#1

Frühe FG- Die ganze Geschichte

in Eure Geschichte 16.09.2022 13:00
von Asyouwish • 2 Beiträge | 2 Punkte

Hallo ihr lieben!
Wie alle Frauen hier eint uns leider eine traurige Geschichte. Ich möchte gerne meine mit Euch teilen und hoffe auch durch das Aufschreiben, noch ein wenig weiter mit der Verarbeitung zu kommen. Aber beginnen wir vorne.
Ich bin gerade 28 Jahr alt geworden und mein Mann und ich wünschen uns schon länger ein Kind (vielleicht auch mehr, dem steht noch alles offen). Nun kann ich von mir nicht behaupten sehr geduldig zu sein oder gerne "den Dingen ihren Lauf lassen", nein leider bin ich ein sehr dickköpfiger, ungeduldiger Kontrollfreak. So auch hier, nach 3 frustrierenden Übungszyklen (und ich weiss wie wenig Zeit, das eigentlich ist) hatte ich endlich ein Plus auf einem Test. Ich war noch nie so glücklich wie in diesem Moment, war ja auch gerade eine Freundin von mir auch Schwanger und ich malte mich schon gemeinsames Kinderwagen schieben etc. pp aus.
Wie man das eben so macht rief ich die Woche darauf meine Frauenärztin an und wurde zunächst direkt mal abgeschmettert mit einem Termin in 5 Wochen, weil "es ist ja noch viel zu früh", "man sieht eh nichts" und so weiter. Natürlich wusste ich, dass man mit der Freude vorsichtig sein sollte, aber mal ehrlich, wer denkt nach einem positiven Test direkt an eine Fehlgeburt? Um mich von diesem nicht so schönen Erlebnis abzulenken, dachte ich, ich tue mir etwas gutes. Kaufte mit Schwangerschaftstee, richtete eine Schwangerschafts-App ein und kaufte natürlich (nicht viel) schon mal ein paar neutrale Söckchen und einen Body. Trotz der Arbeit ging es mir echt gut. Ich hatte zwar Morgens leichte Übelkeit und war tagsüber oft müde, aber ich genoss diese Anzeichen. Schließlich fühlte ich mich so besonders und glücklich mit meinem kleinen Würmchen im Bauch!

Dann hatte ich diesen Albtraum. Einen Traum von Blut im Slip, wachte auf und war zwar beunruhigt, aber hey es war ja nur ein Traum. Ich ging wie jeden Morgen ganz normal zur Toilette und war so müde, dass ich es gar nicht bemerkte, das Blut. Ich sah es und brach direkt in Tränen aus, rief meinen Mann und saß einfach nur weinend auf unseren Badezimmerboden. Mein Mann, sehr überfordert, rief meine Mutter an und nach langem hin und her entschieden wir ins Krankenhaus zu fahren. Dort dann der nächste Horror. Mehr Blut. Kein Arzt. Rückblickend saß ich 7 Stunden in der Notaufnahme, blutend, weinend, einfach fix und alle.

Als dann endlich ein Arzt kam, um mich zu untersuchen, hatte ich bereits jegliche Hoffnung aufgegeben. Er diagnostizierte die Fehlgeburt, nahm Blut ab und schickte mich nach Hause. Ach ja einen Harnwegsinfekt diagnostizierte er noch. Ich solle in einer Woche zur Kontrolle einen Frauenarzt aufsuchen. Und da verlor ich zunächst einmal mich selbst. Ich weinte und litt und betete und und und wie schon zuvor in der Notaufnahme. Aber das Gefühl überschwemmte mich immer wieder ohne Rücksicht auf Verluste.

Es ist jetzt fast eine Woche her, ich habe einen wundervollen Ehemann und wundervolle Freunde und Familie, die sich um mich kümmern, mit mir sprechen und einfach da sind. Und wie fühle ich mich?
Leer. Ich weine nicht mehr so viel wie am Anfang, dennoch habe ich viele Fragen und Gefühle. Die wichtigste ist "Wann können wir es wieder versuchen?". Aber auch viele weiter Dinge gehen mir durch den Kopf:

-Darf ich überhaupt traurig sein? Es war doch noch so früh! (6. Woche) Ich hatte nichts, nichtmal ein Bild. Nur ein paar positive Tests.
-Darf ich so früh schon wieder Lachen?
-Darf ich über meine Erfahrung sprechen?

Auch beschäftigt mich, dass ich körperlich nichts spürte. Keine Schmerzen, selbst die Blutung nahm schnell ab. Ab und an zweifle ich an mir selbst, auch wenn die Schwangerschaft ja festgestellt worden ist. Ich fühle mich schlecht, weil andere Frauen viel später eine Fehlgeburt erleiden mussten und Schmerzen erlitten und ich hier sitze und es mir trotzdem sehr schlecht geht.

