Hallo Leni,

„Ist euer Sohn einfach verstorben oder was ist passiert, wenn ich fragen darf?!“

Ja - wir haben in dieser Schwangerschaft alles untersuchen lassen was man bei Fehlbildungen tun konnte (Harmonie Test, erweiterte Fehlbildungsscreening, Ultraschall bei jeder Vorsorge). Mit jeder Woche wurden wir sicherer. Es gab keine Anzeichen auf Probleme. Ab Januar hätte ich aufgehört zu arbeiten, ich hatte konkrete Vorstellungen vom Wochenbett, der Organisation, habe einen neuen Strampler gekauft, die Umgestaltung der Einrichtung mit meinem Mann geplant, es unsere Tochter gesagt … all diese Gedanken habe ich erst wenige Wochen vor der Diagnose zugelassen. Und dann hat es uns erwischt.

Ich bekam eine extreme Erkältung (mittlerweile seit 5 Wochen) mit Nebenhölenentzündung, musste Antibiotika nehmen. Mir ging es sehr schlecht. Ich habe ca 3 kg abgenommen, habe versucht mich auszuruhen. In dieser Zeit hat sein Herz aufgehört zu schlagen - ohne das ich es gemerkt habe.

Die Ärzte meinen dass sich hinter den Symptomen auch einen andere Krankheit verbergen kann, die sich auch auf unseren kleinen Mann auswirken könnte. Daher die Tests auf Vieren. Aber es gibt natürlich noch tausende andere Möglichkeiten, die nie gefunden werden können. Auch die Obduktion wieder wahrscheinlich keine Ergebnisse liefern, da er bei der Diagnose bereits seit 10 bis 14 Tagen tot war. Bleibt die genetische Untersuchung - und das wäre wahrscheinlich das Aus für den Kinderwunsch.

Ich mache mir viele Vorwürfe, ob ich früher zum Arzt hätte gehen sollen um Antibiotika zu nehmen, oder mich besser schützen,… aber keiner weiß ob es etwas geändert hätte.

„Und ich wünsche euch zu gegebener Zeit noch viel mehr Mut, wieder vertrauen zu haben und einem neuen Leben eine Chance zu geben.“

Danke, doch im Moment ist alles sehr dunkel. Wir schließen es nicht kategorisch aus, doch ich will zuvor alle Untersuchungen haben (Gerinnung, Kinderwunschklinik, ….) und was es sonst alles gibt. Ich will ausschließen, dass es etwas gibt was nicht in Ordnung ist und man vor einer erneuten Schwangerschaft ausschließlich kann.

Auch für meinen Mann ist es sehr schwer. Bei ihm kommt die Angst um mich noch dazu. Noch solch einen Verlust, womöglich noch später würden wir tatsächlich nicht ertragen.

Hallo liebe Sabine.

Es ist schon wahnsinnig, dass man alles untersuchen lässt und tut und macht, um diesen Schmerz nicht nochmal erleben zu müssen… und dann passiert sowas. Auch heute bin ich sprachlos.

So stellt man es sich ja auch einfach nicht vor. Man macht seine Pläne und lässt Freude zu und alles sieht gut aus. Wenn sowas einmal
passiert, ist es ja schon schlimm genug. Aber erneut und dann auch zu einem Fortgeschrittenen Zeitpunkt, ist es einfach heftig.

Wahrscheinlich hättest du nichts tun können. Ich hoffe aber sehr, dass eure Fragen beantwortet werden. Das stelle ich mir wichtig vor, damit man mit der Situation klar kommt und nicht die Schuld bei sich sucht…

Mach dir aber bitte keine Vorwürfe, da tut dir jetzt nicht gut. Du hast deinen kleinen Schatz gewollt und alles getan, damit es ihm gut geht. DU bist daran nicht schuld. Bitte sag dir das, wenn sich blöde Gedanken einschleichen.

Das braucht jetzt alles seine Zeit und ihr braucht Antworten und eine Perspektive. Bleibt im Gespräch und macht es nicht jeder alleine mit sich aus.

Und wenn die Zeit gekommen ist, dann entscheidet ihr… aber gerade ist alles noch zu frisch und der Schmerz denk ich zu groß. Ihr müsst jetzt „gesund werden“ und das muss heilen.

Es tut mir wirklich so leid.

Du kannst dich jederzeit bei mir melden, wenn du Bedarf hast.

Ganz herzliche Grüße

Hallo Anja,

ich kann auch sagen, dass es mir besser geht. Knapp drei Wochen nach der Geburt bin ich für einige Tage weggefahren und brauchte das auch. Es hat mir wirklich gut getan.

Die Beerdigung war vielleicht doch nochmal ein weiterer „Abschluss“.

Durch meine Kinder bin ich natürlich viel abgelenkt… mal ist das gut, mal nicht.

Ich kann gut und viel über alles sprechen, was mir sehr wichtig ist. Ich möchte es für mich nicht zum Tabuthema machen und brauche die Gespräche zur Verarbeitung.

Im Großen und Ganzen glaube ich, dass ich auf dem „richtigen“ Weg bin.

Das wünsche ich dir auch sende liebe Grüße

Heute ist die stille Geburt meiner Tochter genau drei Monate her. Dass der Schmerz über diesen Verlust wahrscheinlich nie weg sein wird, war mir schon klar….

