#31

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 16.02.2023 14:12
von Nelke • 2.169 Beiträge | 2179 Punkte

Meist geht es gegen die Abendstunden wieder los. Das hängt irgendwie mit dem Tag Nacht Rhythmus der Hormone zusammen. Aber ich weiß nicht mehr wie...
Wenn sich schon gut etwas tut sollte die Einleitung eine schnelle Wirkung zeigen. Siehe es als kleine Erholungsphase an. Kräfte sammeln und dann wieder einen Schritt weiter.
Wenn du die Tabletten bekommst, kann es sein, dass die Krämpfe heftiger werden. Im Krankenhaus können sie dir aber Schmerzmittel dazu geben.
Sollst du heute nochmals untersucht werden?

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#32

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 16.02.2023 17:23
von Annarose • 19 Beiträge | 19 Punkte

Die Untersuchung war vorher endlich und mir wieder erklärt, dass noch sehr viel da ist und die Tabletten nur oben, aber nicht am Ausgang wirken. Die Aussicht, nochmal Tage bis Wochen zu warten, evtl. nochmal ein Notfall zu werden, erschien mir anhand der letzten 24 Stunden zu viel.
Nun haben mich mein Mann und meine Tochter besucht, ich bin im op Hemd, habe beruhigungstablette bekommen und stelle mich jetzt darauf ein, dass in zwei Stunden die Operation vielleicht schon geschafft ist.
So sehr ich das nicht wollte, auf einmal fühlt es sich an, als wäre es nun die richtige Entscheidung. Ich fühle mich kein bisschen enttäuscht, sondern jetzt nach all der Anspannung der letzten 24 Stunden erleichtert.
Es wird sicherlich sehr seltsam, morgen zu begreifen, dass da dann nichts mehr ist. Ich hoffe, es geht alles gut, aber habe gestern ja erfahren, dass jede Entscheidung ihre Risiken hat.
Da ich immer noch keine Wehen und keine Blutungen habe, denke ich, das ist nun gut so, wie es kommt. Vor zwei Tagen hätte ich diese Entscheidung nicht treffen können. Vor wenigen Stunden hatte ich noch die Hoffnung, es wäre nicht mehr weit. Aber mein Körper hält mich daran fest und diese Kraft habe ich nicht mehr.
Ich lasse los! Mein starker, schöner Körper lässt das Baby los und es ist gut.

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#33

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 16.02.2023 18:59
von Christina Seyfert • 3 Beiträge | 3 Punkte

Du sagst es dein starker, schöner Körper und du wundervolle starke Fran ♡ Alles Liebe

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#34

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 16.02.2023 20:23
von Nelke • 2.169 Beiträge | 2179 Punkte

Du bist mit deinem Weg im reinen. Dann ist es die richtige Entscheidung. Ich denke an dich, bald kannst du wieder ein Stück nach vorne schauen.
Liebe Grüße 🌸

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#35

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 17.02.2023 13:04
von Jule09 • 10 Beiträge | 10 Punkte

Liebe Annarose, wie ist es gelaufen und wie fühlst du dich?

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#36

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 18.02.2023 07:10
von Annarose • 19 Beiträge | 19 Punkte

Ich möchte so gerne mehr schreiben und das werde ich, aber auch nach einer Nacht zurück zu Hause fühle ich mich einfach nur kraftlos. In weniger als 72 Stunden ist so viel passiert, habe ich so viel erlebt, fühlte ich mich hilflos auf so vielen Ebenen, dass ich wahrscheinlich Tage brauche, um überhaupt emotional im hier und jetzt anzukommen.

Soweit bin ich stabil und habe Unterstützung, aber spüre die Vollnarkose und den Blutverlust in allen Knochen. Die Trauer über den Verlust tritt aktuell hinter Schock und Wut zurück, Wut vor allem darüber, wie viel Leid und Schmerz Frauen durchstehen müssen.

Wie es lief, war es in Ordnung für mich, und doch fühle ich mich so traumatisiert, dass ich gerade nicht denken und fühlen kann. Ich versuche, zu atmen. Und das ist schon viel.

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#37

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 18.02.2023 07:14
von Susanne • 4.593 Beiträge | 4611 Punkte

Oh Annarose, das klingt ganz schrecklich und tut mir von Herzen leid zu hören. Nimm Dir die Zeit wieder in der Welt anzukommen. Viel Kraft dafür.

