegangen?
Wollt oder habt ihr es nochmal versucht?

Viele Grüße

Ich kann dich sehr gut verstehen. Ich musste aufgrund schwerer Behinderungen und Krankheiten mein Baby in der 23. SSW zur Welt bringen. Auch ich mache mir oft Gedanken darüber, dass ich/wir es beendet haben. Andererseits wäre das Kind nie gesund gewesen und man konnte ihm so viel Leid ersparen. Wir haben es aus Liebe zu ihm getan und es war nie eine Entscheidung gegen ihn, sondern für ihn. Manchmal klappt diese Sichtweise besser und manchmal schlechter... vielleicht könnte ich dir trotzdem ein bisschen damit helfen.

Guten Morgen Nelke,

danke für deine Antwort und deine unterstützende Worte.
Dieses Wissen hat auch zur Entscheidung hauptsächlich beigetragen, wer wünscht sich nicht, seinem Kind Schmerzen und Leiden zu ersparen. Gott sei Dank hatten wir nach meinem Arztwechsel auch gute, offene und unterstützende Ärzte. Eine Aussage ist sehr hängen geblieben: "Die Natur hat schon die Entscheidung für euch getroffen, sie kann nicht überleben"

Rational betrachtet stehe ich zu meiner Entscheidung, aber manchmal hat das Herz halt trotzdem diese Gewissensbisse und damit kann ich schlecht umgehen.
Einmal habe ich es versucht meinem Mann zu erläutern, er hat versucht durch die Fakten meine Schuldgefühle zu erleichtern (Sie war nicht überlebensfähig, Leid ersparen, jedes Tier würde man auch erlösen, bei Menschen geht es halt nur jetzt), er hat ja mit allem Recht, das weiß ich, aber die Schuldgefühle lindert es dennoch nicht. Er empfindet keine, den Verlust betrauert er natürlich trotzdem.
Tja, Kopf und Gefühle gehen halt manchmal unterschiedliche Wege.

Viele Grüße

@ Susanne: Lieben Dank für deine Nachricht und lieben Dank, dass du dieses Forum geschaffen hast!!! Toll, dass du trotz deines Verlustes, der mir sehr leid tut, die Kraft gefunden hast, ein Forum zu gründen um anderen zu helfen! Vielen Dank für deine Ratschläge, wir haben auch schon überlegt ob wir nochmal zu einer Beratung gehen... Viele Grüße

@ Andrea: Vielen Dank auch für deine Nachricht! Auch wenn mir dein / euer Verlust wahnsinnig leid tut! 23. Woche... oh mann das ist ja so fies 😞
Dennoch tut es gut zu wissen, dass man nicht alleine ist, ich hoffe du verstehst wie es meine.
"Wir haben es aus Liebe zu ihm getan. Es war nie eine Entscheidung gegen ihn"
Deine Worte gehen direkt ins Herz! Du hast ja so Recht!!! Vielen Dank, das werde ich mir jetzt häufiger vornehmen zu sagen, wenn ich zweifeln. Danke und liebe Grüße