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Regenbogenbaby nach zwei Fehlgeburten und künstlicher Befruchtung

in Mutmach-Posts von Müttern mit Regenbogenbabys 21.01.2023 14:39
von Goldlöckchen • 8 Beiträge | 8 Punkte

Regenbogenbaby nach zwei Fehlgeburten und künstlicher Befruchtung

2019 wurde ich nach drei Monaten des „Probierens“ zum ersten Mal schwanger. In SSW 8 hatte ich eine Fehlgeburt, eine Missed Abortion, mit snschließender Ausschabung. Die Ärzte sagten „Das kann passieren. Probieren Sie es einfach weiter.“ So einfach war es natürlich nicht. Wir brauchten lange, um uns von unserer Trauer zu erholen. Wieder schwanger wurde ich nach 10 Monaten. Es lief von Anfang an nicht gut und es folgte die zweite Fehlgeburt in SSW 6. Diese Fehlgeburt traf mich anders hart. Während ich bei der ersten um das Baby trauerte - man konnte es im Ultraschall schon richtig erkennen - so trauerte ich bei der zweiten eher um „unsere Hoffnung“, da mir sofort klar war, dass etwas nicht stimmte. Dass es eben kein unglücklicher Zufall mehr war, wie alle sagten. Nach der zweiten Fehlgeburt war mir klar, dass wir einen langen Weg vor uns hatten und ich wusste nicht, wo ich noch die Kraft dafür hernehmen sollte. Das war der Schmerz der zweiten Fehlgeburt.
Die Ärzte meinten wieder „einfach weiter probieren“, aber das lehnte ich ab. Es ging mir so schlecht, dass ich wusste, sollte der dritte Versuch auch wieder so enden, würde ich es nicht noch einmal versuchen können. Ich überredete meine Frauenärztin zu mehreren Untersuchungen. Von ihr und eigentlich überall mussten wir uns anhören „Das untersucht man eigentlich erst nach der dritten Fehlgeburt. Warum machen Sie das schon so früh?“ Ich antwortete dann immer „Weil es unser Wunsch ist.“ Punkt. Ohne weitere Erklärungen. Sonst wäre ich bei jedem Arzttermin zusammengebrochen. Es war eine harte Zeit. Da die Untersuchungen nichts ergaben, beschlossen wir, in eine Kinderwunschklinik zu gehen. Und ich wechselte den Frauenarzt. Zum Glück hatte ich eine Bekannte von früher, von der ich wusste, dass sie selbst ihr Kind mit Hilfe einer Kinderwunschklinik im Ausland bekommen hatte. Ich fragte, ob es in Ordnung für sie sei, ihr Fragen zu stellen und sie willige zum Glück ein. Darüber bin ich bis heute heilfroh und dankbar. Ihre Erfahrungen und Hinweise haben uns viele Umwege, Zeit und unnötiges Leid und Warten erspart. In der Kinderwunschklinik in unserer Stadt lief es zunächst nicht so gut. Die Untersuchungen und Termine zogen sich hin, es hieß immer nur, noch länger Warten… schon wieder warten, noch einen Monat, noch anderthalb. Letztendlich wechselten wir die Klinik und dann ging alles ganz schnell. Kaum waren die Untersuchungen durch, ging es an die konkrete Planung und die Termine. Eine ICSI würde es werden (dabei wird die Eizelle im Labor mit einem Spermium befruchtet und das daraus resultierende Embryo in den Uterus transferiert… laienhaft erklärt…). Das erste Mal mit dem „frischen“ Embryo klappte es nicht. Wir waren sehr enttäuscht. Der zweite Transfer mit dem eingefrorenen Embryo war jedoch erfolgreich. Ich war schwanger! :)
Hätte es in der deutschen Klinik nicht funktioniert, wäre eine weitere Option das Ausland gewesen, so wie meine Bekannte es gemacht hatte. Hier in Deutschland wurde unser Baby aus meiner Eizelle und dem Spermium meines Mannes „zusammengemixt“, im Ausland besteht jedoch auch die Möglichkeit einer Eizellspende. Dabei trägt die Mutter das Baby von sich und ihrem Mann aus, ist sber genetisch gar nicht mit ihm verwandt… was irgendwie auch verrückt ist, aber dafür, endlich mein Baby zu bekommen, hätte ich auch das getan. :) Aber es war ja nicht nötig, denn ich war ja schwanger, mit genetisch 100%-ig unserem Kind.
Die Schwangerschaft war nicht leicht. Es gab mehrere Komplikationen. Wir wechselten ständig zwischen Glück und Angst, einmal sah es nach einer dritten Fehlgeburt aus, dann nach einer tödlichen Behinderung, dann wieder alles ok, dann hatte ich Corona. Letztendlich kam unser kleiner Schatz drei Wochen zu früh als gesundes properes Baby zur Welt. Vor kurzem haben wir seinen ersten Geburtstag gefeiert. Wir sind glücklich und übernächtigt und beseelt und k.o. Ganz normale Eltern halt. :)
Zwei unserer Embryos liegen in der Klinik noch auf Eis. Wir bezahlen jeden Monat Miete für ihre kleine Embryo-WG. Wir wissen es noch nicht, aber falls wir noch ein zweites Kind möchten, dann können wir es.