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#38

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 18.02.2023 08:45
von Nelke • 2.169 Beiträge | 2179 Punkte

Liebe Annerose,
dein Körper hat es geschafft, loszulassen. Das ist solch ein endgültiger Schritt. Auch die Hormone tragen noch ihr übriges bei.
Es ist körperlich eine Meisterleistung und emotional eine Katastrophe. Du hast deinem Baby alles gegeben, was du ihm mitgeben konntest. Nimm dir so viel Zeit zum heilen, wie du brauchst. Irgendwann kommt wieder ein feiner Sonnenstrahl durch die dunklen wolken und irgendwann scheint die Sonne auch wieder für dich.
Ich wünsche dir liebe Menschen in deinem Umfeld, einfühlsame Gesten und ganz viel Wärme 🌺

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#39

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 19.02.2023 12:22
von Annarose • 19 Beiträge | 19 Punkte

Ich bin seit Freitagmittag wieder zu Hause und versuche noch immer, zu begreifen, was alles passiert ist. Seit gestern Mittag hatte ich leichtes Fieber und habe mich extrem ermüdet gefühlt. Ich dachte, es läge am Blutverlust, aber heute Morgen dann mit hohem Fieber war der Corona-Test positiv. Ich habe den ganzen Tag bisher geschlafen und geschwitzt und es tut mir so leid, dass mein Mann nun noch ein bisschen länger für alles verantwortlich ist und ich quasi "ausfalle".

Es ist immer noch unglaublich für mich, dass ich es am Mittwoch geschafft habe, euch zu berichten, wie die "kleine Geburt" anfing. Ich habe vier Stunden lang ununterbrochen geblutet und so viele große Koagel verloren, dass ich gar nicht glauben kann, noch so "fit" gewesen zu sein. Im Nachhinein hätte ich früher merken müssen, dass die Menge an Blut deutlich über dem lag, was überall stand. Spätestens ab 8 war mir eiskalt, so dass ich mich mit dicken Socken unter die Decke gelegt habe. Ich denke, das Liegen hat auch den Blutfluss etwas gestoppt.
Um halb 9 bin ich ins Wohnzimmer gegangen, wo mir nach kurzer Unterhaltung mit meinem Mann total schwindlig wurde. Wir haben es nicht geschafft, wieder ins Schlafzimmer zu gehen, sondern ich bin im Flur zweimal kurz ohnmächtig geworden. Erst zwei Tage später habe ich gemerkt, dass ich auf meine linke Schläfe gefallen bin, die mir wehtat.
Wir haben gemeinsam beschlossen, dass wir den Notarzt rufen. Ich habe ein paar Dinge aufgelistet, die mein Mann einpacken soll, dann haben wir den Rettungswagen gerufen.

Im Krankenhaus wurde ich direkt auf die gynäkologische Abteilung gebracht und von einer netten Ärztin untersucht, die mir versichert hat, ich hätte alles richtig gemacht. Im Ultraschall wurde deutlich, dass die Fruchthöhle schon tiefer gewandert war, aber sie meinte, da hätte ich noch "einiges vor mir". Das hatte ich ja schon erwartet, da außer Koagel nichts abgegangen war. Die Erwartung aller war, dass über Nacht einiges vorangehen würde, aber die Blutungen haben gegen 8 aufgehört und auch Kontraktionen hatte ich nicht. Wir sprachen darüber, dass am nächsten Tag nochmal geschaut würde, ob man mit Medikamenten nachhelfen könnte. Ich wurde auf ein Zimmer gebracht, habe Käsebrot gegessen und Ibu per Infusion bekommen. Glücklicherweise war ich allein im Zimmer, da ich total aufgelöst und neben mir war. Ich habe immer wieder geweint, es kamen Schwestern rein, die Blutdruck und andere Dinge kontrolliert haben. Es half mir, Podcasts zum Thema zu hören, ich hatte Musik dabei und gegen halb 1 habe ich versucht, etwas zu schlafen.

