Hallo zusammen,

nach ein wenig stillem Mitlesen, möchte ich meine Gedanken und bisherige Geschichte hier nun auch teilen.
Allein das Mitlesen hat mir bisher schon sehr geholfen, einfach zu wissen, dass ich nicht allein bin. Denn es fühlt sich für mich schnell so an.

Nach 5 Zyklen hielt ich am 1.12.22 endlich den positiven Schwangerschaftstest in der Hand. Mein Mann war dabei und wir waren sehr glücklich, wenn auch noch etwas vorsichtig, da ich den ersten Test relativ früh gemacht hab (an dem Tag, wo ich eigentlich meine Periode bekommen sollte).
Ein paar Tage später testeten wir nochmal und nun war der zweite Strich sehr sehr deutlich zu sehen.
Da die Weihnachtszeit kurz bevorstand, bekam ich erst Anfang des neuen Jahres einen Termin bei meinem Frauenarzt - da wäre ich schon in der neunten Woche. Gar nicht so schlecht, meinte meine Hebamme, da man dann im Ultraschall schon mehr sehen könne.
Wir hatten noch niemanden von der Schwangerschaft erzählt außer ich einer engen Freundin, da wir den Termin abwarten wollten. So kam dieser Termin, nachdem mir Blut abgenommen und ich aufgeklärt wurde, haben wir bei der Ärztin dann direkt denn Ultraschall gemacht. Mein Mann durfte zum Glück dabei sein.
Da kam der erste Schock: Kein Herzschlag, der Embryo wurde auf 6. Woche geschätzt - also eigentlich viel zu klein. Meine Ärztin hat sehr einfühlsam reagiert und meinte, "Vielleicht sind Sie einfach noch nicht so lange schwanger wie gedacht". Wir waren erst einmal geschockt und wussten in dem Moment gar nichts mehr, daher fand ich diese Reaktion rückblickend sehr gut. So hatten wir zunächst den Raum alles zu verstehen und zu verarbeiten.
Zwei Tage später wurde mir nochmal Blut abgenommen, um das Beta-HCG zu kontrollieren. Einige Tage später war ich wieder in der Praxis: Das Beta-HCG war gesunken und auch im Ultraschall konnten wir keine Veränderung sehen. Die Diagnose lautete also Missed Abortion.
In der Zeit des Wartens hatte ich mich viel informiert und wusste schon recht genau, was so meine Optionen sind. Das half mir persönlich sehr, ich hab immer ganz gerne einen Plan. Diese Ungewissheit fand ich sehr schlimm. Sodass ich durch die Diagnose auch ein wenig erleichtert war, wenn auch trotzdem super traurig und berührt.

Zusammen mit meiner Ärztin entschied ich mich dafür Cytotec zu nehmen. Am gleichen Tag nahm ich das Medikament ein und bekam in der Nacht Blutungen. Die Blutungen hielten jedoch nicht lange, im Wesentlichen den einen Tag und etwas Schmierblutung, dafür aber auch einige Koagel (ich habe mich ein bisschen erschrocken am Anfang, hier konnte mich das Forum auch beruhigen ). Ich telefonierte ein paar Tage später mit meiner Ärztin und sie war aber optimistisch, dass das schon alles gewesen sei.
Etwa 10 Tage später war ich dann zur Kontrolle nochmal da, und im Ultraschall konnten wir sehen, dass das doch noch nicht alles war. Ich war wieder geschockt und traurig, wusste im ersten Moment gar nicht weiter. Die Ausschabung wollte ich immer noch nicht. Da ich auch keine Symptome hatte wie Fieber oder Krämpfe, sah meine Ärztin auch kein Problem darin nochmal Cytotec zu probieren.
Also nahm ich vor ein paar Tagen die zweite Dosis Cytotec und seitdem blute ich nun wieder. Bisher hält die Blutung auch länger an. Ich hoffe sehr, dass nun alles abblutet. Ich habe nächste Woche nochmal einen Kontrolltermin.

Emotional ist das Ganze natürlich auch sehr bewegend. Mein Mann und ich haben uns sehr auf dieses Baby gefreut und haben schon grobe Zukunftspläne gemacht bzw. uns die Zukunft natürlich ausgemalt.
Mir hilft es sehr darüber zu sprechen, mit ein paar engen Freundinnen habe ich dies auch schon getan. Mein Mann möchte am liebsten, dass es niemand weiß. Da gehen wir total unterschiedlich mit um, was okay ist, es aber natürlich auch schwierig macht. Ich habe dadurch ein wenig das Gefühl, es nicht erzählen zu dürfen.
In meinem engeren Umfeld sind wir aber so ziemlich die ersten, die sich mit dem Thema Kinderwunsch beschäftigen, daher suche ich nun auch den Austausch hier im Forum.

