Hallo ihr Lieben!
Ich war zuletzt hier im letzten Jahr online. Damals hat mir der Support durch diese Gemeinschaft von Frauen, die alle ähnliches erlebt haben, unglaublich viel Kraft gegeben, als ich damit zu leben lernte, das ersehnte zweite Wunschkind in einer verhaltenen Fehlgeburt am Ende des ersten Trimesters zu verlieren.
Es tat so gut, zu wissen, dass ich mit diesen vielen Gefühlen und inneren Kämpfen nicht allein bin. Mein Leben fühlte sich total aus den Angeln gehoben.
Und jetzt blicke ich zurück und fühle mich verwirrt und unsicher, was ich fühle.
Ich habe gerade, drei Tage überfällig, einen Schwangerschaftstest gemacht. Offensichtlich wusste ich gar nicht mehr genau, wie das geht und habe direkt nach dem Draufpinkeln, als nur die Kontrolllinie erschien, beschlossen: Ja, ist nichts. Kein Ding. Immerhin Klarheit. Hab den Test in den Müll geworfen und geduscht. Mir dabei Zeit gelassen. An Nehal gedacht, der auch Monate, nachdem seine kleine Seele aus meinem Bauch verschwunden ist, noch immer so greifbar und nah ist.
Heute Morgen hatte ich so ein deutliches Gefühl davon, genau zu wissen, was ich will, wohin mein Weg führt und zugleich so ein Angekommensein. So viel hat sich verändert und am Ende doch vielleicht nur ich. Ich habe gelernt, mich wirklich zu spüren, mich ernstzunehmen und mir und anderen mit mehr Wohlwollen und Liebe zu begegnen. Ich habe verstanden, wie viel mir Nehal geschenkt hat und bin unendlich dankbar.
Mit Handtuch auf dem Kopf bin ich dann doch kurz nochmal zum Mülleimer. Ein kleiner Moment von: "Okay, also EINMAL schau ich noch drauf. Nur damit ich ganz sicher bin."
Und da war es. Zwei Striche. Der Teststrich etwas leichter, aber doch ganz deutlich da.
Mein Kopf auf einmal ganz leer. Klar. Einen Moment den Atem anhalten. Dann erinnern, dass mein Atem fließen darf, dass ich mir Zeit nehmen darf, dass ich annehme, was das Leben bringt und nicht bewerten, sondern nur wahrnehmen darf.
Ich kann nicht beschreiben, wie ich mich fühle. Aber ich vertraue darauf, dass ich es in den nächsten Tagen und Wochen besser verstehen werde.
Da ist Angst. Da ist Hoffnung. Da sind so viele Fragezeichen.
Und doch ist da auch so viel Liebe und Vertrauen. Und das hätte ich gerade nicht, wenn Nehal nicht seine Spur in meinem Bauch, Herz und der Welt hinterlassen hätte.
"Es ist noch früh." - sagt mein Kopf.
"Es ist noch früh," - lächelt mein Herz.
Es darf alles sein.
Es wird alles so kommen, wie es soll.
Ich danke euch, fürs Zuhören. Und dafür, dass ich diesen Raum nutzen darf, um zu spüren, wie sehr ich mich in der Zwischenzeit entwickelt habe und wie bei all den Aufs und Abs des Lebens doch irgendwie alles gut ist. Egal, was kommt.
Es darf alles sein.