Um 6 Uhr wurde ich geweckt, es ist kaum Blut abgegangen. Die Schwester meinte, mein Hämoglobinwert sei soweit ganz gut, mir war auch nicht mehr kalt. Den ganzen Morgen versuchte ich, mir zu überlegen, was ich nun tun sollte. Ich hatte mir überlegt, dass ich gerne die Medikamente hätte, musste aber bis nach 1 warten, da es Verwirrung mit meiner Versicherung gab und die Klinik unsicher war, welcher Arzt mich untersuchen müsste. Das war sehr anstrengend, da ich ja meine Gedanken nur auf die Untersuchung der Nacht stützen konnte. Ich habe Freundinnen geschrieben und erzählt, dass ich gerne die OP vermeiden möchte.
Tatsächlich hat der Arzt aber sehr nachvollziehbar geschildert, dass einiges Gewebe unten am Gebärmutterhals hängt. Mein Mann kam direkt nach der Untersuchung und gemeinsam trafen wir die Entscheidung, dem Rat des Arztes zu folgen. Am Abend sollte die Ausschabung gemacht werden. Ich klärte alles mit dem Narkosearzt, danach kam mein Mann nochmal mit unserer Tochter. Das war eine gute Erinnerung, weshalb es nun Zeit war, diese Schwangerschaft hinter uns zu lassen.
Am Abend machte ich mich fertig, bekam eine Beruhigungstablette und wurde eine Stunde früher in den OP-Bereich gebracht. Das Gefühl danach, als ich im Aufwachraum wach wurde, war so komisch, weil es mich an die Ohnmacht erinnerte. Um 19 Uhr war ich wieder im Zimmer, das ich mir seit Mittag mit einer Patientin teilte, die sich wegen akuter Schwangerschaftsübelkeit in der 14. SSW eingewiesen hatte. Es war gut, dass wir uns von unseren Leiden erzählen konnten.

Bei der Visite am Freitag wurde mir gesagt, dass alles gut aussehe und ich mittags nach Hause könne. Meine Frage, ob ich das Baby mitnehmen könnte, sorgte für etwas Verwirrung. Da ich ja auch gelesen hatte, dass bei einer Ausschabung alles irgendwie "zerstört" wird, habe ich dann mit meinem Mann besprochen, ob wir doch den Plan ändern und das Baby bei der Sammelbestattung des Krankenhauses verabschieden würden. Er meinte, dass er ein besseres Gefühl hätte, wenn es "mit Freunden" und "an einem sicheren Ort" bestattet würde. Wir hatten geplant, am Wochenende ein kleines Abschiedsritual zu Hause zu machen.

Mein Mann brachte mich nach Hause, wo mir auffiel, dass ich mein Ladekabel nicht eingepackt hatte. Da wir nur wenige Meter vom Krankenhaus wohnen, bin ich gleich zurückgelaufen und habe sie von der freundlichen Krankenschwester ausgehändigt bekommen. Ich drehe mich um und sah, meine Hebamme von der ersten Schwangerschaft. Sie wusste, dass ich ein aby erwarte und hat mich in den Arm genommen, als ich erzählt habe, weshalb ich im Krankenhaus war. Diese Umarmung tat so gut, weil meine Gefühle seit Mittwoch total hinter allem zurücktreten mussten. Ich war erleichtert, dass nun alles geschafft war und doch hatte ich das Gefühl, dass so viele neue traumatische Erfahrungen zu der Fehlgeburt dazugekommen waren.

Ich hatte auf einmal Energie, kaufte in der Stadt Kirschzweige und eine Frühlingsblume, damit wir in den kommenden Wochen etwas Leben in der Wohnung haben. Wieder zu Hause spürte ich eine übermannende Erschöpfung, hatte kaum Appetit. Ich duschte mir das Krankenhaus vom Körper und kämpfte mit starken Schmerzen in Schulter und Nacken. Dazu kam im Verlauf des Nachmittags das Gefühl von Muskelkater in Bauch und Flanken. Ich dachte, das müsse von der Operation kommen, da mir vorher kurz erklärt wurde, in welcher Position ich währenddessen sein würde. Mein Hals war rau und kratzig, worauf mich der Narkosearzt bereits vorbereitet hatte.
Ich schaute mir einen Disneyfilm an und schaltete von allem ab, fühlte mich aber nicht wirklich besser.

Die Schmerzen waren am Samstag noch schlimmer. Ich bekam Gliederschmerzen, fühlte mich heiß und kalt, aber bekam erst am Nachmittag Fieber und Schüttelfrost. Mein Mann sagte, das könne vom Blutverlust kommen, da natürlich mein Immunsystem geschwächt wäre und die Ereignisse der letzten Tage ihre Spuren hinterlassen hätten. Ich trank Eisensaft und nahm Tabletten, ging früh schlafen und hoffte, dass sich nicht noch eine Infektion der Gebärmutter zu all dem Unglück gesellte.