Aber man muss darüber sprechen. Diese Thema sollte kein Tabu sein. Es hilft so wahnsinnig sich mitzuteilen. Und der Schmerz sitzt Tief, egal in welcher Woche man dieses Schicksal erleidet.
Vielleicht erhoffe ich mir hierdurch ein paar Liebe Worte von Müttern, die mein Schicksal teilen. Vielleicht auch einfach nur Erleichterung, alles aufzuschreiben, was mir durch den Kopf geht. Vielleicht hilft es auch der ein oder anderen, dies würde mich Freuen! Und Danke für dieses Forum, um sich auszutauschen!

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#2

RE: Frühe FG- Die ganze Geschichte

in Eure Geschichte 16.09.2022 14:08
von Katrin • 361 Beiträge | 361 Punkte

Liebe Asyouwish,
dein Verlust tut mir wahnsinnig leid! Es ist schlimm, was du durchmachst.

Auch wenn es noch so früh war, hast du trotzdem dein geliebtes Kind verloren. Du hast jedes Recht der Welt, zu trauern, wütend zu sein, ratlos, dich mitzuteilen. Du darfst darüber sprechen. Auf jeden Fall! Wenn es dir guttut, mach das.
Ich ging und gehe auch offen damit um und spreche darüber, weil ich dieses
Tabu schrecklich finde. Es kann schließlich niemand etwas dafür. Es passiert einfach. So oft...

Ich habe unser erstes Kind auch früh verloren. In der 7. Woche. Auch für mich war der Schmerz wahnsinnig. Es hat mich ehrlich gesagt überrascht, wie schlimm es war - ich dachte auch: Es war doch noch so früh. Aber wir sind damit nicht allein, es ist nicht komisch oder verrückt, so sehr um so ein winziges Kind zu trauern. Ich dachte auch, wenn das Kind länger tot ist, als es bei uns war, müsste es doch endlich besser werden. Aber es war ein langer, schwerer Weg und ich bin immer noch oft traurig und habe Angst.

Ich habe von unserer 2. Fehlgeburt am letzten Tag der 12. Woche erfahren. Aber tatsächlich war in manchem der Verlust unseres ersten Kindes noch schlimmer.
Ich glaube, mir ging es ähnlich, wie dir. Ich habe sehr darunter gelitten, dass es überhaupt nichts von diesem Kind gab. Keinen Mutterpass, kein Ultraschallbild, kein Grab. Einfach nichts. Natürlich hat es unglaublich geschmerzt, auch unser zweites Baby verabschieden zu müssen. Aber es gibt wenigstens ein Grab. Einen Ort, wo ich die Trauer hintragen kann.
Nach der 2. Fehlgeburt haben wir eine Sternenecke im Wohnzimmer mit den wenigen Erinnerungen an die beiden, einer Kerze und Blumen eingerichtet. Das hätten wir schon nach der ersten tun sollen, denn das tut gut.

Vielleicht hilft dir ja auch eine Kiste oder Ecke mit den Söckchen, dem Body, dem Tee, den Tests? Ich weiß, es ist so ein geringer Trost. Aber mir zumindest hilft es, einen Ort zu haben. Dinge, die ich in die Hand nehmen kann, wenn es sonst nichts gibt. Wenn die Liebe ins Leere fällt.

Und natürlich darfst du auch lachen. Ich glaube, die Seele deines Babys weiß, wie sehr du es liebst und dass du alles für es getan hast. Und ich glaube nicht, dass es dem Kind hilft, wenn du dir auch noch kurze Momente des Lachens und der Freude verbietet. Du lebst schließlich weiter und musst lernen, ohne dein Kind zu leben. Das geht nicht ohne Lachen. Deshalb liebst du dein Kind ja nicht weniger.

Wann könnt ihr es wieder versuchen?
Bei mir hat es nach der ersten Fehlgeburt recht lange gedauert, bis ich wieder meine Tage bekommen hab, weil das beta-HCG nicht gesunken ist. Nach der zweiten aber nur einen Monat. Und beide Male bin ich direkt wieder schwanger geworden, obwohl es fast ein Jahr gedauert hatte, bis ich das erste Mal schwanger wurde. Es kann also schnell gehen. Auch wenn dir das jetzt vermutlich nicht so vorkommt. Aber eine Woche ist ja auch so wenig Zeit.

Bist du eigentlich krankgeschrieben? Ich jedenfalls hätte keinesfalls arbeiten können und habe lange gebraucht, bis es wieder ging. Es ist ganz legitim dir Zeit für dich und für die Trauer zu nehmen. Es ist schließlich so hart, was du gerade durchmachst!

Schön, dass du noch beten kannst! Ich konnte das anfangs so gut wie nicht und das war schlimm, denn eigentlich ist mein Glaube wesentlicher Teil meines Lebens. Ich fühlte mich einfach so gottverlassen und hadere noch immer. Wie geht es dir da?

