#1

Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 05.03.2023 08:10
von An Ne • 6 Beiträge | 6 Punkte

Hallo liebe Sternenmamis,
ich suche nach Austausch mit Mamas, die ähnliches erlebt haben.
Wir haben Anfang letzter Woche unseren Sohn Moritz in der 23 Ssw verloren.
Zu meinem Hintergrund, wir haben bereits eine 3 jährige Tochter. Die zweite Schwangerschaft war komplikationslos, bis ich keine Bewegungen mehr gespürt habe und Blutungen bekam. Im Krankenhaus haben wir erfahren, dass er nicht mehr lebt.
Danach erfolgte die Einleitung und letzten Dienstag die Stille Geburt.
Die Frage nach dem Warum? bleibt. Es gibt bisher keine Antwort. Er hat sich wohl ab der 20 ssw einfach nicht mehr weiterentwickelt.
Ich mache mir viele Vorwürfe. Hätte ich mich mehr schonen müssen? Besser ernähren? Weniger schwer heben?
Besonders schlimm für mich ist, dass ich die Schwangerschaft gar nicht richtig genossen habe. Ich hatte von Beginn bis ein paar Wochen vor dem Ende mit Übelkeit zu kämpfen. Als die Übelkeit nachgelassen hat, habe ich mich gefreut. Jetzt weiß ich, dass die Übelkeit eigentlich ein gutes Zeichen war und ich mir eher Sorgen hätte machen müssen, als sie weg war.
Warum ist mir nicht früher aufgefallen das etwas nicht stimmt? Im Krankenhaus haben sie gesagt er war wahrscheinlich schon eine Woche tot.
Meine Tochter hat sich unglaublich gefreut auf das Baby. Es war so schwer es ihr zu sagen. Sie redet immer wieder über ihn. Dann fließen bei mir die Tränen. Kann ich ihr bei der Verarbeitung der Trauer irgendwie helfen?
Ich freue mich über Austausch. Besonders wenn ihr auch bereits Kinder habt und wie eure Kinder damit umgehen.
Liebe Grüße, Anne

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#2

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 05.03.2023 08:25
von Susanne • 4.593 Beiträge | 4611 Punkte

Hallo liebe Anne, herzlich Willkommen und mein Mitgefühl für Deinen Verlust von Moritz.
Um das unfassbare irgendwie zu begreifen, sucht man nach Gründen. Ich denke jedoch nicht, dass Du diese bei Dir und Deinem Verhalten suchen musst. In den meisten Fällen, gerade wenn die Entwicklung wie bei Moritz verzögert war, stand eine unentdeckte Chromosomenstörung, Diabetes oder eine plazentare Problematik und Gerinnungsstöribg dahinter. Das lässt sich nicht unmittelbar durch Dich oder Dein Verhalten beeinflussen. Die Kinder nehmen sich, was sie benötigen, und gehen dann an die Reserven der Mutter, wenn es nicht ausreicht (Ernährte ich mich zu schlecht?). Alkohol, Nikotin- oder Drogenmissbrauch sind die einzige Dinge, die man selber verantwortet und womit man dem Kind schaden kann. Auch Stress ist kein Faktor für einen Schwangerschaftsverlust. Kurz- ich denke, Du hättest das Schicksal nicht beeinflussen können, denn es lag nicht in Deiner Macht.

Für die Kinder gibt es viele spezielle Bücher, die die Thematik altersentsprechend aufgreifen.

Wie war die Zeit im Krankenhaus und die Entbindung? Konntet Ihr Abschied nehmen und Erinnerungen schaffen?

Fühl Dich gedrückt,Susanne


zuletzt bearbeitet 05.03.2023 19:37 | nach oben springen

#3

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 05.03.2023 08:48
von An Ne • 6 Beiträge | 6 Punkte

Danke für deine Nachricht Susanne!