Heute Morgen war alles nur noch schlimmer, das Fieber auf fast 40 Grad gestiegen. Ich rief im Krankenhaus an, wo mir gesagt wurde, dass ich am späten Vormittag am besten vorbeikäme, außer es wäre eine Erkältung. Wir machten einen Corona-Test: positiv, ein zweiter ebenso. Nun wird mir klar, weshalb ich mich die letzten Tage so schlecht gefühlt habe. Ich bin so enttäuscht und kaputt. Meine Energiereserven waren ohnehin schon leer und ich finde, das hätte nun nicht sein müssen.
Den gesamten Tag heute habe ich geschlafen, geschwitzt und gelitten. Mein Kopf kann nicht einmal die Ereignisse der letzten Woche verarbeiten, weil ich einfach nur so, so müde bin.

Unser Abschiedsritual werden wir wohl um ein Wochenende verschieben, ebenso die Arzttermine, die diese Woche angestanden hätten. Meine Hebamme habe ich informiert und fürchte, dass ich sie nun nicht so bald sehen werde. Ich werde mir von meiner Hausärztin am Freitag eine Krankmeldung für einige Wochen geben lassen und, sobald es mir besser geht, auch bei der Beratungsstelle anrufen.
Mir ist immer noch viel schwindlig und ich vergesse zwischendurch regelmäßig, dass die Wartezeit nun vorbei ist. Es ist so viel so schnell passiert, ich war so ohnmächtig im wahrsten Sinne des Wortes. So viele Pläne, die wir hatten, wurden geändert, Entscheidungen an neue Umstände angepasst.
Auch mein Mann ist erschöpft und es tut mir leid, dass er nun statt zu entspannen und über alles zu sprechen, weiterhin für Haushalt und Kind sorgen muss, während ich "ausfalle".

Ich weiß, es wird auch wieder besser und es ist einfach großes Pech, dass ich nun auch noch Corona bekommen habe. Aber es nervt und ärgert mich, weil die letzten Tage körperlich und emotional kräftezehrend genug waren.

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#40

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 21.02.2023 16:48
von Katrin • 368 Beiträge | 368 Punkte

Liebe Annarose,
es tut mir so Leid, was du noch alles durchmachen musstest und musst. Das klingt echt noch heftiger als bei meiner zweiten Fehlgeburt und die war auch hart.
Hoffentlich erholst du dich wenigstens schnell von Corona und überhaupt von allen körperlichen Anstrengungen, damit dann auch deine Seele langsam heilen kann.
Fühl dich gedrückt 💜

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#41

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 23.02.2023 20:24
von Jule09 • 10 Beiträge | 10 Punkte

Liebe Annarose,
es tut mir sehr leid, was du alles mitgemacht hast! Das klingt schrecklich.
Corona braucht man nach alldem nicht auch noch. Ich kann verstehen, wie sehr dich das zusätzlich belasten muss. Ich hatte zwar kein Corona, hing aber während der Diagnose "kein Herzschlag" mit einer dicken Erkältung in den Seilen, was sich zwei Wochen hinzog. Sowas ist nicht schön und macht alles nur noch schlimmer.

Ich hatte mich gestern gegen einen zweiten Versuch mit Medikamenten entschieden und heute die AS gehabt. Der Eingriff verlief wohl gut und ich bin froh, ihn überstanden zu haben. Der ganze Tag kommt mir jetzt zuhause total unwirklich vor und ich bin gespannt was körperlich und emotional in den nächsten Tagen noch auf mich zukommt.

Dir wünsche ich alles erdenklich Gute und hoffe, du kannst schon bald die ersten kleinen Fortschritte machen 🍀

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#42

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 24.02.2023 10:17
von Nelke • 2.169 Beiträge | 2179 Punkte

Liebe Annerose,
jetzt musst du auch noch Corona durchstehen...da kommt wirklich alles auf einmal. Ich wünsche dir gute Besserung und gute Erholung!
Wie geht es dir mental? Kannst du das erlebte ganz langsam akzeptieren und anfangen es zu verarbeiten?
Mir hatte es sehr geholfen zu lesen, wie die einzelnen Trauerschritte ablaufen. Darin erkennt man seinen Standpunkt ganz gut und durchs weiterlesen lässt sich auch die absehbare Besserung erkennen.
Es gibt auch extra Bücher zum Thema trauer nach fehlgeburt/Totgeburt.
Liebe Grüße und viel Kraft 🌺

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#43

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 24.02.2023 10:48
von Annarose • 19 Beiträge | 19 Punkte

Ach, ihr Lieben!