Mein Fazit oder Hinweis an alle noch-nicht-Mamas, die das Gleiche durchmachen, wie wir…
- Hört auf euer Bauchgefühl.
- Findet heraus, was ihr braucht.
- Eine Fehlgeburt ist oft noch ein Tabu-Thema. Aber das kann euch egal sein. Entscheidet selbst, ob ihr darüber sprechen möchtet oder lieber nicht.
- Wechselt den Arzt. Wenn euch euer Arzt nicht auf eurem Weg unterstützt, oder unsensibel ist, oder euch nicht ernst nimmt, oder oder oder. Wechseln!
- Sucht euch „Leidensgenossinnen“. In so ziemlich jedem Freundeskreis gibt es eine Frau, die schon eine Fehlgeburt hatte. Wenn ihr eine kennt, fragt sie einfach, ob ihr euch an sie wenden könnt. Stellt ihr Fragen. Hört ihr zu. Lasst euch Hinweise geben.
- Habt den nächsten Schritt im Hinterkopf. „Wenn diese Untersuchung nichts ergibt, dann…“, „Wenn dieser Transfer nicht funktioniert, dann..“ Das hilft…
- S*****t auf die Meinung anderer. Wer selbst keine Fehlgeburt und unerfüllten Kinderwunsch erlebt hat, der hat keine Ahnung davon, wie es euch geht, was ihr jetzt am besten tut oder was es für medizinische Möglichkeiten gibt. „Es passiert, wenn ihr aufhört, es zu versuchen.“ - FALSCH. „Also die Schwester meiner Freundin ist nach ihrer Fehlgeburt gleich wieder schwanger geworden.“ - SCHÖN FÜR SIE, ABER KANN EUCH EGAL SEIN. „Es war ja zum Glück noch kein richtiges Baby.“ - DOCH! … Solche Aussagen sind vielleicht nicht böse gemeint, aber unglaublich verletzend. Führt euch dennoch immer wieder vor Augen, dass EURE Gefühle genau richtig sind, so wie sie gerade sind. Ihr könnt so viel trauern, wie ihr es braucht. Ihr könnt tun, was immer ihr für das Richtige haltet. Es ist euer Weg. Umgebt euch mit Menschen, die euch wirklich unterstützen. Setzt den anderen Leuten Grenzen.

Ich wünsche euch, dass euer Herz heilen kann und dass ihr lernt, mit dem Schmerz zu leben.
Und denjenigen, die sich trotz ihres Verlustes weiterhin nach einem Baby sehnen, denen wünsche ich ein gesundes Kind im Arm.

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#2

RE: Regenbogenbaby nach zwei Fehlgeburten und künstlicher Befruchtung

in Mutmach-Posts von Müttern mit Regenbogenbabys 22.01.2023 06:42
von Susanne • 4.558 Beiträge | 4576 Punkte

Herzlichen Glückwunsch zu Eurem Kind und danke, dass Du Deine Erfolgsgeschichte mit uns geteilt hast!

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#3

RE: Regenbogenbaby nach zwei Fehlgeburten und künstlicher Befruchtung

in Mutmach-Posts von Müttern mit Regenbogenbabys 22.01.2023 09:33
von Nelke • 2.141 Beiträge | 2151 Punkte

Hallo goldlöckchen,

vielen Dank für deine Geschichte.
Auch bei dir lag das Bauchgefühl richtig. Es ist immer wieder erstaunlich, wie sehr es doch Recht haben kann.
Ich wünsche euch alles gute und viele tolle bleibende Erinnerungen

Liebe Grüße, 🌺

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