Ich wünsche dir alles Gute, Momente in denen du Kraft schöpfen kannst und liebe Menschen um dich herum!

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#3

RE: Frühe FG- Die ganze Geschichte

in Eure Geschichte 16.09.2022 14:12
von LunaBlum • 111 Beiträge | 111 Punkte

Liene Asyouwish,

zunächst einmal mein herzliches Beileid für deinen Verlust. Ich hoffe, dass du in deinem Umfeld ganz viel Unterstützung erfahren kannst in dieser schwierigen Zeit.
Ich habe das auch zwei mal erleben müssen, beim ersten Mal auch recht früh, ohne vorherigen Ultraschall und auch mir ging es danach viele Wochen lang sehr schlecht.
Bitte fühl dich nicht auch noch zusätzlich schlecht, weil es dir nicht gut geht! Jede Frau hat das Recht zu trauern - egal welche Woche es war. Und es ist meiner Erfahrung nach auch wichtig zu trauern, um danach wieder bereit zu sein für einen neuen Versuch.
Mir hat es auch sehr geholfen mit Freundinnen und Familie darüber zu sprechen. Es hat mir dabei geholfen, es zu verarbeiten und dann wussten im privaten Umfeld alle Bescheid und konnten Rücksicht nehmen.
Aber jede muss da auch ihren eigenen Weg finden und dafür - was auch immet für dich gazu gehört (und das kann auch Lachen sein!) - wünsche ich dir viel Kraft! Deine Luna

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#4

RE: Frühe FG- Die ganze Geschichte

in Eure Geschichte 16.09.2022 14:32
von Asyouwish • 2 Beiträge | 2 Punkte

Hallo Katrin!
Danke für deine Lieben Worte! Mir tut es sehr leid, dass du diese schmerzliche Erfahrung erneut durchleben musstest! Mein herzliches Beileid!
Ich finde es auch total bewegend, dass du versuchst mir meine Fragen zu beantworten, auch danke dafür!
Es gibt noch eine Kiste mit den Söckchen und den Sachen, vllt nutze ich diese zur Trauer!

Ja ich habe Montag den Kontrolltermon bei der Frauenärztin und werde sie fragen, wann wir weiter an unserem Kinderwunsch arbeiten können. Ich kenne viele u.a. Auch meine Mutter die danach schnell gesunde Kinder zur Welt gebracht haben. Meine Mama sagt mir ich solle nur in den Spiegel schauen!
Noch bin ich krank geschrieben. Am Dienstag müsste ich wieder arbeiten, das lasse ich erstmal auf mich zukommen!

Also ich bin zwar gläubig, auch wenn ich es nicht als festen Bestandteil meines Lebens bezeichnen würde! Aber irgendwo tief in mir glaube ich, dass Gott einem nur das zumutet, was man auch ertragen kann. Auch wenn es sich nicht immer so anfühlt. Keine Ahnung ob das Sinn macht!

Ich wünsche dir auch von Herzen alles gute!

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#5

RE: Frühe FG- Die ganze Geschichte

in Eure Geschichte 16.09.2022 14:47
von Susanne • 4.591 Beiträge | 4609 Punkte

Hallo und herzlich willkommen! Vielleicht hilft dir, gerade als gläubigen Menschen, die Vorstellung, dass die irdische Hülle für die Seele des für Euch bestimmten Kindes noch nicht gut genug war, um dort für immer einziehen zu können. Es musste sich für eine Zeit nochmal zurück ziehen, um dann zu einem späteren Zeitpunkt wieder zu kommen, in der Hoffnung, dass dann der bereit gestellte Körper für ein Leben brauchbar ist. Fühl dich gedrückt, Susanne


zuletzt bearbeitet 16.09.2022 14:48 | nach oben springen

#6

RE: Frühe FG- Die ganze Geschichte

in Eure Geschichte 17.09.2022 16:22
von Katrin • 361 Beiträge | 361 Punkte

Liebe Asyouwish,
ich würde das nicht als Antworten auf deine Fragen sehen. Die kannst du nur selbst finden. Es sind meine Gedanken dazu und wie ich mit manchem umgehe. Vielleicht hilft dir was davon, vielleicht auch nicht.
Ich wünsche dir jedenfalls, dass am Montag alles gut aussieht und es dir peu à peu wieder besser geht.
Liebe Grüße!

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#7

RE: Frühe FG- Die ganze Geschichte

in Eure Geschichte 18.09.2022 15:13
von AMC • 64 Beiträge | 64 Punkte

Liebe Asyouwish, ich hatte auch einen Verlust in der 6. SSW und ich kann gut nachvollziehen, wie es dir geht! Fühl dich gedrückt! Alles Liebe! 🍀

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