Es tut so gut, zu wissen, nicht allein zu sein mit dieser Erfahrung.
Corona hat mich leider noch immer ziemlich im Griff, wobei ich bei einigen Symptomen gar nicht sicher bin, ob es davon kommt oder von der Erschöpfung der letzten Woche.
Eine Woche ist es jetzt her und ich schwanke zwischen “ist doch nicht so schlimm, lass mal positiv in die Zukunft blicken und damit abschließen” und “wie soll ich jemals wieder normal funktionieren”. Meine Hausärztin hat mich nochmal für zwei Wochen krankgeschrieben und meine Hebamme heute ein paar Dinge aus der Apotheke empfohlen, um die Heilung zu unterstützen.
Ich finde es immer noch so ärgerlich, dass ich all die Termine nicht letzte Woche wahrnehmen konnte. Ich hatte mir dadurch erhofft, alles durchsprechen und verstehen zu können, aber das muss wohl noch etwas warten.
Meine Gedanken wandern schon regelmäßig zu einem neuen Versuch, obwohl ich spüre, dass ich erstmal schauen möchte, ob noch alles regelmäßig ist. Einen Schwangerschaftstest, um den Hormonwert zu testen, hebe ich mir noch auf. Überhaupt merke ich, dass der Gedanke “wir können es ja gleich nochmal probieren” schnell etwas obsessiv wird. Darum versuche ich mich davon eher abzulenken und stattdessen darauf zu konzentrieren, mir etwas gutes zu tun oder ganz bewusst im Moment zu bleiben. Das fällt mir deutlich schwerer als davor, aber meine Tochter ist eine geduldige Lehrerin und winkt gerade schon mit den LEGO Steinen.

Der Gedanke an die Schule stresst mich sehr, da ich das Gefühl habe, nicht mehr die selbe zu sein. Das ist sicher auch okay, aber ich werde einfach mal die nächste Woche auf mich zukommen lassen, hoffe, schnell wieder Corona negativ zu sein, und dann ein Schritt vor dem anderen.

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#44

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 27.02.2023 19:24
von Nelke • 2.169 Beiträge | 2179 Punkte

Hallo Annarose,

du schreibst, dass du zwischen “ist doch nicht so schlimm, lass mal positiv in die Zukunft blicken und damit abschließen” und “wie soll ich jemals wieder normal funktionieren” schwankst.
Das ist doch ein kleiner Schritt nach vorne 😊 Gib dir Zeit, irgendwann fühlt es sich richtig für einen weiteren Versuch an und bis dahin darfst du schwanken.
Ich hoffe, du kommst langsam wieder auf die Beine. Die Fehlgeburt ist für den Körper bereits wahnsinnig belastend. Die Infektion bringt dann noch ihr übriges.
Kannst du dir schon kleine gute Dinge gönnen? Vielleicht ein Bad...Musik hören...einen kurzen Spaziergang in der Sonne?
Liebe Grüße 🌺

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#45

RE: Missed Abortion - Wie lange im Schockzustand?

in Mein totes Kind im Bauch-ich erleide gerade eine Fehlgeburt 01.03.2023 11:29
von Annarose • 19 Beiträge | 19 Punkte

Liebe Nelke,

danke fürs Nachfragen. Diese Woche merke ich ganz arg, wie sehr es einfach schwankt. Am Montag hatte ich gefühlt viel Energie, war spazieren und im Café, nachdem ich offiziell wieder Corona negativ war. Das war aber auch ganz schön erschöpftend, so dass ich gestern und heute eher so "bläh" bin. Immerhin habe ich mich gestern und heute auf einen Spaziergang mit jeweils einer Freundin getroffen. Das tat gut, war aber auch ehrlich anstrengend.

Ich merke, ich bin total empfindlich und sensibel und bekomme viele Dinge in den falschen Hals. Richtig gut tut mir gerade ein Podcast namens "smooth stones", in dem eine Frau, die selbst zwei Kinder verloren hat, wirklich praktische Tipps und Gedankenanstöße teilt. Ich versuche mich gleich daran, meine Gedanken aufzuschreiben und bin mir schon ziemlich sicher, dass da viele auftauchen werden, die mir nicht richtig gut tun. "Dass ich schneller drüber hinwegkommen müsste", "dass ich mir nicht so viel Zeit nehmen darf", "dass es doch ganz natürlich ist" (ein Satz, den die Freundin gestern gesagt hat). Dieses Kleinreden der eigenen Empfindungen merke ich gerade sehr bewusst und versuche, diese Gedanken zu ersetzen durch andere, die mir ein besseres Gefühl geben und meine eigene Erfahrung in den Fokus stellen.
Irgendwie bin ich auch dankbar, dass ich gerade so viel für mich mitnehmen kann, aber merke, dass es sich nicht anfühlt, als wäre es nun zwei Wochen her.

