#1

Abbruch SSW17, Trisomie 18

in Eure Geschichte 23.10.2022 20:05
von Anja79 • 28 Beiträge | 28 Punkte

Hallo miteinander.
Die Geburt unserer Tochter ist nun einen Monat her. Am 21.09. kam sie in der 17. SSW per Einleitung zur Welt.

Ich bin 43 Jahre alt und noch ein Kind zu bekommen, war eigentlich nicht geplant. Wir haben bereits zwei erwachsene Kinder, 20 und 23 Jahre alt. Nach dem Schreck, war ganz schnell entschieden, das wir dem kleinen Wunder eine Chance geben und haben uns darauf gefreut nochmal Eltern zu werden.

Von Anfang an wurde ich engmaschig von meiner Frauenärztin untersucht. Mit Ü40 und Übergewicht gelte ich als Hochrisikoschwangere. Ich wurde auch früh zum Diabetologen geschickt und hatte recht früh einen Termin zur Feindiagnostik.

Das stresste mich etwas und ich hatte immer so ein leises Gefühl, das vielleicht etwas nicht stimmt. Das tat ich allerdings als Blödsinn ab. Das kommt davon, weil es überall nur heißt Risiko, Risiko, Risiko. Ich habe zwei gesunde Kinder, was soll da schon schiefgehen.

Nachdem meine Frauenärztin lange im Urlaub war, hatte ich endlich in SSW 13 meinen Termin zum 1. Screening. Die Vertretung wollte keine Untersuchungen vornehmen. Bei dieser Untersuchung stellte meine Frauenärztin eine verdickte Nackenfalte fest und machte direkt für ein paar Tage später einen Termin bei der Pränataldignostik. Blut wurde auch abgenommen für den Pränatest.

Am Mittwoch darauf dann die große Untersuchung. Es dauerte und dauerte. Größe und Gewicht normal, alles dran. Die Nabelschnur hat allerdings nur eine Vene nicht zwei. Nicht weiter schlimm. Aber dann ist da noch das Herz. Das ist schwerst fehlgebildet. Es pumpt nur sauerstoffarmes Blut in den Kreislauf des Babys. Hat nur eine Herzkammer und nur ein Klappe, die nicht schließt. Wir stehen unter Schock. Das erste Mal hören wir was von Abbruch. Was? Gibt es keine Möglichkeit? Wir sollen den Pränatest abwarten und auf Wunsch kann noch eine Fruchtwasseruntersuchung gemacht werden.

Wir fahren nach Hause, Tränen laufen. Muss unser Kind sterben? Schon am nächsten Tag sitze ich bei der Frauenärztin mit dem Ergebnis vom Bluttest. Unser Kind hat Trisomie 18. Eine Welt bricht zusammen. Die Woche darauf habe ich die Fruchtwasseruntersuchung mit gleichem Ergebnis.

Zusammen mit dem Herzfehler ist die Prognose sehr schlecht. Es ist sehr wahrscheinlich, das unser Mädchen die nächsten Wochen nicht überleben wird. Nach ein paar Tagen steht für uns fest, das wir, insbesondere ich, das nicht durchstehen können. Zu warten, das die Maus stirbt. So entschieden wir uns unter vielen Tränen und sehr schweren Herzens dazu, die Kleine gehen zu lassen.

Die Geburt war kurz und ganz ruhig. Die Tage vorher und danach waren für mich die Hölle. Ich hatte solche Schuldgefühle.

Wir konnten uns von unserem Mädchen verabschieden und sie hat jetzt einen Platz auf dem Friedhof bei meinen Großeltern.

Heute, einen Monat später, ist es etwas besser. Ich muss nicht mehr den ganzen Tag weinen. Nur sobald ich zur Ruhe komme, laufen die Tränen. Ich vermisse unsere Tochter so sehr. Streichle immer mal wieder den leeren Bauch und stelle mir vor, was hätte sein können.

Die Zeit wird die tiefe Wunde heilen. Die Narbe bleibt ein Leben lang und auch die unendliche Liebe und Sehnsucht nach meiner Tochter.

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#2

RE: Abbruch SSW17, Trisomie 18

in Eure Geschichte 23.10.2022 20:20
von Susanne • 4.558 Beiträge | 4576 Punkte

Liebe Anja, herzlich Willkommen nochmal hier. Dich hat es nun doppelt schwer getroffen, oder? Zum einen musstest Du Abschied von Deiner Tochter nehmen und zum anderen vielleicht auch von dem durch diese Schwangerschaft geweckten Wunsch nach einem 3.Kind? Wie geht es Deiner Familie mit dem Schicksalsschlag? Wirst Du aufgefangen?

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#3

RE: Abbruch SSW17, Trisomie 18

in Eure Geschichte 23.10.2022 20:30
von Anja79 • 28 Beiträge | 28 Punkte

Unsere Familie und Freunde sind mir eine gute Stütze. Mein Mann und ich haben auch direkt nach der Diagnose Unterstützung von der Diakonie erhalten und gehen dort nun regelmäßig hin.

Unsere Familien gehen fast alle sehr einfühlsam mit unserem Schicksal um und sind teilweise auch sehr betroffen. Wir sind wirklich dankbar, das wir so gut gehalten werden.

Und der Wunsch nach einem weiteren Baby, ja der ist da. Wir wissen aber auch, das die Wahrscheinlichkeit dafür nicht allzu groß ist.

Vorallem sind wir dankbar für die Kinder, die wir haben und schauen, was die nächsten Monate noch bringen.

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