Ich habe eigentlich das Gefühl, so traurig ich manchmal bin (und das kommt dann in ruhigen Situationen einfach manchmal hoch), bisher ganz gut damit umgehen zu können. Dadurch, dass mich das ganze aber immer noch auch körperlich begleitet (habe ja noch Blutungen und manchmal Krämpfe), kann ich es auch nicht so einfach Ausblenden.

Seid ihr und euer/eure PartnerIn auch so unterschiedlich damit umgegangen?
Was hat euch geholfen/ habt ihr vielleicht noch Tipps für mich?
Gibt es auch Selbsthilfegruppen oder ähnliches für Betroffene? Ich glaube so ein Austausch würde mir auch helfen. Ich weiß aber nicht so richtig, wie ich sowas finde oder angehen kann.

Vielen Dank schon einmal für eure Antworten

Liebe Vivian

erstmal sende ich Dir eine ganz dicke Umarmung! Ich kann deine Situation sehr gut nachempfinden, wir alle haben diese Situation in ähnlicher Art und Weise erlebt.

Zu dem Zeitpunkt, als mir mein Arzt Cytotec gab, standen eigentlich 10 Tage lang ersehnten Urlaub an. Das Forum hier hat mich ermutigt meinem Körper zu vertrauen und die Auszeit zu nehmen. Ich blieb die ersten 3 Tage zuhause um die erste grosse Blutung abzuwarten. Danach haben wir alles mögliche gepackt, samt extra Cytotec und Binden, und sind mit dem Auto weggefahren.

Für mich war das das Beste, was wir hätten machen können. Obwohl ich ebenfalls nochmal Cytotec nehmen musste, gab mir die Auszeit so viel Kraft und Sonne. Ich hatte Zeit für mich und meinen Körper, hatte aber auch Ablenkung und konnte ein paar schöne Momente mit meinem Mann genießen und nach einer Woche fühlte ich mich wieder zuversichtlich.

Was hat mir geholfen:

Der Austausch in diesem Forum
Ganz viel Zeit mit meinem Partner - zusammen schweigen, weinen, trösten
Der Tapetenwechsel - weg von der Toilette auf der ich stundenlang bleiben musste, dem Bett , in der ich am Anfang wie ich Schockstarre lag, usw.
Podcasts/Meditationen

Vertraue deinem Körper und sei gut zu Dir!

Hallo,
mir tut dein Verlust sehr leid. Fühl dich gedrückt.
Mein Partner geht damit anders um als im Vergleich zu mir. Ihm tut es auch weh, aber ich denke er hat es "einfacher", da er noch keine starke Bindung zu unserem Baby in der Zeit aufgebaut hatte. Ich stecke immernoch im innerlichen Kampf mit mir selbst.
Mir tat es gut viel über das Geschehene zu reden. Wir hatten damals die Schwangerschaft schon vor der 12. SSW verkündet, dementsprechend wusste auch dann jeder was Sache war und ist.
Ich führe auch mein Schwangerschaftstagebuch fort. Dort schreibe ich dann meine aktuellen Gedanken/Gefühle rein. Oder ich hab auch eine Art Gedenkstelle im Wohnzimmer eingerichtet.
Die meisten Städte bieten inzwischen Selbsthilfegruppen für Sterneneltern an. Manchmal ist es aber auch eher schwierig im Internet diese Gruppen zu finden. Manche Krankenhäuser haben auch Selbsthilfegruppen für Sterneneltern.

Liebe Vivian,
zu allererst möchte ich dir sagen wie tapfer du alles meisterst. Da ist körperlich als auch seelisch nicht einfach. Es tut mir so so leid für euch, dass ihr sowas erleben müsst. Ich stecke aktuell in einer sehr ähnlichen Lage. Wir hatten einen Herzschlag und auch bei uns war alles zu klein bis wir Gewissheit hatten der Herzschlag ist leider weg. Letzte Woche habe ich mich auch für Cytotec entschieden. Erster Versuch war vaginal jedoch alles sehr harmlos und dann nochmal oral. Einmal Dienstag und einmal Donnerstag. Und jetzt die letzten Tage kommt einiges raus. Es ist niederschmetternd mit jedem Toilettengang. Mir hilft sehr viel zu lesen, mit meinem Mann sprechen, mich mit Betroffenen auszutauschen oder auch all meine Gedanken niederzuschreiben. Ich bin gerne für dich da ♡ Fühl dich gedrückt Jenny

Kleiner Nachtrag... wenn es bei euch die erste Schwangerschaft war, wie bei mir auch... ich verstehe nicht wie ich Vertrauen zurückgewinnen soll. Ich sehe einfach kein Licht...