Richtig stolz bin ich, weil ich eben endlich bei der Beratungsstelle angerufen habe. Eventuell kann ich heute noch spontan vorbei oder dann nächste Woche. Ein bisschen Bammel habe ich davor, aber ich weiß, reden tut gerade gut und ich einfach mal jemandem erzählen, was in mir vorgeht, der darin geschult ist, kann nicht schaden. Meine Freundinnen haben gefühlt langsam "genug" vom Thema. Das hat keine gesagt, aber ich habe das Gefühl, von mir würde erwartet, langsam in die Zukunft zu blicken.

Am Montag habe ich auch tatsächlich meine Angst überwunden und einen Schwangerschaftstest gemacht. Das hcG scheint komplett weg, was mich erstmal erleichtert hat. Gleichzeitig kam gleich ganz viel Verunsicherung durch. Wollen wir es gleich darauf ankommen lassen? Braucht der Körper eine Blutung, um wieder "richtig" zu funktionieren? Eine Freundin meinte, im Grunde wäre nun nach dem Eingriff alles wie nach der Periode, aber ich bin mir da unsicher. Man hört ja viel von Frauen, die auch schon zwei Wochen später wieder schwanger werden und irgendwie verunsichert mich das. Meine Hebamme meinte beim Gespräch damals auch, dass der Körper am besten weiß, ob er bereit ist, also man müsste gar nicht viel Rücksicht danach nehmen. Ist das denn so oder ist es sinnvoller, einen oder zwei Zyklen abzuwarten?
Ich hoffe, dass ich morgen meine Hebamme endlich treffen und diese Fragen besprechen kann. Ein Teil von mir sagt, einen Monat verstreichen zu lassen, wäre sicherlich gut. Ein anderer fragt sich, worauf ich denn warten will. Die Angst wird jetzt immer da sein und der Druck und die Sehnsucht nur größer. Irgendwie glaube ich, wäre ich schnell wieder schwanger (wenn das überhaupt wieder so einfach klappt und dann alles gut geht). Wir hatten ja wirklich bewusst gespürt, dass wir jetzt bereit dafür waren. Ich merke, eigentlich will ich einfach gar nicht drüber nachdenken, sondern es einfach passieren lassen. Wenn ich etwas gelernt habe, dann dass ich gar nicht so viel Kontrolle über diese Dinge habe, wie ich immer dachte.

Ich versuche, mir wirklich viel Zeit zu nehmen und mir Gutes zu tun. Gestern habe ich Yoga gemacht und heute plane ich, das abends wieder zu machen. Gleich lese ich ein bisschen und dann koche ich was leckeres fürs Abendessen vor und höre dabei Musik. Die Gefühle einfach rauszulassen, tut wirklich gut, aber geht irgendwie am besten alleine zu Hause. Darum waren meine begleiteten Spaziergänge wahrscheinlich auch so anstrengend. Ich habe gerade wenig Energie, um mich auf andere einzustellen und neige dann dazu, meine eigenen Grenzen zu ignorieren. Das Wahrnehmen und Reinspüren ist gerade so wertvoll für mich und lädt meine Batterien auf, auch wenn sie viel schneller wieder leer sind. Aber ich verstehe, dass das eben zum Trauern gehört und dass das ja auch viel Kraft kostet.

Körperlich merke ich immer noch ziemlich stark das Gefühl von Schwäche und habe fast täglich immer mal wieder ein starkes Ziehen im Rücken. Geblutet habe ich nach dem Eingriff kaum, höchstens zwei Tage und wo ich das so schreibe, wird mir erst klar, dass die "zwei Wochen" kein Baden und kein ungeschützter Sex dann ja nun auch quasi rum sind. Die Zeit steht offensichtlich in meinem Kopf immer noch still. Vielleicht werde ich heute Abend dann tatsächlich in die Badewanne liegen. Ohne Blutungen scheint ja das Infektionsrisiko nun auch gering.

Es geht irgendwie voran hier und es hilft so sehr, diese Unterstützung zu haben und mich immer wieder daran zu erinnern, dass ich alles in meinem Tempo machen darf und muss. Am Ende geht es eben nur so.

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