#1

Ist Trauern in Ordnung?

in Eure Geschichte 08.02.2023 11:57
von Madlen • 1 Beitrag | 1 Punkte

Hallo ihr Lieben,

am 27.09.2022 habe ich die ärztliche Bestätigung bekommen, dass das Herz unseres Kindes nicht schlägt. Es war die rationale Bestätigung zu dem was ich etwa 4 Tage vorher schon begonnen habe zu fühlen. Zwei Tage später hatte ich dann auch direkt die Fehlgeburt. Es war die 10. SSW.

Meine körperlichen Schmerzen und die Erschöpfung, die damit kam, haben mich noch einige Wochen begleitet. Ich war etwa 3 Wochen krankgeschrieben.
Danach bin ich auch wieder direkt ins Arbeitsleben gestartet und habe meinen normalen Alltag gelebt; der durch viel Arbeit, Zusatzausbildung und ein paar private Komplikationen nicht unbedingt rosarot ist. Durch den Alltag habe ich Emotionen geblockt und dadurch nicht zugelassen.

Ende 2022 habe ich dann realisiert, dass ich unseren Verlust noch nicht verarbeitet habe. Aber anstatt zu trauern habe ich mich dann auch wieder direkt mit dem normalen Alltag abgelenkt. Denn für mich stellt sich ernsthaft die Frage, ob es in Ordnung ist zu trauern obwohl es noch so früh war?!
Als dann gestern in einer Fernsehserie eine Frau in der 10.SSW ins Krankenhaus eingeliefert und ihr bestätigt wurde, dass der Herzschlag des Kindes kräftig ist, hat es mich ganz schön aus den Schuhen gekippt. Ich hätte vor knapp 4 Monaten gern diesen Satz beim Arzt gehört "Der Herzschlag ist kräftig" anstatt "Das Herz schlägt nicht".

Und nun weiß ich umso mehr, dass da so viel Trauer für mich zu verarbeiten ist, ich aber keine Wege sehe, wie das gehen könnte.
Welche Wege haben euch geholfen? Ist es Ordnung zu trauern, obwohl es doch erst die 10. SSW war und so viel Zeit schon vergangen ist.

Eure Madlen

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#2

RE: Ist Trauern in Ordnung?

in Eure Geschichte 08.02.2023 12:59
von Katrin • 361 Beiträge | 361 Punkte

Liebe Madlen,
dein Verlust tut mir leid und auch, dass es dich jetzt einholt, dass du zu wenig Zeit zum Trauern hattest.
Es ist definitiv ok, zu trauern - egal wie früh es war! Ich habe von der ersten Fehlgeburt Ende der 7. Woche erfahren, also noch viel früher und trotzdem war der Schmerz wahnsinnig und die Trauer ist für mich nicht abgeschlossen, obwohl es nun fast ein Jahr her ist und ich wieder guter Hoffnung bin. Es geht mir viel besser, ja. Aber es vergeht kein Tag, an dem ich nicht an unsere Sternenkinder denken und sie vermissen würde.
Ich glaube, das gehört dazu. Oft bin ich auch nicht mehr traurig, sondern dankbar, dass sie da waren, wenn auch so kurz. Aber oft genug bin ich auch traurig.
Mir hilft es, weiter über die beiden zu reden und ihnen so Raum in unserem Leben zu geben. Manchmal rede ich auch mit ihnen. Für mich ist es wichtig, dass wir ihnen Namen gegeben haben, mit denen wir über sie reden können. Keine richtigen, weil sie noch so klein waren, aber schöne "Spitznamen". Gut finde ich auch die Sternenecke, die wir im Wohnzimmer eingerichtet haben, wo wir die wenigen Erinnerungen aufbewahren und ich fast jeden Abend eine Kerze anzünde in Gedanken an die Kleinen.
Ich wünsche dir, dass du Zeit und Kraft für die Trauerarbeit findest und du allmählich heilen kannst. Fühl dich gedrückt!

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#3

RE: Ist Trauern in Ordnung?

in Eure Geschichte 08.02.2023 13:57
von Nelke • 2.141 Beiträge | 2151 Punkte

Liebe Madlen,
deine Trauer ist völlig normal.
6 Monate nach meiner zweiten Fehlgeburt hatte ich noch einmal einen richtigen Zusammenbruch und hätte ich sich dann nicht unser Regenbogenbaby auf den Weg gemacht, wäre es bestimmt nicht der letzte gewesen. Eine weitere Trauerphase kam dann ein Jahr nach der Diagnose und der Fehlgeburt und mich graut es jetzt schon vor dem nächsten Jahrestag.
Es ist und bleibt ein traumatisches Erlebnis das uns unser Leben lang prägt.
Ich kann dir nur empfehlen dich auch krank zu melden, wenn es wieder soweit sein sollte. Bleib im Bett, lass die Tränen raus. Das hat mir gut getan.
Ansonsten hab ich mir abends eine feste Zeitspanne gegeben, in der ich zum hundertsten Mal die Ultraschallbilder usw angesehen habe. Danach wird alles wieder zurückgelegt und etwas anderes gemacht. Die Zeitspanne wurde dann immer weniger und irgendwann wollte ich gar nicht mehr nachsehen und sagte mir "morgen erst wieder ist auch ok".
Es gibt nicht den einen einzigen weg, hör auf dein Bauchgefühl 🤗
Liebe Grüße

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#4

RE: Ist Trauern in Ordnung?

in Eure Geschichte 01.05.2023 01:50
von Kaddi2110 • 9 Beiträge | 9 Punkte

Liebe Madlen,

deine Worte haben mich sehr berührt und ich hoffe momentan geht es dir gut! Was ich in meinem eigenen Verlust und durch meine Kontakte gelernt habe, ist, dass jede Frau individuell ist und was manche Frau nach dem 5. Monat gut wegsteckt, stürzt eine andere Frau nach wenigen Wochen in tiefe Trauer. Ich habe durch meine Fehlgeburt zuerst eine Hebamme (die begleiten einen auch durch eine Fehlgeburt, das wusste ich nicht!) und dann eine Psychologin kontaktiert. Dort bin ich seit ca. 4 Monaten in Gesprächen. Wir reden allerdings nicht nur über die Fehlgeburt an sich, sondern auch über meine Glaubenssätze und meine Freundschaften. Sie hat mir einige Techniken beigebracht und Hilfestellung gegeben mit der Trauer umzugehen und auch bei anderen "Baustellen" in meinem Leben.

Jedes Gefühl, das du hast ist immer richtig. Und es hat auch eine Daseinsberechtigung! Wenn du traurig bist, bist du traurig. Und ebenso wirst du auch mit vollem Herzen wieder glücklich sein. Und diese Gefühle haben alle in deinem Umfeld zu akzeptieren. Da kannst du auch den Mut haben das zu kommunizieren. Auch das lerne ich selbst gerade noch.
Unser Baby war ungeplant, ich musste mich in meiner Trauer daher leider ernsthaft Fragen aus meinem Umfeld stellen wie "ich dachte, ihr wolltet kein Kind!?", und mich rechtfertigen, dass ungeplant nicht heißt, dass unser Baby ungewollt oder ungeliebt ist. Das tat weh. Manche aus dem Umfeld schweigen bis heute dazu.
Ich möchte damit nur sagen, dass du darauf achten solltest, dass es DIR gut geht. Und dass du trauern solltest, solange wie du brauchst.
Alles Liebe
Kaddi

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