Vielen Dank für eure lieben Antworten! Es tut mir sehr gut das zu lesen und zu wissen, dass ich nicht allein bin !!

@ Simone: Das mit der Auszeit ist ein guter Punkt. Mein Mann und ich planen auch schon Urlaube oder kleinere Reisen, das wird uns sicher gut tun.
Ich hab auch schon in einige Podcasts reingehört - kannst du vielleicht einen empfehlen? Meditiert habe ich vorher schon gern, das werde ich auch weiterführen.
Vielen Dank für deine Impulse!

@NataschaA97: Danke für deine Ideen! Ich führe zwar nicht direkt ein Schwangerschaftstagebuch, aber wenn mir viele Gedanken im Kopf kreisen, schreibe ich mir gerne alles von der Seele - gerade auch jetzt.
Ja, im Internet konnte ich noch nicht so viel zu Selbsthilfegruppen finden. Ich würde auch mal meine Hebamme fragen, vielleicht weiß die etwas.

@Jennifeeer107: Danke für deinen Zuspruch!
Was liest du denn so, hier im Forum oder hast du auch Bücher zu dem Thema, die du empfehlen kannst?
Das ist ein guter Punkt den du noch ansprichst! Ich weiß rational, dass eine Fehlgeburt erstnochmal kein Grund zur Sorge sein muss und einfach "eine Laune der Natur" gewesen sein kann. Aber ich glaube kaum dass ich so hoffnungsvoll und unbedarft in eine nächste mögliche Schwangerschaft starten kann! Ich kann mir gerade emotional kaum vorstellen wieder schwanger zu werden, weil irgendwie alles noch so frisch ist.

Hey Vivien, ich verstehe deine Gedanken und Gefühle sososo sehr. Die erste Schwangerschaft und so ein Start in den Kinderwunsch ... Tausend unbeantwortete Fragen.
Ich habe sehr viel im Internet und auf Instagram gelesen. Das Buch jede 3. Frau wollte ich mir noch kaufen. Podcasts da wollte ich auch mal reinhören. Kannst du was empfehlen.

Danke dir für deinen Austausch. Es spricht sich doch leichter mit Personen in ähnlichen Situationen. Ich habe hier echt quer Beet still mitgelesen und wie du auch meine Geschichte geteilt.

Das Buch "Jede 3. Frau" habe ich mir ein paar Wochen nach meiner FG gekauft und bin mit der Hälfte durch. Ich kann es auf jeden Fall empfehlen.
Ich höre z.B. den Podcast von der Sandy Urban (Love grows inside you). Sie hatte selbst auch eine FG. Oder auch Babybauchblog. Sie hatte 2 FG. Ansonsten gebe ich bei Spotify einfach FG o.ä. ein und lasse mich inspirieren.
Was ich auch empfehlen kann ist KiWu-Yoga mit Julia Glesti. Sie hat auch ein paar Videos für Yogaeinheiten nach einer FG.
Ich mache im Moment auch einen Kurs von Storchgeflüster (Fehlgeburt "loslassen").

Danke Natascha, da sind einige interessante Sachen dabei. Das mit dem Yoga habe ich jetzt auch mehrfach gelesen. Ich mache so schon sehr gerne Yoga. Muss ich mir mal näher anschauen. Ich danke euch allen so.

Das Buch 'Jede 3. Frau' steht nun auch auf meiner Liste, das möchte ich auch lesen. Danke euch für den Tipp!

@Jennifeeer107: Ja, das ist tatsächlich ein denkbar schlechter Start . Bei Podcasts hab ich bisher auch einfach 'FG' bei Spotify eingegeben und mir was rausgesucht, was ich spannend fand. Ich mochte z.B. eine Folge der Techniker Krankenkasse, das ist ein Gespräch mit einer Ärztin. Ist aber eher ein 'wissenschaftlicher' Blick auf das Ganze und vielleicht nicht für jeden was, aber mir hat es geholfen (Podcast: "Ist das noch gesund? - Der Gesundheitspodcast der Techniker" und die Folge "Fehlgeburten: Warum manche Schwangerschaften plötzlich enden - mit Dr. Nadine Al-Kaisi").

@NataschaA97: Danke für deine Ideen, das mit dem Yoga oder Sport generell klingt gut, das schau ich mir auch mal an!