Ich kann mich nicht daran erinnern, an welchem Abend der letzten Wochen ich mich nicht in den Schlaf geweint habe. Mein Kopf beschäftigt sich eigentlich durchgehend mit diesem Tag und es kamen immer neue Erinnerungen hinzu. Dinge, die ich in diesem Moment hingenommen und nicht wirklich wahr genommen habe. Eine Hebamme, die durch die Praxis hat meinen Termin absagen lassen mit der Aussage „die war ja bei der Pränatalmedizin“, so nach dem Motto „ das Kind stirbt eh-Termin nicht nötig“. Diese Frau hat mich bei meinen ersten zwei Schwangerschaften betreut und mich in so einer Situation so verletzt und enttäuscht.

Das Krankenhauspersonal, dass freundlich war. Aber wo jegliche ehrliche Aufklärung gefehlt hat. Eine Geburt ohne Begleitung, in eine Toilettenschüssel. Zehn Minuten später direkt in den OP geschoben. Eine Ärztin die währenddessen scherzend mit Kollegen telefoniert. Meine Tochter habe ich verabschiedet, alleine mit meiner Mama in einem Nachwehenzimmer. Niemand vom Personal war da, der mir Fragen beantworten konnte oder mich irgendwie unterstützt hat. Am nächsten Tag wurde ich entlassen und war auf mich selber gestellt. Keine Nachsorge durch die Hebamme oder sonst was.

Ich habe wahnsinnige Schuldgefühle, dass ich meine Schwangerschaft beendet habe und nicht gewartet habe, dass meine Tochter es tut. Das war die ganze Zeit mein Zwiespalt und am Ende habe ich die Entscheidung getroffen um mich vielleicht zu schützen. Gerade fühlt es sich aber ganz stark so an, als hätte ich als Mutter versagt. Ist es nicht meine Aufgabe, meinem Kind bis zum Ende beizustehen? Dies würde ich für meine lebenden Kinder ja auch tun.

Und ich glaube, da können mir alle Menschen um mich rum sagen, dass ich keine Schuld trage. So sind meine Gefühle dazu…

Liebe Susanne.
Vielen Dank. Ich dachte erst, dass ich „okay“ damit bin und eigentlich normal klar komme. Die letzten Wochen habe ich aber gemerkt, dass ich immer tiefer in dieses Loch rutsche. Tagsüber funktioniere ich gut und ich glaube, viele merken es mir auch nicht an. Morgen habe ich einen Termin bei meiner FA, die auch psychologische Betreuung/Beratung anbietet.

Ich habe in den letzten Wochen eher versucht, einen Brief ans Krankenhaus zu schreiben. Ich finde es schrecklich, dass man das Gefühl hat, dass es das Tagesgeschäft dort ist. Vielleicht ist es das- aber eine Mutter in dieser Situation sollte das Gefühl nicht bekommen. Vielleicht schaffe ich es, den Brief irgendwann fertig zu stellen.

Das möchte ich machen. An mir arbeiten und dafür, dass sich nach mir niemand mehr so fühlen muss… das hat keine Mama verdient. Der Verlust ist schon schwer genug.

Liebe Leenie,
wie schade, dass es dir weiter so schlecht geht. Solche besonderen Daten sind ja besonders schwer.
Aber es klingt auch generell ganz schön hart. Die Entscheidung, die du treffen musstest, macht es ja noch schwerer.
Aber ich glaube fest, dass du die beste Mama für deine Tochter warst und bist, die sie haben konnte! Du hast getan, was dir möglich war und wofür du die Kraft hattest. Das reicht. Und deine Tochter weiß bestimmt, wie geliebt sie ist!
Ich schicke dir viel Kraft! Fühl dich fest umarmt!

Liebe leenie,
diese Gefühle kann dir keiner abnehmen. Du bist und bleibst eine Mutter, die ihr Kind überalles liebt. Keiner konnte dir die Sicherheit geben, dass das kleine später keine schmerzen haben wird. Und welche Mutter will schon, dass das Kind leiden muss 😔
Hast du jemanden, der sich auch zum hundertsten Mal deine Sorgen anhört? Reden ist so wichtig. Es sollte nicht einschlafen....bzw du solltest nicht den Eindruck haben, nicht mehr offen reden zu dürfen weil andere denken, es sei schon so lange her.
Bald ist Weihnachten, das vergrößert das Loch nur umso mehr. Vielleicht kannst du dich mit etwas besonderem ablenken? Einen Ausflug planen, in eine Therme fahren, Kinobesuche? Irgendwas, Hauptsache nicht so viel zu Hause sein.
Ich wünsch dir liebe Menschen um dich und einen guten Arzttermin.
Liebe Grüße 💮

Vielen Dank für die lieben Worte.

Ich hatte gestern den ersten Termin bei meiner Psychologin/Frauenärztin. Es hat mir schon wahnsinnig viel gebracht. Ich konnte so viele offene Fragen klären… ich bin sehr positiv und gelöst uns diesem Gespräch gegangen. Wir werden weiter daran arbeiten. Darüber bin ich sehr froh. Es braucht einfach Zeit…

Danke an euch und eine große Umarmung