Die Entbindung hat ewig gedauert. 15h. Mein Muttermund war fest zu. Ich glaube ich konnte ihn einfach nicht loslassen, darum hat es so lange gedauert.

Danach hatte ich ein schlimmes Erlebnis. Sie wollten eine vollnarkose umgehen und restliches Gewebe von Hand bei mir ausschaben, obwohl die Pda nicht richtig lag und ich alles gespürt habe. Es waren Höllenschmerzen. Irgendwann haben sie aufgegeben und doch ne vollnarkose gemacht.

Wir haben aber viele Fotos und unsere Tochter hat ihn auch gesehen. Worüber ich sehr froh bin.

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#4

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 05.03.2023 08:56
von Susanne • 4.593 Beiträge | 4611 Punkte

Das hört sich nach einem traumatischen Erlebnis an, was Dich neben dem eigentlich Alptraum noch auf vielen anderen Ebenen getroffen hat. War jemand bei Dir?

Wie bewältigst Du Deinen Alltag? Wie geht Dein Partner mit dem Tod um? Und Euer soziales Umfeld?


zuletzt bearbeitet 05.03.2023 08:57 | nach oben springen

#5

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 05.03.2023 11:34
von An Ne • 6 Beiträge | 6 Punkte

Ja mein Mann. Er hatte unseren Sohn im Arm und war glaub auch überfordert.
Von der Hebamme die dabei war hätte ich schon früher auf ein eingreifen gehofft.

Wir sind ein bisschen weggefahren mit unserem Wohnmobil. Daheim hätte ich es nicht mehr ausgehalten.
Mein Mann trauert anders. Aber er ist mir trotzdem eine große Hilfe.

Ich habe Angst vor den ersten Begegnungen. Eine Freundin ist gerade auch schwanger.

Meine Tochter müsste ich eigentlich im Kindi eingewöhnen. Das kann ich mir momentan auch nicht vorstellen.

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#6

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 05.03.2023 11:54
von Susanne • 4.593 Beiträge | 4611 Punkte

Ein wenig räumlicher Abstand kann kurzzeitig etwas helfen. Wir sind auch jedes Mal über das Wochenende weg gefahren, um etwas Kraft zu schöpfen.

Steht die Beerdigung auch bald an?
Wie geht s Dir körperlich?

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#7

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 05.03.2023 19:54
von Johanna85 • 18 Beiträge | 18 Punkte

Liebe Anne,
es tut mir so unendlich leid deine Geschichte zu lesen. Mein herzliches Beileid für euren kleinen Moritz. Einen so späten Verlust mag ich mir nicht annähernd ausmalen.
Dass man bereits ein Kind an der Hand hat, macht es manchmal leichter und manchmal schwerer.
Mein Sohn war damals auch 3 als unser Sternchen in der 12. Woche ging. Die Geburt war zu Hause. Wir haben es ihm direkt gesagt und auch er konnte sich von seinem Geschwisterchen verabschieden. Da wir die Fruchtblase nicht finden konnten, haben wir die Kindesanlage in eine selbst genähte Decke eingewickelt und erst einmal auf dem Balkon "gelagert" (es war April und noch kalt). Wann immer unser Sohn wollte, hat er sich das Baby zum "Kuscheln" geholt. Das war sehr eindrucksvoll für uns als Eltern.
Als wir einen Baum für den Garten gekauft haben, haben wir das Sternchen gemeinsam mit unserem Sohn beerdigt. Der kleine hat ganz viele Gänseblümchen gesammelt und das eingeschlagene Baby darauf gebettet.
Unser Sohn ist nun 5 und hat auch 2 Jahre danach noch kein Folgegeschwisterchen.
Die Frage, die er heute auch noch immer wieder stellt, ist, wo das Baby jetzt ist und warum es gehen musste. Auch das Thema Sterben und Tod hat den damals 3-jährigen sehr beschäftigt.
Da wir gläubige Christen sind, hilft ihm die Antwort, dass das Baby bei Gott ist. Auch, dass es wahrscheinlich krank war und deshalb nicht überlebt hat, reicht ihm aus.
Ein Kinderbuch haben wir nicht gekauft, das war nicht nötig. Ich denke, worauf man vorbereitet sein sollte und wo man sich als Paar gut absprechen sollte, sind diese klassischen Kinderfragen.
Mich haben die Gespräche mit meinem Sohn damals unglaublich getröstet. Mehr als (fast) jedes Gespräch mit Erwachsenen, die so etwas noch nicht erlebt haben. Ich habe auch heute noch das Gefühl, dass er und ich diejenigen sind, die am meisten getrauert haben und traurig sind. Meinen Mann hat das nach der Anfangszeit dann schnell nicht mehr so belastet.
Ich hoffe, dass dir meine Antwort etwas weiterhilft.
Lass dir alle Zeit, die du brauchst, um dieses Trauma zu verarbeiten und einen Schritt nach dem anderen zu gehen.
Liebe Grüße
Johanna