Jede 3. Frau habe ich auch gelesen, in machen Berichten habe ich mich auch wiedergefunden. Ob es mir geholfen hat, weiß nicht… Mutmach-Posts helfen mir auch nicht…😬

Was ich gut fand, und wirklich empfehlen kann, ich bin zu einer Osteopatin und zu einer Heilpraktikerin, beide auf Kinderwunsch spezialisiert und mit viel Erfahrung. Die Gespräche und Behandlungen (ich nenne es mal „Massagen“, auch wenn es nicht ganz stimmt) haben mir gut getan. Nach zwei Jahren Kinderwunsch und Fehlgeburten und vielem sonst habe ich mich aus den Augen verloren. Die Termine waren einfach für mich, nur für mich, zur Entspannung, zur Selbstfindung, zur Meditation und ich bin oft mit neuen Denkanstößen nach Hause. Diese Zeit habe ich mir genommen und nehme sie mir immer noch. Vielleicht findet ihr ja jemanden bei euch in der Nähe.

Ich habe über Weihnachten die Bücher „Schwanger werden beginnt im Kopf“ und „das alternative Kinderwunsch-Wunsch“ gelesen. Ob das alles so stimmt, weiß ich nicht. Aber ich fand es doch auch hilfreich, mich mit meinen Ängsten auseinanderzusetzen.

Für den Kurs "Loslassen" von storchgeflüster habe ich mich auch angemeldet. Der erste Einblick war sehr positiv. Informatives, Yoga, Erfahrungen, etc. Bin ich sehr gespannt wie es unterstützen kann.

@ Dany: Danke für deinen Einblick! Ich hab mir auch schon vorgenommen, mir bewusst Zeit für mich zu nehmen bzw. auch Dinge einfach mal für mich zu machen.

@ Jennifeeer107: Ich hab mir den Kurs mal angeschaut, das sieht echt spannend aus. Berichte gerne mal, wie es dir gefallen hat!



Leider war mein Kontrolltermin diese Woche beim Frauenarzt wieder sehr ernüchternd: Es ist immer noch etwas da, also jetzt offiziell 'abortus incompletus' . Also trotz zweimal Cytotec mit Blutungen und Krämpfen, heißt es jetzt für mich Ausschabung. Ich hätte die OP gerne vermieden, aber das möchte mein Körper wohl nicht. Das ist irgendwie sehr frustrierend, andererseits bin ich froh, dass es damit dann erst einmal 'geschafft' ist - zumindest körperlich. Ich habe Respekt vor der OP - es ist schließlich mit kurzer Vollnarkose, aber mein Mann wird bei mir sein.

Oh nein. Das tut mir leid dass du da noch durch musst. Ich schicke dir ganz viel Kraft. Davor graut es mir auch so sehr. Ich blute immernoch und mein FA sagt wenn es aufhört soll ich zur Nachkontrolle kommen. Spätestens aber in einer Woche melden. Puuuh ich kann körperlich und mental einfach nicht mehr.
Werde mich Samstag an den Kurs setzen aber der erste Einblick und auch die Verbindung mit Yoga klingt schonmal passend für mich. Ich werde dir schreiben wie er ist

Liebe Vivian,

dein Verlust tut mir sehr leid. Wie ist es dir in der Zwischenzeit ergangen? Ich hoffe, du hast die AS gut überstanden.

Ich war letzte Woche bei 7+2 mit meiner ersten Schwangerschaft zum ersten Mal bei meiner Frauenärztin. Als es zum ersehnten Ultraschall kam, konnte man schon ein kleines sehr menschlich aussehendes Wesen erkennen und mir ging sofort das Herz auf 😍
Die Ärztin stellte dann aber auch gleich fest, dass kein Herzschlag zu sehen ist 😭
Auch ich habe das deutlich erkannt. Ich habe mich bis zum Auto noch zusammengerissen und dann kamen erstmal die Tränen.
Nachdem es ansonsten schon wie ein Baby aussah, glaube ich nicht, dass der Herzschlag noch kommen wird, auch wenn mein Zyklus etwas verzögert ist (irgendwas sagte die Ärztin). Auch bei mir sind die Schwangerschaftssymptome weg und ich warte im Grunde auf die Blutung aber mein Körper scheint sich noch nicht trennen zu wollen. Dieser Schwebezustand ist nach dem ersten Schock das Schlimmste. Ich habe auch Angst vor einer AS.
Mein Partner hat mich am Tag des Arzttermin toll getröstet aber seitdem haben wir nicht mehr darüber geredet, die Stimmung ist eher gedrückt aber mir kommt es so vor als sei das Thema für ihn schon mehr oder weniger erledigt. Ansonsten weiß niemand von der Schwangerschaft. Auch auf der Arbeit nicht, da ich nun auch schon die 3. Woche krankgeschrieben bin. Die fragen sich natürlich auch was mit mir los ist aber ich habe Angst, es meiner Chefin zu erzählen. Sie hat Pläne mit mir und dann bin ich vermutlich nur noch die, die demnächst vielleicht wegen einer Schwangerschaft ausfällt.

Viele Grüße
Jule