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#8

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 06.03.2023 16:56
von An Ne • 6 Beiträge | 6 Punkte

Hallo Susanne,

Wir haben uns für eine Sammelbestattung entschieden. Wir fanden es tröstlich, dass er mit anderen Sternenkindern beigesetzt wird. Die Beerdigung ist Mitte April.

Körperlich geht es mir ganz gut. Ab Mittwoch muss mein Mann wieder arbeiten. Davor hab ich schon ein bisschen Angst. Zum Glück ist unsere Tochter da.

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#9

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 06.03.2023 17:08
von An Ne • 6 Beiträge | 6 Punkte

Hallo Johanna,

vielen Dank für deine Nachricht. Deine Worte haben mir sehr geholfen.

Es tut mir sehr leid, dass ihr auch ein Kind verloren habt. Egal in welcher Woche, es ist immer schlimm. Man hat sich gefreut und sich schon eine Zukunft ausgemalt.

Wie schön, dass ihr genug Zeit hattet euch zu verabschieden und im Garten begraben ist natürlich auch toll. Dann ist er nie weit weg.

Für meine Tochter ist es etwas abstrakt, dass er jetzt im Himmel ist. Sie fragt immer noch, ob er im Krankenhaus ist. Dort hat sie ihn ja das letzte Mal gesehen.

Ich überlege, ob ein allgemeines Buch über Tod und Trauer das richtige wäre.

Sie beschäftigt es glaube ich sehr. Immer wieder macht sie sich Rollenspiele, in denen sie ein Baby verloren hat.

Ist dein Sohn während dieser Zeit in den Kindergarten gegangen? Ich war gerade in der Eingewöhnung als es passiert ist und sollte sie demnächst voll eingewöhnen. Das ist für mich auch eine riesige Hürde. Sicherlich werden mich die Kinder dort angrechen wo der Bauch hin ist. Davor hab ich echt schon Angst.

Darf ich fragen, warum ihr bisher kein weiteres Kind bekommen habt? Hat es nicht mehr geklappt?

Ich frage mich auch, ob es vom Schicksal nicht vielleicht so gewollt ist, dass wir nur ein Kind haben.

Liebe Grüße,
Anne

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#10

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 06.03.2023 18:55
von Johanna85 • 18 Beiträge | 18 Punkte

Liebe Anne,

es freut mich, wenn ich dir helfen konnte, dazu ist dieses Forum ja da.

Es hat 11 Zyklen gedauert, bis ich ein zweites Mal schwanger wurde. Seither hat es trotz Kinderwunschzentrum 2 Jahre nicht mehr geklappt. Der Grund ist wahrscheinlich das schlechte Spermiogramm meines Mannes. Genau weiß das aber niemand. Die Ärzte äußern sich da unterschiedlich. Nun stehen wir kurz vor unserer 1.ICSI.

Das Leben mit einem Kind wertschätze ich jeden Tag. Das Wort "nur" ist ein hartes Wort. Sei nicht so hart zu dir. Auch ein einzelnes Kind kann in seinem Alleinsein neben den beiden erwachsenen Eltern sehr fordernd sein. Diese Erkenntnis hat mich aber 2 Jahre gebraucht, sie anzunehmen und jetzt kurz vor der ICSI flammt wieder neue Hoffnung auf.
Gib dir die Zeit, die du brauchst und lass dir von niemandem einreden, dass es doch endlich mal wieder gut sein muss oder du ansonsten unbedingt therapeutische Hilfe benötigst oder andere RatSCHLÄGE.

Unser Sohn ging bereits vorher schon in die Kita, deshalb stellte sich uns die Frage nicht.
Aber wenn mir was geholfen hat, dann hat mich der Familienalltag, der ja unaufhörlich weitergehen "muss", in der Realität und am Funktionieren gehalten. Vielleicht kann es dir helfen, Zeit für dich zu haben, wenn deine Tochter dann voll eingewöhnt ist.

Um uns herum waren damals unzählige Eltern mit einem gleichaltrigen Kind wie unser Sohn schwanger oder hatten gerade entbunden.
Ich wurde in den ersten 4 Wochen nach der FG mehrfach gefragt, ob wir auch noch ein weiteres wollen. Mein Bauch war auch in der 12. Woche leider nicht zu übersehen. Da habe ich geantwortet, dass unser zweites Kind gerade erst gestorben ist. Die Reaktionen darauf waren alle überraschend positiv.
Ich bin mir auch sicher, dass mein Sohn das im Kindergarten erzählt hat. Den völlig überforderten Großeltern hat er jedenfalls sehr viel vom Baby erzählt.

Wenn du das aushalten kannst, den Kindern, die dich fragen, die Wahrheit zu erzählen, kannst du das sicher auf altersgemäße Weise tun. Vielleicht fragen sie auch nicht. Ist denn der Bauch schon so viel kleiner geworden?
Ich bin der festen Überzeugung, dass die kommende Generation es schaffen kann, dieses Tabu (dass auch Babys und Kinder sterben können) weiter zu überwinden.

Ich wünsche dir, dass du es schaffst, einen Schritt nach dem anderen zu gehen und auf dich, deinen Körper und deine innere Stimme zu hören.

Liebe Grüße
Johanna

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#11

RE: Unser Sternenkind Moritz

in Eure Geschichte 07.03.2023 12:20
von An Ne • 6 Beiträge | 6 Punkte

Hallo Johanna,

es tut mir sehr leid, dass es so lange nicht klappen will bei euch. Ich drücke euch ganz fest die Daumen für die 1.ICSI!

Du hast völlig recht, dass sehe ich wirklich falsch. Es ist natürlich nicht "nur" ein Kind. Ich liebe unsere Tochter über alles und nach allem was passiert ist bin ich noch viel dankbarer sie zu haben.

Ich hätte ihr so gerne ihren Bruder in die Arme gelegt. Gesund und munter. Sie hat sich so gefreut.

Ich bin mir sicher, meine Tochter wird im Kindergarten vielleicht auch von selbst erzählen. Ich werde mich nochmal mit der Kindergartenleitung unterhalten, wie wir es am besten machen. Vielleicht kann meine Mutter sie auch eingewöhnen.

Mein Bauch ist tatsächlich fast verschwunden. Das ist echt komisch. Schon an dem Tag als wir erfahren haben,dass es keinen Herzschlag gibt, kam er mir schon viel kleiner vor. Von daher denke ich, dass mich vielleicht schon ein Kind ansprechen wird.

Ich lenke mich gerade sehr stark ab und putze die ganze Wohnung. Gestern haben wir die Bilder von der Sternenfotografin bekommen. Die Bilder sind so schön.

Danke für deine aufbauenden Worte und euch weiterhin viel Kraft für euren Weg!

Liebe Grüße, Anne

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